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Drama
Schauspiel; Bühnenstück; Theaterstück; Stück; Spiel; Repertoirestück

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Dra|ma ['dra:ma], das; -s, Dramen ['dra:mən]:
1.
a) <ohne Plural> (Lustspiel und Trauerspiel umfassende) literarische Gattung, bei der eine Handlung durch die beteiligten Personen auf der Bühne dargestellt wird:
das moderne, englische Drama.
b) Schauspiel, in dem ein tragischer Konflikt dargestellt wird:
ein Drama in fünf Akten.
Zus.: Musikdrama, Versdrama.
2. aufregendes, erschütterndes, trauriges Geschehen:
das Drama ihrer Befreiung; ihre Ehe war ein einziges Drama.
Zus.: Familiendrama, Geiseldrama.

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Dra|ma 〈n.; -s, Dra|men〉
1. 〈Lit.〉 literar. Gattung, die sowohl Tragödie als auch Komödie umfasst
2. 〈Theat.〉 Schauspiel
3. Theaterstück, Film mit tragischem Ende
4. Gesamtheit der dramatischen Dichtungen einer Zeit od. eines Landes
5. 〈fig.〉 aufregendes, meist trauriges Geschehen
● ein \Drama aufführen, schreiben, inszenieren; barocke, klassische Dramen; das deutsche \Drama; diese Geschichte ist ja das reinste \Drama 〈fig.; umg.〉; aus allem ein \Drama machen 〈fig., umg.〉 es schlimmer darstellen, als es tatsächlich ist; \Drama in fünf Akten; ein \Drama von Shakespeare; das \Drama zur Zeit Shakespeares [<grch. drama „Handlung“; zu dran „tätig sein“; verwandt mit drastisch]

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Dra|ma , das; -s, …men [spätlat. drama < griech. drãma, eigtl. = Handlung, Geschehen, zu: drãn, drastisch]:
1.
a) <o. Pl.> Bühnenstück, Trauerspiel u. Lustspiel umfassende literarische Gattung, in der eine Handlung durch die beteiligten Personen auf der Bühne dargestellt wird:
das moderne, expressionistische, englische D.;
b) Schauspiel [mit tragischem Ausgang]:
ein bühnenwirksames D.;
ein D. in fünf Akten;
ein D. schreiben, aufführen, inszenieren.
2. <Pl. selten> aufregendes, erschütterndes od. trauriges Geschehen:
das D. der Geiselbefreiung;
ihre Ehe war ein einziges D.;
mit der Versorgung ist es ein D. (ist es schlimm);
man sollte kein D. daraus machen (sollte nicht dramatisieren).

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I
Drama
 
[griechisch »Handlung«] das, -s/...men,  
 1) Sammelbezeichnung für sämtliche Spielarten von auf szenische Realisierung im Theater hin angelegte literarische Werke, die sich ihrem Bauprinzip nach mehr an den Zuschauer als an den Leser wenden. In der Gegenwart wird zum Teil auch der Begriff »Stück« verwendet. - Ursprünglich waren im Theater Musik, Gesang, Tanz, Chor, Bild (Bühne), Darstellung und gesprochenes Wort verbunden; erst nach der Entstehung der Oper wurden musikalische Theater und Worttheater definitiv getrennt.
 
Allgemeinstes Kennzeichen des Dramas ist die unmittelbar im Dialog dargestellte, in Szene gesetzte Handlung, deren Verlauf von der spannungsvollen Entwicklung eines zentralen Konflikts bestimmt wird. Der Konflikt, d. h. das Aufeinanderprallen von Widersprüchen oder der Widerstreit von Gegensätzen, kann als Konflikt zwischen Mensch und Schicksal (oder zwischen Mensch und Göttern) oder als so genannter innerer Konflikt einer einzigen Figur mit seinen Folgen entwickelt werden (wobei neben dem Dialog der Monolog an Bedeutung gewinnt, bis hin zur - seltenen - Form des Monodramas um eine einzige Figur), oder er kann als Konflikt zwischen verschiedenen Typen, Charakteren oder gesellschaftlichen Kräften gestaltet werden. Die Art und Weise, wie der Konflikt angelegt ist, ob lösbar oder unlösbar oder jenseits der Frage von Lösbarkeit oder Unlösbarkeit, bestimmt im Wesentlichen den ins Tragische oder ins Komische oder auch ins Absurde beziehungsweise Groteske weisenden Charakter eines Dramas.
 
Dementsprechend werden Dramen nach dem Ausgang, den sie nehmen, in drei Hauptgattungen eingeteilt: die Tragödie, die mit dem Untergang des Helden im Konflikt endet, die Komödie (zum Teil wird der Begriff Lustspiel verwendet), die die Verwicklungen der Handlung mit ironisch-satirischer oder humorvoller Aufdeckung menschlicher Schwächen löst, und das Schauspiel, das bei ernster Grundstimmung zu einer positiven Auflösung des Konfliktes führt; eine Sonderform ist die Tragikomödie. Daneben gibt es andere Möglichkeiten der Typisierung, so nach dem Aufbau: analytisches Drama, wobei die Katastrophe vor Spielbeginn liegt und im Laufe der Handlung enthüllt wird (z. B. bei Sophokles, H. Ibsen), sowie Zieldrama (das die Katastrophe an das Ende verlegt); ferner nach Ideengehalt, Konfliktursachen, Stoffwahl u. a. Das Moment der Spannung tritt im modernen Drama, in dem Konflikte auch häufig am Ende ungelöst bleiben, zurück. Dem heutigen Theater gelten alle Formen als spielbar, auch das eigentliche nicht für Aufführungen bestimmte Lesedrama.
 
Das Drama baut sich herkömmlich nach spätantikem Muster aus fünf, häufig auch aus drei Akten (Aufzügen) auf, die in Szenen (Auftritte) eingeteilt sind. In neuester Zeit (so von B. Brecht in seinem epischen Theater) wird oft eine lose Szenen- und Bilderfolge bevorzugt, wie sie auch schon im älteren Drama verwandt wurde, andererseits aber auch die Form des Einakters. Das von G. Freytag (»Die Technik des Dramas«, 1863) aufgestellte pyramidenförmige Schema der »steigenden« und »fallenden« Handlung mit Exposition (Ausgangssituation), erregendem Moment (Konfliktauslösung), Peripetie (Höhepunkt) und Katastrophe (Auflösung) war stets nur bedingt anwendbar. Die Entwicklung seit etwa 1910 lässt überlieferte Bestimmungen des Dramas als überholt oder zu eng erscheinen und hat auch früher viel umstrittene Einzelheiten aus der Theorie des Dramas (Dramaturgie) historisch relativiert.
 
Diese ging aus von der Poetik des Aristoteles mit ihren Aussagen über Wirkstruktur und Bauprinzipien der Tragödie (v. a. mit den Begriffen »Mimesis«, später meist als Nachahmung gedeutet, und »Katharsis«, verstanden als »Reinigung« von bestimmten Affekten, sowie den Ansätzen zu einer Lehre der »drei Einheiten« des Ortes, der Zeit und der Handlung) und, weniger, von der »Ars poetica« des Horaz, die die theoretische Grundlegung der Erneuerung des Kunstdramas in Renaissance, Humanismus und Barock entscheidend bestimmten. Im französischen Klassizismus erfuhr die Dramaturgie besonders durch F. Hédelin d'Aubignac (»La pratique du théâtre«, 1657) und N. Boileau-Despréaux (»L'art poétique«, 1674) eine geschlossene und eigenständige Ausprägung, die stark auf die deutsche Entwicklung einwirkte (J. C. Gottsched) und mit der sich G. E. Lessing in der »Hamburgischen Dramaturgie« (2 Bände, 1767-69) sowie im Briefwechsel mit F. Nicolai und M. Mendelssohn kritisch auseinander setzte. - Insgesamt vertrat die auf Aristoteles (und Horaz) bezogene Dramaturgie des 16.-18. Jahrhunderts das Drama der geschlossenen Form mit seinen idealisierenden Tendenzen; sie erreichte in der Weimarer Klassik einen von aller Dogmatik freien vorläufigen Abschluss (Schiller, »Über die tragische Kunst«, 1791; Goethe, »Nachlese zu Aristoteles' Poetik«, 1827). Die wichtigsten Gegenströmungen waren die Dramaturgie des Sturm und Drang, die dem Drama der geschlossenen Form Shakespeares Dramen der offenen Form entgegenstellte (J. G. Herder, »Shakespeare«, 1773; J. M. R. Lenz, »Anmerkungen übers Theater«, 1774), O. Ludwigs Versuche, die Dramaturgie Schillers durch Rückgriff auf Shakespeare zu überwinden, sowie die v. a. an H. Ibsens analytischen Gesellschaftsstücken geschulte Dramaturgie des Naturalismus, die nach realistischer sprachlicher und szenischer Gestaltung strebte. B. Brecht verwendete auch für diese Richtungen den Begriff »aristotelisch« (aristotelische Dramatik), und zwar im Hinblick auf die Wirkstruktur des Dramas, das hier nach wie vor den Zuschauer auf emotionalem Wege erreichen will; demgegenüber wollte er mit seinem epischen Theater bewusstseinsverändernd wirken. - F. Dürrenmatt sprach von der Unmöglichkeit der Tragödie im modernen Zeitalter; ihm komme nur noch die (groteske) Komödie zu. Besonders von Frankreich ausgehend entwickelte sich die Dramaturgie des »Antistücks«, des »absurden Theaters«.
 
 Geschichte
 
Die Ursprünge des europäischen Dramas liegen in der griechischen Antike. Die griechische Tragödie entwickelte sich als Teil des Dionysoskultes aus dem Chorgesang. Ihre Stoffe sind der mythologischen Überlieferung entnommen, wobei der Mythos im Laufe der Entwicklung (von Aischylos über Sophokles bis hin zu Euripides) zunehmend säkularisiert wurde. Entsprechend trat der Chor gegenüber den einzelnen Schauspielern immer mehr zurück. Nach Entstehungsgeschichte und Aufführungspraxis eng mit der Tragödie verknüpft war das Satyrspiel. Die Komödie entstand aus der Verbindung dionysischer Maskenzüge mit Stegreifspielen (Hauptvertreter der alten Komödie war Aristophanes, der jüngeren Komödie Menander). Das römische Drama stellte im Wesentlichen eine Übernahme des griechischen Dramas dar. Die Tragödie des Seneca wirkte als formales Vorbild für das Drama der Renaissance und des Barock. Die bedeutendsten Autoren von Komödien waren Plautus und Terenz.
 
Das geistliche Drama des Mittelalters entstand aus der Erweiterung der christlichen Liturgie, zumal an hohen Festtagen, durch Wechselgesänge und Responsorien, was zu szenischer Darstellung des in lateinischer Sprache Gesungenen und schließlich zur Verlagerung aus der Kirche auf Marktplätze führte; gleichzeitig drang die Volkssprache gegenüber dem Latein vor, und es bildeten sich zahlreiche Sonderformen. Um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert führte im europäischen Humanismus die Beschäftigung mit der Antike zur allmählichen Entstehung des neuzeitlichen Dramas. Beeinflusst vom lateinischen Humanistendrama der Renaissance wie vom schwankhaften Fastnachtsspiel (H. Sachs), kam in den religiösen Kämpfen der Reformationszeit das protestantische und katholische Schuldrama (mit biblischen und antiken Stoffen) zur Blüte. Ein »goldenes Zeitalter« des Dramas entstand in Italien, Spanien, England und Frankreich durch den Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit, aus der Spannung von christlicher Transzendenz und renaissancehafter Diesseitsbejahung. In Italien bildete sich die an die Antike anknüpfende Renaissancekomödie (L. Ariosto, N. Machiavelli, P. Aretino) und -tragödie (G. G. Trissino); hier wurden die Formelemente vereinigt, die das europäische Drama über mehrere Jahrhunderte charakterisierten: die Einteilung in fünf oder (seltener) drei Akte, die Einheiten von Ort, Zeit und Handlung sowie die Ständeklausel. Dazu traten im späteren 16. Jahrhundert das Schäferspiel (T. Tasso) und die Comedy of humours (B. Jonson). Die Schöpfung der Oper gegen Ende des 16. Jahrhunderts suchte an die griechische Tragödie anzuknüpfen. Das spanische Drama verband volkstümlich-nationale Elemente mit humanistischen (Lope de Vega, Calderón, Tirso de Molina). Während die geistlichen Spiele (Autos sacramentales), v. a. Calderóns, katholisch-kirchliche Themen behandelten, war das weltliche Drama vom Widerstreit der beiden Hauptwerte Liebe und Ehre beherrscht. In England wirkten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Berufsschauspieler; in London entstanden Theaterbauten. Unmittelbar für die Aufführungen schrieben Autoren wie C. Marlowe, F. Beaumont, J. Fletcher, B. Jonson und Shakespeare von Poetiken und Dramentheorien weitgehend unabhängige Stücke oft gemischter Gattung (elisabethanisches Drama). Die Londoner Theaterkultur machte bis 1642 (Schließung aller Theater durch die Puritaner) das Theater mit einem breiten und engagierten Publikum zu einem wesentlichen Teil des öffentlichen Lebens. Namentlich wegen der dauerhaften Wirkung der Dramen Shakespeares kommt dem elisabethanischen Theater eine weit über das 16./17. Jahrhundert herausragende Bedeutung zu.
 
Im Unterschied zum spanischen und englischen Drama trennte sich die »haute tragédie« der französischen Klassik, die in den Dramen P. Corneilles und J. Racines gipfelte, von allen volkstümlichen Überlieferungen und erstrebte eine Stilisierung im Sinne strenger Handlungs-, Zeit- und Raumeinheit (»drei Einheiten«). Gleichzeitig erreichte das französische Lustspiel seinen Höhepunkt in der Charakter- und Typenkomödie Molières (parallel zur englischen Comedy of manners), der Elemente der volkstümlichen Stegreifkomödie Italiens (Commedia dell'Arte) aufnahm. - Das deutsche Drama gelangte bis Lessing über Vorstadien nicht hinaus: u. a. im 16. und 17. Jahrhundert die unter dem Einfluss der englischen Komödianten entwickelten Haupt- und Staatsaktionen, im 17. Jahrhundert die Werke von A. Gryphius. Die eigentliche theatrale Entfaltung brachte im 17. Jahrhundert in Deutschland das lateinischsprachige Jesuitentheater (J. Bidermann, N. Avancini).
 
Die bürgerlich-realistische Wendung des Dramas wurde in der französischen Rokoko- und Aufklärungskomödie mit der Comédie larmoyante vorbereitet (P. C. de Chamblain de Marivaux, P. C. Nivelle de La Chaussée), die zum bürgerlichen Trauerspiel überleitet. Werke von D. Diderot und P. A. de Beaumarchais machten das bürgerliche Leben bühnenfähig. In Italien entstanden im 18. Jahrhundert Komödien (C. Goldoni), Märchenspiele (C. Gozzi), vorromantische Tragödien (V. Alfieri). In England begründete G. Lillo die Gattung des bürgerlichen Trauerspiels. In Deutschland schuf Lessing mit seiner »Miß Sara Sampson« in Anlehnung an Lillo das deutsche bürgerliche Trauerspiel, in der »Minna von Barnhelm« die realistisch-psychologische Charakterkomödie, in »Nathan der Weise« das klassische Ideendrama, in dem die Gestaltung einer zentralen Idee in den Vordergrund rückte. Der Sturm und Drang (F. M. von Klinger, H. L. Wagner) lehnte eine Bindung an strenge Kunstgesetze ab; besonders J. M. R. Lenz nahm sowohl in der Szenentechnik wie im realistisch-psychologischen Stil und im gesellschaftskritischen Gehalt spätere Entwicklungen vorweg. Zurückgreifend auf Lessing, Racine und Corneille sowie auf die attische Tragödie, schufen Goethe und Schiller das klassische deutsche Drama, wobei Goethe den Typ des symbolisch überhöhten, Konflikte ins Innere des Menschen verlegenden Seelendramas bevorzugte. Den Rahmen dieses Modells sprengte er im »Faust«. Schiller dagegen entwickelte in seiner »Wallenstein«-Trilogie das Ideendrama fort zu einem historischen Drama als Spiegel menschlicher Größe, als Charakterdrama. Die teils ironisch-witzigen, teils märchenhaft-fantastischen Versuche der Romantik (L. Tieck, C. Brentano, V. Hugo, A. de Musset) gelangten in Deutschland nur zum spielerisch-geistreichen Experiment oder zu lyrisch-epischen Lesedramen. Schon bei H. von Kleist wirkte eine neue, eher tragische Selbst- und Welterfahrung. Die weitere Entwicklung des Dramas im 19. Jahrhundert enthüllte die wachsende Bedrohung des Menschen, der immer stärker zum Objekt einer übermächtigen Wirklichkeit wurde (G. Büchner, C. D. Grabbe, F. Hebbel, F. Grillparzer). Dem Zeitgeschmack dienten die sentimentalen Familienstücke A. W. Ifflands und A. von Kotzebues und die spätromantischen fatalistischen Schicksalstragödien (Z. Werner), während das Wiener Volksstück (F. Raimund, J. N. Nestroy), aufbauend auf einer vom Barock sich herleitenden Tradition, elementare Spielformen aufnahm. - R. Wagners Musikdramen gehören in die Geschichte der Oper, sind aber allgemein bedeutsam durch die Gestaltung im Sinne eines »Gesamtkunstwerks«. - An die Stelle des hohen Dramas traten in der europäischen Literatur das französische und angelsächsische Konversationsstück (A. Dumas der Jüngere, V. Sardou, E. Scribe, O. Wilde) und v. a. das sozialkritische, die bürgerliche Moral und Gesellschaftsordnung infrage stellende Problemstück: in Russland bei N. W. Gogol, L. N. Tolstoj, A. N. Ostrowskij, A. P. Tschechow, M. Gorkij, in Norwegen bei H. Ibsen und B. Bjørnson, in Großbritannien bei O. Wilde und G. B. Shaw, in Schweden bei A. Strindberg.
 
Der Naturalismus machte das Drama zur Kopie der streng deterministisch verstandenen Wirklichkeit. Doch gelangte das naturalistische Milieudrama durch G. Hauptmann zu künstlerischem Rang. Daneben stehen symbolistische und andere nichtrealistische Dramen (M. Maeterlinck, W. B. Yeats, H. von Hofmannsthal). Vorbereitet durch A. Strindberg und F. Wedekind, entwickelte sich, teils schon vor dem Ersten Weltkrieg, das expressionistische Drama in seiner gesellschaftskritischen (C. Sternheim, G. Kaiser, E. Toller) und seiner mystisch-religiösen Richtung (E. Barlach). B. Brecht entwickelte seine einflussreiche eigene Theater- und Dramenform (episches Theater), C. Zuckmayer ging vom Volksstück aus.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte, ausgehend von Frankreich, das absurde Theater (besonders E. Ionesco, der sich auf das Muster L. Pirandellos berief, und der Ire S. Beckett) die Alternative zum »engagierten Theater« (J.-P. Sartre). Neue Formen der sozialkritischen Komödie entwickelten die Schweizer M. Frisch und F. Dürrenmatt. In Großbritannien folgte auf eine kurze Phase des »poetischen Theaters« (T. S. Eliot, C. Fry; vorher in Spanien F. García Lorca, in Frankreich J. Giraudoux) eine Rückkehr zum Realismus mit aggressiver Haltung gegen die bürgerlichen Konventionen (J. Osbornes »Angry-young-men«-Stücke, A. Weskers »Kitchen sink dramas«, H. Pinter). In den USA, wo E. O'Neill einen symbolistischen Realismus begründet hatte (A. Miller, T. Williams) - während T. Wilders experimentell-poetische Dramen eher in Europa beachtet wurden -, durchbrach E. Albee, ebenso wie zur gleichen Zeit E. Bond und P. Shaffer in Großbritannien, die Konventionen des Dramas hin zum Harten, Grausamen. Auf der Linie des kritischen Volksstücks, die Ö. von Horváth und Marie-Luise Fleisser gewiesen hatten, bewegten sich österreichische und süddeutsche Autoren (W. Bauer, F. X. Kroetz). Anregungen für ein satirisch-parabolisches Theater gingen von polnischen (W. Gombrowicz, S. Mrożek) und tschechischen Autoren (P. Kohout, V. Havel) aus. Weitere Tendenzen: Dokumentarstück (R. Hochhuth, P. Weiss u. a.), sprachexperimentelles Theater (P. Handkes frühe Werke), Annäherung an den Monolog (T. Bernhard), spielerisch verfremdete Zeitkritik (B. Strauss).
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
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Literatur:
 
Theorie:
 
E. R. Bentley: Das lebendige D. (a. d. Engl., 1967);
 E. Franzen: Formen des modernen D. (31974);
 P. Pütz: Die Zeit im D. (21977);
 M. Strässner: Analyt. D. (1980);
 
Dt. D.-Theorien, hg. v. R. Grimm, 2 Bde. (31981);
 
Einf. ins D., bearb. v. N. Greiner u. a., 2 Bde. (1982);
 M. Kesting: Das ep. Theater. Zur Struktur des modernen D. (81989);
 B. Asmuth: Einf. in die D.-Analyse (31990);
 
D. u. Theater. Theorie-Methode-Gesch., hg. v. Herta Schmid u. H. Karl (1991);
 M. Fuhrmann: Die Dichtungstheorie der Antike (21992);
 V. Klotz: Geschlossene u. offene Form im D. (13 1992);
 
Bürgerlichkeit im Umbruch. Studien zum dt.-sprachigen D. 1750-1800, hg. v. H. Koopmann (1993);
 S. Hoefert: Das D. des Naturalismus (41993);
 M. Pfister: Das D. Theorie u. Analyse (81994);
 E. Platz-Waury: D. u. Theater. Eine Einf. (41994);
 P. Szondi: Theorie des modernen D. 1880-1950 (221996).
 Geschichte des Dramas, Schauspielführer:
 
W. Creizenach: Gesch. des neueren D., 3 Bde. (21911-23, Nachdr. New York 1965);
 Friedrich E. Schulz: Die Weltdramatik, 3 Bde. u. mehrere Nachträge (1928-36);
 J. Gregor: Der Schauspielführer, fortgef. v. M. Dietrich, auf mehrere Bde. ber. (1953 ff., Nachdr. 1969 ff.);
 P. Fechter: Das europ. D., 3 Bde. (1956-58);
 M. Dietrich: Das moderne D. (31974);
 V. Arpe: Knaurs Schauspielführer (Neuausg. 1979);
 
Hb. des dt. D., hg. v. W. Hinck (1980);
 D. Kafitz: Grundzüge einer Gesch. des dt. D. von Lessing bis zum Naturalismus (21989);
 E. Fischer-Lichte: Gesch. des D., 2 Bde. (1990);
 S. Kienzle: Schauspielführer der Gegenwart (51990);
 
Reclams Schauspielführer, hg. v. S. Kienzle: u. O. C. A. zur Nedden (181990);
 G. Hensel: Spielplan. Der Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart, 2 Bde. (Neuausg. 1992);
 
D. u. Theater der europ. Avantgarde, hg. v. F. N. Mennemeier u. E. Fischer-Lichte (1994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
klassisches Drama in Frankreich
 
Lessing: Das bürgerliche Drama
 
Reformationsdrama und Jesuitentheater: Propaganda, Belehrung und Erziehung
 
Theater: Die Moderne im Spiegel der Theaterkonzepte
 
 
 2) übertragen: aufregendes, erschütterndes oder trauriges Ereignis.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
klassisches Drama in Frankreich
 
Lessing: Das bürgerliche Drama
 
Reformationsdrama und Jesuitentheater: Propaganda, Belehrung und Erziehung
 
Theater: Die Moderne im Spiegel der Theaterkonzepte
 
 
II
Drạma
 
[ȓ-], Hauptort des Verwaltungsbezirks (Nomos) Drama (3 468 km2, 96 600 Einwohner), in Ostmakedonien, Griechenland, in der Ebene von Drama, 37 600 Einwohner; orthodoxer Bischofssitz; Mittelpunkt eines Tabakbaugebiets.
 

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Dra|ma, das; -s, ...men [spätlat. drama < griech. drãma, eigtl. = Handlung, Geschehen, zu: drãn, ↑drastisch]: 1. a) <o. Pl.> Bühnenstück, Trauerspiel u. Lustspiel umfassende literarische Gattung, in der eine Handlung durch die beteiligten Personen auf der Bühne dargestellt wird: das moderne, expressionistische, englische D.; das D. der deutschen Klassik; die Lehre von den drei Einheiten (Zeit, Ort u. Handlung) im D.; b) Schauspiel [mit tragischem Ausgang]: ein bühnenwirksames D.; ein D. in fünf Akten; die Dramen Shakespeares/von Shakespeare; das D. spielt in Wien im Jahre 1883; ein D. schreiben, aufführen, inszenieren; Ü alle Gestalten in jenem großen D. zwischen Gott und Mensch, das die Bibel vor uns abrollen lässt (Thielicke, Ich glaube 148). 2. <Pl. selten> aufregendes, erschütterndes od. trauriges Geschehen: das D. der Geiselbefreiung; ihre Ehe war ein einziges D.; mit der Versorgung ist es ein D. (die Versorgung funktioniert nicht); Es ist ein D.: Der berühmte französische Geschmack verschwindet (Woche 13. 3. 98, 40); man sollte kein D. daraus machen (sollte die Angelegenheit nicht schlimmer hinstellen, als sie eigentlich ist).

Universal-Lexikon. 2012.