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Saloniki
Thessaloniki

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Saloniki,
 
griechisch Thessalonike, neugriechisch Thessalonịki [θ-], zweitgrößte Stadt Griechenlands, Hauptstadt des Verwaltungsbezirkes (Nomos) Saloniki in Makedonien, am Thermaischen Golf (Golf von Saloniki), (1991) 384 000 Einwohner (1951: 217 000 Einwohner); Groß-Saloniki hat (1991) 883 800 Einwohner (1951: 297 200 Einwohner); Sitz eines griechisch-orthodoxen Erzbischofs; Aristotelesuniversität (gegründet 1925), Universität von Makedonien (gegründet 1957), Zentrum für Internationales und Europäisches Wirtschaftsrecht, Institut für Balkanforschung, Institut für internationales öffentliches Recht und internationale Beziehungen, Institut für Informationstechnologie und Telematik, Börse; archäologisches, Volkskundemuseum, Museum für byzantinische Kunst, Kunstgalerie. Saloniki ist das wichtigste Wirtschaftszentrum Nordgriechenlands und bedeutende Messestadt (internationale Herbstmesse). Mehr als die Hälfte der Beschäftigten ist in der Industrie tätig (Textil-, Leder-, Nahrungsmittel-, Tabakindustrie, Maschinen- und Schiffbau, Erdölraffinerie, Düngemittelfabrik). Der Hafen (der zweitgrößte nach Piräus) wird durch das sich vorschiebende Vardardelta bedroht; Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Von den Großbauten des römischen Kaisers Galerius sind der Triumphbogen (297/298; ursprünglich acht, heute vier Pfeiler mit reichem figürlichem Reliefschmuck), der Kuppelbau der »Rotunde«, die im 5./6. Jahrhundert in eine Kirche umgebaut wurde (Hagios Georgios, mit mehrzonigem Kuppelmosaik; heute Museum), und Teile der Palastanlage erhalten, v. a. das Oktogon (Durchmesser 29,50 m). Aus frühbyzantinischer Zeit stammen Reste der Stadtmauern des 5. Jahrhunderts mit noch rd. 60 Türmen, aus der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts die Acheiropoietos-Basilika (Bauskulptur und Mosaikreste) und die kleine Kirche Hosios David (Apsismosaik). Die große Basilika (5. und 7. Jahrhundert) des besonders in Saloniki verehrten heiligen Demetrios (✝ Anfang des 4. Jahrhunderts) bewahrt Wandmosaiken des 7. Jahrhunderts Aus mittelbyzantinischer Zeit sind mehrere Kirchen erhalten: Hagia Sophia (8. Jahrhundert; Kuppelmosaik Ende 9. Jahrhundert); Theotokoskirche oder Panhagia Chalkeon (11. Jahrhundert; erstmals besteht der Grundriss einer byzantinischen Kuppelkirche aus einem gleichschenkligen griechischen Kreuz; bedeutend auch die Backsteinfassaden und die Wandmalereien), Katharinenkirche (Ende 13. Jahrhundert), Apostelkirche aus dem frühen 14. Jahrhundert (palaiologische Mosaiken), Eliaskirche (Mitte 14. Jahrhundert) mit Naos. Der Weiße Turm, Wahrzeichen der Stadt, wurde im 16. Jahrhundert von venezianischen Baumeistern für die Türken errichtet. Die Moschee Hamza Bey (1467-68) wurde 1620 erneuert. Die frühchristlichen und byzantinischen Baudenkmäler erklärte die UNESCO zum Weltkulturerbe. 1997 war Saloniki »Kulturstadt Europas«.
 
Geschichte:
 
Saloniki wurde 316/315 v. Chr. von dem makedonischen König Kassander gegründet und nach dessen Gemahlin Thessalonike genannt. Unter römischer Herrschaft (seit 146 v. Chr.) wurde es Hauptstadt der Provinz Macedonia prima und erlangte große Bedeutung. Durch den Apostel Paulus entstand hier eine der ersten Christengemeinden (Thessalonicherbriefe). In der Spätantike und im Mittelalter - die Stadt gehörte seit der Reichsteilung zum Oströmischen (Byzantinischen) Reich - wurde Saloniki zum Bollwerk gegen zahlreiche germanische (besonders im 3. Jahrhundert) und awarische sowie slawische (im 6./7. Jahrhundert) Einfälle. 904 wurde die Stadt von den Sarazenen erobert und verwüstet, 1185 von den sizilianischen Normannen. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204) wurde Saloniki unter Bonifaz von Montferrat (✝ 1207) vorübergehend Hauptstadt eines Königreiches, stand unter dem Despoten von Epirus und gehörte zum Reich von Nikaia. 1423 unterstellte sich die Stadt im Kampf gegen die Osmanen Venedig, wurde jedoch 1430 von Sultan Murad II. erobert. Die griechische Bevölkerung wurde getötet oder deportiert, an ihrer Stelle wurden am Ende des 15. Jahrhunderts 20 000 aus Spanien vertriebene Juden angesiedelt. Die Wiedereinwanderung griechischer Bevölkerung begann erst wieder im 18. Jahrhundert, 1821 schlug ihr Aufstand gegen die osmanische Herrschaft fehl. 1912 wurde Saloniki im 1. Balkankrieg von griechischen Truppen erobert und Griechenland einverleibt.
 

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Sa|lo|ni|ki: Stadt in Griechenland.

Universal-Lexikon. 2012.