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Klemens
I
Klemens,
 
Clemens, Herrscher:
 
 Köln:  
 1) Klemens August, Erzbischof und Kurfürst (seit 1723), * Brüssel 17. 8. 1700, ✝ Ehrenbreitstein (heute zu Koblenz) 6. 2. 1761, vierter Sohn des Kurfürsten Maximilian II. Emanuel von Bayern, Bruder Kaiser Karls VII., letzter Wittelsbacher; 1719 Fürstbischof von Paderborn und Münster, zugleich 1724 von Hildesheim, 1728 von Osnabrück, 1732 Hochmeister des Deutschen Ordens. In seiner Außenpolitik schwankte er zwischen den europäischen Mächten (Österreichischer Erbfolgekrieg). Aus Subsidiengeldern baute er das Rathaus und die Residenz in Bonn, die Schlösser Brühl, Clemenswerth (bei Sögel, Landkreis Emsland), Arnsberg und Paderborn.
 
Literatur:
 
Clemens A. Fürstbischof, Jagdherr, Mäzen, bearb. v. H.-G. Aschoff u. a., Ausst.-Kat. (1987).
 
 Trier:  
 2) Klemens Wẹnzeslaus, Erzbischof und Kurfürst (1768-1803), * Hubertusburg 28. 9. 1739, ✝ Marktoberdorf 27. 7. 1812, Sohn Friedrich Augusts II. von Sachsen; wurde nach militärischer Laufbahn 1763 Bischof von Freising und Regensburg, 1768 unter Verzicht auf beide Ämter Kurfürst und Erzbischof von Trier sowie Fürstbischof von Augsburg. Als Kirchenfürst zwischen Aufklärung und strengster Kirchlichkeit schwankend, richtete er seine Außenpolitik an Österreich und Frankreich aus. Er ließ 1777-86 das Koblenzer Schloss erbauen. Nach Ausbruch der Französischen Revolution (1789) nahm Klemens W. französische Emigranten auf und zog damit die Heere der Französischen Republik ins Land, die ihn zur Flucht nach Augsburg zwangen. Durch die Säkularisation (1803) verlor er seine Stellung als Landesherr, der große Verdienste im Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftsbereich hatte.
 
Literatur:
 
H. Raab: Clemens W. von Sachsen u. seine Zeit. 1739-1812 (1960).
II
Klemens,
 
Päpste:
 
 1) Klemens I. (90/92-101 ?), auch Clemens Romanus, nach altkirchlicher Überlieferung dritter Nachfolger des Petrus nach Linus und Anaklet I. als Bischof von Rom; gilt als Verfasser des 1. Klemensbriefes. - Heiliger (Tag: 23. 11.).
 
Literatur:
 
K. Beyschlag: Clemens Romanus u. der Frühkatholizismus (1966);
 J. Hofmann: Unser hl. Vater K. Ein röm. Bischof im Kalender der griech. Kirche (1992).
 
 2) Klemens II. (1046-47), früher Suitger von Bạmberg, ✝ bei Pesaro 9. 10. 1047; aus sächsischem Adel, seit 1040 Bischof von Bamberg; zum Papst gewählt unter dem Einfluss Heinrichs III., den er an seinem Inthronisationstag zum Kaiser krönte. Mit ihm begann die Frühphase der gregorianischen Reform; 1047 erließ er Strafbestimmungen gegen die Simonie; beigesetzt im Bamberger Dom.
 
 3) Klemens (III.), Gegenpapst (1080-1100), früher Wibert von Ravẹnna, * Parma um 1025, ✝ Civita Castellana 8. 9. 1100; seit 1054 am deutschen Hof, 1058 Kanzler Heinrichs IV. für Italien, seit 1072 Erzbischof von Ravenna; im Verlauf des Investiturstreits von Gregor VII. 1076 gebannt. Durch Heinrich IV. wurde er 1080 auf der Synode von Brixen zum Gegenpapst gegen Gregor VII. aufgestellt, nach der Eroberung Roms 1084 inthronisiert (gleichzeitig Kaiserkrönung Heinrichs IV.); residierte anschließend in Ravenna; 1098 durch die Pierleoni vertrieben.
 
Literatur:
 
J. Ziese: Wibert von Ravenna. Der Gegenpapst Clemens III. (1084-1100) (1982).
 
 4) Klemens III. (1187-91), früher Paolo Scolari, ✝ Rom Ende März 1191; Römer. Im Vertrag von Straßburg (1189) erhielt er von Heinrich VI. den Kirchenstaat zurück. Bedingung war die Wahrung der Reichsrechte sowie die Zusage der Kaiserkrönung.
 
 5) Klemens IV. (1265-68), früher Guido Fulcodi, * Saint-Gilles-du-Gard, ✝ Viterbo 29. 11. 1268; ursprünglich verheiratet; als Berater am Hof Ludwigs IX. tätig; wurde nach dem Tod seiner Frau (um 1256) Priester, 1257 Bischof von Le Puy, 1259 Erzbischof von Narbonne, 1261 Kardinal, 1265 in Abwesenheit zum Papst gewählt; arbeitete politisch mit Frankreich zusammen, belehnte 1265 Karl I. von Anjou mit Sizilien, bannte 1268 den Staufer Konradin.
 
 6) Klemens V. (1305-14), früher Bertrand de Got [də'goː], * in der Gascogne, ✝ Roquemaure (bei Avignon) 20. 4. 1314; seit 1295 Bischof von Comminges, 1299 Erzbischof von Bordeaux; stand unter dem Einfluss Philipps des Schönen, residierte seit 1309 in Avignon (Beginn des Avignones. Exils der Kirche). Er konnte den vom französischen König geforderten Ketzerprozess gegen den verstorbenen Papst Bonifatius VIII. nur mit Mühe abwenden und stimmte auf dem Konzil von Vienne (1311/12) der Aufhebung des Templerordens zu. Vergeblich bemühte er sich, einen weiteren Kreuzzug durchzusetzen. Seine Ergänzung der Dekretalen (Klementinen) wurde erst von Johannes XXII. herausgegeben.
 
Literatur:
 
L. Thier: Kreuzzugsbemühungen unter Papst Clemens V. (1973).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Avignonesisches Exil (1309 bis 1376): Die Päpste in Avignon
 
 
 7) Klemens VI. (1342-52), früher Pierre Roger [rɔ'ʒe], * Maumont (bei Égletons, Département Corrèze) um 1292, ✝ Avignon 6. 12. 1352; Benediktiner; Studium in Paris, 1326 Abt von Fécamp, 1328 Bischof von Arras, 1329 Erzbischof von Sens, seit 1330 von Rouen, Kanzler des französischen Königs Philipp VI., seit 1338 Kardinal. Er verfestigte durch den Kauf der Grafschaft Avignon (1348) und durch die Fertigstellung des päpstlichen Palastes das Avignonesische Exil; ließ 1350 in Rom das Heilige Jahr feiern; Gegner der Franziskanerspiritualen; förderte anfangs Cola di Rienzo.
 
 8) Klemens (VII.), Gegenpapst (1378-94), früher Robert von Gẹnf, * Genf 1342, ✝ Avignon 16. 9. 1394; wurde 1361 Bischof von Thérouanne (bei Saint-Omer), 1368 von Cambrai, 1371 Kardinal; nach der für ungültig erklärten Wahl Urbans VI. von der französischen Partei unter den Kardinälen zum Gegenpapst gewählt. Er baute in Avignon eine eigene Kurie auf (Beginn des Abendländischen Schismas). Anerkannt wurde er außer von Frankreich auch von Spanien, Schottland, Neapel und einem Teil der deutschen Fürsten.
 
 9) Klemens (VIII.), Gegenpapst (1423-29), früher Gil Sánchez Muñoz ['muɲɔθ], * Teruel um 1380, ✝ Mallorca 28. 12. 1446; als Nachfolger Benedikts (XIII.) in Peñíscola (Aragonien) gewählt; musste am 26. 7. 1429 abdanken, als König Alfons V. von Aragonien ihm seine Unterstützung entzog.
 
 10) Klemens VII. (1523-34), früher Giulio de' Medici [-'meditʃi], * Florenz 26. 5. 1478, ✝ Rom 25. 9. 1534; seit 1513 Erzbischof von Florenz und Kardinal. Sein Versuch, gegen die Vorherrschaft Karls V. in Italien anzugehen, führte 1527 zur Erstürmung Roms (Sacco di Roma). Klemens wurde gefangen genommen, musste 1529 den Frieden von Barcelona schließen und 1530 Karl V. in Bologna zum Kaiser krönen. Vor dem Hintergrund der beginnenden Reformation lehnte er die Einberufung eines von den deutschen Reichsständen geforderten allgemeinen Konzils ab, was in der Folge (als vergebene Möglichkeit zur Bewahrung der kirchlichen Einheit) ein wesentlicher Grund für die konfessionelle Spaltung der abendländischen Kirche werden sollte. Die Loslösung der englischen Kirche von Rom durch Heinrich VIII. konnte Klemens nicht verhindern.
 
 
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Abendländisches Schisma: Päpste in Rom, Avignon und Pisa
 
 
 11) Klemens VIII. (1592-1605), früher Ippolito Aldobrandini, * Fano 24. 2. 1536, ✝ Rom 5. 3. 1605; Jurist der Kurie, 1585 Kardinal, 1588 Legat in Polen. Als Papst gelang ihm die Aussöhnung mit Frankreich (Absolution Heinrichs IV. 1595), die Brester Union, die Vermittlung des Friedens von Vervins (1598) zwischen Frankreich und Spanien und - mit Unterstützung Heinrichs IV. - die Wiedervereinigung Ferraras mit dem Kirchenstaat (1598). Er förderte die auf dem Konzil von Trient angebahnte innerkirchliche Reform und festigte die Autorität des Papsttums. Die unter Sixtus V. erstellte lateinische Bibelausgabe (Vulgata) wurde von Klemens 1592 in wenig überarbeiteter Form neu herausgegeben (»Sixtina-Clementina«).
 
Literatur:
 
Das Papsttum, die Christenheit u. die Staaten Europas 1592-1605. Forschungen zu den Hauptinstruktionen Clemens' VIII., hg. v. G. Lutz (1987).
 
 12) Klemens IX. (1667-69), früher Giulio Rospigliosi [rɔspiʎʎ-], * Pistoia 28. 1. 1600, ✝ Rom 9. 12. 1669; war 1644-53 Nuntius in Spanien, seit 1657 Kardinal; unter Alexander VII. Staatssekretär; ordnete die kirchlichen Verhältnisse in Portugal und bemühte sich um Frieden zwischen Frankreich und Spanien. Der Streit um den Jansenismus wurde durch den so genannten »Klementinischen Frieden« (1669) nur scheinbar beigelegt.
 
 13) Klemens X. (1670-76), früher Emilio Altieri, * Rom 13. 7. 1590, ✝ ebenda 22. 7. 1676; war 1626/27 Bischof von Camerino, später Nuntius in Neapel und Polen, seit 1669 Kardinal; unterstützte im Polnisch-Türkischen Krieg Johann III. Sobieski finanziell. Wegen seines hohen Alters war Klemens jedoch kaum fähig, seine Aufgaben wahrzunehmen; die Kurialpolitik leitete Kardinal Paluzzi degli Albertoni.
 
 14) Klemens XI. (1700-21), früher Giovanni Francesco Albani, * Urbino 22. 7. 1649, ✝ Rom 19. 3. 1721; seit 1687 Kardinal. Im Spanischen Erbfolgekrieg neigte er Frankreich zu, geriet darüber mit Kaiser Joseph I. in Streit (1708/09) und wurde gezwungen, den Sohn Kaiser Leopolds I., Erzherzog Karl, als Karl III. anzuerkennen, was ihn mit dem bereits regierenden Bourbonen Philipp V. entzweite. Im Ritenstreit entschied er gegen die Jesuiten. Mit der Bulle »Unigenitus« (1713) verurteilte er den Jansenismus.
 
 
 15) Klemens XII. (1730-40), früher Lorenzo Corsini, * Florenz 16. 4. 1652, ✝ Rom 8. 2. 1740; seit 1691 Nuntius in Wien, seit 1706 Kardinal. Bedeutung erlangte Klemens als Förderer von Kunst und Wissenschaft; u. a. ließ er den Palazzo Corsini bauen, die Vatikanische Bibliothek erweitern und berief führende Gelehrte an den Vatikan. 1738 erließ er die erste päpstliche Stellungnahme gegen die Freimaurerei.
 
Literatur:
 
L. P. Raybaud: Papauté et pouvoir temporel sous les pontificats de Clément XII et Benoît XIV, 1730-1758 (Paris 1963).
 
 16) Klemens XIII. (1758-69), früher Carlo della Tọrre Rezzonico, * Venedig 7. 3. 1693, ✝ Rom 2. 2. 1769; seit 1737 Kardinal, seit 1743 Bischof von Padua. Sein Pontifikat war innerkirchlich geprägt von der unter dem Einfluss der Aufklärung entstandenen Diskussion über die Kirchenverfassung und den Primat des Papstes (Gallikanismus, Febronianismus). In der Jesuitenfrage (Verbot des Ordens in Portugal, Frankreich und Spanien) setzte sich Klemens für die Jesuiten ein.
 
Literatur:
 
J. Burkhardt: Abschied vom Religionskrieg. Der Siebenjährige Krieg u. die päpstl. Diplomatie (1985).
 
 17) Klemens XIV. (1769-74), früher Giovanni Vincenzo Antonio (Ordensname: Lorenzo) Ganganẹlli, * Sant'Arcangelo (bei Rimini) 31. 10. 1705, ✝ Rom 22. 9. 1774; seit 1723 Franziskanerkonventuale, seit 1759 Kardinal. 1773 hob er unter dem Druck der von Bourbonen regierten Staaten den Jesuitenorden auf. Er förderte Kunst und Wissenschaft und begründete in Rom das »Museo Clementino«.

Universal-Lexikon. 2012.