Akademik

Margarete
Margarete,
 
englisch Margaret ['mɑːgərɪt], französisch Marguerite [margə'rit], Herrscherinnen:
 
 Dänemark:  
 1) Margarete I., dänisch Margrethe I., Königin von Dänemark und Norwegen (seit 1387) sowie Schweden (seit 1389), * Søborg (Seeland) März 1353, ✝ Flensburg 28. 10. 1412. Die Tochter des dänischen Königs Waldemar IV. Atterdag heiratete 1363 König Håkon VI. Magnusson von Norwegen und Schweden. Für ihren minderjährigen Sohn Olaf Håkonsson, seit 1376 König von Dänemark, führte sie die Regierung und nach Håkons Tod (1380) auch die von Norwegen. Nach dem Tod ihres Sohnes (1387) wurde sie in Dänemark und Norwegen zur Herrscherin gewählt. In Schweden setzte sie sich 1389 gegen König Albrecht von Mecklenburg, den ihr Heer bei Falköping am 24. 2. 1389 besiegt hatte, durch. Mit Schaffung der Kalmarer Union sicherte sie 1397 die Einheit der drei Reiche. Gleichzeitig setzte sie den ihr verwandten Erich VII. von Pommern zu ihrem Nachfolger ein, wahrte aber ihren Einfluss.
 
 2) Margarete II., dänisch Margrethe II., Königin (seit 1972), * Kopenhagen 16. 4. 1940; Tochter von König Friedrich IX. und Ingrid von Schweden. Nachdem 1953 durch Verfassungsänderung eine weibliche Thronfolge in direkter Linie ermöglicht worden war, wurde Margarete 1958 Kronprinzessin und bestieg nach dem Tod ihres Vaters (14. 1. 1972) den Thron. Am 10. 6. 1967 heiratete sie den französischen Diplomaten Henri Graf de Laborde de Monpezat (* 1934; seitdem Henrik Prinz von Dänemark), mit dem sie zwei Söhne hat, den Thronerben Prinz Frederik André Henrik Christian (* 1968; seit 1986 offizieller Stellvertreter seiner Mutter) und Prinz Joachim Holger Waldemar Christian (* 1969).
 
 England:  
 3) Margarete von Anjou [-ã'ʒu], Königin, * Pont-à-Mousson (bei Nancy) 23. 3. 1430, ✝ Dampierre-sur-Loire (bei Saumur) 25. 8. 1482; Tochter von René I., Herzog von Anjou; wurde 1445 mit Heinrich VI. von England vermählt; sie beherrschte mit ihren Günstlingen (besonders Edmund Beaufort, Herzog von Somerset) den regierungsunfähigen König und war während der Rosenkriege die eigentliche Führerin der Lancasterpartei. In der Schlacht bei Tewkesbury (4. 5. 1471 gegen Eduard IV. fiel ihr Sohn Eduard (* 1453); sie selbst geriet in Gefangenschaft und wurde erst 1475 durch Vermittlung Ludwigs XI. nach Frankreich freigelassen.
 
Literatur:
 
J. J. Bagley: Margaret of Anjou, Queen of England (London 1948).
 
 Frankreich:  
 4) Margarete von Valois [-va'lwa], genannt La Reine Margot [la 'rɛːn mar'go], Königin von Navarra und Frankreich, * Saint-Germain-en-Laye 14. 5. 1553, ✝ Paris 27. 3. 1615; Tochter Heinrichs II. von Frankreich und der Katharina von Medici, Ȋ seit 1572 mit Heinrich III. von Navarra, dem späteren Heinrich IV. von Frankreich; ihre Hochzeit war als Zeichen der Verständigung zwischen Katholiken und Hugenotten gedacht, wurde aber der Auftakt zur Bartholomäusnacht. Die Ehe wurde 1599 wegen Kinderlosigkeit für ungültig erklärt. Margarete war gebildet und sammelte nach der Scheidung einen Kreis von Schriftstellern und Gelehrten um sich. Sie schrieb selbst Gedichte, ihre Memoiren sind zeitgeschichtlich interessant. Sie war letzter legitimer Spross der Valois.
 
Ausgaben: Memoiren, Briefe und sonstige Dokumente, herausgegeben von W. Fred, 2 Bände (1912); Geschichte der Margaretha von Valois, Gemahlin Heinrichs IV. Von ihr selbst beschrieben, herausgegeben von M. Andermatt (1996).
 
Literatur:
 
F. Pedron: La reine Margot (Paris 1985).
 
 Navarra:  
 5) Margarete von Navạrra, M.Margarete von Angoulême [-ãgu'lɛːm], Herzogin von Alençon, Königin von Navarra, * Angoulême 11. 4. 1492, ✝ Odos (bei Tarbes) 21. 12. 1549; Schwester Franz' I. von Frankreich, seit 1509 Ȋ mit Herzog Karl IV. von Alençon (✝ 1525), seit 1527 mit Heinrich von Albret (✝ 1555), König von Navarra. Ihr Enkel Heinrich IV. wurde als erster Bourbone König von Frankreich. Von hoher Bildung, zog Margarete Gelehrte an ihren Hof und regte die Übersetzung vieler Werke der italienischen Literatur an, besonders die des »Decamerone« von G. Boccaccio, aber auch die der florentinischen Neuplatoniker. Tief religiös, vertrat sie einen an der Rechtfertigungslehre orientierten Evangelismus, gewährte verfolgten Protestanten Zuflucht an ihrem Hof in Nérac, bekannte sich jedoch nie zum reformierten Glauben, sondern brach 1545 alle Beziehungen zu Calvin ab. - Margarete ist Autorin des »Heptaméron« (herausgegeben 1559, erstmals 1558 unter dem Titel »Histoire des amants fortunés« erschienen), eine durch eine Rahmenhandlung verbundene Novellensammlung; diese folgt formal dem Vorbild von Boccaccios »Decamerone«, ist aber inhaltlich von einer platonisch-idealistischen Liebesauffassung geprägt und verweist in der differenzierten Analyse von Gefühlen und Handlungen bereits auf die Anfänge des psychologischen Romans im 17. Jahrhundert. Margaretes Gedichte sind von neuplatonischen und mystischen Ideen inspiriert (»Le miroir de l'âme pécheresse«, 1531; »Les marguerites de la Marguerite des princesses«, 1547).
 
Ausgaben: Das Heptameron, herausgegeben von P. Amelung (1960); Y. Briconnet und Margarete von N.: Correspondance, herausgegeben von C. Martineau u. a., 2 Bände (1975-79); L'Heptaméron, herausgegeben von M. François (Neuausgabe 1981).
 
Literatur:
 
N. Cazauran: L'Heptaméron de Marguerite de Navarre (Paris 1977);
 J. L. Dejean: Marguerite de Navarre (ebd. 1987).
 
 Niederlande:  
 6) Margarete von Österreich, Statthalterin (1507-15 und 1518/19-30), * Brüssel 10. 1. 1480, ✝ Mecheln 1. 12. 1530; Tochter Kaiser Maximilians I. und der Maria von Burgund; vermählt 1497 mit dem Infanten Juan von Kastilien, nach seinem Tod 1501 mit Herzog Philibert II. von Savoyen, der 1504 starb. 1507 ernannte ihr Vater sie zur Statthalterin in den Niederlanden; von Mecheln aus leitete sie die Regierung der Niederlande, Burgunds und Savoyens im Sinn des habsburgischen Hausinteresses. Margarete war maßgeblich an der Liga von Cambrai (1508) und am Damenfrieden von Cambrai (1529) beteiligt.
 
Literatur:
 
J. de Iongh: Margaretha van Oostenrijk (Neuausg. Amsterdam 1947);
 E. Winker: M. v. Ö. (1966);
 W. Blockmans in: Die Habsburger, hg. v. B. Hamann (Wien 1988).
 
 7) Margarete von Pạrma, Statthalterin (1559-67), * Pamel (heute zu Oudenaarde) Ende Juli 1522, ✝ Ortona 18. 1. 1586; illegitime Tochter von Kaiser Karl V. und der Johanna van der Gheynst; heiratete 1536 Alessandro de' Medici, Herzog in Florenz, der 1537 ermordet wurde, und war in zweiter Ehe (ab 1538) mit Ottavio Farnese verheiratet. 1559 von Philipp II. von Spanien zur Statthalterin der Niederlande bestimmt, stützte sie sich zunächst auf Kardinal A. de Granvelle als Ratgeber, ließ diesen jedoch unter dem wachsenden Druck der politisch und religiös motivierten niederländischen Adelsopposition 1564 abberufen. Die um Ausgleich bemühte Margarete war den Problemen des kurz vor dem Aufstand stehenden Landes nicht gewachsen. Die Entsendung des Herzogs von Alba, der sie als Generalkapitän mit seinem Heer stützen sollte, veranlasste sie 1567 zum Rücktritt.
 
Literatur:
 
J. de Iongh: Madama Margaretha van Oostenrijk, hertogin van Parma en Piacenza, 1522-1586 (Amsterdam 31981);
 G. Janssens in: Die Habsburger, hg. v. B. Hamann (Wien 1988).
 
 Schottland:  
 8) Margarete, Königin und Schutzpatronin von Schottland, Margareta.
 
 Tirol:  
 9) Margarete Maultasch, Gräfin (1335-63), * wohl Schloss Maultasch (bei Terlan) 1318, ✝ Wien 3. 10. 1369; Erbtochter des Meinhardiner Herzogs Heinrich VI. von Kärnten; erhielt nach dem Tod ihres Vaters 1335 Tirol, war seit 1330 mit Johann Heinrich (* 1322, ✝ 1375), Sohn König Johanns des Blinden von Böhmen, verheiratet. Die Ehe scheiterte, und Johann wurde 1341 aus Tirol vertrieben. Margarete heiratete 1342 ohne kirchliche Trennung ihrer ersten Ehe aufgrund einer weltlichen, auf theologisches Gutachten von Marsilius von Padua und Wilhelm von Ockham beruhenden Nichtigkeitserklärung den Markgrafen Ludwig den Älteren von Brandenburg, einen Sohn Kaiser Ludwigs IV., des Bayern. Nach dem Tod ihres einzigen Sohnes Meinhard III. überließ sie 1363Tirol Herzog Rudolf IV. von Österreich.

Universal-Lexikon. 2012.