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Diet|rich ['di:trɪç], der; -s, -e:zu einem Haken gebogener Draht, der zum Öffnen einfacher Schlösser dient:
die Tür mit einem Dietrich öffnen.
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Diet|rich 〈m. 1〉 Drahthaken zum Öffnen von Schlössern; Sy Diebshaken [scherzhafte Übertragung des Männernamens Dietrich (seit 1400)]
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Diet|rich, der; -s, -e [spätmhd. dieterich, scherzh. Übertr. des m. Vorn. auf den Nachschlüssel]:
hakenähnlich gebogenes Werkzeug, mit dem sich einfache Schlösser öffnen lassen:
die Tür war mit einem D. geöffnet worden.
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I Dietrich,
Herrscher:
Köln:
1) Dietrich von Moers, Erzbischof und Kurfürst, * um 1385, ✝ Schloss Zons (heute zu Dormagen) 14. 2. 1463; wurde 1414 als Nachfolger seines Onkels Friedrich von Saarwerden zum Kurfürsten gewählt. Sein politischer Ehrgeiz führte zu Streitigkeiten mit Päpsten, Kaiser Friedrich III., der Stadt Köln und seinen fürstlichen Nachbarn. In der Soester Fehde (1444-49) musste er 1449 Xanten und Soest an das Herzogtum Kleve abtreten.
2) Dietrich Pọrtitz, genannt Kagelwit, Erzbischof, * 1300, ✝ 17./18. 12. 1367; aus der später geadelten Stendaler Bürgerfamilie Portitz, wurde Zisterzienser, erhielt seit 1346 verschiedene Bischofsämter. Seit 1347 in den Diensten Karls IV., leitete er seit 1352 maßgebend dessen Verhandlungen mit der päpstlichen Kurie in Avignon, v. a. wegen der Kaiserkrönung. 1355-61 mit der Aufsicht über die Güter- und Finanzverwaltung Böhmens betraut, wurde Dietrich 1360 Kanzler von Böhmen und Stellvertreter des Kaisers im Reich, 1361 Erzbischof von Magdeburg und 1362 auf drei Jahre Mitregent des Markgrafen von Brandenburg.
3) Dietrich der Bedrängte, Markgraf, ✝ 17. 2. 1221; zunächst auf den Allodialbesitz beschränkt, da Kaiser Heinrich VI. nach dem Tod seines Bruders Albrecht des Stolzen (* 1158, ✝ 1195) die Mark Meißen als erledigtes Reichslehen einzog; durch geschickte Schaukelpolitik im deutschen Thronstreit ab 1198 sicherte er sich den Besitz der Mark Meißen und erwarb 1210 die Ostmark (Niederlausitz). Durch die Unterwerfung des aufständischen Adels, die Förderung der Städte und den Ausbau der Landesherrschaft begründete er die wettinische Territorialmacht.
4) Dietrich III., Landgraf, * um 1260, ✝ (ermordet) Leipzig 10. 12. 1307, Sohn Albrechts des Entarteten, Enkel Kaiser Friedrichs II.; suchte mit seinem Bruder Friedrich dem Freidigen der Verschleuderung des Erbes durch den Vater Einhalt zu gebieten. 1293 zog König Adolf von Nassau u. a. Meißen im Rahmen seiner Hausmachtpolitik als erledigtes Lehen ein. Als sein Nachfolger Albrecht I. die Ansprüche auf Meißen und Thüringen durchzusetzen suchte, konnten Dietrich und sein Bruder durch den Sieg in der Schlacht bei Lucka (1307) der königlichen Hausmachtpolitik in Mitteldeutschland ein Ende setzen.
Dietrich,
1) Adolf, schweizerischer Maler, * Berlingen (Kanton Thurgau) 9. 11. 1877, ✝ ebenda 4. 6. 1957; war Waldarbeiter und malte in seiner Freizeit Landschaften, Tier- und Pflanzenbilder sowie Porträts in einem naiven Realismus.
2) Albert, Pathologe, * Schweidnitz 4. 3. 1873, ✝ Stuttgart 1. 9. 1961; wurde 1906 Professor in Tübingen, 1913 in Köln, 1928 wieder in Tübingen. Seine Arbeitsgebiete waren pathologische Anatomie, experimentelle Pathologie und Mikrobiologie. Dietrich förderte insbesondere die Erforschung bösartiger Tumoren, der Infektionskrankheiten und der Thrombose.
3) Christian Wilhelm Ernst, auch C. W. E. Dietricy, Maler, Radierer und Porzellanmaler, * Weimar 30. 10. 1712, ✝ Dresden 23. 4. 1774; ahmte in kleinformatigen Bildern (Landschaften, religiöse Szenen, Porträts) bekannte französische, italienische und niederländische Meister (v. a. Rembrandt) nach. 1741 wurde er sächsischer Hofmaler, 1764 Professor an der Dresdner Akademie. Dietrich hinterließ auch ein umfangreiches grafisches Werk (zum Teil Vorlagen für die Meißener Porzellanmanufaktur).
4) Günter, Ozeanograph, * Berlin 15. 11. 1911, ✝ Kiel 2. 10. 1972; 1950-59 am Deutschen Hydrographischen Institut tätig, ab 1959 Professor und Direktor des Instituts für Meereskunde in Kiel; Leiter mehrerer Expeditionen; trug wesentlich zum Aufbau der deutschen Meeresforschung bei.
Werke: Aufbau und Dynamik des südlichen Agulhasstromgebietes (1935); Das Amerikanische Mittelmeer (1939); Die Gezeiten des Weltmeeres (1944); Die physikalischen Eigenschaften des Weltmeeres (1952); Allgemeine Meereskunde (1957); Oceanic Polar Front survey in the North Atlantic (1964).
5) Hermann Robert, Politiker, * Oberprechtal (heute zu Elzach, Landkreis Emmendingen) 14. 12. 1879, ✝ Stuttgart 6. 3. 1954; war 1914-18 Oberbürgermeister von Konstanz, 1918-20 Minister des Auswärtigen in Baden, 1919-33 Mitglied des Reichstags (als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, später der Deutschen Staatspartei), 1928-30 Reichsernährungs-, 1930-32 Reichsfinanzminister, 1930-32 zugleich Vizekanzler.
6) Joseph (Sepp), SS-Führer, * Hawangen (Landkreis Unterallgäu) 28. 5. 1892, ✝ Ludwigsburg 21. 4. 1966; Mitglied der NSDAP, war als Chef der »Leibstandarte Adolf Hitler« 1934 maßgeblich an der Ermordung hoher SA-Führer beim »Röhm-Putsch« beteiligt. Im Zweiten Weltkrieg hatte er in der Waffen-SS hohe Funktionen inne. Vom Internationalen Militärtribunal in Nürnberg wurde er 1946 zu lebenslänglicher Haft verurteilt, 1955 jedoch begnadigt.
7) Marlene, eigentlich Maria Magdalena von Lọsch, Filmschauspielerin und Sängerin, * Berlin 27. 12. 1901, ✝ Paris 6. 5. 1992; wirkte seit 1922 als Schauspielerin in Berlin sowie in Stummfilmen. 1930 wurde sie durch J. von Sternbergs Film »Der blaue Engel« weltbekannt. Sie lebte seither meist in den USA (amerikanische Staatsbürgerin seit 1937) und arbeitete vorwiegend für den amerikanischen Film. Sie wandte sich gegen den Nationalsozialismus und widmete sich im Zweiten Weltkrieg der Truppenbetreuung. In den 50er- und 60er-Jahren war sie eine gefeierte Diseuse; lebte in Paris. - Memoiren: »Ich bin, Gott sei Dank, Berlinerin« (1987).
Weitere Filme: Ich küsse Ihre Hand, Madame (1929); Entehrt (1931); Marokko (1931); Die blonde Venus (1932); Shanghai Express (1932); Der große Bluff (1939); Martin Roumagnac (1946); A foreign affair (1948); Zeugin der Anklage (1957); Im Zeichen des Bösen (1957); Urteil von Nürnberg (1961).
M. D., bearb. v. W. Sudendorf, 2 Bde. (1977-78);
C. Higham: Marlene. Ein Leben, ein Mythos (a. d. Amerikan., 1978);
M. D. Eine Chronik ihres Lebens in Bildern u. Dokumenten, hg. v. R. Seydel u. a. (Berlin-Ost 51990);
D. Spoto: M. D. Die große Biogr. (a. d. Amerikan., Neuausg. 1993);
M. Riva: Meine Mutter Marlene (a. d. Amerikan., Neuausg. 1994).
8) Otto, Politiker, * Essen 31. 8. 1897, ✝ Düsseldorf 22. 11. 1952; seit 1931 Pressechef der NSDAP, wurde von Hitler 1933 mit der Gleichschaltung der Presse beauftragt, war seit 1938 Pressechef der Reichsregierung und Staatssekretär im Propagandaministerium. Im »Wilhelmstrassenprozess« wurde Dietrich 1949 wegen Entfachung und Lenkung des Judenhasses verurteilt, 1950 jedoch aus dem Gefängnis entlassen.
9) Sixtus, Komponist, * Augsburg zwischen 1492 und 1494, ✝ Sankt Gallen 21. 10. 1548; wirkte an der Konstanzer Domschule und war seit 1522 Inhaber der Heiligkreuz-Kaplanei. Als Anhänger der Reformation hielt er u. a. Vorlesungen an der Universität Wittenberg (1540/41 und 1543). Er komponierte u. a. Magnificat, Antiphonen, Hymnen, Motetten und weltliche Lieder.
10) Veit, evangelischer Theologe, * Nürnberg 8. 12. 1506, ✝ ebenda 25. 3. 1549; seit 1522 in Wittenberg, zunächst als Student, dann als Magister in der nächsten Umgebung Luthers, seit 1535 Prediger an Sankt Sebaldus in Nürnberg. Dietrich kommt ein großes Verdienst um die Überlieferung von Luthers Tischreden, Briefen, Vorlesungen und Predigten zu.
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Diet|rich, der; -s, -e [spätmhd. dieterich, scherzh. Übertr. des m. Vorn. auf den Nachschlüssel]: hakenähnlich gebogenes Werkzeug, mit dem sich einfache Schlösser öffnen lassen: Schlüssel in verschiedenen Längen und Stärken, auch ein verstellbarer D. war dabei (v. d. Grün, Glatteis 52); die Wohnungstür war mit einem D. geöffnet worden.
Universal-Lexikon. 2012.