Akademik

Hennegau
Hẹnnegau,
 
französisch Hainaut [ɛ'no], niederländisch Henegouwen ['heːnexɔu̯wə], Provinz in Südwestbelgien, 3 786 km2, 1,28 Mio. Einwohner (überwiegend Wallonen); Hauptstadt ist Mons. Die Provinz umfasst größtenteils Hügelland mit fruchtbaren, lehmigen Böden (Anbau von Weizen, Zuckerrüben und Gemüse; Viehzucht); der Südostteil reicht in die bewaldeten Ardennen. Der Steinkohlenbergbau ist seit Ende 1984 erloschen (Förderung 1949: 15,5 Mio. t); er war ein wichtiger Standortfaktor für die noch bestehende Eisen-, Glas- und chemische Industrie; daneben Stein-, Zement- und elektrotechnische Industrie. Autobahnen, ein dichtes Eisenbahnnetz und Kanäle begünstigen den Ausbau der Industrie auch in ihrem derzeitigen Strukturwandel, u. a. in Richtung auf Fahrzeugbau, Erdölverarbeitung und Elektronik.
 
Geschichte:
 
Die an der Westgrenze des Reichs gelegene, aus einem Gau der Karolinger hervorgegangene Grafschaft Hennegau, benannt nach dem kleinen Fluss Haine, fiel im 9. Jahrhundert an Lothringen und wurde durch das in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I. abstammende Adelshaus der Reginare zu einem Machtzentrum zwischen Reich und Frankreich ausgebaut. Im Erbgang fiel der Hennegau 1051 den Grafen von Flandern zu. Seit 1299 war der Hennegau mit Holland und seit 1323 auch mit Seeland vereinigt. 1433 kam er an die Herzöge von Burgund. Seit 1477 im Besitz der Habsburger, teilte der Hennegau dann die Geschicke der südlichen Niederlande. 1555-1713 regierte hier die spanische Linie, 1713 bis in die Zeit der Französischen Revolution die österreichische Linie der Habsburger. 1659 wurde der südliche Hennegau (Valenciennes, Maubeuge u. a.) an Frankreich abgetreten. 1815 kam der Hennegau an das Königreich der Niederlande, 1830 an das Königreich Belgien.
 

Universal-Lexikon. 2012.