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Lombardei
Lom|bar|dei, die; -:
italienische Region.

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Lombardei
 
[nach den Langobarden], italienisch Lombardia, Region und Großlandschaft in Italien, in der nordwestlichen Poebene und den südlichen Alpen, 23 861 km2, 9,03 Mio. Einwohner, mit den Provinzen Bergamo, Brescia, Como, Cremona, Lecco, Lodi, Mantua, Mailand, Pavia, Sondrio und Varese; Regionshauptstadt ist Mailand. Die Lombardei reicht von der Ortler- und Adamellogruppe der Hochalpen im Norden über das norditalienische Seengebiet mit dem Lago Maggiore, dem Comer See, dem Iseo- und Gardasee und die niedrigeren Bergamasker und Brescianer Alpen, die hier besonders deutlich ausgebildete Zone der Fontanili, bis an den Po im Süden. Wald- und Weidewirtschaft kennzeichnen die höheren Gebirgsteile, die Täler und Seeufer mit Obst- und Weinbau sind seit langem dem Fremdenverkehr erschlossen. Auf den trockenen Schotterflächen am Gebirgsfuß folgen Getreide- und Futterbau, Maulbeerbaum- und Obstkulturen; in der Poebene (mit dichtem Kanalnetz) sind in mehrstöckigen Mischkulturen alle mitteleuropäischen Kulturpflanzen, zum Teil auch Reis vertreten. Mehr als die intensiv genutzten Agrarlandschaften haben die auf der Basis der Wasserkraft der Alpenflüsse entstandenen industriellen Agglomerationen (Erdölraffinerien, chemische, Nahrungsmittel- und Textilindustrie, Metall und Holz verarbeitende Betriebe u. a.) Mailands und seiner Nachbarstädte dazu beigetragen, die Lombardei zu einer der am dichtesten besiedelten, wirtschaftsstärksten Regionen Italiens zu machen, die seit Jahren einen erheblichen Bevölkerungszuwachs aus Mittel- und Süditalien erhält. Über Alpen- und Apenninenpässe ist die Lombardei durch Autobahnen, Fernstraßen und Eisenbahnlinien mit den angrenzenden Staaten, der Küste (Genua) und Mittelitalien verbunden.
 
Weinbau wird v. a. im Veltlin im Norden (Zentrum Sondrio), im Hügelland des Südens (Oltrepò Pavese) sowie im Osten um Brescia (u. a. Franciacorta) bis zum Gardasee (Riviera del Garda, v. a. Rotweine; Lugana, v. a. Weißweine) betrieben; insgesamt werden jährlich rund 2 Mio. hl Wein erzeugt; das Rebareal beträgt 37 600 ha (zuzüglich 11 650 ha in Mischkulturen).
 
Geschichte:
 
Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches, der Herrschaft Odoakers und der Zeit des ostgotisch-byzantinischen Krieges wurde das Gebiet der Lombardei mit dem Zentrum Pavia im 6. Jahrhundert Kernland des Reiches der Langobarden. Im Anschluss an die Herrschaft der Franken (seit 774) nahm Otto I. 951 in Pavia den langobardischen Königstitel an. Im 11. Jahrhundert befreiten sich die Städte der Lombardei von der Herrschaft der Bischöfe und der kleinen Lehnsträger (Valvassoren). Der Kampf gegen die Staufer im 12. und 13. Jahrhundert führte zur Gründung von Städtebünden (der mächtigste war der Lombardenbund), gleichzeitig zur Spaltung in politische Parteiungen (Guelfen und Ghibellinen). Im 13. und 14. Jahrhundert löste die Signorie die republikanische Verfassung der Städte ab. Die Vormachtstellung in der Lombardei gewann Mailand (seit 1395 Herzogtum), das sein Territorium weit über die Grenzen der heutigen Lombardei ausdehnte. Die Rivalität zwischen Mailand und dem ebenfalls zur Festlandsmacht gewordenen Venedig, das den östlichen Teil der Lombardei an sich brachte, wurde durch den Frieden von Lodi (1454) beendet. 1535 kam das Herzogtum Mailand als Reichslehen an Spanien und wurde zur Stütze der habsburgischen Macht in Oberitalien. 1714 fiel dieses an Österreich, bildete mit Mantua die »österreichische Lombardei«, verlor 1735/48 das Gebiet zwischen den Flüssen Sesia und Tessin sowie südlich des Po an das savoyische Königreich Sardinien und fiel 1797 an Frankreich (Teil der Zisalpinischen, dann der Italienischen Republik, seit 1805 des napoleonischen Königreichs). 1815 wurde auf dem Wiener Kongress durch Vereinigung der Lombardei (die österreichische Lombardei mit den Herzogtümern Mailand und Mantua sowie die venezianische Lombardei mit den Gebieten von Bergamo, Brescia und Crema), Venetiens und des Veltlins das Lombardo-Venezianische Königreich (Lombardo-Venetien, italienisch Regno Lombardo-Veneto) geschaffen und Österreich angegliedert, das nach der Niederlage von 1859 gegen Sardinien-Piemont und Frankreich die Lombardei, nach dem Krieg von 1866 auch Venetien an Italien abtrat. Mit der Gründung der »Lega Lombarda« (1981), der Vorgängerin der Lega Nord, wurden die Interessen der Lombardei innerhalb des italienischen Staates politisch artikuliert.
 
Literatur:
 
S. Cuccia: La Lombardia alla fine dell' ancien régime (Florenz 1971);
 L. L. Dewiel: L. u. Oberital. Seen (1987).
 
Zeitschrift: Archivio storico lombardo (Mailand 1874 ff.).
 
Weitere Literatur: Poebene.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
staufisches Kaisertum gegen universales Papsttum: Herren der ganzen Christenheit?
 

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Lom|bar|dei, die; -: italienische Region.

Universal-Lexikon. 2012.