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Krakau
Kra|kau:
Stadt in Polen.

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Krakau,
 
polnisch Krạków [-kuf],
 
 1) poln.polnisch Krạków [-kuf], Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen (bis 1998 der aufgelösten Woiwodschaft Krakow [Krakau]), Südpolen, 212 m über dem Meeresspiegel, Stadtkreis und Kreisstadt an der oberen Weichsel, mit 740 500 Einwohner die drittgrößte Stadt Polens; katholischer Erzbischofssitz. Neben Warschau ist Krakau das wichtigste kulturelle Zentrum Polens sowie eine europäische Kunstmetropole; Jagiellonische Universität (1364 gegründet; älteste polnische Universität), TU (1945 gegründet), Akademien für Bergbau, Ökonomie, Medizin, Musik, Landwirtschaft und Kunst, Hochschulen für Sport, Theater, Technik und Pädagogik; Zweigstelle und Forschungsinstitute der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Jagiellonische Bibliothek (mit wertvollen Handschriften und Inkunabeln), Goethe-Institut, 26 größere Museen, mehrere Theater, Philharmonie, botanischer und zoologischer Garten. - Hauptindustriezweige Krakaus sind Elektrotechnik, Maschinenbau, Düngemittel- und Arzneimittelherstellung, Textil-, Nahrungsmittel- und Druckindustrie. Die Industrialisierung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt, insbesondere mit dem Bau des Eisenhüttenwerks (1949-54) im heutigen Stadtteil Nowa Huta (einst Wohn- und Arbeitsstätte für über 200 000 Menschen). Krakau hat bedeutenden Fremdenverkehr und ist Verkehrsknotenpunkt mit Weichselhafen und Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Auf dem Burgberg (Wawel, ehemalige königliche Residenz) liegt der in seinen wesentlichen Teilen der Renaissance entstammende Schlosskomplex mit Arkadenhof (1502-36), errichtet auf älteren Resten (Grundmauern der Marienrotunde aus dem 10. Jahrhundert), später verändert und erweitert. Im Dom, der Krönungs- und Grabstätte der polnischen Könige (1320-64 erbaut, erweitert besonders im 16./17. Jahrhundert), zahlreiche Anbauten, darunter die Sigismundkapelle (1517-33); Grabmäler von Königen, Dichtern und Nationalhelden, darunter das von König Kasimir IV. Andreas von V. Stoss.
 
Mittelpunkt der Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) ist der Alte Markt mit mittelalterlichem Rathausturm (um 1380, mit barocker Haube) sowie ausgedehnten Tuchhallen (14., 16. und 19. Jahrhundert). Zur Ausstattung der gotischen Marienkirche (1226 bis ins 15. Jahrhundert) gehört der Marienaltar von V. Stoss (1477-89). Von den ursprünglichen Gebäuden der Jagiellonischen Universität ist ein gotischer Ziegelbau mit Arkadenhof (Collegium Maius, um 1500) erhalten (heute Universitätsmuseum). Weitere bedeutende Bauwerke sind: Franziskanerkloster mit frühgotischer Kirche (Mitte 13. Jahrhundert) mit Kapellen der Spätrenaissance und barocker Ausstattung; ehemalige Jesuitenkirche Sankt Peter und Paul (1596-1619); Kollegiatskirche Santa Anna (1689-1703), ein Barockbau mit Doppelturmfassade; Paläste des 16.-19. Jahrhunderts Als einziger (rekonstruierter) Rest der Stadtumwallung ist eine Barbakane (1489-99) erhalten. J. Zawiejski errichtete 1891-93 das Słowacki-Theater. Das Alte Theater (1843) wurde von F. Maczyński und T. Stryjeński im Jugendstil verändert. Sie erbauten auch das Museum für Technik (1908-14), heute ein Teil der Kunstakademie. Das Nationalmuseum wurde 1934-38 und 1969-89 in zwei Bauabschnitten erstellt. Der japanische Architekt Isozaki Arata errichtete das moderne Zentrum für japanische Kunst (1994 eröffnet).
 
In Stradom barockes ehemaliges Bernhardinerkloster (1670-80), Kirche mit Doppelturmfassade und Rokokoausstattung; Missionarskloster mit Kirche Pauli Bekehrung aus dem Spätbarock (1719-28). In Kazimierz spätgotische Pfarrkirche Corpus Christi (2. Hälfte 14. Jahrhundert begonnen) und Konventsgebäude regulierter Kanoniker (15. Jahrhundert); Augustinerkloster mit Kirche Santa Katharina (Chor 1345-78). In der alten Synagoge, einem zweischiffigen Bau vom Anfang des 16. Jahrhunderts, später umgebaut und 1955-59 erneuert, befindet sich heute das Museum des Judentums. In Mogiła ehemalige, 1225 gegründete Zisterzienserabtei mit um 1250 begonnener Kirche (Fassade 1779/80). Klostergebäude mit frühgotischem Kapitelsaal und Bibliothek (um 1533). In Wola Justowska Spätrenaissanceschloss, das in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts auf älteren Teilen errichtet und im 19. Jahrhundert erneuert und verändert wurde. In Nowa Huta errichtete W. Pietrzyk 1967-77 die Kirche der Heiligen Jungfrau Maria. - Krakau wurde für das Jahr 2000 als »Kulturhauptstadt Europas« ausgewählt. Im Rahmen dieses Programms wurden zahlreiche städtebauliche Projekte in Angriff genommen (u. a. Umbau des Flughafens, Sanierung und Modernisierung von Bauten besonders in der Altstadt).
 
Geschichte:
 
Krakau wurde 965/966 erstmals in einem arabischen Reisebericht als Handelszentrum auf dem Weg von der Krim nach Prag erwähnt. Seit 1000 Bischofssitz, wurde 1138 durch Bolesław III. testamentarisch zum Sitz des Seniors der polnischen Teilfürsten bestimmt. Nach den Zerstörungen während des Mongoleneinfalls 1241 wurde die Stadt 1257 mit Magdeburger Recht nach dem Vorbild Breslaus, dessen Stadtplangestaltung nachgeahmt wurde, neu gegründet. Die Bevölkerung war seitdem bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts überwiegend deutsch und stellte sich 1311/12 vergeblich auf die Seite der Böhmen gegen Władisław I. Łokietek, der die Stadt 1320 erneut zur Haupt- und Krönungsstadt machte. Krakau erlebte danach eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit (1364 Gründung der Jagiellonischen Universität) und wurde Mitglied der Hanse. Durch die Verlegung des königlichen Hofes nach Warschau 1596 verlor Krakau an Bedeutung, obwohl es bis 1764 Krönungsstadt blieb. Seit März 1794 Zentrum des Kościuszko-Aufstandes, wurde Krakau im Juni von preußischen Truppen besetzt und kam 1795 an Österreich, 1809 an das Herzogtum Warschau.
 
Der Wiener Kongress machte Krakau 1815 zum neutralen Freistaat (»Republik«) unter dem Protektorat von Österreich, Preußen und Russland. Als Zentrum einer nationalpoln. Erhebung (1846) fiel es nach deren Niederschlagung an Österreich. Nach dem Ersten Weltkrieg kam Krakau an die Republik Polen. Im Zweiten Weltkrieg war Krakau 1939-44 Hauptstadt des Generalgouvernements.
 
Literatur:
 
A. Wolfensberger: K. (Zürich 1974);
 
Die Sammlungen des Königsschlosses auf dem Wawel, hg. v. J. Szablowski (a. d. Poln., 21976);
 
Atlas miasta krakowa, hg. v. K. Trafas (Krakau 1988);
 M. Rożek: Cracow. A treasury of Polish culture and art (a. d. Poln., Warschau 1988).
 
 2) bis 1998 Woiwodschaft in Polen, danach Teil der neu gebildeten Woiwodschaft Kleinpolen.
 

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Kra|kau: Stadt in Polen.

Universal-Lexikon. 2012.