Akademik

Rückert
Rụ̈ckert,
 
Johann Michael Friedrich, Dichter und Orientalist, * Schweinfurt 16. 5. 1788, ✝ Neuses (heute zu Coburg) 31. 1. 1866; ab 1826 Professor für Orientalistik in Erlangen, 1841-48 in Berlin. Wegen seiner labilen Gesundheit an aktiver Teilnahme an den Befreiungskriegen gehindert, dichtete er seine »Geharnischten Sonette«, die er unter dem Pseudonym Freimund Raimar - um die »Kriegerische Spott- und Ehrenlieder« vermehrt - 1814 als »Deutsche Gedichte« herausgab. 1815-17 war Rückert Redakteur an J. F. Cottas Morgenblatt für gebildete Stände. Von dem Orientalisten J. von Hammer-Purgstall, dem er 1818 in Wien nach einer Italienreise begegnete, wurde er in die Anfangsgründe des Persischen und Arabischen eingeführt. Seither stellte Rückert sein ungewöhnliches Sprach- und Formtalent besonders in den Dienst der Erschließung von Geist und Poesie der orientalischen Literaturen, wobei er an Bestrebungen F. Schlegels und an Goethes »West-östlichen Divan« anknüpfte. Mit der Übertragung von 44 Gedichten des persischen Mystikers Djalal od-Din Rumi führte Rückert die Form des Ghasels in Deutschland ein. Die »Östlichen Rosen« (1822) brachten v. a. Nachdichtungen von Hafis; an seine Braut Luise Wiethaus-Fischer (✝ 1857) ist der 1821 entstandene Zyklus »Liebesfrühling« gerichtet. Die »Verwandlungen des Abu Seid von Serug« (1826, endgültige Fassung 1837) enthalten die Übertragung von Makamen in deutscher Reimprosa. Die frei geschaffenen Sprüche, Fabeln und Erzählungen der »Weisheit des Brahmanen« (6 Bände, 1836-39) fassen in der Form des klassizistischen Alexandriners östliche Welt- und Gottesweisheiten zusammen. Seine postum veröffentlichten »Kindertotenlieder« (herausgegeben 1872), die Rückert nach dem Tod seiner Kinder Ernst (* 1829, ✝ 1834) und Luise (* 1830, ✝ 1833) verfasst hatte, wurden 1901-04 von G. Mahler vertont. Das Andenken Rückerts wird heute von der in Schweinfurt beheimateten Rückert-Gesellschaft gepflegt.
 
Ausgaben: Gesammelte Gedichte, 6 Bände (1834-38); Gesammelte poetische Werke, 12 Bände (1882); Werke, herausgegeben von E. Gross u. a., 3 Bände (1910, Nachdruck 1979); Kindertotenlieder, herausgegeben von H. Wollschläger (Neuausgabe 1988).
 
Literatur:
 
R. Uhrig: R.-Bibliogr. (1979);
 
200 Jahre F. R. 1788-1866. Dichter u. Gelehrter, hg. v. J. Erdmann (1988);
 M. Alali-Huseinat: R. u. der Orient (1993).
 

Universal-Lexikon. 2012.