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Freiberg
I
Freiberg,
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Freiberg, Kreisstadt in Sachsen, 416 m über dem Meeresspiegel, auf der Nordabdachung des Osterzgebirges, etwa 2 km westlich der Freiberger Mulde, an der Silberstraße, 48 200 Einwohner; älteste montanwissenschaftliche Hochschule der Erde (Bergakademie Freiberg), seit 1993 TU; Mineraliensammlung der Bergakademie, Stadt- und Bergbau-, Naturkundemuseum, Schaubergwerke; Theater und Philharmonie Döbelnfreiberg, Tierpark. Wichtige Wirtschaftszweige sind Elektronikindustrie, Maschinenbau, Porzellanindustrie und die Recyclingwirtschaft; Brauerei. Die einst vorherrschende Nichteisenerzverhüttung (Blei, Zinn, Zink u. a.) wurde 1990 stillgelegt.
 
Stadtbild:
 
Im Mittelalter war Freiberg die reichste Stadt Sachsens, die Stadtbefestigung hat sich an vielen Stellen erhalten. Der Dom (1185-1200, nach Stadtbrand 1484 Neubau, 1512 vollendet) ist eine dreischiffige Hallenkirche; ihr Chor wurde 1585-94 zur wettinischen Grablege umgebaut; vom ersten Bau sind die spätromanische »Goldene Pforte« (um 1230) und die Triumphkreuzgruppe erhalten; von der reichen Ausstattung besonders bemerkenswert die Tulpenkanzel (um 1508-10) von H. Witten in Form eines fantastischen Gewächses, die Bergmannskanzel (1638), Epitaphien (16.-18. Jahrhundert), die Orgel von G. Silbermann (1711-14); in der Grablege u. a. Kenotaph des Kurfürsten Moritz (aufgestellt 1563). Am Untermarkt steht ein spätgotischer Gebäudekomplex mit dem ehemaligen Domherrenhof (1484, Museum mit wertvoller Sammlung mittelalterlicher Holzplastik). Am Obermarkt liegen das spätgotische Rathaus (gegründet wohl 13. Jahrhundert, Neubau 1470-74, Turm zwischen 1429 und 1442), Renaissance-Kaufhaus (1545/46) und die spätgotische Petrikirche (1401-40 auf Grundriss der ursprünglichen romanischen Basilika und unter Verwendung romanischer Bauteile). Zwischen beiden Märkten die spätgotische Nikolaikirche (gegründet 12. Jahrhundert, erneuert 15./16. Jahrhundert), im Innern 1750-52 barockisiert. Zahlreiche Wohnhäuser sind von der Spätgotik an erhalten, besonders um Unter- und Obermarkt.
 
Geschichte:
 
Seit 1168 bezeugte und ausgebeutete Silbervorkommen ließen das Mitte des 12. Jahrhunderts gegründete Waldhufendorf Christiansdorf Anfang des 13. Jahrhunderts durch Zuzug von Bergleuten aus dem Harz zu einer stadtähnlichen Siedlung anwachsen. Das vermutlich mündlich verliehene Stadtrecht wurde seit 1296 aufgezeichnet und erlangte mit dem Freiberger Bergrecht (1346, erneuert 1375), das Freiberg zur ersten Freien Bergstadt in Deutschland erhob, weit reichende Bedeutung. In der Folge entwickelte sich Freiberg zum wirtschaftlichen Mittelpunkt der Markgrafschaft Meißen und war bis Mitte des 16. Jahrhunderts die bevölkerungsreichste Stadt Sachsens. Die wettinischen Landesherren unterhielten in Freiberg ihre wichtigste Münzstätte. Im Dreißigjährigen Krieg sank die Bergbauproduktion ab, erreichte aber bereits Anfang des 18. Jahrhunderts wiederum ihre überragende Stellung. Der 1913 als unrentabel eingestellte Bergbau war 1936-69 wieder aufgenommen und besonders auf Buntmetalle (Blei, Zinn) ausgedehnt worden.
 
Literatur:
 
S. Flach: F. Über die Mineralien u. Bergbaugesch. der 800jährigen Bergstadt in Sachsen (1986);
 
Gesch. der Bergstadt F., hg. v. H.-H. Kasper u. a. (Weimar 1986).
 
 2) Freiberg, Landkreis im Regierungsbezirk Chemnitz, im mittleren und südlichen Teil von Sachsen, grenzt im Süden an die Tschechische Republik, 914 km2, 154 500 Einwohner. Das nördliche Kreisgebiet liegt im Mittelsächsischen Hügelland und umfasst agrarisch genutzte Hochebenen, die durch tief eingeschnittene Flusstäler von Freiberger Mulde und Bobritsch im Osten sowie Flöha und Zschopau im Westen stark zergliedert sind. Der zentrale und südliche Teil des Kreises umfasst die Nordabdachung des Osterzgebirges bis zum Gebirgskamm, der hier bis 837 m über M. ansteigt; die oberen Gebirgsteile sind von Fichtenwäldern bedeckt. 1967 wurde die Talsperre Rauschenbach (Stauraum 15,2 Mio. m3) in der Flöha, 1975 die Talsperre Lichtenberg (14,4 Mio. m3) in der Gimmlitz fertig gestellt. Nach der Kreisstadt Freiberg sind Flöha, Brand-Erbisdorf, Oederan, Frauenstein (Erholungsort), Siebenlehn, Sayda und Augustusburg die bevölkerungsreichsten Städte. Wichtigste Industriezweige sind Nichteisenmetallurgie, Metallverarbeitung, Elektrotechnik, Textil- und Lebensmittelindustrie. Zeugnisse des spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Bergbaus sowie zahlreiche Sehenswürdigkeiten, besonders in der Stadt Freiberg und Augustusburg, sind Anziehungspunkte des Fremdenverkehrs. - In den Landkreis Freiberg wurden am 1. 8. 1994 die früheren Landkreise Brand-Erbisdorf und Flöha (außer drei Gemeinden) sowie die Gemeinden Neuhausen/Erzgebirge und Niedersayda (heute bei Sayda) aus dem Kreis Marienberg eingegliedert.
 
 3) Freiberg am Nẹckar, Stadt im Landkreis Ludwigsburg, Baden-Württemberg, 254 m über dem Meeresspiegel, 14 800 Einwohner; kleine und mittlere Gewerbebetriebe.
 
Geschichte:
 
1972 durch Zusammenschluss von drei Gemeinden entstanden, seit 1982 Stadt.
 
II
Freiberg,
 
Heinrich von, mittelhochdeutscher Dichter, Heinrich, H. von Freiberg.
 
III
Freiberg,
 
Siegfried, österreichischer Schriftsteller, * Wien 18. 5. 1901, ✝ Veghel 5. 6. 1985; war 1950-64 Direktor des Kupferstichkabinetts und der Bibliothek der Akademie der bildenden Künste in Wien; schrieb entwicklungspsychologische und sozialkritische Romane aus dem alten Österreich; auch Lyriker (von R. M. Rilke beeinflusst) und Dramatiker.
 
Werke: Lyrik: Die vierte Tafel (1928).
 
Romane: Salz und Brot (1935); Die harte Freude (1938, endgültige Fassung 1959); Die Liebe, die nicht brennt (1940); Ihr werdet sehen. .. Ein Egon-Schiele-Roman (1967); Fisch im Netz (1980); Abschied ohne Wiederkehr (1980).
 
Drama: Das kleine Weltwirtshaus (1951).

Universal-Lexikon. 2012.