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Heinrich
Hein|rich 〈m. 1; unz.; Bot.〉 Guter \Heinrich Gänsefuß mit breiten, dreieckigen, spießförmigen Blättern: Chenopodium bonushenricus

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Hein|rich:
in den Wendungen den flotten H. haben (salopp; Durchfall haben);
den müden H. spielen/auf müden H. machen (ugs.; langsam sein beim Arbeiten, sich nicht anstrengen);
der grüne H. (österr.; die grüne Minna).

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I
Heinrich,
 
englisch Henry ['henri], französisch Henri [ã'ri], Herrscher:
 
 Heiliges Röm. Reich:  
 1)Heinrich I., König (seit 919), Herzog von Sachsen (seit 912), * um 875, ✝ Memleben 2. 7. 936, Sohn Herzog Ottos I. von Sachsen, Vater von 9); Liudolfinger; trat als Herzog in Gegensatz zu König Konrad I., der ihm Thüringen zu entziehen suchte. Nach ottonischer Stiftungslegende (Widukind von Corvey) soll ihn Konrad aufgrund seiner militärischen Stärke zu seinem Nachfolger designiert haben (von der neueren Forschung angezweifelt); Franken und Sachsen wählten ihn 919 in Fritzlar zum König. Um seine Herrschaft auf einen Bund der »Stämme« zu stützen, lehnte Heinrich Krönung und Salbung ab, sah sich allerdings gezwungen, sein Königtum gegenüber den Herzögen Arnulf dem Bösen von Bayern (919 zum ersten Gegenkönig der deutschen Geschichte gewählt) und Burchard I. von Schwaben mit militärischen Drohungen und Zugeständnissen, v. a. hinsichtlich der Kirchenhoheit, durchzusetzen. Mit der Aufhebung der Kirchenhoheit beendete Heinrich 926 nach Burchards Tod die schwäbische Eigenständigkeit. Bereits 921 hatte der westfränkische Karolinger Karl III. das Königtum Heinrichs anerkannt. Nach dessen Absetzung gewann Heinrich 925 Lothringen für das Reich (nunmehr »regnum Teutonicorum« genannt). Den jährlichen Einfällen der Ungarn begegnete er 926 zunächst mit einem neunjährigen Waffenstillstand, den er zur Anlage von Burgen im östlichen Sachsen (u. a. Meißen, 929) und zur Aufstellung eines gepanzerten Reiterheeres nutzte. Nach Aufkündigung des Vertrages schlug er die Ungarn 933 bei Riade mit einem Heer aus seinem gesamten Herrschaftsgebiet. 927-929 hatte Heinrich die Elbslawen (Brandenburg) sowie Böhmen unter seine Oberhoheit gebracht, 934 gewann er das Land zwischen Eider und Schlei (dänische Mark). 935 schloss Heinrich einen Freundschaftsvertrag mit den Königen Ludwig IV. von Westfranken und Rudolf II. von Hochburgund, die gegen Anerkennung ihrer Königswürde durch ihn endgültig auf Lothringen verzichteten. Mit diesem Schritt sowie einem geplanten Zug nach Rom stellte sich Heinrich, der wohl schon 926 von Rudolf II. die Heilige Lanze (Reichsinsignien) erhalten hatte, endgültig in die Tradition karolingischer Politik. Schwer erkrankt, designierte er seinen ältesten Sohn (Otto I.) zum Nachfolger (schon in der Hausordnung von 929 verankert).
 
Literarische Behandlung:
 
An seinen Beinamen »auceps« (Vogler, Vogelfänger; erstmals im 12. Jahrhundert belegt) knüpfen Sagen an, woanach die Boten, die Heinrich seine Wahl zum König mitteilten, ihn am Vogelherd (angeblich »Finkenherd«, Quedlinburg) überrascht haben sollen (v. a. Gedicht von J. N. Vogl, »Herr Heinrich sitzt am Vogelherd. ..«, vertont von C. Loewe).
 
Literatur:
 
H. Diwald: H. I. (1987).
 
 2) Heinrich II., der Heilige, König (seit 1002), Kaiser (seit 1014), als Heinrich V. Herzog von Bayern (seit 995), * Bad Abbach 6. 5. 973, ✝ Pfalz Grone 13. 7. 1024, Sohn von 10), Urenkel von 1); letzter Liudolfinger (bayerische Linie); als Verwandter des Kaiserhauses 1002 gegen Markgraf Ekkehard I. von Meißen und Herzog Hermann II. von Schwaben als Nachfolger Kaiser Ottos III. zum König gewählt. In Italien verweigerte ihm der von den dortigen Großen zum König ausgerufene Markgraf Arduin von Ivrea die Anerkennung. Auf seinem ersten Italienzug stellte Heinrich in Italien die erschütterte deutsche Herrschaft durch Arduins Niederwerfung wieder her und ließ sich 1004 in Pavia selbst zum König Italiens krönen. Herzog Bolesław I. Chrobry von Polen (König seit 1025), der Heinrich ebenfalls nicht anerkannte, musste ihm nach drei wechselvollen Feldzügen (1002-18) huldigen. Den mit ihm verbündeten Markgrafen Heinrich von Schweinfurt besiegte Heinrich ebenfalls. Das entstandene Machtvakuum im östlichen Franken füllte er durch die Belehnung seines Schwagers Heinrich von Luxemburg mit Bayern sowie durch die Gründung des Bistums Bamberg (1007). Mit seinen Schenkungen an Bistümer sowie der Förderung der Gorzer Klosterreform führte Heinrich das Reichskirchensystem seinem Höhepunkt zu, wobei die königliche Gewalt gleichzeitig gestärkt wurde. Im Westen behauptete sich Heinrich zunächst in Auseinandersetzungen mit den Grafen von Flandern. Durch Erbvertrag (1006) mit König Rudolf III. von Burgund sicherte er sich die Anwartschaft auf Burgund (1016 Lehnsauftrag durch Rudolf). 1013 zog Heinrich erneut gegen Arduin nach Italien. In Rom entschied er sich in der Frage der Nachfolge von Papst Sergius IV. für Benedikt VIII. aus dem Haus Tusculum, der am 14. 2. 1014 die Kaiserkrönung an Heinrich und seiner Frau Kunigunde vollzog. Nach der Neuordnung der italienischen Bistümer und Klöster kehrte Heinrich nach Deutschland zurück. 1020 suchte ihn Papst Benedikt in Bamberg auf, um seine Hilfe in Unteritalien zu gewinnen. Heinrich setzte dort mit seinem dritten Italienzug 1021/22 die Oberhoheit des Reiches durch. - Heinrich, der kinderlos starb, wurde in Bamberg beigesetzt; 1146 wurde er heilig gesprochen (Tag: 13. 7.).
 
Heinrich wurde seit dem 11. Jahrhundert dargestellt als Kaiser mit Krone, Zepter und Reichsapfel, auch als Stifter (Antependium aus dem Baseler Münster, um 1020, Paris, Musée de Cluny; Bamberger Dom, Gnadenpforte, um 1220); seit dem 13. Jahrhundert auch als Heiliger (Bamberger Dom, Adamspforte, vor 1237). Sein Attribut ist ein Kirchenmodell (Kreuzigungsaltar von B. Bruyn dem Älteren, um 1515-20, München, Alte Pinakothek; Skulpturen von H. Leinberger in der ehemaligen Benediktinerklosterkirche in Moosburg, 1511-14, und von I. Günther in der ehemaligen Benediktinerklosterkirche in Rott am Inn, 1762). Ein Zyklus mit Szenen aus der Legende Heinrichs befindet sich u. a. an seinem Grabmal im Bamberger Dom (1499-1513, von T. Riemenschneider).
 
Literatur:
 
B. Neundorfer: Leben u. Legende. Die Bildwerke am Grab des Kaiserpaares H. u. Kunigunde im Bamberger Dom (1985);
 H. Hoffmann: Mönchskönig u. »rex idiota«. Studien zur Kirchenpolitik H.s II. u. Konrads II. (1993).
 
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Ottonen: Kaisertum zwischen Aachen und Rom
 
 
 3) Heinrich III., König (seit 1028, regierte seit 1039), Kaiser (seit 1046), König von Burgund (seit 1038), Herzog von Bayern (seit 1027) und von Schwaben (seit 1038), * 28. 10. 1017, ✝ Pfalz Bodfeld 5. 10. 1056, Sohn von König Konrad II. und Gisela, Vater von 4); Salier; schon 1026 zum König gewählt, 1028 gekrönt, folgte er seinem Vater 1039 in der Königswürde. Erfüllt von kirchlichen Reformideen (Cluny), suchte Heinrich seine Herrschaft im Einklang mit deren Zielen zu führen; er begriff sich selbst als Vicarius Christi in seinem Königsamt. Dem um sich greifenden Fehdewesen suchte Heinrich durch königliche Friedensgebote im Sinne von Gottesfrieden zu begegnen. Sein herrscherliches Handeln im Einklang mit den kirchlichen Vorschriften ließen ihn sein Investiturrecht in Übereinstimmung mit kirchlichen Erfordernissen ausüben. Diese Überlegungen, durch seine zweite Frau, Agnes von Poitou, noch verstärkt, veranlassten ihn, in die Auseinandersetzungen um den Papstthron einzugreifen. Auf seinem Romzug ließ er im Dezember 1046 durch Synoden zu Sutri und Rom die streitenden Päpste Gregor VI., Benedikt IX. und Silvester III. absetzen und Bischof Suitger von Bamberg als Klemens II. zum Papst erheben, der ihn am 24. 12. zum Kaiser krönte. Zugleich wurde er Patricius von Rom und machte als solcher nacheinander noch drei deutsche Bischöfe zu Päpsten (Damasus II., Leo IX., Viktor II.). Damit dehnte er die Kirchenreform auch auf Rom aus. 1047 belehnte Heinrich zwei Normannenführer mit der Grafschaft Aversa und mit dem Herzogtum Apulien als Vasallen des Reichs. Im Osten gelang Heinrich 1041 die Unterwerfung des Herzogs Břetislaw I. von Böhmen. Die Könige von Ungarn nötigte Heinrich, ihr Königreich von ihm zu Lehen zu nehmen und das Land bis zur Leitha abzutreten. Auch Herzog Gottfried den Bärtigen von Lothringen zwang er zur Unterwerfung.
 
 4) Heinrich IV., italienisch Enrico IV., König (seit 1056), Kaiser (seit 1084), * Goslar (?) 11. 11. 1050, ✝ Lüttich 7. 8. 1106, Sohn von 3), Vater von 5); 1054 zum König gewählt. Für ihn regierte nach dem Tod des Vaters (1056) zunächst seine Mutter Agnes von Poitou. Sie gab die Herzogtümer Schwaben an Rudolf von Rheinfelden, Kärnten an Berthold II. von Zähringen, Bayern an Otto von Northeim, die bald die gefährlichsten Gegner des Königtums wurden. 1062 erzwang Erzbischof Anno II. von Köln mit der Entführung des Königs einen Regentenwechsel. Die Fürsten regierten das Reich, neben Anno v. a. Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen (1066 gestürzt).
 
Beim Versuch, die zerrüttete Königsmacht wiederherzustellen, den Heinrich in Sachsen ansetzte, erlitt er Rückschläge. Er musste 1073 aus der Harzburg fliehen und im Vertrag von Gerstungen 1074 der Schleifung der Harzburgen durch die aufständischen Sachsen zustimmen. Mithilfe der süddeutschen Fürsten warf er in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut (13. 6. 1075) die Sachsen nieder.
 
In Italien hatte das Reformpapsttum durch die verfallene Reichsautorität an Einfluss gewonnen. Über die Besetzung des Mailänder Erzbistums geriet Heinrich 1073 mit Papst Alexander II. in Konflikt. Nach kurzfristiger Annäherung Heinrichs an Alexanders Nachfolger Gregor VII., verursacht durch die sächsischen Unruhen, geriet ihr Verhältnis wegen Mailand und der Politik Gregors gegenüber den deutschen Reichsbischöfen in eine offene Krise. Gregor drohte Heinrich mit Absetzung, Heinrich seinerseits ließ Gregor durch eine Synode (Worms, 24. 1. 1076) absetzen, worauf Gregor ihn bannte und Heinrichs Untertanen vom Treueid entband (15. 2.; erste Absetzung eines Römischen Königs durch den Papst). Fürsten und Bischöfe verließen im Investiturstreit den König und beschlossen in Trebur (Oktober 1076) seine Absetzung, wenn er sich nicht mit der Kirche aussöhnte. Um die Verbindung zwischen Fürsten und Papst zu verhindern, ging Heinrich nach Italien und erzwang in Canossa die Lösung vom Bann (27. 1. 1077, konnte zwar die Wahl des schwäbischen Herzogs Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig nicht verhindern (15. 3. 1077), vermochte sich jedoch gegen ihn und dessen Nachfolger Hermann von Salm (gewählt 1081) zu behaupten. Gregor bannte ihn März 1080 erneut, worauf Heinrich den Papst absetzen und Erzbischof Wibert von Ravenna als Klemens III. wählen ließ (Juni 1080). Heinrich zog 1081 nach Italien, besetzte Rom 1084 und ließ sich Ostern 1084 zum Kaiser krönen, musste aber alsbald vor den Normannen weichen.
 
Seit 1090 war Heinrich erneut in Italien. Eine deutsch-italienische Koalition stellte ihm seinen Sohn Konrad als Gegenkönig entgegen und sperrte ihm 1093-97 den Rückweg nach Deutschland. Nach seiner Rückkehr ließ er 1098 Konrad ächten und seinen zweiten Sohn (Heinrich V.) zum König wählen. Die Aussöhnung mit der Kirche blieb unerreichbar, weil Heinrich an der Verfügung über die Reichsbistümer festhielt. 1104 erhob sich auch Heinrich (V.) gegen ihn, nahm ihn gefangen und erzwang im Dezember 1105 die Abdankung. Im Februar 1106 entkam der Kaiser, starb aber, im Begriff, den Kampf gegen den Sohn aufzunehmen. Erst nach der Lösung vom Bann wurde er 1111 im Dom zu Speyer bestattet.
 
Literarische Behandlung:
 
Seit dem Antiklerikalismus des Vormärz wurden v. a. die Spannungen zwischen Kaiser und Papst und der »Gang nach Canossa« thematisiert (F. Rückert, »Kaiser Heinrich IV.«, 1844, Drama; F. von Saar, »Kaiser Heinrich IV. Ein deutsches Trauerspiel«, 2 Teile, 1865-67; E. von Wildenbruch, »Heinrich und Heinrichs Geschlecht«, 1895, Drama; P. Ernst, »Canossa«, 1908, Drama; L. Pirandello, »Enrico IV.«, 1922).
 
 
Literatur:
 
Quellen zur Gesch. Kaiser H.s IV., übersetzt v. F. Schmale (31974);
 J. Vogel: Gregor VII. u. H. IV. nach Canossa (1983);
 E. Boshof: H. IV. Herrscher an einer Zeitwende, hg. v. G. Franz (21990).
 
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Investiturstreit und Kirchenreform: Macht und Glaube
 
 
 5) Heinrich V., König (seit 1106), Kaiser (seit 1111), * vermutlich 11. 8. 1086, ✝ Utrecht 23. 5. 1125, Sohn von 4) und Bertha von Susa; letzter Salier; 1098 zum König gewählt, 1099 gekrönt, erhob sich 1104 gegen seinen Vater, erreichte durch Anschluss an die kirchliche Partei 1105 die Anerkennung, lehnte jedoch später wie sein Vater das kirchliche Investiturverbot ab. Bei seinem Romzug 1110 kam es mit Papst Paschalis II. zu einem Vertragsentwurf, wonach Besitzungen und Regalien der Bischöfe an den König zurückfallen sollten und dieser auf seinen Einfluss bei Bischofswahl und Investitur verzichtete. Als die Reichsbischöfe die Abmachung ablehnten, setzte Heinrich 1111 Papst Paschalis II. gefangen, erzwang das Privileg der Investitur und die Kaiserkrönung; eine römische Synode widerrief den Vertrag. Im Reich erhoben sich die sächsischen und thüringischen Fürsten und besiegten Heinrich in der Schlacht am Welfesholz bei Hettstedt (11. 2. 1115. Erzbischof Adalbert I. von Mainz stellte sich an die Spitze der Opposition. Verhandlungen mit Papst Calixtus II. führten 1122 zum Wormser Konkordat, das den Investiturstreit beendete.
 
 6) Heinrich VI., König (seit 1190), Kaiser (seit 1191), König von Sizilien (seit 1194), * Nimwegen Herbst 1165, ✝ Messina 28. 9. 1197, Staufer; Sohn von Kaiser Friedrich I. Barbarossa; Staufer; Ȋ seit 1186 mit Konstanze, der Erbin des normannischen Königreichs Sizilien. Heinrich wurde bereits 1169 als Kind zum König gewählt und gekrönt (15. 8.), vertrat seit seiner Hochzeit als förmlicher Mitregent das Reich in Italien und kam nach dem Tod seines Vaters (1190) formell zur Regierung; am 15. 4. 1191 wurde er zum Kaiser gekrönt. Nach dem Tod (1189) des kinderlos gebliebenen Königs Wilhelm II. von Sizilien verfolgte Heinrich seine Ansprüche auf dessen Königreich zunächst erfolglos. Nach Anfangserfolgen musste Heinrich nach Deutschland zurückkehren, wo sich eine Fürstenopposition gebildet hatte. Diese brach auseinander, als ihr mächtigster auswärtiger Verbündeter, König Richard I. Löwenherz von England, in Heinrichs Hände geriet (1193) und sich nur durch ein hohes Lösegeld und die förmliche Lehnsnahme befreien konnte (1194). Einem zweiten Zug gegen Sizilien standen nun beträchtliche Mittel zur Verfügung. Heinrich zog am 20. 11. 1194 im Triumph in Palermo ein und wurde am 25. 12. zum König von Sizilien gekrönt. Der am 26. 12. geborene Sohn (der spätere Kaiser Friedrich II.) wurde Friedrich Roger getauft, über die Namen der Großväter die Vereinigung zweier Dynastien symbolisierend. Unter Heinrich erreichte die Staufermacht ihren Höhepunkt (u. a. Verwendung des Reichsadlers als Hoheitszeichen). Sein Versuch, über den Erbreichsplan das deutsche Königtum in seinem Haus erblich werden zu lassen, scheiterte 1196 am Widerstand der Reichsfürsten. Während der Vorbereitungen zu einem Kreuzzug starb er.
 
Unter seinem Namen überliefert die Manessische Handschrift an erster Stelle drei Minnelieder, die wahrscheinlich in Heinrichs Jugend (1184, Hoftag zu Mainz?) entstanden sind; zwei davon, ein Wechsel- und ein Tagelied, sind noch der vorhöfischen Lyrik verpflichtet, während das dritte - das erste deutsche Minnelied mit daktylischen Versen - provenzalischen Einfluss zeigt.
 
Ausgabe: Des Minnesangs Frühling, neu bearbeitet von H. Moser und H. Tervooren, Band 1 (381988).
 
Literatur:
 
I. Seltmann: H. VI. (1983);
 P. Cseudes: H. VI. (1993).
 
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staufisches Kaisertum gegen universales Papsttum: Herren der ganzen Christenheit?
 
 
 7) Heinrich (VII.), König von Sizilien (seit 1212), König im deutschen Reichsgebiet sowie Herzog von Schwaben (1220-35), * auf Sizilien 1211, ✝ Martirano (bei Cosenza) 12. 2. 1242, Sohn Kaiser Friedrichs II.; wurde vor Friedrichs Zug nach Deutschland zwar zum König Siziliens gekrönt, doch überließ sein Vater ihm in der Folge die Regierung in Deutschland, wo Heinrich, 1220 von den Reichsfürsten gewählt (1222 gekrönt), bis 1228 unter der Obhut zunächst des Kölner Erzbischofs Engelbert I. von Berg (bis 1225), dann unter der Herzog Ludwigs I. von Bayern regierte. Durch seine städtefreundliche Politik geriet er in Konflikt mit den Fürsten, die ihm 1231 das »Statutum in favorem principum« abnötigten (1232 von Friedrich II. bestätigt). 1234 empörte er sich gegen seinen Vater, musste sich 1235 unterwerfen, wurde seitdem gefangen gehalten; starb vermutlich an den Folgen eines Selbstmordversuchs.
 
 8) Heinrich VII., König (seit 1308), Kaiser (seit 1312), * um 1275, ✝ Buonconvento (bei Siena) 24. 8. 1313; Luxemburger; auf Betreiben seines Bruders Balduin, Erzbischof von Trier, und des Erzbischofs von Mainz, Peter von Aspelt, nach der Ermordung Albrechts I. am 27. 11. 1308 zum König gewählt, v. a. um einer französischen Kandidatur zuvorzukommen (Krönung: 6. 1. 1309). Für seinen Sohn Johann gewann Heinrich 1311 das Königreich Böhmen als luxemburgische Hausmacht; er selbst zog schon 1310 nach Italien, um dort die Kaisermacht wiederherzustellen. Anfangs von Papst Klemens V. begünstigt, von Dante und den Ghibellinen begeistert begrüßt (1311 in Mailand zum italienischen [»langobardischen«] König gekrönt), scheiterte Heinrich am Widerstand der Guelfen. Nach Kämpfen in der Lombardei und in Rom, wo er am 29. 6. 1312 zum Kaiser gekrönt wurde, rüstete er gegen König Robert I. von Neapel, starb auf dem Zuge nach Neapel nach vergeblicher Belagerung von Florenz. Im Dom zu Pisa wurde er beigesetzt.
 
Literatur:
 
F. Schneider: Kaiser H. VII., 3 Bde. (1924-28);
 M. E. Franke: Kaiser H. VII. im Spiegel der Historiographie (1992).
 
 Bayern:  
 9) Heinrich I., Herzog (seit 948), * Nordhausen um 920, ✝ Regensburg 1. 11. 955, Sohn von 1), Vater von 10)Liudolfinger; war an den Verschwörungen 938/939 und 941 gegen König Otto I., seinen Bruder, beteiligt. Nach der Aussöhnung erhielt er 948 das Herzogtum Bayern als Lehen, 952 vergrößerte er dieses um die Marken Verona und Aquileja.
 
 Bayern und Kärnten:  
 10) Heinrich II., der Zänker, Herzog von Bayern (955-976 und seit 985), Herzog von Kärnten (seit 989), * 951, ✝ Gandersheim 28. 8. 995, Liudolfinger (bayerische Linie); Sohn von 9), Vater von 2), ; stand zunächst unter mütterlicher Vormundschaft. 974 empörte er sich gegen Kaiser Otto II., der ihm daraufhin 976 das Herzogtum Bayern, von dem Kärnten abgetrennt wurde, entzog. 977 unterwarf sich Heinrich. Nach Ottos Tod suchte er zunächst vergebens in seine alten Rechte wieder eingesetzt zu werden und darüber hinaus die Herrschaft im Reich zu erlangen. 985 erhielt er Bayern zurück, 989 auch Kärnten. Mit dem Sieg über die Ungarn (991) festigte er sein Land.
 
 Bayern und Sachsen:  
 11) Heinrich X., der Stolze, Herzog von Bayern (1126-38) und Herzog von Sachsen (1137-39), * um 1108, ✝ Quedlinburg 20. 10. 1139, Sohn von Herzog Heinrich IX., dem Schwarzen (* um 1074, ✝ 1126), Vater von 37); Welfe; heiratete 1127 Gertrud, die Tochter von Kaiser Lothar III., den er im Kampf gegen die Staufer unterstützte. 1136/37 begleitete er Lothar auf seinem zweiten Zug nach Italien, wo er mit der Markgrafschaft Tuszien belehnt wurde. Zusätzlich erhielt Heinrich von Papst Innozenz II. das Hausgut der Mathilde von Tuszien. Mit der Verleihung des Herzogtums Sachsen an Heinrich hob Lothar 1137 dessen besondere Stellung hervor und bestimmte ihn auf seinem Sterbebett zu seinem Nachfolger. Die Reichsfürsten wählten jedoch den schwächeren staufischen Kandidaten Konrad III. In dem sich ergebenden Streit mit diesem unterlag Heinrich. Nach anfechtbarem Verfahren wurden ihm seine Reichslehen aberkannt (1139). Bayern fiel an Leopold IV. von Österreich, Sachsen an Albrecht den Bären, jedoch konnte hier Heinrich seine Herrschaft bis zu seinem Tod behaupten.
 
 Braunschweig-Wolfenbüttel:  
 12) Heinrich der Jüngere, Herzog (seit 1514), * Wolfenbüttel 10. 11. 1489, ✝ ebenda 11. 6. 1568, Großvater von 13); gewann in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-23) einen Teil des Bistums, schloss sich Kaiser Karl V. an, förderte den staatlichen Ausbau seines Landes (Primogeniturerbfolge 1535, Kanzleiordnung 1548, Hofgericht 1556) und verbreiterte dessen ökonomische Basis (Erzabbau am Rammelsberg 1552). Als energischer Gegner des Protestantismus war er das Ziel zahlreicher Flugschriften u. a. von M. Luther (»Wider Hans Worst«, 1541) und musste sich 1542-45 erfolglos mit dem Schmalkaldischen Bund um die evangelischen Städte Goslar und Braunschweig auseinander setzen. Zu Härte und Rücksichtslosigkeit neigend, konnte er nach der Niederlage der Schmalkaldener 1547 bei Mühlberg in sein Land zurückkehren und besiegte im Bund mit Moritz von Sachsen den Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, dem sich die Stadt Braunschweig angeschlossen hatte, 1553 bei Sievershausen. Als sein drittgeborener, lutherisch gewordener Sohn Julius erbberechtigt wurde, ging sein Territorium dennoch zum Protestantismus über.
 
 13) Heinrich Julius, Herzog (seit 1589), * Schloss Hessen (bei Wolfenbüttel) 15. 10. 1564, ✝ Prag 20. 7. 1613, Enkel von 12); trat 1578 die Herrschaft im Bistum Halberstadt an, das unter ihm endgültig lutherisch wurde, folgte 1582-85 auch in Minden. Er war, obwohl protestantischer Fürst, der vertraute Ratgeber Kaiser Rudolfs II. und wurde ab 1607 als Direktor des Geheimen Rates die gestaltende Kraft der kaiserlichen Politik. 1576 gründete Heinrich J. die Universität Helmstedt und machte sich zu deren erstem Rektor. 1592 rief er englische Komödianten nach Wolfenbüttel und behielt von da an eine Truppe an seinem Hof, für die er selbst Prosastücke verfasste. Heinrich J. schrieb unter dem Einfluss N. Frischlins, später der englischen Komödianten Tragödien, Tragikomödien und Komödien mit erzieherischer Absicht; er verwendete Stoffe aus dem Alltagsleben, betonte realistische Szenen, starke Theatereffekte.
 
Werke: Von der Susanna. .. (1593); Von einem Buler vñ Bulerin. .. (1593); Von einem Weibe. .. (1593); Von einem Edelman. .. (1594); Von einem ungeratenen Sohn. .. (1594); Von einer Ehebrecherin (1594).
 
Ausgabe: Die Schauspiele, herausgegeben von W. L. Holland (1855, Nachdruck 1967).
 
Literatur:
 
I. Werner: Zw. MA. u. Neuzeit, H. J. von Braunschweig als Dramatiker der Übergangszeit (1976);
 H. Lietzmann: Herzog H. J. zu Braunschweig u. Lüneburg (1564-1613) (1993).
 
 Deutscher Orden:  
 14) Heinrich von Plauen, Hochmeister (1410-13), * im Vogtland um 1370, ✝ Burg Lochstädt (Samland) 9. 11. 1429; etwa seit 1391 (erstmals im Ordensland bezeugt) Ordensritter, 1399-1402 Hauskomtur zu Danzig, dann Komtur von Nessau, Morin und Schwetz; verteidigte nach der Niederlage des Ordens bei Tannenberg (1410) die Marienburg gegen die Polen und Litauer, wurde zum Hochmeister gewählt und handelte den 1. Thorner Frieden aus (1411). Bei dem Versuch, die Verwaltung des Ordensstaats zu reorganisieren, stieß er auf zunehmenden Widerstand, der sich u. a. im Eidechsenbund formierte und 1413 Heinrichs Absetzung erzwang. Nach der Hochmeisterwahl 1414 resignierte Heinrich. Er wurde 1414-22 auf der Burg Brandenburg am Haff gefangen gehalten. Der gegen ihn erhobene zeitgenössische Vorwurf, mit dem König von Polen konspiriert zu haben, erwies sich nach neuesten Aktenfunden als gegenstandslos.
 
 England:  
 15) Heinrich I., auch Heinrich Beauclerc [-'bəʊkleə], König (seit 1100), * Selby 1068, ✝ Lyons-la-Forêt (bei Rouen) 1. 12. 1135, jüngster Sohn von Wilhelm I., dem Eroberer, Großvater von 16); bemächtigte sich nach dem Tod seines Bruders Wilhelm II. Rufus der Herrschaft und gab seinen Untertanen eine Charta (»Charta libertatum«), durch die Missbräuche abgestellt, aber auch Grundlagen monarch. Zentralgewalt festgeschrieben wurden. Seit 1106 regierte er auch in der Normandie, nachdem er den Herzog, seinen ältesten Bruder Robert II. Kurzhose, besiegt und gefangen gesetzt hatte.
 
 16) Heinrich II., auch Heinrich Kurzmantel (englisch Curtmantle [kəːtmæntl] ), König (seit 1154), * Le Mans 5. 3. 1133, ✝ Chinon 6. 7. 1189, Enkel von 15), Großvater von 17); beanspruchte den englischen Thron - gegen König Stephan I., der ihn 1153 als Nachfolger anerkannte - aufgrund des Erbrechts seiner Mutter Mathilde, der Tochter Heinrichs I., die in zweiter Ehe mit Gottfried V., Graf von Anjou (Beiname Plantagenet), verheiratet war. Von seiner Mutter hatte er 1150 das Herzogtum Normandie, von seinem Vater 1151 die Grafschaft Anjou (mit Maine und Touraine) geerbt. Die Heirat (1152) mit der Erbtochter von Aquitanien, Eleonore, brachte ihm auch dieses Herzogtum einschließlich der Gascogne ein; dadurch wurde Heinrich auf dem Boden Frankreichs, wenn auch als Lehnsmann des französischen Königs, mächtiger als dieser selbst (Angevinisches Reich). Heinrich stärkte die königliche Macht, indem er die Kompetenz der königlichen Gerichtsbarkeit erweiterte und damit die Grundlage für die Ausbildung des Common Law legte. Gegen die Machtansprüche des Papsttums erließ er 1164 die Konstitutionen von Clarendon, geriet aber deshalb in Konflikt mit seinem Kanzler, dem Erzbischof T. Becket. Heinrich begründete die englische Herrschaft in Irland (1171/72) und brachte Schottland unter seine Lehnshoheit (1174). Seit 1173 hatte er mehrere Aufstände seiner Söhne (unter ihnen seine Nachfolger Richard I. Löwenherz und Johann I. ohne Land) abzuwehren.
 
Literatur:
 
W. L. Warren: Henry II (Neuausg. London 1977).
 
 17) Heinrich III., König (seit 1216), * Winchester 1. 10. 1207, ✝ Westminster 16. 11. 1272, Enkel von 16), Sohn von Johann I. ohne Land. Heinrichs Anschluss an das Papsttum und an dessen antistaufische Politik verwickelte ihn in Unternehmungen auf dem Kontinent. Dagegen erhob sich die Opposition der Barone unter Simon de Montfort; diese besiegten Heinrich bei Lewes (14. 5. 1264 und hielten ihn gefangen, bis ihm sein Sohn Eduard (I.) durch den Sieg bei Evesham (4. 8. 1265 wieder zur Herrschaft verhalf.
 
 18) Heinrich IV., auch Heinrich Bolingbroke ['bɔlɪȖbrʊk], König (seit 1399), * Schloss Bolingbroke (bei Spilsby, County Lincolnshire) April (?) 1366, ✝ Westminster 20. 3. 1413, Sohn des John of Gaunt, Herzog von Lancaster, Enkel Eduards III.; Vater von 19); stürzte seinen Vetter Richard II. und wurde vom Parlament zum König erhoben. Mit ihm kam das Haus Lancaster auf den Thron. Trotz Konflikten mit dem Parlament und der Geistlichkeit, einer Rebellion der Barone, die er am 21. 7. 1403 bei Shrewsbury niederschlagen konnte, sowie des Aufstandes in Wales unter Owen Glendower konnte Heinrich den Thron unangefochten seinem Sohn Heinrich (V.) hinterlassen. - Doppeldrama »The historie of Henry the fourth« (1597), »The second part of Henry the fourth« (1598) von Shakespeare, mit der Figur des Falstaff.
 
Literatur:
 
J. L. Kirby: Henry IV of England (London 1970).
 
 19) Heinrich V., König (seit 1413), * Monmouth 16. 9. (?) 1387, ✝ Vincennes 31. 8./1. 9. 1422, Sohn von 18), Vater von 20); nahm den Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich wieder auf, siegte am 25. 10. 1415 bei Azincourt, besetzte Nordfrankreich und zog in Paris ein. 1420, im Frieden von Troyes, wurde sein Erbanspruch auf die französische Krone anerkannt und durch die Heirat mit der Tochter Karls VI. von Frankreich, Katharina, gefestigt. - Drama »The chronicle historie of Henry the fifth« (1599) von Shakespeare.
 
Literatur:
 
Henry V. The practice of kingship, hg. v. G. L. Harriss (Oxford 1985).
 
 20) Heinrich VI., König (1422-61 und 1470/71), * Windsor 6. 12. 1421, ✝ London 21./22. 5. 1471, Sohn von 19). Unter ihm - mit bedingt durch die lange Zeit seiner Minderjährigkeit - fand der Hundertjährige Krieg 1453 ein ungünstiges Ende für England, das im Innern zunehmend durch Wirren und Aufstände erschüttert wurde. Im Zusammenhang mit den Thronansprüchen des Hauses York kam es zu den Rosenkriegen, in deren Verlauf Heinrich durch Eduard IV. gestürzt wurde (1461); 1470 gelangte er noch einmal auf den Thron, 1471 (Schlacht bei Tewkesbury) von Eduard erneut verdrängt. Heinrich starb auf ungeklärte Weise im Tower. - Trilogie »Henry VI« von Shakespeare (entstanden zwischen 1589 und 1591, endgültige Fassung 1623).
 
Literatur:
 
R. A. Griffiths: The reign of King Henry VI (Berkeley, Calif., 1981);
 B. Wolffe: Henry VI (London 1981).
 
 21) Heinrich VII., auch Heinrich Tudor ['tjuːdə], König (seit 1485), * Pembroke Castle (Wales) 28. 1. 1457, ✝ Richmond (heute Richmond upon Thames) 21. 4. 1509, Sohn von Edmund Tudor, Earl of Richmond, und der Margaret Beaufort, Urenkelin des John of Gaunt, Herzog von Lancaster, Vater von 22); als Erbe des Hauses Lancaster Mittelpunkt der Opposition gegen Richard III. Im Exil aufgewachsen, landete Heinrich 1485 in Wales und gewann durch die Schlacht bei Bosworth am 22. 8. 1485 die Krone (Ende der Rosenkriege). Heinrich, durch die 1486 geschlossene Ehe mit Elisabeth, einer Tochter Eduards IV., auch mit dem Haus York verbunden, begründete die Dynastie Tudor und stärkte die monarch. Zentralgewalt.
 
Literatur:
 
The reign of Henry VII from contemporary sources, hg. v. A. F. Pollard, 3 Bde. (London 1913-14, Nachdr. New York 1967);
 S. B. Chrimes: Henry VII (Neuausg. London 1977);
 R. L. Storey: The reign of Henry VII (ebd. 1968);
 M. V. C. Alexander: The first of the Tudors (ebd. 1981).
 
 22) Heinrich VIII., König von England (seit 1509) und Irland (seit 1541), * Greenwich 28. 6. 1491, ✝ Westminster 28. 1. 1547, jüngerer Sohn von 21) und der Elisabeth von York, Tochter Eduards IV.; hervorragend gebildet, v. a. auf humanistischem und theologischem Gebiet. Heinrich heiratete nach seiner Thronbesteigung Katharina von Aragonien, die Witwe seines älteren Bruders Arthur (✝ 1502), Tochter der Katholischen Könige von Spanien, Ferdinand II. und Isabella I. Sie wurde die Mutter der späteren Königin Maria I., der Katholischen. Von seinem Schwiegervater ließ sich Heinrich in einen Krieg gegen Frankreich (1512-14) hineindrängen (Sieg bei Guinegate 1513); ebenfalls 1513 wurde der schottische König Jakob IV. bei Flodden (County Northumberland) geschlagen. Unter dem Einfluss seines Kanzlers, des Kardinals T. Wolsey, leitete Heinrich dann eine Politik des Gleichgewichts zwischen Kaiser Karl V. und Frankreich ein, gegen das er zwei weitere Kriege führte (1522-25, 1543-46). Obwohl er ein gläubiger Katholik war - Papst Leo X. verlieh ihm den Titel Fidei Defensor, nachdem Heinrich 1521 eine Schrift gegen Luther verfasst hatte -, trennte er England von der römischen Kirche. Der Grund war Heinrichs Wunsch, seine Ehe mit Katharina, die ihm den ersehnten Sohn nicht geboren hatte, annullieren zu lassen, um sein Verhältnis zu Anna Boleyn zu legitimieren. Als Papst Klemens VII. unter dem Druck des Kaisers ablehnte, ließ Heinrich die Ehe durch den von ihm ernannten Erzbischof von Canterbury, T. Cranmer, 1533 für nichtig erklären. Aus der kirchenpolitischen Entwicklung Englands (Tendenz zum Nationalkirchentum) ist zu verstehen, dass das Parlament dem König auf seinem weiteren Weg, der Begründung des königlichen Supremats über die Kirche von England (1534, Suprematsakte) und der Einziehung der Klöster (1538-40), bereitwillig folgte. Nachfolger des gestürzten Kanzlers Wolsey wurde 1529 T. More; nach dessen Hinrichtung (wegen Verweigerung des Suprematseides) legte T. Cromwell als leitender Staatsmann die Grundlage für den modernen, zentralistisch verwalteten englischen Staat. 1538 erreichte Heinrich die Bannbulle Papst Pauls III. Nachdem Anna Boleyn (Mutter der späteren Königin Elisabeth I.) hingerichtet worden war (1536) und ihre Nachfolgerin Johanna (Jane) Seymour nach der Geburt des Thronfolgers Eduard (VI.) gestorben war (1537), heiratete Heinrich auf Cromwells Rat Anna von Cleve (1540), ließ sich aber bereits nach einem halben Jahr wieder von ihr scheiden; der in Ungnade gefallene Cromwell wurde hingerichtet. Von nun an regierte Heinrich selbst und steuerte, gestützt auf Parlamentsgesetze, einen Kurs, der es ihm erlaubte, romtreue Katholiken wie Anhänger der Reformation als Hochverräter zum Tode zu verurteilen. Heinrichs fünfte Gattin, Katharina Howard (seit 1540), endete 1542 wie Anna Boleyn; die letzte, Katharina Parr, mit der er seit 1543 verheiratet war, überlebte ihn. - Dramen um Heinrich behandelten meist seine Beziehungen zu Frauen (Shakespeare, 1612/13; K. Munk, »Cant«, 1931; H. Gressieker, »Heinrich VIII. und seine Frauen«, 1957), v. a. die zu Anna Boleyn.
 
 
Literatur:
 
Letters and papers, foreign and domestic, of the reign of Henry VIII, hg. v. J. S. Brewer u. a., 22 Bde. (London 1920-32, Nachdr. Vaduz 1965);
 H. M. Smith: Henry VIII and the Reformation (London 1962);
 L. B. Smith: Henry VIII (ebd. 1971);
 F. Grayeff: H. VIII. Das Leben eines Königs. Schicksal eines Reiches (Neuausg. 1978);
 
H. VIII. von England in Augenzeugenberichten, hg. v. E. Jacobs u. a. (Neuausg. 1980);
 J. J. Scarisbrick: Henry VIII (Neuausg. London 1981);
 G. R. Elton: England unter den Tudors (a. d. Engl., 1983);
 T. Stemmler: Die Liebesbriefe H.s VIII. an Anna Boleyn (Zürich 1988).
 
 Frankreich:  
 23) Heinrich I., König (seit 1031), * 1008, ✝ Vitry-aux-Loges (bei Orléans) 4. 8. 1060, zweiter Sohn von Robert II., dem Frommen; erhielt von diesem 1017 das Herzogtum Burgund, das er nach seiner Thronbesteigung an seinen jüngeren Bruder Robert abtrat. Heinrich musste viele Jahre gegen Odo II. von Blois-Champagne kämpfen, dessen Absichten auf das Königreich Burgund er durch ein Bündnis mit Kaiser Konrad II. (Zusammentreffen bei Deville an der Maas 1033) vereitelte. Heinrich heiratete 1051 (?) Anna von Kiew (Anna, Herrscherinnen, Frankreich).
 
 24) Heinrich II., König (seit 1547), * Saint-Germain-en-Laye 31. 3. 1519, ✝ Paris 10. 7. 1559, zweiter Sohn von Franz I. und Claudia, Vater von 25); seit 1533 Ȋ mit Katharina von Medici; politisch stark beeinflusst von seiner Geliebten, Diane de Poitiers, und seinem Jugendfreund, dem Connétable Anne de Montmorency. Selbst von streng katholischer Gesinnung - noch im Jahr seiner Thronbesteigung richtete er am Pariser Parlament einen Sondergerichtshof (»Chambre ardente«) zur Verfolgung der Hugenotten ein - erneuerte er im Bund mit protestantischen Reichsständen (Vertrag von Chambord, 1552, Fürstenverschwörung) den Kampf seines Vaters gegen Kaiser Karl V., nahm die Städte Toul, Verdun, Cambrai und Metz als »Reichsvikar« in Besitz und eroberte Calais, den letzten englischen Festlandsbesitz. Im Frieden von Cateau-Cambrésis (1559) musste er auf den französischen Anspruch auf Mailand verzichten. Im Innern führte er die Stärkung der königlichen Gewalt fort und vollendete die Vereinheitlichung der Verwaltung. Heinrich verunglückte tödlich bei einem Turnier.
 
Literatur:
 
I. Cloulas: Henri II (Paris 1985).
 
 25) Heinrich III., König (seit 1574), als Heinrich II. König von Polen (1573-74), * Fontainebleau 19. 9. 1551, ✝ (ermordet) Saint-Cloud 2. 8. 1589, dritter Sohn von 24) und Katharina von Medici; als Herzog von Anjou 1572 an der Vorbereitung der Bartholomäusnacht beteiligt. Auf Betreiben seiner Mutter 1573 zum König von Polen gewählt (nach ihm hieß die Wahlkapitulation der polnischen Könige »Articuli Henriciani«) und 1574 gekrönt, verließ er noch im gleichen Jahr Polen ohne förmliche Abdankung, um die Nachfolge seines Bruders Karl IX. als König von Frankreich anzutreten. Kultiviert und intelligent, aber charakterschwach und von seinen Günstlingen (den »mignons«) abhängig, suchte er vergeblich, in den Hugenottenkriegen die Stellung der Krone zwischen den Glaubensparteien zu behaupten. Im Edikt von Beaulieu (7. 5. 1576 musste er den Hugenotten erhebliche Zugeständnisse machen. Da er selbst kinderlos blieb und sein jüngerer Bruder 1584 starb, fiel dem Führer der Hugenotten, König Heinrich III. von Navarra, die erbrechtliche Anwartschaft auf die Nachfolge zu. Gegen eine protestantische Sukzession in Frankreich erhob sich der Widerstand der von Henri I., Herzog von Guise, geführten katholischen (»Heilige«) Liga. Mit diesem »Krieg der drei Heinriche« wurde die 1562 begonnene Reihe der Hugenottenkriege fortgesetzt. Der König musste aus Paris fliehen und berief die Generalstände nach Blois. Angesichts ihrer feindlichen Haltung beschloss Heinrich, sich der Häupter der Liga zu entledigen, und ließ Henri I. von Guise und dessen Bruder in Blois ermorden (23./24. 12. 1588). Von der Liga für abgesetzt erklärt, verband sich Heinrich mit Heinrich III. von Navarra und zog mit ihm gegen das ligistische Paris. Während der Belagerung der Stadt wurde er von dem Dominikaner J. Clément umgebracht. Mit Heinrich erlosch das Haus Valois.
 
Literatur:
 
P. Chevallier: Henri III (Paris 1985).
 
 26) Heinrich IV., König (seit 1589), als Heinrich III. König von Navarra (seit 1572), * Pau 13. 12. 1553, ✝ Paris 14. 5. 1610, Sohn von Anton von Bourbon (Anton, Herrscher, Navarra) und der Johanna von Albret, die 1555 gemeinsam den Thron von Navarra bestiegen; folgte nach dem Tod der Mutter (1572) als König von Navarra. Heinrich war Kalvinist und seit 1569 Führer der Hugenotten. Seine Hochzeit mit Margarete von Valois (1572), der Schwester Karls IX. und Heinrichs III., war Anlass der Bartholomäusnacht. Heinrich wurde verschont, musste aber seinem Glauben abschwören und als Gefangener am Hof bleiben. 1576 konnte er fliehen, übernahm wieder die Führung der Hugenotten und besiegte im 8. Hugenottenkrieg das königliche Heer bei Coutras (20. 10. 1587. Nach dem Tod Heinrichs III. meldete er nach dem Salischen Gesetz seinen Anspruch auf die französische Krone an, doch wurde er von der Heiligen Liga und dem Papst sowie von Philipp II. von Spanien, der seine Tochter Isabella auf den französischen Thron setzen wollte, bekämpft. Um die spanische Gefahr abzuwenden und die inneren Widerstände zu überwinden, trat Heinrich 1593 zum Katholizismus über (»Paris vaut bien une messe«, »Paris ist eine Messe wert«) und wurde 1594 als erster König aus dem Haus Bourbon in Chartres gekrönt. Seine Regierungszeit ist von dem Bemühen gekennzeichnet, die Auswirkungen des Bürgerkrieges mit den Mitteln einer neu begründeten Staatsautorität zu überwinden, und bedeutet mit der Wiederherstellung der königlichen Zentralgewalt die entscheidende Weichenstellung zum absolutistischen Staat. Vordringlich waren die religiöse Befriedung (Edikt von Nantes, 1598) und die Sanierung der Staatsfinanzen, die Herzog von Sully mit Erfolg in Angriff nahm. Die Tatkraft des populären Königs äußerte sich weiter im Ausbau der Verkehrswege und im Beginn der Kolonisierung Kanadas (Gründung Quebecs 1608). Auf dem Gebiet der Außenpolitik bot der Frieden von Vervins (1598) mit Spanien Rückendeckung für die Politik der Konsolidierung im Innern, doch nahm Heinrich seit 1609 im Jülich-Kleveschen Erbfolgestreit seine antihabsburgische Politik wieder auf. Er starb durch ein Attentat des religiösen Fanatikers F. Ravaillac. - Unter seinen Mätressen war Gabrielle d'Estrées am einflussreichsten, ihr Sohn César begründete die bourbonische Bastardlinie Vendôme.
 
Literarische Behandlung:
 
Der französische Idealherrscher tritt als Wohltäter und Konflikte lösende Gestalt in zahlreichen französischen Volks- und Lustspielen auf. Seinem Wesen näher kommen die Werke, die Heinrichs Auseinandersetzung mit den Untertanen und sein Verhältnis zu Frauen behandeln (G. Chapman, »The conspiracy and tragedy of Charles Duke of Byron, Marshall of France«, 1608, Drama; Voltaire, »La Henriade«, 1723, Epos; A. Dumas père, »La reine Margot«, 1845, Roman). Den Sozialpolitiker und Überwinder des religiösen Fanatismus Heinrich hat v. a. H. Mann in seinen Romanen (»Die Jugend des Königs Henri Quatre«, 1935; »Die Vollendung des Königs Henri Quatre«, 1938) thematisiert.
 
 
Ausgaben: Recueil des lettres missives, herausgegeben von J. Berger de Xivrey und anderen, 9 Bände (1843-76); Lettres inédites du roi Henri IV au chancelier de Bellièvre. .., herausgegeben von E. Halphen, 2 Bände (1872-83).
 
Literatur:
 
R. Mousnier: Ein Königsmord in Frankreich (a. d. Frz., 1970);
 J. Garrisson: Henry IV (Paris 1984);
 M. M. L. Saint-René Taillandier: H. IV. Der Hugenotte auf Frankreichs Thron (a. d. Frz., Neuausg. 1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Frankreich im konfessionellen Bürgerkrieg (1562 bis 1598): Im Zeichen der Bartholomäusnacht
 
Hessen:  
 27) Heinrich I., das Kind, Landgraf (seit 1265), * 24. 6. 1244, ✝ Marburg 21. 12. 1308, Sohn von Herzog Heinrich II. von Brabant und Sophie, einer Tochter der heiligen Elisabeth von Thüringen; erhielt mit Abschluss der thüringischen Erbstreitigkeiten (1247-64) das von Thüringen abgetrennte Hessen. Er nannte sich seit 1265 Landgraf von Hessen; 1292 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben. Heinrich ist der Stammvater der hessischen Dynastie.
 
 Kärnten:  
 28) Heinrich VI., Herzog von Kärnten und Graf von Tirol, König von Böhmen und Polen (1307-10), * um 1270, ✝ Schloss Tirol 2. 4. 1335; übernahm 1295 mit seinen Brüdern die Herrschaft in Tirol und Kärnten, regierte seit 1299 allein. Gestützt auf die Heirat mit der Przemyslidin Anna (✝ 1313), machte Heinrich nach dem Tod von König Wenzel III. 1306 seine Ansprüche auf die böhmische Krone geltend, vermochte sie jedoch, 1307 zum König gewählt, gegen Johann von Luxemburg nicht zu behaupten (1310 von diesem vertrieben). In seinen Ländern erlangte er das Recht der weiblichen Nachfolge zugunsten seiner Erbtochter Margarete Maultasch.
 
 Kastilien:  
 29) Heinrich II., König (seit 1369), * Sevilla um 1333/34, ✝ Santo Domingo de la Calzadar (Provinz Logroño) 29. 5. 1379, natürlich Sohn von König Alfons XI.; gelangte, nach langem Bürgerkrieg, durch die Ermordung seines Halbbruders Peter I. auf den kastilischen Thron, verteidigte diesen im anschließenden Erbfolgekrieg mit Unterstützung Frankreichs gegen die mit Portugal, England, Aragonien und Navarra verbündeten Anhänger des Ermordeten (1372 Seesieg Heinrichs vor La Rochelle) und entwickelte sich zu einem bedeutenden Fürsten, der das Land mithilfe der Cortes durch innere Reformen befriedete. Heinrich begründete die Linie Trastámara der Könige von Kastilien und Aragonien.
 
 Köln:  
 30) Heinrich II. von Vịrneburg, Erzbischof (seit 1304), * zwischen 1244 und 1246, ✝ Bonn 2. 1. 1332; in zwiespältiger Wahl erhoben, krönte 1309 König Heinrich VII. in Aachen und 1314 Friedrich den Schönen in Bonn, betätigte sich auf mehreren Provinzial- und Diözesansynoden als Reformer in seiner Erzdiözese. Er unterstützte das avignonesische Papsttum im Kampf gegen Ludwig IV., den Bayern.
 
 Konstantinopel:  
 31) Heinrich, lateinischer Kaiser (seit 1206; Lateinisches Kaiserreich), Graf von Flandern und Hennegau, * Valenciennes 1174, ✝ Saloniki 11. 6. 1216; Nachfolger seines Bruders Balduin I. Heinrich verhielt sich gegenüber den Griechen versöhnlich und stellte die lateinische Herrschaft in Thrakien großenteils wieder her. Ende 1214 kam es nach mehrjährigem Kampf zur gegenseitigen Anerkennung der beiden Kaiserreiche von Nikaia und Konstantinopel.
 
 Mainz:  
 32) Heinrich I. von Wạrtenburg, Erzbischof (seit 1142), ✝ Einbeck 2. 9. 1153; führte während des 2. Kreuzzuges für König Konrad III. die Reichsgeschäfte, bemühte sich, die Klöster der bischöflichen Gewalt zu unterstellen, wurde besonders wegen Verschleuderung von Kirchengut vom päpstlichen Legaten auf der Wormser Synode (7. 6. 1153 abgesetzt.
 
 Meißen:  
 33) Heinrich III., der Erlauchte, Markgraf (seit 1221), * 1215 oder 1216, ✝ Februar (?) 1288, Sohn von Dietrich dem Bedrängten, über seine Mutter Enkel von Landgraf Herrmann I. von Thüringen; erhielt 1253 das Pleißenland (als Pfand), folgte 1247 in der Landgrafschaft Thüringen und der Pfalzgrafschaft Sachsen auf seinen Onkel Heinrich Raspe, behauptete diese Länder (außer Hessen) in den thüringischen Erbfolgestreitigkeiten (1247-64); teilte 1263 die Herrschaft mit seinen Söhnen (Albrecht dem Entarteten und Dietrich von Landsberg), er behielt Meißen und die Ostmark. Heinrich gilt als Förderer des Minnesangs und ist in der »Manessischen Liederhandschrift« als Minnesänger genannt.
 
 Österreich:  
 34) Heinrich II. Jasomirgott, Markgraf (ab 1156 Herzog) von Österreich (seit 1141) und Herzog von Bayern (1143-56), ✝ Wien 13. 1. 1177, ältester Sohn von Leopold III. von Österreich;; Babenberger, wurde 1139 zunächst Pfalzgraf bei Rhein, folgte dann 1141 seinem jüngeren Bruder Leopold IV. in der Markgrafschaft Österreich und 1143 in Bayern, nachdem er 1142 Gertrud, die Witwe Heinrichs X., des Stolzen, geheiratet hatte. Im sich anbahnenden Ausgleich zwischen Staufern und Welfen musste Heinrich auf Betreiben Kaiser Friedrichs I. Barbarossa zugunsten Heinrichs des Löwen auf Bayern verzichten, wofür die Mark in ein Herzogtum umgewandelt und mit außerordentlichen Rechten ausgestattet wurde (Privilegium minus, 17. 9. 1156).
 
 Portugal:  
 35) Heinrich der Seefahrer, portugiesisch Henrique o Navegador [ɛ̃'rrikə unavəɣa'ȓor], Infant von Portugal, Herzog von Viseu und Herr von Covilhã (seit 1415), * Porto 4. 3. 1394, ✝ Sagres 13. 11. 1460, dritter Sohn König Johanns I. von Portugal; zeichnete sich 1415 bei der Eroberung Ceutas aus, dessen Verwaltung und Verteidigung ihm übertragen wurden. In Sagres im Königreich Algarve, dessen Gouverneur Heinrich 1419 wurde, errichtete er eine Sternwarte. Von hier aus entsandte er seit 1418 Schiffe auf Entdeckungsfahrten, deren Besatzungen an seinem Hof, einem Zentrum geographischer u. a. wissenschaftlicher Studien, vorbereitet wurden. Die Fahrten, die Heinrich aus den Einkünften des Christusordens finanzierte, dessen Großmeister er 1418-60 war, führten zur nord- und westafrikanischen Küste. 1427 erreichten seine Schiffe die Azoren (Entdeckung und Besiedlung der Insel São Miguel und Kolonisation der Madeiragruppe). Später stießen Heinrichs Schiffe bis zum Kap Verde (Senegal) und nach Gambia vor und erreichten Guinea (1444-46). Heinrich, der selbst nie eine längere Seereise unternommen hat, legte den Grund für die Entwicklung Portugals zur Kolonialmacht und zu seiner weltgeschichtlichen Bedeutung im 16. Jahrhundert.
 
 
Literatur:
 
Bibliografia Henriquiana, 2 Bde. (Lissabon 1960);
 G. Hamann: Der Eintritt der südl. Hemisphäre in die europ. Gesch. (Graz 1968);
 F. Häusler: H. d. S. (1971);
 J. Ure: H. d. S. (a. d. Engl., 1979);
 A. Born: Hinaus über das Ende der Welt. H. d. S. (Wien 1980).
 
 Preußen:  
 36) Heinrich, Prinz, preußischer General und Staatsmann, * Berlin 18. 1. 1726, ✝ Rheinsberg/Mark 5. 8. 1802, Sohn von König Friedrich Wilhelm I., Bruder von König Friedrich II., dem Großen; trat im Siebenjährigen Krieg als einer der führenden preußischen Heerführer hervor (Sieg bei Freiberg, 29. 10. 1762). Aus seinen Verhandlungen seit 1770 mit Zarin Katharina II. von Russland ging die erste Teilung Polens (1772) hervor. Die Bedeutung der Französischen Revolution früh erfassend, drängte er auf den Abschluss des Baseler Friedens (1795). - Heinrichs Verhältnis zu seinem königlichen Bruder war zeitlebens gespannt. Das ihm 1752 von Friedrich überlassene Schloss Rheinsberg machte er zu einer Stätte freier Geselligkeit, der Kunst und der Philosophie im Sinne der Aufklärung.
 
Literatur:
 
C. Graf von Krockow: Die preuß. Brüder. Prinz H. u. Friedrich der Große (1996).
 
 Sachsen und Bayern:  
 37) Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen (1142-80) und Herzog von Bayern (1156-80), * um 1129, ✝ Braunschweig 6. 8. 1195, Welfe, Sohn von 11), Vater von Otto (IV.) von Braunschweig; wurde 1142 als Herzog von Sachsen in das seinem Vater aberkannte Stammesherzogtum eingesetzt. Zunächst festigte Heinrich seine Stellung in Sachsen, verharrte jedoch in Opposition zum Königtum, zumal seine Forderungen auf Belehnung auch mit Bayern abgelehnt wurden. Der Regierungsantritt seines Vetters Friedrich I. Barbarossa (1152) bereitete den Boden für den staufisch-welfischen Ausgleich. Heinrich erhielt 1154 (Fürstentag in Goslar) Bayern zugesprochen, 1156 wurde er mit diesem belehnt (ohne Österreich). Auch wenn er hier München als neuen Markt (gegen Freising) gründete, blieb Bayern für Heinrich ein Nebenland. Er erstrebte besonders die Stärkung der Herzogsgewalt und die Mehrung des welfischen Besitzes in Sachsen, wo er Braunschweig zur Residenz ausbaute (u. a. Burg Dankwarderode). Bedeutsam wurde insbesondere die Ausweitung seiner Herrschaft über die Elbslawen (Förderer der deutschen Ostsiedlung). Dank der Privilegierung durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa stand ihm das Investiturrecht über die von ihm neu gegründeten Bistümer Oldenburg, Ratzeburg und Mecklenburg zu. Durch die Neugründung Lübecks (1158) brach er dem deutschen Ostseehandel Bahn, den er durch Verträge mit Gotland, Schweden und Nowgorod förderte und nutzte. Auch seine Ehe (1168) mit Mathilde (✝ 1189), der Tochter König Heinrichs II. von England, wies in die Richtung des beginnenden Nord- und Ostseehandels der Hanse.
 
Durch seine über ganz Norddeutschland ausgreifende Territorialpolitik verfeindete sich Heinrich nicht nur mit vielen Reichsfürsten, v. a. den Erzbischöfen von Köln, sondern überwarf sich auf dem Höhepunkt seiner Macht auch mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa, indem er ihm 1176 auf dem 5. Italienzug die gegen den Lombardenbund notwendige Hilfe verweigerte. Wieder im Reich, griff Friedrich in die Kämpfe Heinrichs mit einer Koalition von Gegnern seiner slawischen Expansionspolitik ein und lud die Parteien nach Landrecht vor Gericht. Da Heinrich mehreren Vorladungen nicht nachkam, wurde 1179 über ihn die Acht verhängt, 1180 die Aberacht, nachdem ihm in einem weiteren lehnsrechtlichen Verfahren in Abwesenheit die Reichslehen aberkannt worden waren. Noch 1180 wurden Sachsen und Bayern neu vergeben (Gelnhausener Urkunde; deutsche Geschichte) und der allgemeine Reichskrieg gegen Heinrich eröffnet; 1181 kapitulierte Heinrich, verzichtete auf seine Herzogtümer und ging in die Verbannung zu seinem Schwiegervater König Heinrich II. von England. Lediglich ein Teil seines Allodialbesitzes Braunschweig-Lüneburg blieb ihm. Erst 1194 kehrte er endgültig aus der Verbannung zurück, als Kaiser Heinrich VI. mit ihm Frieden schloss (Pfalz Tilleda). Die Beurteilung Heinrichs ist bis heute umstritten. - Das von Heinrich in Auftrag gegebene und dem (heutigen) Braunschweiger Dom geschenkte Evangeliar, ein Hauptwerk der romanischen Buchmalerei des 12. Jahrhunderts, entstand um 1175 in der Abtei Helmarshausen (heute Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek).
 
 
Literatur:
 
P. Barz: H. d. L. (Neuausg. 1980);
 
H. d. L., hg. v. W.-D. Mohrmann (1980);
 K. Jordan: H. d. L. (21980);
 F. N. Steigerwald: Das Evangeliar H.s d. L. (Neuausg. 1986);
 
Das Evangeliar H.s d. L., hg. v. D. Kötzsche (1988-89; Faksimile u. Kommentar-Bd.).
 
 Schlesien:  
 38) Heinrich I., der Bärtige, Herzog (seit 1201), * zwischen 1167 und 1174, ✝ Crossen (Oder) 19. 3. 1238, Sohn von Herzog Bolesław I., Vater von 39), Gemahl der heiligen Hedwig; förderte die deutsche Besiedlung Schlesiens. Seine Herrschaft (Niederschlesien) dehnte er auf die piastischen Teilfürstentümer Kleinpolen (Krakau, Sandomir) und Großpolen bis an die Warthe und nach Lebus aus. Heinrich, der der mächtigste der niederschlesischen Piasten war, verwaltete seit 1229/30 vormundschaftlich auch Oberschlesien.
 
 39) Heinrich II., der Fromme, Herzog (seit 1238), * um 1191, ✝ bei Liegnitz 9. 4. 1241, Sohn von 38). Wie sein Vater förderte er die deutsche Besiedlung Schlesiens und versuchte, seine Landesherrschaft weiter auszubauen, v. a. gegen Pommern und Brandenburg. Er fiel in der Schlacht gegen die Mongolen auf der Wahlstatt bei Liegnitz; nach seinem Tod begann der Zerfall des schlesischen Reiches der Piasten (unter seinen Söhnen Aufteilung in die Fürstentümer Breslau, Liegnitz und Glogau).
 
 Thüringen:  
 40) Heinrich Rạspe (IV.), Landgraf (seit 1227), Gegenkönig (seit 1246), * um 1204, ✝ auf der Wartburg 16. 2. 1247; Bruder Landgraf Ludwigs IV.; war Vormund seines Neffen, Hermann II., den er, wie auch dessen Mutter, die heilige Elisabeth, seine Schwägerin, vom Hof verdrängte; 1231 wurde er vermutlich mit Thüringen belehnt. Kaiser Friedrich II. bestimmte ihn 1242 mit Wenzel I. von Böhmen zum Reichsverweser für Konrad IV. Nach der Absetzung Friedrichs II. sagte sich Heinrich von diesem los und ließ sich auf päpstliches Drängen am 22. 5. 1246 in Veitshöchheim zum Gegenkönig wählen. Den Sieg über Konrad IV. in der Schlacht an der Nidda (bei Frankfurt am Main; 5. 8. 1246) konnte Heinrich R. nicht mehr nutzen. Sein Tod löste die thüringischen Erbfolgestreitigkeiten (1247-64) aus.
 
II
Heinrich,
 
Willi, Schriftsteller, * Heidelberg 9. 8. 1920; verfasste zuerst spannende, zum Teil krass naturalistische Romane über Soldaten- und Heimkehrerschicksale, dann auch Unterhaltungsromane.
 
Werke: Das geduldige Fleisch (1955); Der goldene Tisch (1956, 1970 unter dem Titel In stolzer Trauer); Die Gezeichneten (1958); Gottes zweite Garnitur (1962); Mittlere Reife (1966); Geometrie einer Ehe (1967); Schmetterlinge weinen nicht (1969); Jahre wie Tau (1971); So long, Archie (1972); Eine Handvoll Himmel (1976); Ein Mann ist immer unterwegs (1978); Herzbube und Mädchen (1980); Allein gegen Palermo (1981); Traumvogel (1983); Männer zum Wegwerfen (1985); Der Väter Ruhm (1988); Eine spanische Affäre (1990).

* * *

Hein|rich: in den Wendungen den flotten H. haben (salopp; Durchfall haben); den müden H. spielen/auf müden H. machen (ugs.; langsam sein beim Arbeiten, sich nicht anstrengen): Jetzt mach aber nicht auf müden H. ...! (Fr. Wolf, Zwei 148); der grüne H. (österr.; die grüne Minna; Minna).

Universal-Lexikon. 2012.