Lụ̈t|tich:
Stadt in Belgien.
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Lụ̈ttich,
1) Hauptstadt der Provinz Lüttich, Belgien, 60-170 m über dem Meeresspiegel, an der Maas, die hier in einer Talweitung die Ourthe aufnimmt, 188 600 Einwohner; Hauptort Walloniens, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Ostbelgiens; katholischer Bischofssitz; Universität (gegründet 1817), Wissenschaftspark, Wirtschafts- und Industriefachhochschulen, Konservatorium, Metallurgische Forschungsinstitute; Wallonisches Museum (Musée de la vie Wallonne), mehrere Kunstmuseen (u. a. Musée de l'Art Wallon, Musée d'Art Moderne, Musée d'Art Religieux et d'Art Mosan), archäologisches Museum (Musée Curtius), Glas-, Waffenmuseum, Bibliotheken, Archiv, Theater, Oper. Das Industriegebiet von Lüttich, eines der ältesten Europas, dehnt sich im Maastal über die Grenzen der Stadt hinaus und hat als Ballungsraum rd. 450 000 Einwohner. Nach Aufgabe des Steinkohlenbergbaus im Becken von Lüttich ist weiterhin die Schwerindustrie bedeutend: Hütten-, Stahl- und Walzwerke, Schwermaschinenbau, Eisen- und Buntmetallverarbeitung, Kessel- und Turbinenbau, ferner Reifenherstellung, Waffenfabrikation, chemische Industrie, Großbrauerei, Nahrungsmittel-, Zement-, Elektro-, Elektronikindustrie, Biotechnologie, Raumfahrttechnik, Druckereien. Lüttich ist Knotenpunkt wichtiger Eisenbahnlinien und Straßen, bedeutend sind die Binnenschifffahrt auf Maas und Albertkanal (Hafenumschlag 1996: 15,1 Mio. t) sowie die internationalen Messen; Flughafen.
Der Stadtkern liegt links der Maas; seine Kirchen bergen eine Fülle von Kunstschätzen, darunter bedeutende Werke der Maasschule. In Saint-Barthélemy, einer romanischen Kirche mit Westbau (11./12. Jahrhundert, Barockisierung von Chor und Langhaus im 18. Jahrhundert), steht das Taufbecken (1107-18) des Reiner von Huy. Die spätgotische Kathedrale Saint-Paul (13.-16. Jahrhundert) mit Kreuzgang (14. Jahrhundert) hat bemerkenswerte Glasgemälde des 16. Jahrhunderts; zum reichen Kirchenschatz gehört u. a. das Reliquiar Karls des Kühnen (um 1470). Saint-Jacques, die ursprünglich romanische Kirche einer Benediktinerabtei, wurde 1513-38 spätgotisch umgebaut bei Erhalt romanischer Westteile (am 1558-60 im Stil der Renaissance umgestalteten Nordportal blieb im Bogenfeld das Relief einer Marienkrönung von 1380-90 erhalten); im Innern Netzgewölbe mit Malereien und Glasgemälde (Mitte 16. Jahrhundert). Sainte-Croix, eine gotische Hallenkirche (13./14. Jahrhundert) mit romanischem Westbau, besitzt ein kostbares Kreuzreliquiar (1160). Saint-Jean, um 980 nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle erbaut, wurde im 18. Jahrhundert auf dem alten achteckigen Grundriss neu erbaut, der alte Westturm beibehalten; im Innern »Maria mit Kind« und Kreuzigungsgruppe (13. Jahrhundert). - Der ehemalige fürstbischöfliche Palast (heute Justizpalast) im spätgotischen Stil (1526-40) umschließt zwei Innenhöfe; Fassade 1734-40 verändert; neugotischer Flügel (1848-56). Das Curtiushaus (Museum) mit charakteristischen Spätrenaissanceformen entstand 1597-1605. Das barocke Rathaus wurde 1714-18 erbaut. Das Théâtre Royal errichtete man 1818-22 nach dem Vorbild des Pariser Odéon. Zu den bemerkenswerten Neubauten gehören die Kongresshalle (1958) mit einem 1961 angefügten, 52 m hohen Gerüst, dessen eingespannte Metallsaiten Töne bei atmosphärischen Veränderungen hervorbringen, sowie die Universitätsklinik des Sart-Tilman-Campus (1962-86) von Charles Vandenhove.
Die älteste bekannte Niederlassung in der Mitte des 7. Jahrhunderts gehörte zum Bistum Tongern-Maastricht. Nach Verlegung des Bischofssitzes nach Lüttich (717/718, endgültig 722) begann der Aufschwung der Stadt. Seit dem ausgehenden 9. Jahrhundert etablierten sich Handwerk (v. a. Kupferschmiede, Tuch- und Lederwirker) und Handel in der Stadt. Im Hochmittelalter war Lüttich nächst Köln politischer und kultureller Mittelpunkt Niederlothringens. Die Bürgerschaft suchte in mehreren vergeblichen Aufständen (13.-17. Jahrhundert) ihre Unabhängigkeit von der bischöflichen Herrschaft zu erlangen. Erst Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Stadtentwicklung in ruhigere Bahnen gelenkt. Lüttich nahm als Bergbaustadt und Zentrum der Waffenherstellung einen neuerlichen Aufschwung. In beiden Weltkriegen spielte Lüttich, 1886 stark befestigt, bei den belgischen Überlegungen zur Verteidigung der Maas eine bedeutende Rolle.
2) Provinz in Ostbelgien, in Wallonien, grenzt an die Niederlande, Deutschland und Luxemburg, 3 862 km2, 1,017 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Lüttich. Im östlichsten Teil der Provinz bilden die Gemeinden (von Norden nach Süden) Kelmis, Lontzen, Raeren, Eupen, Bütgenbach, Büllingen, Amel, Sankt-Vith und Burg-Reuland das deutsche-sprachige Gebiet (854 km2, 1997: 69 700 Einwohner). Die Provinz liegt beiderseits von Maas und Vesdre, sie umfasst Teile des waldreichen Hohen Venns und der Ardennen, des Getreideanbau und Mastrinderhaltung aufweisenden Condroz, des fruchtbaren Haspengaus und des milchviehreichen Herver Landes. Wirtschaftlich erholt sich die Provinz nur langsam von der Aufgabe des Steinkohlenbergbaus in den Jahren 1957-80, vom Niedergang der Textilindustrie in Verviers und vom Rückgang der Eisenhüttenindustrie. Die Industrie konzentriert sich entlang der Achsen Huy-Lüttich-Visé sowie Herve, Verviers-Eupen.
3) katholisches Bistum; ehemaliges geistliches Fürstentum. Seit 717/718 Bischofssitz, steht Lüttich geschichtlich in der Tradition des im 4. Jahrhundert als erstes Bistum im niederländischen Raum errichteten Bistums Tongern (erster Bischof Servatius), dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535?) nach Maastricht und unter Bischof Hubertus nach Lüttich verlegt wurde. Seit 980 Fürstbistum, war Lüttich seit der Zeit der Ottonen Stützpunkt der Römischen Könige gegen Lothringen und konnte sein Territorium zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert ausbauen. Im 15./16. Jahrhundert wehrte das Haus Habsburg die Reformation und Annexionsversuche Frankreichs und des Hauses Oranien ab. Mitte des 16. Jahrhunderts verlor das Fürstbistum Teile seines Territoriums an neu errichtete Bistümer. 1795 wurde Lüttich an Frankreich abgetreten, 1815 kam es an die Vereinigten Niederlande, 1830/31 an Belgien. Vorher Suffraganbistum von Köln, gehört Lüttich seit 1801 zum Erzbistum Mecheln (seit 1961 Mechelen-Brussel). Seit 1925 gehört das Gebiet Eupen-Malmedy zu Lüttich, das als Bistum Malmedy (errichtet 1921) mit Lüttich vereinigt wurde.
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Lụ̈t|tich: Stadt in Belgien.
Universal-Lexikon. 2012.