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Salier
salische Franken; Salfranken; Westfranken

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Sa|li|er1 〈m. 3Angehöriger eines altröm. Priesterkollegiums [<lat. Salii, eigtl. „die Hüpfenden“, ein von Numa für den Kultus des Mars eingesetztes Kollegium von 12 Priestern, das jährlich im März Umzüge mit Waffentänzen veranstaltete; zu lat. salire „springen, tanzen“]
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Sa|li|er2 〈m. 3Angehöriger eines Frankenstammes [<lat. Salii „die an der Salzflut, dem Meer, Wohnenden“; zu lat. sal „Salz“]

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I
Sali|er,
 
fränkisches Adelsgeschlecht mit dem Macht- und Besitzschwerpunkt im Nahe-, Speyer- und Wormsgau. Der Name, im 12. Jahrhundert auftauchend, geläufiger seit dem 14. Jahrhundert, wird in der Forschung überwiegend abgeleitet von althochdeutsch sal (»Herrschaft«). Genealogische Zusammenhänge bestanden mit den Widonen/Lambertinern der Karolingerzeit, verwandschaftliche Beziehungen zu den Konradinern. Der eigentliche Aufstieg des Geschlechtes begann mit Konrad dem Roten (944-953 Herzog von Lothringen), der durch seine Ehe mit Liudgard (✝ 953), Tochter von Kaiser Otto I., dem Großen, die Königsnähe herstellte. Mit Konrads des Roten Urenkel Konrad II. gelangten die Salier 1024 zur Königsherrschaft im entstehenden Heiligen Römischen Reich; 1125 erlosch die Dynastie mit dem kinderlosen Heinrich V.; Privaterben der Salier waren die Staufer.
 
Literatur:
 
Die S. u. das Reich, hg. v. S. Weinfurter, 3 Bde. (1991);
 S. Weinfurter:Herrschaft u. Reich der S. (31992);
 Hans K. Schulze: Hegemoniales Kaisertum - Ottonen u. S. (Neuausg. 1994);
 E. Boshof: Die S. (31995).
 
II
Sali|er,
 
ein Teilstamm der Franken.
 
III
Sali|er
 
[lateinisch salii »Springer«, »Tänzer«], Name mehrerer italischer und besonders zweier römischer Priesterkollegien, die aus je zwölf Mitglieder bestanden. Das eine hatte seine Amtsgebäude auf dem Palatin (Salii Palatini) und war dem Dienst des Mars geweiht, das andere auf dem Quirinal (Salii Collini oder Agonenses) und diente dem Quirinus. Beide traten gemeinsam in den Monaten März und Oktober hervor, d. h. vor und nach der sommerlichen Zeit der Kriegszüge. In altertümlicher Tracht, mit den heiligen Lanzen und Schilden (ancilia) des Mars ausgerüstet, durchzogen sie die Stadt, führten unter Stampfen und Springen einen schwerfälligen sakralen Tanz im Dreischritt (tripudium) auf und sangen dazu Lieder (axamenta, carmina salaria). Die wenigen erhaltenen Reste dieser Lieder gehören zu den ältesten Denkmälern in lateinischer Sprache (»Fragmenta Poetarum Latinorum. ..«, herausgegeben von W. Morel, 1927, Nachdruck 1963).
 
Literatur:
 
K. Latte: Röm. Religionsgesch. (21967, Nachdr. 1976).
 
IV
Salier
 
Als Heinrich II. im Jahre 1024 starb, erlosch das Königsgeschlecht der sächsischen Ottonen im Mannesstamm. Bei der Wahl des neuen Königs hielten sich die geistlichen und weltlichen Großen des Reiches so nahe wie möglich an das altangestammte Königshaus: Sie wählten Konrad, den ältesten männlichen Verwandten des Ottonengeschlechts in weiblicher Abstammung. Gewohnheit und Herkommen galten in der Zeit mehr als die Suche nach dem geeignetsten Kandidaten. Konrad war Graf in der Gegend um Speyer und besaß dort Familiengut. »Salier« wurde sein Geschlecht erst seit dem späteren Mittelalter in künstlicher Erinnerung an die völkerwanderungszeitlichen Salfranken genannt. Als König folgte Konrad II. den traditionellen Linien frühmittelalterlicher Königsherrschaft: Er suchte die königlichen Rechte und Besitzungen zu wahren, wurde 1027 in Rom zum Kaiser gekrönt und zeigte sich als mildtätiger frommer König durch die Gründung des Speyerer Domes als Familiengrablege. Von den neuen Zeitströmungen einer ernsthafteren Frömmigkeit wurde erst sein Sohn Heinrich III. erfasst, der ihm 1039 im Königtum folgte und zusammen mit seiner frommen Gemahlin Agnes die mächtig einsetzenden Bestrebungen der Kirchenreform förderte. Er bekämpfte im Sinne dieser Reform Priesterehe (Nikolaitismus) und Ämterkauf (Simonie), die lange weithin unbeanstandeter Brauch in der Kirche gewesen waren. Seine Verantwortung als Schutzherr der römischen Kirche ließ ihn in die Angelegenheit des Papsttums eingreifen: Die Synoden von Sutri und Rom (1046) handelten auf sein Gebot, als sie drei konkurrierende Päpste für abgesetzt erklärten. Damit und mit der späteren Wahl Leos IX. zum Papst schuf er die Voraussetzung dafür, dass die römische Kirche selbst zum Zentrum der Kirchenreform werden konnte. Heinrich III. starb im Alter von nur 39 Jahren im Jahre 1056; sein damals gerade sechsjähriger Sohn Heinrich IV. folgte ihm nach.
 
Im Verlaufe des Investiturstreits kam es zu einer Verbindung von Heinrichs kirchlichen Gegnern mit einer großen innerdeutschen Adelsopposition, die in Sachsen ihr Zentrum hatte. Heinrich IV. musste im Jahre 1077 den Bußgang nach Canossa antreten, um sein Königtum zu retten. Trotzdem wählten die deutschen Fürsten den Schwabenherzog Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig, dem gegenüber allerdings Heinrich auf die Dauer die Oberhand gewinnen konnte. Es war dann nicht der Kampf mit der Kirche, sondern vielmehr ein Aufstand seines Sohnes Heinrich V., der ihn 1105 sein Königtum kostete. Heinrich V., der als verschlagener Taktiker geschildert wird, gelang es, den Investiturstreit durch das Wormser Konkordat von 1122 zu beenden. Mit seinem kinderlosen Tod im Jahre 1125 fand die Königsherrschaft der Salier ihr Ende.
 

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Sa|li|er <Pl.> [lat. Salii, eigtl. = Tänzer (nach den Waffentänzen bei den jährlichen feierlichen Umzügen)]: in einer Vereinigung zusammengeschlossene altrömische Priester.

Universal-Lexikon. 2012.