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Touraine
I
Touraine
 
[tu'rɛn] die, historisches Gebiet in Frankreich, beiderseits der Loire; umfasst im Wesentlichen das heutige Département Indre-et-Loire, daneben kleine Teile der Départements Loir-et-Cher und Indre; Mittelpunkt ist Tours. Das Gebiet ist durch die Kreideplateaus des westlichen Pariser Beckens geprägt, die von tonigen Sanden bedeckt sind und vorwiegend Wald und Heiden (zum Teil Militärgelände) tragen; dazu gehören die Landschaften Gâtine, Pays d'Amboise, Champeigne und das Plateau von Sainte-Maure-de-Touraine. Die fruchtbaren Tallandschaften von Loire, Cher, Indre und Vienne mit Gemüse-, Wein- und Obstbau gelten als »Garten Frankreichs«. Dank der Loireschlösser ist die Touraine eines der bedeutenden französischen Fremdenverkehrsgebiete. V. a. die jüngere Industrie (chemische, pharmazeutische, Gummiindustrie, Kugellagerfabrikation) konzentriert sich in wenigen Städten wie Tours, Amboise, Langeais und Bourgueil; bei Chinon Kernkraftwerkskomplex.
 
Geschichte:
 
Die Touraine, einst von den keltischen Turonen bewohnt, 507 vom Merowingerkönig Chlodwig I. den Westgoten entrissen, bildete eine fränkische Grafschaft und kam um 940 an die Grafen von Blois, 1044 an die Grafen von Anjou und durch deren dynastische Verbindungen 1154 unter englischer Herrschaft; 1205 vom französischen König zurückerobert (1259 bestätigt); ab 1360 Herzogtum.
 
II
Touraine
 
[tu'rɛn], Alain, französischer Soziologe, * Hermanville-sur-Mer (Département Calvados) 3. 8. 1926; seit 1966 Professor in Nanterre; Mitglied des Collège de France. Touraine befasste sich zunächst mit industriesoziologischen Fragestellungen, wandte sich dann, u. a. unter dem Einfluss der Pariser Studentenunruhen, der Reflexion des Entwicklungsgangs moderner Industriegesellschaften und der sich in diesen formierenden sozialen Bewegungen zu (»La société post-industrielle«, 1969; deutsch »Die postindustrielle Gesellschaft«).
 
Weitere Werke: L'évolution du travail ouvrier aux usines Renault (1955); Sociologie de l'action (1965; deutsch Soziologie als Handlungswissenschaft); La conscience ouvrière (1966); Production de la société (1973); Pour la sociologie (1974; deutsch Was nützt die Soziologie?); La prophétie anti-nucléaire (1980; deutsch Die antinukleare Prophetie); Critique de la modernité (1992); Qù'est-ce que la démocratie? (1994).

Universal-Lexikon. 2012.