Liegnitz,
1) polnisch Legnica [lɛg'nitsa], Stadtkreis und Kreisstadt in der Woiwodschaft Niederschlesien (bis 1998 Hauptstadt der aufgelösten Woiwodschaft Legnica [Liegnitz]), Polen, 113-168 m über dem Meeresspiegel, an der Mündung des Schwarzwassers in die Katzbach, 109 000 Einwohner;katholischer Bischofssitz; Zweigstelle der Breslauer TH, Kupfermuseum; Kupferhütte (Inbetriebnahme 1954) im Liegnitz-Glogauer Kupferrevier, dessen reiche Lagerstätten erst 1957 entdeckt wurden; Elektrogerätebau, Wirkwarenindustrie, Maschinenbau, Klavierfabrik; Eisenbahnknotenpunkt.
Teile der Stadtbefestigung (14. Jahrhundert; später umgebaut) blieben erhalten. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert an der Stelle eines älteren Baus errichtet und im 16./17. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss ausgebaut, nach Bränden wiederhergestellt, u. a. 1835 durch K. F. Schinkel, und 1960-70. In der gotischen Pfarrkirche Sankt Peter und Paul (1328-90, 1892-94 umgebaut, Seitenkapellen 15./16. Jahrhundert), frühgotischer Taufbecken (um 1300), Kanzel (1585-88) und Flügelaltar (1498). Liegnitz hat bedeutende Barockbauten, u. a. Rathaus (1737-41), Johanneskirche (1714-30) mit Mausoleum der letzten Piastenherzöge (Skulpturen und Fresken u. a. von M. Rauchmiller, 1677-78), Palast der Äbte (1734-45; Kupfermuseum), Jesuitenkollegium (1700-07 und 1714-29).
Der bei der 1139 (1149) bezeugten Burg gelegene Marktflecken wurde 1241 durch die Mongolen zerstört. Zwischen 1242 und 1252 erfolgte die Neugründung als Stadt mit deutschem (Magdeburger) Recht. Bis zum Aussterben der schlesischen Piasten (1675) war Liegnitz Hauptstadt des Fürstentums Liegnitz, das 1248 beziehungsweise 1251 (Abspaltung von Glogau) durch Erbteilung Niederschlesiens als Herzogtum entstanden war. Nach dem 1. Schlesischen Krieg fielen Stadt (seit 1740 preußische Besetzung) und Fürstentum im Breslauer Vertrag 1742 an Preußen (Provinz Schlesien, ab 1919 Provinz Niederschlesien; bis 1945 Verwaltungszentrum des Regierungsbezirks Liegnitz). 1945 kam Liegnitz unter polnische Verwaltung; die Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 (in Kraft seit 16. 1. 1992) anerkannt.
In der Schlacht auf der Wahlstatt bei Liegnitz suchte ein vom schlesischen Herzog Heinrich II., dem Frommen, geführtes Heer am 9. 4. 1241 vergeblich den Ansturm der Mongolen abzuwehren. - Im Dreißigjährigen Krieg schlugen protestantisch kursächsische Truppen unter General H. G. von Arnim-Boitzenburg in der Schlacht bei Liegnitz (13. 5. 1634 ein kaiserliches Heer unter Graf R. Colloredo vernichtend und eroberten Schlesien zurück. - Im Siebenjährigen Krieg besiegte König Friedrich II., der Große, von Preußen bei Liegnitz am 15. 8. 1760 die zahlenmäßig überlegenen österreichischen Kräfte unter G. Freiherr von Laudon.
2) polnisch Legnica [lɛg'nitsa], bis 1998 Woiwodschaft in Polen, danach Teil der neu gebildeten Woiwodschaft Niederschlesien.
3) bis 1945 Regierungsbezirk der preußischen Provinz Schlesien (ab 1919 Provinz Niederschlesien), 14 023 km2, (1939) 1 314 700 Einwohner; umfasste die ehemaligen Fürstentümer Liegnitz, Jauer, Schweidnitz, Glogau, Sagan und einen Teil der Oberlausitz. Der östlich der Lausitzer Neiße gelegene Teil (11 688 km2) fiel 1945 unter polnische Verwaltung (die Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 anerkannt); die westlichen Gebietsteile (1952-90 zum DDR-Bezirk Dresden) gehören heute zu Sachsen.
Universal-Lexikon. 2012.