Nor|man|die [auch: …mã'di:], die; -:
Landschaft in Nordwestfrankreich.
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Normandie
[nɔrman'diː, französisch nɔrmã'di], historisches Gebiet im Nordwesten von Frankreich; besteht heute aus den Regionen Basse-Normandie mit den Département Calvados, Manche und Orne und Haute-Normandie mit den Département Eure und Seine-Maritime; zusammen 29 907 km2, 3,2 Mio. Einwohner; Regionshauptstädte sind Caen und Rouen. Geologisch hat die Normandie im Westen (in Fortsetzung der Bretagne) noch Anteil am Armorikanischen Gebirge, der größere östliche Abschnitt gehört zum Pariser Becken. Zum Armorikanischen Gebirge der Basse-Normandie zählen die Halbinsel Cotentin und die Bocage normand im S. Östlich schließen sich die teils lehmbedeckten Ebenen von Caen, Argentan und Alençon an. Die Pays d'Auge sind geprägt durch Kreideplateaus, die sich in der südlich anschließenden Perche, im Département Eure und in den nördlich der Seine gelegenen Pays de Caux und Pays de Bray fortsetzen.
Das Klima ist ozeanisch; die mittleren Jahresniederschlagsmengen schwanken zwischen 700 und 1 200 mm. Viehwirtschaft (Butter-, Käseproduktion) dominiert im Westen; in den Ebenen von Caen, Argentan und Alençon werden Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln und Flachs angebaut. Ein ausgedehntes Grünlandgebiet erstreckt sich von den Pays d'Auge bis jenseits der Seine; auch in den Pays de Caux ist die Milchwirtschaft vorherrschend. Vielfach sind in der Normandie Obstkulturen (Äpfel) anzutreffen (Herstellung von Cidre, Weiterverarbeitung zu Calvados). Nördlich der unteren Seine hat sich Dieppe zu einer bedeutenden Hafenstadt entwickelt. Industrieschwerpunkt ist das Gebiet der unteren Seine mit den Zentren Rouen und Le Havre. Der Erdölhafen von Le Havre-Antifer ist nach Fos der wichtigste Frankreichs. Im Mündungsbereich der Seine befinden sich mehrere Raffinerien. Große Bedeutung hat die Kernenergiewirtschaft; am Cap de la Hague bei Cherbourg befindet sich eine Wiederaufbereitungsanlage für radioaktive Abfälle. Bedeutender Fremdenverkehr; neben zahlreichen Seebädern (u. a. Deauville, Trouville) besitzt die Normandie in Lisieux und Mont-Saint-Michel große Wallfahrtszentren.
Dänische und norwegische Normannen eroberten seit Ende des 9. Jahrhunderts die Gebiete an der unteren Seine. Ihr Führer Rollo erhielt 911 dieses Land von dem westfränkischen König Karl III., dem Einfältigen, als Lehen, der damit einen Schutzwall gegen weitere Normanneneinfälle bilden wollte. Bis 933 konnten die Normannen ihr Gebiet um Bayeux, Coutances und Cotentin erweitern. Die Herzöge blieben Vasallen der französischen Krone. Die Normannen nahmen den Glauben und die Sprache ihrer neuen Heimat an, gaben der Normandie aber auch ein bleibendes Eigengepräge (Ortsnamen, Mundart, Bauformen). Das zentralisierte Staatswesen förderte eine schnelle Machtentfaltung. Basierend auf dem nichterblichen Lehen (fief de haubert, »Panzerlehen«) wurde eine straffe Lokalverwaltung und eine schlagkräftige Heeresorganisation geschaffen. Die Einführung der kluniazensischen Reform durch die Herzöge stärkte ihre Kirchenhoheit. Die Normandie - im 11. Jahrhundert Ausgangspunkt der normannischen Expansion (Sizilien, England) - war 1066-87 und 1106-1202 /04 Teil der Festlandsbesitzungen der englischen Könige, die Johann ohne Land an Philipp II. Augustus verlor. Während des Hundertjährigen Krieges war die Normandie erneut 1417/18-49 in englischem Besitz (Rouen war 1431 Schauplatz des Prozesses gegen Jeanne d'Arc). - Im Zweiten Weltkrieg begann am 6. 6. 1944 an der Küste der Normandie die Invasion der alliierten Streitkräfte.
E.-G. Léonard: Histoire de la N. (Paris 41972);
A. Frémont: Atlas et géographie de la N. (ebd. 1977);
J. Mabire u. a.: Les Vikings en N. (ebd. 1979);
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Nor|man|die [auch: ...mã'di:], die; -: Landschaft in Nordwestfrankreich.
Universal-Lexikon. 2012.