Kạrl,
englisch und französisch Charles [englisch tʃɑːlz, französisch ʃarl], italienisch Cạrlo, rumänisch Cạrol, spanisch und portugiesisch Cạrlos, Herrscher:
Römische Kaiser:
1) Kạrl I., der Große, lateinisch Carolus Mạgnus, französisch Charlemagne [ʃarlə'maɲ], König der Franken (seit 768), römischer Kaiser (seit 800), * 2. 4. 747, ✝ Aachen 28. 1. 814; stammte aus dem Geschlecht der Arnulfinger, das später nach ihm Karolinger genannt wurde, Sohn Pippins III., des Jüngeren, und der Bertha (Bertrada), Ȋ 1) mit einer Langobardin (Desiderata?), 2) 771 mit der Alemannin Hildegard (✝ 30. 4. 783; vier Söhne, fünf Töchter), 3) 783 mit der Fränkin Fastrada (✝ 10. 8. 794; zwei Töchter), 4) 796 mit der Alemannin Liutgard (✝ 4. 6. 800). Außerdem hatte er aus sechs Friedelehen noch sieben Kinder. Karl übernahm 768 die Herrschaft im Frankenreich zusammen mit seinem Bruder Karlmann, nach dessen Tod (771) er allein regierte. Der erfolgreiche Krieg gegen die Langobarden 773/774 brachte ihm den Titel »König der Langobarden« (774) ein. Der Kampf gegen das arabische Spanien (778) führte zur Errichtung der Spanischen Mark. 781 setzte Karl seinen zweiten Sohn Pippin als König in Italien ein. Im gleichen Jahr gab er das Königreich Aquitanien, das er wieder mit dem Reich verband, seinem Sohn Ludwig dem Frommen.
Die Kriege mit den Sachsen (772-804) waren die größte militärisch-politische Kraftanstrengung des Frankenreiches unter Karl. 772 drang er in Sachsen ein, eroberte die Eresburg und zerstörte das Heiligtum Irminsul. Nach einem Gegenschlag der Sachsen 774 gegen Fritzlar rüstete er zur Unterwerfung des Volkes, die in zwei Feldzügen (775/776) erreicht schien. Als aber 782 ein gegen die Slawen gesandtes fränkisches Heer von den Sachsen am Süntel vernichtet worden war und Karl eine große Zahl sächsischer Geiseln bei Verden hatte hinrichten lassen, kam es zu einem allgemeinen Aufstand unter Führung des Widukind. Nach zwei fränkischen Siegen (783) brach der Aufstand zusammen (Taufe Widukinds 785), ebenso die Aufstände von 792 und 804. Das Ergebnis war die Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen und ihre völlige Eingliederung in das Fränkische Reich.
In Bayern hatte sich Herzog Tassilo III. unabhängig gemacht. Karl nahm ihn 788 gefangen und vereinigte Bayern wieder mit dem Reich. Zur Sicherung der Ostgrenze unterwarf Karl in mehreren Feldzügen (791, 795, 803) die Awaren an der Theiß und Donau, machte Böhmen tributpflichtig (805/806) und befriedete die Liutizen (789, 812) und Sorben (806). Mit dem nördlichsten Slawenstamm, den Abodriten, hatte er bereits in der Zeit der Sachsenkriege ein Bündnis geschlossen, das erst 817, nach seinem Tod, zerbrach. Im Osten und Norden sicherte er die Grenzen durch die Befriedung der Dänen; nach dem Tod König Göttriks (810), der zur Abwehr der Franken das Danewerk errichtet hatte, schloss Karl mit dessen Nachfolger Hemming einen Frieden (811).
Die Grenzen sicherte er durch Einrichtung von Marken. Mit der Beseitigung selbstständiger Herzogtümer und Stammesstaaten verband Karl die Einführung der Grafschaftsverfassung. Von seiner Tätigkeit als Gesetzgeber zeugen die Kapitularien; er ließ die Volksrechte der einzelnen Stämme aufzeichnen. Zur Aufsicht über die örtlichen Beamten (Grafen, Bischöfe) bestellte er Königsboten, die jährlich die Bezirke des Reiches bereisten.
Karl war für jede Art der Bildung aufgeschlossen, sprach Latein und verstand Griechisch. Die kulturelle Erneuerung förderte er durch die Heranziehung berühmter Gelehrter. Das Haupt der Akademie am Hof Karls war Alkuin; neben ihm wirkten u. a. der langobardische Geschichtsschreiber Paulus Diaconus, Karls Biograph Einhard, die Theologen Theodulf und Paulinus von Aquileja, der irische Gelehrte Dungal. Durch Zurückgreifen auf die Werke der Antike belebte Karl deren Kenntnis (karolingische Renaissance), auch bei seiner Bautätigkeit hielt er sich an die Vorbilder des Altertums. Daneben ließ er aber auch die alten germanischen Heldenlieder aufzeichnen.
Der europäischen Vormachtstellung als König eines fränkischen Großreiches, das die Staaten der Völkerwanderungszeit abgelöst und das Christentum weit nach Norden und Osten verbreitet hatte, war sich Karl sehr wohl bewusst, ohne jedoch selbst den Kaisertitel anzustreben. Diesen legte ihm durch Akklamation am 25. 12. 800 erst Papst Leo III. in Rom zu, nachdem er die Entwicklung zuvor gefördert hatte. Dieses neu erstandene Kaisertum des Westens wurde erst 812 von Byzanz anerkannt. Karl gilt als eine der größten europäischen Herrscherpersönlichkeiten. Durch seine politische Konzeption (Verschmelzung antiken Erbes, christlicher Religion und germanischer Gedankenwelt) hat er die geschichtliche Entwicklung Europas maßgeblich bestimmt. Er wurde in der Aachener Pfalzkapelle beigesetzt. Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ Karl 1165 heilig sprechen. Seit 1215 ruhen die Gebeine im Karlsschrein. Das Mittelalter sah in Karl das Ideal des christlichen Herrschers, dessen Züge in Sage und Geschichtsschreibung verklärt wurden (Karlssagen). An seine Bedeutung für das Europa der Gegenwart erinnert der Karlspreis.
K. d. Gr., Werk u. Wirkung. Ausst.-Kat. (1965);
K. d. Gr., Lebenswerk u. Nachleben, hg. v. W. Braunfels, 5 Bde. (1965-68);
W. Braunfels:Die Welt der Karolinger u. ihre Kunst (1968);
W. Braunfels:K. d. Gr. (51.-53 Tsd. 1994);
D. Bullough: K. d. Gr. u. seine Zeit (a. d. Engl., Neuausg. 1979);
A. Kalckhoff: K. d. Gr. (1987);
J. Fleckenstein: K. d. Gr. (31990);
G. Herm: K. d. Gr. (51995).
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Kaisertum Karls des Großen: Symbol der Einheit
karolingische Renaissance: Erbe der Kulturen
2) Kạrl II., der Kahle, König des Westfränkischen Reiches (seit 840/843), Kaiser (seit 875), * Frankfurt am Main 13. 6. 823, ✝ Avrieux (Savoyen) 6. 10. 877; Sohn Kaiser Ludwigs des Frommen und der Welfin Judith; erhielt 829, entgegen der Erbfolgeordnung von 817 (die eine Teilung des Reiches unter die älteren Söhne Ludwigs vorsah), das Herzogtum Schwaben. Beim Tod des Vaters (840) war er im Besitz des westlichen Frankenreichs, musste jedoch im Bund mit Ludwig dem Deutschen gegen Kaiser Lothar I. um sein Erbe kämpfen. Im Vertrag von Verdun (843) erhielt er das westliche Reichsdrittel, von den Pyrenäen bis zur Schelde, zugesprochen. Nach dem Tod Lothars II. (869) besetzte er Lothringen, musste jedoch dessen östliche Hälfte 870 (Vertrag von Meerssen) Ludwig dem Deutschen überlassen. Nach dem Tod Kaiser Ludwigs II. (875) erhielt er Italien und die Kaiserkrone.
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Frankenreich im Zerfall: Reichsteilungen des 9. Jahrhunderts
3) Kạrl III., der Dicke, König des Ostfränkischen (876-887) und des Westfränkischen Reiches (885-887), Kaiser (881-887), * 839, ✝ (ermordet) Neudingen (heute zu Donaueschingen) 13. 1. 888; Sohn Ludwigs des Deutschen und der Welfin Hemma, wurde 876 König in Alemannien und 879 in Italien; 881 wurde er zum Kaiser gekrönt. Als Erbe seiner Brüder Karlmann (✝ 880) und Ludwig III. (✝ 882) sowie der westfränkische Karolinger (885) vereinigte Karl III. noch einmal das Reich Karls des Großen (mit Ausnahme Niederburgunds) in einer Hand. In der Abwehr der Normannen erfolglos, wurde er 887 von Arnulf von Kärnten abgesetzt und nach Neudingen verbannt.
4) Kạrl IV., Römischer König (seit 1346), König von Böhmen (seit 1347), Kaiser (seit 1355), * Prag 14. 5. 1316, ✝ ebenda 29. 11. 1378; Luxemburger; Sohn König Johanns von Böhmen; hieß ursprünglich Wẹnzel, nannte sich seit seiner Hochzeit (1324) mit einer Tochter des Grafen Karl von Valois Karl; übernahm 1334-46 mit wachsendem Einfluss die Regentschaft in Böhmen. Am 11. 7. 1346 ließ sich Karl im Einvernehmen mit Papst Klemens VI. von fünf Kurfürsten in Rhense zum Gegenkönig zu Ludwig IV., dem Bayern wählen. Den von den Wittelsbachern unterstützten Gegenkönig Günther von Schwarzburg konnte er 1347 nach dem Tod Ludwigs rasch ausschalten. 1355 ließ er sich in Rom von einem päpstlichen Legaten zum Kaiser krönen, verzichtete aber auf die Ausübung kaiserlicher Herrschaftsrechte in Italien. Im Königreich Burgund (Krönung dort 1365 in Arles) überließ er 1377 das Reichsvikariat dem französischen Thronfolger. Im Heiligen (Römischen) Reich - diese deutsche Bezeichnung erscheint erstmals in seinen Urkunden - garantierte er durch die Goldene Bulle die Kurfürstenrechte und regelte die bis 1806 geltenden Bestimmungen der Königswahl unter Übergehung päpstlicher Ansprüche; er setzte als erster Herrscher seit den Staufern 1376 die Wahl seines Sohnes zum Nachfolger durch. Seine Politik konzentrierte sich auf den Ausbau seiner Hausmacht: Er erwarb durch seine dritte Heirat (1353) Rest-Schlesien, 1367 die Niederlausitz, 1373 Brandenburg. Seine vierte Ehe, 1362 mit Elisabeth von Pommern eingegangen, der Erbvertrag mit Habsburg (1364) und die Verlobung seines Sohnes Siegmund mit einer Tochter König Ludwigs I. von Ungarn und Polen zielten auf eine weitere Ausdehnung seiner Macht. Karl ließ Prag als seine Residenz zum geistigen Mittelpunkt des Reichs ausbauen. Er berief bedeutende Baumeister, Künstler und Gelehrte (u. a. P. Parler; 1356 F. Petrarca). Unter Johannes von Neumarkt gingen von seiner Kanzlei frühhumanistische Impulse aus. Karl selbst schrieb eine lateinische Darstellung seines Aufstiegs bis 1340; ein unbekannter Verfasser ergänzte sie bis 1346. Außerdem verfasste Karl eine Wenzelslegende (herausgegeben von A. Blaschka, 1934). Ein Fürstenspiegel für den Thronfolger (herausgegeben von S. Steinherz, 1925) wird ihm zugeschrieben.
Ausgabe: Vita Caroli Quarti. Die Autobiographie Karls IV., übersetzt von E. Hillenbrand (1979).
F. Seibt: K. IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378 (51985, Nachdr. 1994).
5) Kạrl V., Röm.Römischer König (1519-56), Kaiser (1530-56), als Kạrl I., span.spanisch Cạrlos I., König von Spanien (1516-56), * Gent 24. 2. 1500, ✝ San Gerónimo de Yuste 21. 9. 1558; Enkel Kaiser Maximilians I., Sohn Philipps I., des Schönen und Johannas der Wahnsinnigen; in den Niederlanden erzogen, erbte 1506 von seinem Vater Burgund und die Niederlande; 1516 folgte er seinem Großvater mütterlicherseits, Ferdinand II., dem Katholischen von Aragonien, auf den spanischen Thron. Am 28. 6. 1519 wurde Karl gegen König Franz I. von Frankreich von den Kurfürsten zum Römischen König und gleichzeitig zum Erwählten Römischen Kaiser gewählt (Fugger; Wahlkapitulation). Die österreichischen Erblande überließ er in den Verträgen von Worms (1521) und Brüssel (1522) seinem Bruder Ferdinand I., der ihn während seiner häufigen Abwesenheit im Heiligen Römischen Reich vertrat.
Karls Außenpolitik, stark beeinflusst von seinem Kanzler M. de Gattinara, wurde vom Gegensatz zu Frankreich bestimmt, der zu vier Kriegen gegen Franz I. führte. Im ersten (1521-26) konnte Mailand erobert und in Pavia (1525) König Franz I. gefangen genommen werden. Nach einem zweiten Krieg (1526-29), in dem Rom eingenommen und geplündert worden war (Sacco di Roma, 1527), überließ Franz I. im Damenfrieden von Cambrai 1529 Karl die Herrschaft in Italien. Im gleichen Jahr schloss der Papst in Barcelona Frieden mit Karl und krönte ihn 1530 in Bologna als letzten Römischen König überhaupt zum Kaiser. Nach dem dritten (1536-38) und vierten (1542-44) Krieg erkannte Frankreich im Frieden von Crépy (1544) endgültig Karls Herrschaft in Italien und den Niederlanden an. Weniger glücklich kämpfte Karl gegen die Türken, die nach ihrem Sieg über Ungarn (Mohács, 1526) 1529 Wien belagerten, aber 1532 nach vergeblicher Belagerung von Güns den Rückzug antraten. Karl, der eine Entscheidung nicht an der kontinentalen, sondern an der mittelmeerischen Front suchte, begann daraufhin einen erfolgreichen Feldzug gegen Tunis (1535). Ein Feldzug gegen Algier scheiterte 1541. Während Karls Regierungszeit wurden 1519-21 Mexiko, 1532/33 Peru erobert und damit das spanische Kolonialreich in Amerika begründet.
Die außenpolitischen Aufgaben hinderten Karl lange, sich den Problemen im Heiligen Römischen Reich, die er im Rahmen seiner universalen Herrschaftsidee als zweitrangig betrachtete, zuzuwenden. Streng katholisch gesinnt, kam er nach Erlass des Wormser Edikts gegen M. Luther auf dem Reichstag von 1521 erst 1530 wieder ins Reich, wo sich die präkonfessionellen Gegensätze im Ständestaat verschärft hatten und die Reformation weit um sich gegriffen hatte. Im Nürnberger Religionsfrieden (Nürnberger Anstand) musste er 1532 den Protestanten zeitlich befristet Duldung gewähren. Erst nach dem Frieden von Crépy gelang es ihm, im Schmalkaldischen Krieg die Protestanten zu schlagen, doch scheiterte er, als er den »geharnischten« Reichstag von Augsburg (1547/48) zur Niederwerfung des Luthertums und zur Aufrichtung einer starken kaiserlichen Macht in Deutschland, der sich besonders die Kurfürsten, aber auch die Reichsstände energisch widersetzten, benutzen wollte. Nach dem Sieg der Fürstenverschwörung unter Kurfürst Moritz von Sachsen (1552) und dem Augsburger Religionsfrieden (1555) legte Karl 1556 die Kaiserkrone nieder, überließ die spanischen Herrschaften seinem Sohn Philipp II. und zog sich in seine Villa nahe dem Kloster San Gerónimo de Yuste zurück. Im Reich folgte ihm sein Bruder Ferdinand I.
P. Rassow: K. V. (1957);
Das römisch-dt. Reich im polit. System K.s V., hg. v. H. Lutz (1982);
K. Brandi: Kaiser K. V., (Neuausg. 81986);
F. Seibt: K. V. Der Kaiser u. die Reformation (Neuausg. 1992);
F. Braudel: K. V. Die Notwendigkeit des Zufalls (a. d. Frz., 21994);
F. Weissensteiner: Große Herrscher des Hauses Habsburg (1995).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Habsburgs Aufstieg (bis 1556): Du, glückliches Österreich, heirate
Reformation und Reich bis zum Augsburger Religionsfrieden 1555: Wenn du werest in deiner tauff ersoffen
6) Kạrl VI., Kaiser (seit 1711), als König von Ungarn Kạrl III., ungar.ungarisch Károly III., * Wien 1. 10. 1685, ✝ ebenda 20. 10. 1740; zweiter Sohn Kaiser Leopolds I.; wurde nach dem Aussterben der spanischen Habsburger als Kạrl III. (spanisch Cạrlos III.) 1703 zum König von Spanien ausgerufen (Spanischer Erbfolgekrieg). Nach dem frühen Tod seines Bruders, Kaiser Josephs I., wurde er dessen Nachfolger und musste im Frieden von Utrecht (1713) auf die spanische Krone verzichten, während er im Rastatter Frieden (1714) mit den spanischen Nebenlanden (Neapel, Mailand, Sardinien, Spanische Niederlande) einen Teil des spanischen Erbes erhielt. In den maßgeblich vom Prinzen Eugen von Savoyen-Carignan erfolgreich geführten Türkenkriegen sicherte sich Österreich im Frieden von Passarowitz (1718) erhebliche Landgewinne (Serbien, Walachei, Banat u. a.). Als Karl die Wirtschaftspolitik auf Übersee ausdehnte und neben Triest und Fiume auch Ostende zum Hafen ausbaute, um Österreich aus seiner kontinentalen Isolierung zu lösen, geriet er in Gegensatz zu den Niederlanden und England und konnte seine zukunftsweisenden Projekte (Ostindische Handelskompanie) nicht ausführen. Durch mühevolle Verhandlungen suchte Karl seiner Regelung der Erbfolge im Hause Habsburg in der Pragmatischen Sanktion die Anerkennung der europäischen Mächte zu verschaffen. Seine Außenpolitik war davon bis zum Polnischen Thronfolgekrieg geprägt. In den Wiener Friedensschlüssen von 1735 und 1738 überließ Karl den spanischen Bourbonen Neapel und Sizilien, erhielt jedoch Parma-Piacenza und die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion. Mit dem musikbegeisterten Karl, dessen Regierungszeit zum Höhepunkt des Barock in Österreich wurde, starb der Mannesstamm der Habsburger aus. Seine Tochter Maria Theresia folgte ihm auf dem Thron.
A. Prinz von Bayern: Das Ende der Habsburger in Spanien, 2 Bde. (1929);
R. Reifenscheid: Die Habsburger in Lebensbildern (Graz 21984).
7) Kạrl VII., Kaiser (seit 1742), als Kạrl Ạlbrecht Kurfürst von Bayern (seit 1726), * Brüssel 6. 8. 1697, ✝ München 20. 1. 1745; Wittelsbacher, erhob als Schwiegersohn Kaiser Josephs I. nach dem Tod Karls VI. Ansprüche auf das habsburgische Erbe, wurde im von König Friedrich II., dem Großen, von Preußen 1740 begonnenen Österreichischen Erbfolgekrieg von Frankreich unterstützt und am 24. 1. 1742 von den Gegnern Habsburgs zum Kaiser gewählt, nachdem er schon seit 29. 12. 1741 König von Böhmen war. Vor seinem plötzlichen Tod konnte Karl noch sein zwischenzeitlich an Österreich verlorenes Kurfürstentum Bayern zurückerobern, doch musste sein Sohn Maximilian III. Joseph im Frieden von Füssen (22. 4. 1745 auf alle Ansprüche gegenüber den Habsburgern verzichten. Als einziger nichthabsburgischer Kaiser der frühen Neuzeit ist Karl reichsgeschichtlich bedeutsam.
F. Wagner: Kaiser K. VII. u. die großen Mächte 1740-1745 (1938);
V. Press: Das wittelsbach. Kaisertum K.s VII., in: Land u. Reich, Stamm u. Nation, hg. v. A. Kraus, 3 Bde. (1984);
Wahl u. Krönung in Frankfurt am Main: Kaiser K. VII. 1742-1745, hg. v. R. Koch u. a., 2 Bde. (1986).
8) Kạrl Friedrich, Markgraf (1738-1803), Kurfürst (1803-06), Großherzog (seit 1806), * Karlsruhe 22. 11. 1728, ✝ ebenda 10. 6. 1811, Enkel und Nachfolger von 10), Großvater von 9); konnte infolge der Erbschaft Baden-Badens (1771) und der territorialen Neuordnung in napoleonischer Zeit sein Land um ein Vielfaches vergrößern. Selbst lutherisch gesinnt, aber konfessionell tolerant, war er ein Musterregent des aufgeklärten Absolutismus; er schaffte die Folter ab (1767), schuf das Pensions- und Versicherungswesen seines Landes sowie vorbildliche geistliche und weltliche Lehrstätten und hob 1783 die Leibeigenschaft auf.
9) Kạrl, Großherzog (seit 1811), * Karlsruhe 8. 6. 1786, ✝ Rastatt 8. 12. 1818, Enkel von 8), Großvater von 45); seit 1806 Ȋ mit Stéphanie de Beauharnais, gab dem Land mithilfe des Ministers S. von Reitzenstein die liberalste Verfassung im damaligen Deutschland (22. 8. 1818, erarbeitet von K. F. Nebenius.
10) Kạrl III. Wịlhelm, Markgraf (seit 1709), * Durlach 28. 1. 1679, ✝ Karlsruhe 12. 5. 1738; nahm am Spanischen Erbfolgekrieg teil und wurde österreichischer Feldmarschall. Als Landesherr gründete er 1715 in einer streng geometrischen Anlage Karlsruhe, wohin er 1718 die Regierung verlegte, und schuf einen zentralisierten Beamtenapparat, der unter seinem Nachfolger und Enkel, Karl 8), eine von der Aufklärung durchdrungene Reformtätigkeit entwickelte.
11) Kạrl Ạlbrecht, Kurfürst, als Kaiser Kạrl VII. Karl 7).
12) Kạrl Theodor, Kurfürst von der Pfalz, Karl 43).
13) Kạrl, Prinz von Belgien, Graf von Flandern, * Brüssel 10. 10. 1903, ✝ Ostende 1. 6. 1983; war vom 20. 9. 1944 bis 22. 7. 1950 Regent für seinen im Exil lebenden Bruder König Leopold III.
14) Kạrl I., Herzog (seit 1735), * Braunschweig 1. 8. 1713, ✝ ebenda 26. 3. 1780; förderte Handel und Gewerbe (Porzellanfabrik in Fürstenberg), Kunst und Wissenschaft und schuf mit dem Collegium Carolinum die Vorläuferin der jetzigen Technischen Universität. Durch seine glänzende Hofhaltung stürzte Karl das Land in große Schulden, er veranlasste aber auch grundlegende Reformen im Sozial- und Bildungsbereich.
15) Kạrl Wịlhelm Fẹrdinand, Herzog (seit 1780), * Wolfenbüttel 9. 10. 1735, ✝ Ottensen (heute zu Hamburg) 10. 11. 1806. Der Neffe Friedrichs des Großen nahm am Siebenjährigen Krieg teil, wurde preußischer General der Infanterie (1773), Oberbefehlshaber (1792-94) im Ersten Koalitionskrieg gegen die französischen Revolutionsheere, führte 1806 das preußische Heer und wurde bei Auerstedt verwundet, floh auf neutrales dänisches Gebiet, wo er starb. Karl W. F. wurde aufgrund einer Ode Friedrichs des Großen als Feldherr stark überschätzt, war aber ein bedeutender Territorialherr, der zahlreiche Reformen im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich durchführte.
S. Stern: K. W. F. (1921);
16) Kạrl II., Herzog (1815-30), * Braunschweig 30. 10. 1804, ✝ Genf 18. 8. 1873; kam 1815 unter der Vormundschaft seines Onkels, des späteren Königs Georg IV. von Großbritannien und Irland, an die Regierung. Er setzte durch, dass er 1823 vorzeitig für mündig erklärt wurde; wegen seiner Missregierung (ab 1826) wurde er 1830 durch einen Volksaufstand vertrieben (einzige Absetzung eines deutschen Herrschers im 19. Jahrhundert durch Revolution). Karl lebte dann meist in Paris, ab 1870 in Genf.
17) Kạrl der Kühne, französisch Charles le Téméraire [ʃarl lə teme'rɛːr], Herzog (seit 1467), vorher Graf von Charolais [ʃarɔ'lɛ], * Dijon 10. 11. 1433, ✝ (gefallen) Nancy 5. 1. 1477; Sohn Herzog Philipps des Guten. Karl strebte die Errichtung eines selbstständigen burgundischen Königreiches an, in das Lothringen als Verbindung zwischen seinen nördlichen und südlichen Besitzungen (Niederlande und Burgund) einbezogen werden sollte. Ludwig XI. von Frankreich verstand es, Karls Gegner zu einen, und verband sich mit Kaiser Friedrich III., als Karl, Bundesgenosse des abgesetzten Erzbischofs von Köln, Ruprecht von Wittelsbach, vergeblich Neuss belagerte (1474/75). Es gelang Karl jedoch, Lothringen zu besetzen. Im Verlauf der Burgunderkriege gegen die schweizerischen Eidgenossen wurde Karl dann aber bei Grandson (2. 3. 1476 und Murten (22. 6. 1476 geschlagen; im Kampf gegen den mit den Schweizern verbündeten Herzog René II. von Lothringen fiel er in der Schlacht bei Nancy (Burgund, Herzogtum, Franche-Comté, Niederlande, Geschichte).
K. Bittmann: Ludwig XI. und K. der Kühne, 4 Bde. (1964-70);
K. Schelle: K. der Kühne (Neuausg. 1981).
England/Großbritannien:
18) Kạrl I., König von England, Schottland und Irland (seit 1625), * Dunfermline 19. 11. 1600, ✝ (hingerichtet) London 30. 1. 1649; aus dem Haus Stuart, Sohn Jakobs VI. von Schottland (später Jakob I. von England). Der kunstliebende Karl, der A. van Dyck und P. P. Rubens an seinen Hof holte, war streng absolutistisch gesinnt und erstrebte eine Versöhnung der anglikanischen mit der katholischen Kirche. Ihm trat eine wachsende Gegnerschaft des Parlaments entgegen, das er wiederholt auflöste. 1628 musste er die Petition of Right gewähren und regierte dann 1629-40 ohne Parlament. Sein Versuch, die presbyterianische Synodalverfassung Schottlands durch die anglikanische Bischofskirche zu ersetzen, führte zu einem Aufstand der schottischen Presbyterianer. Um die finanziellen Mittel zu dessen Bekämpfung zu erhalten, berief er 1640 das Lange Parlament ein, das die Hinrichtung von Karls Minister Strafford erzwang und einschneidende Einschränkungen der königlichen Macht beschloss. Die Spannungen, verschärft durch den 1641 ausgebrochenen irischen Aufstand, führten 1642 zum Bürgerkrieg. Nach der Niederlage der königlichen »Kavaliere« wurde er auf Betreiben Cromwells verurteilt und enthauptet.
Ausgabe: The letters, speeches and proclamations of King Charles I, herausgegeben von Sir C. Petrie (1935).
C. V. Wedgwood: The trial of Charles I (Neuausg. London 1967);
P. Gregg: King Charles I (ebd. 1981);
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englische Revolutionen des 17. Jahrhunderts: Um Glaube und Recht
19) Kạrl II., König von England, Schottland und Irland (seit 1660), * London 29. 5. 1630, ✝ ebenda 6. 2. 1685, ältester Sohn von 18); Bruder Jakobs II., lebte seit 1646 in Frankreich, landete 1650 in Schottland, fiel in England ein, wurde aber von O. Cromwell 1651 bei Worcester besiegt. Durch die Restauration gelangte er 1660 auf den englischen Thron. Karl neigte zum Katholizismus. Erfolglos versuchte er, im 2. und 3. Krieg gegen die Niederlande (1664/65-67 und 1672-74, englisch-niederländische Seekriege) die maritime Vorherrschaft für England zu sichern. Gestützt auf einen Kreis persönlicher Berater (Cabalministerium), schloss er sich außenpolitisch eng an Ludwig XIV. von Frankreich an (1670 Geheimvertrag von Dover). 1679 setzte das Parlament die Habeas-Corpus-Akte durch.
Ausgabe: Letters, speeches and declarations of King Charles II, herausgegeben von A. Bryant (1935).
M. Ashley: Charles II (London 1971);
D. Ogg: England in the reign of Charles II (Neuausg. Oxford 21984).
20) Kạrl Eduard, Thronprätendent, * Rom 31. 12. 1720, ✝ ebenda 31. 1. 1788; Enkel Jakobs II., versuchte mit französischer Hilfe den Thron zu erobern, nahm 1745 Edinburgh ein, wurde aber 1746 bei Culloden Muir besiegt (Ende des Jakobitenaufstands). Karl E. war mit Louise Gräfin von Albany verheiratet.
21) Kạrl Martẹll [altfranzösisch »Hammer«], Hausmeier (seit 717), * um 688, ✝ Quierzy (Picardie) 22. 10. 741; Sohn Pippins II., des Mittleren. Vom Vater bei der Nachfolge übergangen, erkämpfte er sich nach dessen Tod (714) die Stellung des Hausmeiers von Austrasien (717) und von Neustrien (720), unterwarf Thüringer und Alemannen und kämpfte gegen Sachsen und Bayern. 732 schlug er bei Poitiers die Araber und verhinderte deren Vordringen nach Norden. Trotz rücksichtsloser Konfiskation von Kirchengut zugunsten des Reiches und des Adels unterstützte Karl M. die Mission des Bonifatius. Er bereitete den Aufstieg der karolingischen Dynastie und des Fränkischen Reiches vor, ohne jedoch - seit 737 als Alleinherrscher in fast königlicher Stellung - den Königstitel anzunehmen.
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Frankenreich als Hegemonialmacht des Abendlandes: Karolingerreich
22) Kạrl II., der Kahle, Karl 2).
23) Kạrl III., der Dicke, Karl 3).
24) Kạrl V., der Weise (französisch »le sage«), König (seit 1364), * Vincennes 21. 1. 1338, ✝ Nogent-sur-Marne (bei Paris) 16. 9. 1380, Vater von 25). Als Regent während der englischen Gefangenschaft seines Vaters Johann II., des Guten, (seit 1356) schlug er den Aufstand von É. Marcel und die Jacquerie nieder. 1360 schloss er mit England den Vertrag von Brétigny. Nach dem erneuten Ausbruch des Hundertjährigen Krieges vertrieb er mithilfe seines Heerführers B. Du Guesclin die Engländer von einem Großteil ihrer französischen Besitzungen. Karl schuf durch Reformen der Finanzverwaltung und des Wehrsystems die Fundamente für die neuzeitliche Staatsverwaltung Frankreichs, doch bürdeten die hohen Kosten für das Söldnerheer dem Volk schwere Steuerlasten auf. Die Büchersammlung des hoch gebildeten Königs wurde zum Grundstock aller späteren königlichen Bibliotheken und damit zum Vorläufer der heutigen Nationalbibliothek.
R. Delachenal: Histoire de Charles V, 5 Bde. (Paris 1909-31).
25) Kạrl VI., auch »der Wahnsinnige« genannt, König (seit 1380), * Paris 3. 12. 1368, ✝ ebenda 21. 10. 1422, Sohn von 24); Ȋ seit 1385 mit Isabeau von Bayern; verlor die Regierung, als er 1392 dem Wahnsinn verfiel. Die inneren Wirren infolge des Gegensatzes zwischen den Häusern Orléans und Burgund nutzte Heinrich V. von England zur Wiederaufnahme des Hundertjährigen Krieges (Sieg bei Azincourt 1415). Auf Betreiben Isabeaus und Philipps des Guten von Burgund musste Karl im Vertrag von Troyes (1420) seinen eigenen Sohn, Karl VII., zugunsten Heinrichs V. enterben.
26) Kạrl VII., auch »der Siegreiche« genannt, König (seit 1422), * Paris 22. 2. 1403, ✝ Mehun-sur-Yèvre (bei Bourges) 22. 7. 1461, Sohn von 25); wurde 1418 durch Johann ohne Furcht von Burgund nach Bourges vertrieben. Beim Tod Karls VI. konnte Karl den Süden des Landes gegen die Engländer halten. 1429 begann mit dem Eingreifen der Jeanne d'Arc, die den »Dauphin« (wie Karl bis dahin meist genannt wurde) zur Krönung nach Reims führte (17. 7. 1429, die Befreiung des Nordens, die erst 1453 vollendet war. Karl erwarb sich dauernde Verdienste durch die Reorganisation von Staat, Heer (1439 Schaffung der Ordonnanzkompanien, eines stehenden Heeres) und Verwaltung. Zwischen 1444 und 1450 stand er unter dem Einfluss seiner Geliebten Agnès Sorel.
G. DuFresne de Beaucourt: Histoire de Charles VII, 6 Bde. (Paris 1881-91);
M. Vale: Charles VII (London 1974).
27) Kạrl VIII., König (seit 1483), * Amboise 30. 6. 1470, ✝ ebenda 7. 4. 1498; Sohn Ludwigs XI., bis 1491 unter der Regentschaft seiner Schwester Anna von Beaujeu, auf deren Betreiben er Anna von Bretagne heiratete und damit das Herzogtum Bretagne für die Krone erwarb. Der Vertrag von Senlis (1493) mit Kaiser Maximilian I. (dem darin u. a. die Franche-Comté zugesprochen wurde) beendete die Auseinandersetzungen um das burgundische Erbe Karls des Kühnen. 1494 erhob Karl als Erbe der Anjou Anspruch auf Neapel, das er 1495 besetzte, aber unter dem Druck von Aragonien, Venedig, Mailand sowie Kaiser und Papst räumen musste. Karls Zug nach Italien gilt allgemein als Wendepunkt in der Entstehung des europäischen Staatensystems. Karl starb ohne männliche Erben an den Folgen eines Unglücksfalls. Mit ihm endete die direkte Linie des Hauses Valois.
C. De Frede: L'impresa di Napoli di Carlo VIII (Neapel 1982);
Y. Labande-Mailfert: Charles VIII (Paris 1986).
28) Kạrl IX., König (seit 1560), * Saint-Germain-en-Laye 27. 6. 1550, ✝ Vincennes 30. 5. 1574; Sohn Heinrichs II., folgte seinem Bruder Franz II., zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter Katharina von Medici, die dem schwachen König, der in den Hugenottenkriegen unter dem Einfluss Admiral G. de Colignys zur spanienfeindlichen protestantischen Partei neigte, sein Einverständnis für die Bluttat der Bartholomäusnacht abverlangte.
29) Kạrl X., König (1824-30), als Prinz Graf von Artois [-ar'twa], * Versailles 9. 10. 1757, ✝ Görz 6. 11. 1836; jüngerer Bruder Ludwigs XVI. und Ludwigs XVIII., leitete die Unternehmungen der Emigranten gegen die Französische Revolution. Seit der Restauration von 1814/15 war er das Haupt der äußersten Rechten, der »Ultraroyalisten«, und verfolgte auch als König eine klerikale und ultraroyalistische Politik. Seine Juliordonnanzen führten zur Julirevolution; am 2. 8. 1830 dankte er ab.
Hessen-Kassel:
30) Kạrl, Landgraf (seit 1670), * Kassel 3. 8. 1654, ✝ ebenda 23. 3. 1730; Vater von König Friedrich I. von Schweden; beendete 1677 die Vormundschaftsregierung seiner Mutter Hedwig Sophie (* 1623, ✝1683) und war dann als ehrgeiziger, um politische Selbstständigkeit bemühter Territorialherr an allen gegen Frankreich gerichteten Bündnissen beteiligt. Neben Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg eine Hauptstütze des Protestantismus und der antifranzösischen Politik, nahm er seit 1685 Hugenotten auf, die er in der Oberneustadt Kassels, in Karlshafen und etwa 20 Dörfern ansiedelte; Förderer auch der Wissenschaft und Künste. (Hessen, Geschichte)
H. Philippi: Landgraf K. von Hessen-Kassel (1976).
31) Kạrl V. Leopold, Herzog, österreichischer Feldmarschall, * Wien 3. 4. 1643, ✝ Wels 18. 4. 1690; 1669 durch französische Truppen aus seinem Herzogtum vertrieben; entsetzte im Türkenkrieg 1683 Wien, eroberte 1686 Ofen, siegte 1687 in der Schlacht von Harsány unweit Mohács. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg gewann er 1689 von Frankreich Mainz und Bonn zurück.
32) Kạrl Theodor, Reichsfreiherr von Dalberg, Kurfürst, * Mannheim 8. 2. 1744, ✝ Regensburg 10. 2. 1817; wurde 1800 Bischof von Konstanz, 1802 Erzbischof und Kurfürst von Mainz. Als 1803 die geistlichen Gebiete säkularisiert wurden, behielt Karl T. den Titel des Erzkanzlers des Heiligen Römischen Reichs und erhielt als Entschädigung für die an Frankreich gefallenen linksrheinischen Besitzungen Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar. Karl T. schloss sich eng an Napoleon I. an, bereitete die Gründung des Rheinbunds vor, wurde 1806 Fürstprimas für Deutschland und bekam Frankfurt am Main zugesprochen. 1810 musste er Regensburg an Bayern abtreten, erlangte dafür aber Fulda und Hanau, die mit den anderen Besitzungen zum Großherzogtum Frankfurt zusammengefasst wurden. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurde er zum Verzicht auf seine Landeshoheit gezwungen; er blieb Erzbischof von Regensburg. In dieser Stellung trat er in der Folge mit verschiedenen Schriften für die Unabhängigkeit der deutschen Bischöfe von Rom ein.
A. Freyh: K. T. v. D. (1978);
K. Rob: K. T. v. D. (1984).
Mecklenburg-Schwerin:
33) Kạrl Leopold, Herzog (1713-28), * Schwerin 26. 11. 1678, ✝ Dömitz 28. 11. 1747; Vater der späteren russischen Regentin Anna Leopoldowna; suchte in heftigen Auseinandersetzungen mit den Ständen unter militärischem Beistand Russlands (1716) v. a. das ständische Steuerbewilligungsrecht einzuschränken, 1719 daraufhin durch Reichsexekution vertrieben und durch Beschluss des Reichshofrats abgesetzt (11. 5. 1728. Am 8. 6. 1730 aus Danzig in sein Land zurückgekehrt, wurde Karl L. im Oktober 1733 erneut des Landes verwiesen.
34) Kạrl II., Herzog (1794 bis 1815), Großherzog (seit 1815), * Mirow (bei Neustrelitz) 10. 10. 1741, ✝ Neustrelitz 6. 11. 1816; war 1776-86 Gouverneur von Hannover, ordnete die gesamte Verwaltung seines Landes neu und setzte sich für die Bauernbefreiung ein (1808).
Neapel-Sizilien:
35) Kạrl I. von Anjou [-ã'ʒu], König (seit 1266), * März 1226, ✝ Foggia 7. 1. 1285, Vater von 36); Sohn Ludwigs VIII. von Frankreich, Bruder Ludwigs IX., erhielt von diesem 1245 die Grafschaft Anjou und erwarb durch Heirat mit Beatrice, der Erbtochter des Grafen Raimond Berengar IV., die Provence (1246); 1265 von Papst Klemens IV. mit dem bisher staufischen Königreich Sizilien belehnt, das er 1266 in Besitz nahm (Krönung in Rom am 6. 1.) und gegen die letzten Staufer Manfred und Konradin (Siege bei Benevent, 1266, und Tagliacozzo, 1268) verteidigte. Seine Hauptstadt verlegte er nach Neapel. 1270 hatte er am Kreuzzug gegen Tunis teilgenommen, 1272 die Krone Albaniens angenommen und 1277 den Titel eines Königs von Jerusalem gekauft.
P. Herde: K. I. v. A. (1979).
36) Kạrl II. von Anjou [-ã'ʒu], König (seit 1289), * 1254, ✝ Neapel 5. 5. 1309, Sohn von 35); Ȋ seit 1270 mit der ungarischen Königstochter Maria, erwirkte für seinen Sohn Karl Martell (* 1271, ✝ 1295) 1290 und seinen Enkel Karl Robert (Karl 67) 1308 den ungarischen Thron.
37) Kạrl III., König, 68).
38) Kạrl VII., König, 65).
Österreich:
39) Kạrl II., Erzherzog, * Wien 3. 6. 1540, ✝ Graz 10. 7. 1590; Sohn Kaiser Ferdinands I., Vater Kaiser Ferdinands II.; erhielt 1564 im Zuge der Dreiteilung der habsburgischen Erblande die Herrschaft über Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain u. a.). Er war ein entschiedener Katholik, sah sich aber infolge der ständigen Angriffe der Türken auf die Hilfe seiner protestantischen Stände angewiesen und musste ihnen 1572 in der Grazer, 1578 in der Brücker Religionspazifikation Religionsfreiheit gewähren. Zur Festigung des Katholizismus holte Karl Jesuiten nach Graz und gründete dort 1586 die Universität.
Österreich-Ungarn:
40) Kạrl I., Kaiser von Österreich, als König von Ungarn Kạrl IV., ungar.ungarisch Károly IV., * Persenbeug (Niederösterreich) 17. 8. 1887, ✝ Funchal (Madeira) 1. 4. 1922; Großneffe Kaiser Franz Josephs I., Ȋ seit 21. 10. 1911 mit Zita von Bourbon-Parma, durch den Tod seines Onkels Franz Ferdinand (Sarajewo, 1914) Thronfolger, bestieg am 21. 12. 1916 den Thron. Er erstrebte einen Verständigungsfrieden und knüpfte im Frühjahr 1917 durch seinen Schwager, den Prinzen Sixtus von Bourbon-Parma, geheime Verhandlungen mit Frankreich an. Die daraus entstehende Sixtus-Affäre erschütterte sein innenpolitisches Ansehen und verschlechterte das Verhältnis zum Deutschen Reich. Unsicher in der Nationalitätenfrage, wich Karl entscheidenden Reformen aus. Sein Völkermanifest vom 16. 10. 1918 zur föderativen Umgestaltung der Monarchie, von der der ungarischen Reichsteil jedoch ausgenommen war, kam zu spät und beschleunigte den Zerfall des Staates. Am 11. 11. 1918 verzichtete er unter dem Druck der Revolution auf die Ausübung der Regierung in Österreich, am 13. 11. 1918 in Ungarn, ohne formell abzudanken. Nach zwei vergeblichen Versuchen, die Monarchie in Ungarn wieder herzustellen (März und Oktober 1921), wurde er von der Entente nach Madeira verbannt.
G. Brook-Shepherd: Um Krone u. Reich (a. d. Engl., Wien 1968);
E. Feigl: Kaiser K. I. Ein Leben für den Frieden seiner Völker (1990).
41) Kạrl (I.) Ludwig, Kurfürst (seit 1648), * Heidelberg 1. 1. 1618, ✝ ebenda 7. 9. 1680; Sohn Kurfürst Friedrichs V. und Elisabeth Stuarts, Vater von Elisabeth Charlotte (Liselotte von der Pfalz); konnte das seinem Vater genommene, um einige kleinere Gebiete geschmälerte Erbland durch den Westfälischen Frieden (1648) zurückerhalten, dazu auch die neu geschaffene achte Kurwürde. Seine Verdienste sind der rasche Wiederaufbau der Pfalz, die Förderung von Wirtschaft, Handel und Gewerbe sowie seine weitsichtigen Maßnahmen in den Bereichen Verwaltung, Steuern und Finanzen, Kirche und Schule. Außenpolitisch konnte er sich aus den Konflikten des Kaisers und des Reiches mit Frankreich nicht heraushalten, deren Kriege die Pfalz neuerlich zerstörten (16. 6. 1674Schlacht bei Sinsheim).
K. Hauck: K. L., Kurfürst von der Pfalz (1903);
V. Sellin: Die Finanzpolitik K. L.s von der Pfalz (1978).
42) Kạrl III. Philipp, Kurfürst (seit 1716), * Neuburg an der Donau 4. 11. 1661, ✝ Mannheim 31. 12. 1742; ursprünglich für die geistliche Laufbahn bestimmt, trat 1683 in die Armee Kaiser Leopolds I. ein, zeichnete sich gegen die Türken aus und wurde 1693 kaiserlicher Generalfeldmarschall. 1705-17 Gubernator der Ober- und Vorderösterreichischen Lande in Innsbruck, wurde Karl durch den Tod seines Bruders Johann Wilhelm Kurfürst. 1720 verlegte er seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim und regelte in der Wittelsbacher Hausunion 1724 die Erbfolge des Gesamthauses (nach Streitigkeiten mit der bayerischen Linie). Das alte Problem der jülich-bergischen Erbfolge löste Karl durch antihabsburgische Vertragspolitik mit Frankreich beziehungsweise Kursachsen und Friedrich II., dem Großen, von Preußen unter pfälzischen Opfern zugunsten seines Nachfolgers.
Hans Schmidt: Kurfürst K. P. von der Pfalz als Reichsfürst (1964).
43) Kạrl (IV.) Theodor, Kurfürst von der Pfalz (seit 1742) und Kurfürst von Bayern (seit 1777), * Schloss Droogenbosch (bei Brüssel) 10. 12. 1724, ✝ München 16. 2. 1799; aus dem wittelsbach. Haus Pfalz-Sulzbach (Herzog seit 1741); vereinigte durch Erbfolge (1742/77) alle pfälzische und bayerische Besitzungen der Wittelsbacher in seiner Hand, war zugleich Markgraf von Bergen op Zoom (seit 1728/29), Herzog von Pfalz-Neuburg (seit 1733) und Jülich-Berg (seit 1742). In jedem seiner Länder regierte er föderalistisch unter Beachtung der verschiedenen Verfassungen (v. a. in den beiden Kurfürstentümern um Verwaltungsreform, Verbesserung der Justiz und Förderung der Wirtschaft bemüht); er war ein bedeutender Förderer der Künste, besonders der Baukunst (Schwetzingen) und der Musik (Mannheimer Schule). Seine Residenz verlegte er 1778 von Mannheim nach München. Außenpolitisch war er antihabsburgisch orientiert und lehnte sich an Frankreich an. Pläne mit Kaiser Joseph II. zum Tausch Bayerns gegen die Österreichischen Niederlande (heute Belgien), zunächst im Vorfeld des Bayerischen Erbfolgekrieges 1777/78 und erneut 1784/85, scheiterten nicht nur am Einspruch der Reichsfürsten und europäische Mächte, sondern auch an den bayerischen Ständen.
H. Weber: Die Politik des Kurfürsten K. T. von der Pfalz während des österr. Erbfolgekrieges 1742-1748 (1956);
M. Olbrich: Die Politik des Kurfürsten K. T. von der Pfalz zw. den Kriegen. 1748-1756 (1966);
S. Pflicht: Kurfürst Carl T. von der Pfalz u. seine Bedeutung für die Entwicklung des dt. Theaters (1976);
H. Rall: Kurfürst K. T. Regierender Herr in sieben Ländern (1993).
44) Kạrl I., König (seit 1889), * Lissabon 28. 9. 1863, ✝ (ermordet) ebenda 1. 2. 1908; Sohn Ludwigs I., berief 1906 João Franco (* 1855, ✝ 1929) zum Ministerpräsidenten, der 1907 das Parlament auflöste und mit Karls Billigung als Diktator herrschte. In der Folge verschärfte sich die republikanische Opposition und Karl fiel zusammen mit seinem Sohn, dem Thronfolger Ludwig Philipp (* 1887), einem Attentat zum Opfer.
45) Kạrl I., rumän.rumänisch Cạrol I., eigentlich Kạrl Eitel Friedrich Zephyrin von Hohenzọllern, Fürst (1866-81), König (seit 1881), * Sigmaringen 20. 4. 1839, ✝ Schloss Peleş (bei Sinaia) 10. 10. 1914; zweiter Sohn des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, Enkel von 9), Großonkel von 46), seit 1869 Ȋ mit Carmen Sylva; seit 1859 preußischer Offizier, wurde 1866 durch Volksabstimmung als Nachfolger A. I. Cuzas zum Fürsten gewählt; machte sich im Russisch-Türkischen Krieg 1877/78 von der Türkei unabhängig und nahm 1881 den Königstitel an. Karl entzog sein Land dem Druck türkischer und russischer Einflüsse, führte ein konstitutionelles Regierungssystem ein und schuf weitgehend erfolgreich einen Staat westeuropäischer Prägung. Trotz des Bündnisses mit Deutschland und Österreich-Ungarn von 1883 (Dreibund) beschloss am 3. 8. 1914 der Kronrat gegen die Stimme Karls die Neutralität Rumäniens.
P. Lindenberg: König K. von Rumänien, 2 Bde. (1923);
46) Kạrl II., rumän.rumänisch Cạrol II., König (1930-40), * Sinaia 15. 10. 1893, ✝ Estoril (Portugal) 4. 4. 1953; Sohn von Ferdinand I. von Rumänien; seit 1921 Ȋ mit Elena (Helene) von Griechenland (geschieden 1928), musste wegen seiner Beziehung zu Elena Lupescu 1926 auf den Thron verzichten und nach Paris ins Exil gehen. Auf Betreiben der Regierung unter Maniu am 6. 6. 1930 zum König ausgerufen, schlug er einen autoritären Kurs ein, setzte im Februar 1938 die demokratische Verfassung von 1923 außer Kraft, verbot alle Parteien und errichtete die »Königsdiktatur«. Nach außenpolitischen Misserfolgen (Abtretung Bessarabiens an die UdSSR, Nordsiebenbürgens an Ungarn) wurde er am 6. 9. 1940 von Marschall I. Antonescu zugunsten seines Sohnes Michael (I.) zum Rücktritt gezwungen.
A. Hillgruber: Hitler, König Carol u. Marschall Antonescu (21965).
Sachsen-Weimar-Eisenach:
47) Kạrl August, Herzog (1758-1815), seit 1815 Großherzog, * Weimar 3. 9. 1757, ✝ Graditz 14. 6. 1828; Großvater von 48) Enkel von 14); stand unter der Vormundschaft seiner Mutter, der Regentin Anna Amalia; wurde u. a. seit 1772 von C. M. Wieland erzogen. 1774 lernte er J. W. Goethe kennen und lud ihn 1775, mit Übernahme der Regierung, nach Weimar ein. Die Freundschaft mit Goethe machte Weimar sowie Jena (Universität) zu Zentren des deutschen Geisteslebens (»Weimarer Klassik«, »Jenaer Romantik«). Durch Goethe beraten, förderte Karl A. Wissenschaft und Kunst, gründete das Hoftheater (1791) und berief J. G. Herder und F. Schiller nach Weimar. Karl A. hing dem Wohlfahrtsstaatsgedanken an und band sich außenpolitisch eng an Preußen. Als einer der ersten deutschen Fürsten führte er eine landständische Verfassung ein (1816; u. a. Pressefreiheit).
Ausgabe: Briefwechsel des Großherzogs Carl A. mit J. W. von Goethe, herausgegeben von H. Wahl, 3 Bände (1915-18; Nachdruck 1971).
U. Crämer: Carl A. von Weimar u. der Dt. Fürstenbund 1783-1790 (1961).
48) Kạrl Alexạnder, Großherzog (seit 1853), * Weimar 24. 6. 1818, ✝ ebenda 5. 1. 1901, Enkel von 47); führte durch Förderung von Kunst, Musik und Literatur die Tradition der Weimarer Goethezeit fort: Protektor der Schiller-Stiftung (1859), der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft (1864), der Goethe-Gesellschaft (1885), des Goethe-Nationalmuseums (1886) und des Goethe- und Schiller-Archivs (1896).
Savoyen-Sardinien:
49) Kạrl Emanuel I., der Große, Herzog von Savoyen (seit 1580), * Rivoli 12. 1. 1562, ✝ Savigliano (bei Turin) 26. 7. 1630; Sohn Emanuel Philiberts und der Margarete von Valois (* 1523, ✝ 1574), Tochter Franz' I. von Frankreich; versuchte wiederholt ohne Erfolg, Genf zu erobern, gewann aber für sein Herzogtum die französische Markgrafschaft Saluzzo, deren Besitz König Heinrich IV. von Frankreich im Vertrag von Lyon 1601 bestätigte. Nach dem Tod von Kaiser Matthias (1619) bewarb er sich um die Kaiserkrone. 1623-26 nahm er auf französischer Seite am Krieg um das Veltlin teil.
50) Kạrl Emanuel I., König von Sardinien (seit 1730), als Herzog von Savoyen Karl Emanuel III., * Turin 24. 4. 1701, ✝ ebenda 20. 2. 1773; Sohn Viktor Amadeus' II. von Sardinien, beteiligte sich am Polnischen Thronfolgekrieg auf französischer Seite und am Österreichen Erbfolgekrieg auf österreichischer Seite, gewann für sein Land Novara und Tortona (Wiener Frieden, 1739) und einen Teil des Herzogtums Mailand (Frieden von Aachen, 1748).
51) Kạrl Ạlbert, König von Sardinien (seit 1831), * Turin 2. 10. 1798, ✝ Porto (Portugal) 28. 8. 1849; aus der Nebenlinie Savoyen-Carignan; neigte als Thronfolger zu den Liberalen, schlug aber in den ersten Regierungsjahren eine konservative Politik ein, bis er beim Ausbruch der Revolution von 1848 eine Verfassung erließ und als Vorkämpfer der italienischen Einheitsbewegung Österreich den Krieg erklärte. Nach den Niederlagen bei Custoza (25. 7. 1848 und Novara (23. 3. 1849 dankte er zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. ab.
52) Kạrl VII. Svẹrkersson, König (seit etwa 1160), ✝ Visingsö (am Vättersee) 12. 4. (?) 1167; erster historisch nachweisbarer schwedischer König mit dem Namen Karl; förderte wie sein Vater Sverker I. in der Tradition der Christianisierungspolitik den Zisterzienserorden und ließ 1164 die Kirchenprovinz Uppsala errichten.
53) Kạrl VIII. Knutsson Bọnde, König von Schweden (1448-57, 1464-65, 1467-70) und Norwegen (1449-50), * 1408 (nach anderen Angaben 1409), ✝ Stockholm 15. 5. 1470; stand bereits seit seiner Wahl zum Reichsvorsteher (1438) im Kampf gegen die zentralistischen Bestrebungen des dänischen Unionskönigtums Erichs von Pommern und später Christians I., der nach einem Aufstand des Reichsadels gegen Karl die Oberhand behielt. Karl zog sich auf seine Machtbasis Finnland zurück. Die historischen und literarischen Dokumente seiner Kanzlei, u. a. die »Karlschronik«, die Karl als die Verkörperung eines idealen Rittertums feiert, geben einen Eindruck von den Auseinandersetzungen.
54) Kạrl IX., König (seit 1604), * Stockholm 4. 10. 1550, ✝ Nyköping 30. 10. 1611; jüngster Sohn von Gustav I. Eriksson Wasa; erhielt 1560 Värmland (Förderer des dortigen Bergbaus) und den größten Teil von Södermanland und Närke als Herzogtum. Er unterstützte seinen Bruder Johann gegen Erich XIV. und bemühte sich, die lutherische Reformation und die nationale Selbstständigkeit gegenüber dem katholischen Sigismund III. Wasa von Polen-Schweden zu sichern. Karl, der 1599 zum Regenten gewählt worden war, wurde nach Ausschaltung seiner adligen Gegner (»Blutbad von Linköping«) 1600 als König anerkannt, nahm den Titel aber erst 1604 an und wurde 1607 gekrönt. Außenpolitisch führte er Schweden in Kriege mit Polen (Beendigung der schwedisch-polnischen Union), Dänemark und Russland.
55) Kạrl X. Gụstav, König (seit 1654), * Nyköping 8. 11. 1622, ✝ Göteborg 13. 2. 1660, Vater von 56), Enkel von 54); 1648 zum Generalissimus der schwedischen Heere in Dtl berufen. Karl, ohne Erbrecht auf die Krone Schwedens, wurde auf Betreiben von Königin Christine 1649 als Thronfolger und 1650 als Erbfürst anerkannt und 1654 nach ihrem Thronverzicht König. Während seiner Regierung suchte er die Lage der Staatsfinanzen (Verwaltungsreform mit dem Ziel, das Krongut vor adeligem Zugriff zu bewahren) zu verbessern sowie die Stellung Schwedens als Ostseemacht zu behaupten. Riga verteidigte er gegen die Russen; den Krieg mit Dänemark (1657) konnte er, einer der fähigsten Feldherren seiner Zeit, mit dem Erwerb des heutigen Südschweden (1658) beenden.
56) Kạrl XI., König (seit 1660), * Stockholm 24. 11. 1655, ✝ ebenda 5. 4. 1697, Sohn von 55), Vater von 57); verlor in der Auseinandersetzung mit dem Grossen Kurfürsten (Schlacht bei Fehrbellin 1675) einen Teil Schwedisch-Pommerns. Innenpolitisch setzte er eine Neuordnung Schwedens durch. Durch Einziehung (Reduktion) der der Krone entfremdeten Güter brach er die Vorherrschaft des Adels. Eine Reorganisation von Heer, Flotte und Verwaltung schloss seine Reformen ab. Als der Reichstag ihm 1682 das alleinige Gesetzgebungsrecht übertrug, erreichte Karl eine nahezu unumschränkte Machtfülle.
57) Kạrl XII., König (seit 1697), * Stockholm 27. 6. 1682, ✝ bei Fredrikshald (heute Halden) 11. 12. 1718, Sohn von 56). Im Nordischen Krieg gegen Friedrich IV. von Dänemark, August II., den Starken von Polen (zugleich Kurfürst von Sachsen), und Peter I., den Großen, von Russland zwang er zuerst Dänemark zum Frieden von Travendal (August 1700) und schlug die weit überlegenen russischen Kräfte bei Narwa (November 1700). Polnische und sächsische Truppen besiegte er bei Riga (1701), Klissow (1702) und Pułtusk (1703), erreichte 1704 die Absetzung Augusts als polnischer Herrscher und die Wahl des Stanislaus Leszczyński zum König, doch erst im Frieden von Altranstädt (1706) entsagte August der polnischen Krone. 1707 wandte sich Karl gegen Russland, wurde jedoch durch die russische Taktik der »verbrannten Erde« gezwungen, nach der Ukraine auszuweichen. Bei Poltawa (8. 7. 1709 wurde das durch den strengen Winter 1708/09 geschwächte schwedische Heer besiegt. Karl musste in dem unter türkischer Herrschaft stehenden Bessarabien Schutz suchen und befand sich 1713/14 in osmanischer Gefangenschaft.
Die Nordische Liga formierte sich wieder: August II., der Starke, kehrte auf den polnischen Thron zurück, Peter I., der Große, eroberte 1713/14 Finnland, und Dänemark griff die südschwedischen Provinzen an. Karl verteidigte 1714/15 Stralsund, kehrte im Dezember 1715 nach Schweden zurück, griff danach Norwegen an, konnte jedoch keine entscheidenden militärischen Erfolge mehr erringen. Er fiel bei der Belagerung von Fredrikshald.
Das Urteil der Nachwelt wurde lange geprägt durch Voltaires Verurteilung des kriegerischen Abenteurers in seiner »Histoire de Charles XII« (1731) (J. Johnson »The vanity of human wishes« 1749); demgegenüber stellte ihn die schwedische Literatur als Nationalhelden dar (Gedichte von E. G. Geijer und E. Tegnér).
J. P. Findeisen: K. der XII. König v. Schweden. Ein König, der zum Mythos wurde (1992).
58) Kạrl XIII., König (seit 1809), seit 1814 auch König von Norwegen, * Stockholm 7. 10. 1748, ✝ ebenda 5. 2. 1818; seit 1772 Herzog von Södermanland, 1792-96 Regent für seinen Neffen Gustav IV. Adolf, nach dessen Absetzung 1809 zum König gewählt. Er adoptierte den französischen Marschall J.-B. Bernadotte, den späteren Karl XIV. Johann. Im Frieden von Kiel (1814) errang Karl auch die norwegische Krone.
59) Kạrl XIV. Johann, König von Schweden und Norwegen (seit 1818), eigentlich Jean-Baptiste Bernadotte [ʒãba'tist bɛrna'dɔt], * Pau (Frankreich) 26. 1. 1763, ✝ Stockholm 8. 3. 1844, Ȋ seit 1798 mit Désirée. In den französischen Revolutionskriegen General, 1799 kurzzeitig Kriegsminister, seit 1804 Marschall, 1806 von Napoleon I. zum Fürsten von Pontecorvo erhoben und 1810 von den schwedischen Ständen zum Kronprinzen gewählt sowie von Karl XIII. adoptiert. Er veranlasste den Anschluss Schwedens an die Gegner Napoleons und befehligte in den Befreiungskriegen die Nordarmee; im Frieden von Kiel (Januar 1814) zwang er Dänemark zur Abtretung Norwegens und setzte die schwedischen Ansprüche gegenüber diesem in der Konvention von Moss (August 1814) durch. Außenpolitisch leitete er die schwedische Neutralitätspolitik ein. Innenpolitisch sah er sich einer starken Opposition ausgesetzt, die eine erhebliche Einschränkung seiner Rechte erzwang.
T. T. Höjer: Carl XIV Johan, 3 Bde. (Stockholm 1939-60);
G. Girod de l'Ain: Bernadotte, chef de guerre et chef d'État (Paris 1968);
A. E. Imhof: Bernadotte (1970).
60) Kạrl XV., König von Schweden und Norwegen (seit 1859), * Stockholm 3. 5. 1826, ✝ Malmö 18. 9. 1872; billigte die von L. G. De Geer vorangetriebenen liberalen politischen und wirtschaftlichen Reformen, die Schweden zu einem Verfassungsstaat (1866 Einführung des Zweikammersystems) machten. Sein von den Vertretern des Skandinavismus getragener Plan einer skandinavischen Drei-Staaten-Union scheiterte an der Ablehnung De Geers und der zögernden Haltung des schwedischen Parlaments.
61) Kạrl XVI. Gụstav, schwedisch Cạrl XVI. Gụstaf, König (seit 1973), * Schloss Haga (bei Stockholm) 30. 4. 1946; Ȋ seit 1976 mit Silvia Sommerlath (* 23. 12. 1943); bestieg nach dem Tod seines Großvaters, König Gustav VI. Adolfs, am 15. 9. 1973 den Thron.
62) Kạrl I., König, Karl 5).
63) Kạrl II., König (seit 1665), * Madrid 6. 11. 1661, ✝ ebenda 1. 11. 1700; Sohn König Philipps IV., stand bis 1675 unter der Regentschaft seiner Mutter Maria-Anna von Österreich (* 1635, ✝ 1696), verlor im Devolutionskrieg (1667-68) und im Hölländischen Krieg (1672-78) die Franche-Comté und Grenzgebiete der spanischen Niederlande an Frankreich. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg trat er 1689 der großen Allianz gegen Ludwig XIV. bei, der im Frieden von Rijswijk (1697) wegen der spanischen Erbfolgefrage keine weiteren Gebietsansprüche anmeldete. Mit Karl, einem kränklichen und schwachen Herrscher, erlosch die spanische Linie der Habsburger. Sein Nachfolger wurde der Bourbone Philipp V., der Enkel König Ludwigs XIV. von Frankreich.
64) Kạrl (III.), der habsburgische Gegenkönig des Bourbonen Philipp V. im Spanischen Erbfolgekrieg (1703), als römisch-deutscher Kaiser Karl VI., Karl 6).
65) Kạrl III., König von Spanien (seit 1759), als Karl VII. König von Neapel-Sizilien (1735-59), * Madrid 20. 1. 1716, ✝ ebenda 14. 12. 1788, Vater von 66); Sohn Philipps V. und der Elisabeth Farnese, erhielt 1732 das Herzogtum Parma und Piacenza und im Wiener Frieden 1735 Neapel-Sizilien, auf das er 1759, als er die Nachfolge seines Halbbruders Ferdinand VI. in Spanien antrat, zugunsten seines Sohnes Ferdinand (IV.) verzichtete. Er regierte im Geist des aufgeklärten Absolutismus, reorganisierte Heer und Verwaltung, förderte Handel und Wirtschaft und schränkte die Macht der Kirche ein (Vertreibung der Jesuiten 1767). Entsprechend dem bourbonischen Familienpakt (1761) unterstützte Karl Frankreich im Siebenjährigen Krieg und im nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
F. Bravo Morata: Carlos III y su tiempo (Madrid 41972).
66) Kạrl IV., König (1788-1808), * Portici 11. 11. 1748, ✝ Rom 20. 1. 1819, Sohn von 65); setzte anfänglich die Reformpolitik seines Vaters fort, überließ dann die Regierung seiner Frau Marie Luise von Parma und deren Günstlingen, v. a. M. de Godoy (seit 1792). Im bourbonischen Familienstreit spielte ihn Napoleon I. gegen seinen Sohn Ferdinand (VII.; Ferdinand, Herrscher, Spanien) aus. Karl verzichtete 1808 zugunsten von Joseph Bonaparte auf den Thron.
67) Kạrl I. Robert, ungar.ungarisch Károly Róbert, König (seit 1308), * Neapel 1288, ✝ Visegrád 16. 7. 1342, aus dem älteren Hause Anjou, Enkel von 36); konnte sich mit päpstl. Unterstützung 1308 im Kampf um die Nachfolge König Andreas' III. gegen seine Rivalen durchsetzen, die Macht der Magnaten brechen und mithilfe des neu aufgestiegenen Adels die königliche Zentralmacht festigen. Karl ordnete das Steuer- und Münzwesen, reformierte die Militärverfassung und förderte Bergbau, Handel sowie die Städte. In Visegrád ließ er eine Festung errichten und hielt glänzenden Hof; 1330 unterlag er Basarab I. bei Posada.
68) Kạrl II., der Kleine, Kạrl von Durạzzo, König (1385-86), als Karl III. , italienisch Cạrlo III., König von Neapel (1381-86), * 1345 (?), ✝ Visegrád 24. 2. 1386; aus dem Hause Anjou, am Hofe Ludwigs I., des Großen, von Ungarn erzogen, Regent in Kroatien und Dalmatien; stürzte Johanna I. von Anjou als Königin von Neapel, die er ermorden ließ (1382), und gewann mit Unterstützung aufständischer Magnaten den ungarischen Thron (31. 12. 1385), wurde aber bald von seinen eigenen Parteigängern getötet.
69) Kạrl Alexạnder, Herzog (seit 1733), * Stuttgart 24. 1. 1684, ✝ Ludwigsburg 12. 3. 1737, Vater von 70); trat 1712 vom Luthertum zum Katholizismus über; kämpfte als kaiserlicher und als Reichsgeneral gegen Franzosen und Türken (seit 1716/17; u. a. 1719-33 Administrator in Serbien), lehnte sich auch als württembergischer Landesherr eng an Habsburg an. Karl bemühte sich, die Lage des evangelischen Landes zu bessern, billigte aber dazu die Übergriffe seines Finanzrats J. Süss Oppenheimer, was zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Landständen führte.
70) Kạrl Eugen, Herzog (seit 1737), * Brüssel 11. 2. 1728, ✝ Hohenheim (heute zu Suttgart) 24. 10. 1793, Sohn von 69); am Hofe König Friedrichs II., des Großen, von Preußen erzogen, geistreich, prachtliebend (Lustschlösser Solitude und Hohenheim, größtes Opernhaus Europas in Ludwigsburg) und gewalttätig (1777 Einkerkerung C. F. D. Schubarts); rückte im Siebenjährigen Krieg gegen Preußen in Sachsen ein. Sein Finanzbedarf für Bauten, Heeresvermehrung und Hofhaltung führte zum Verfassungskonflikt mit den Landständen. Die von den Ständen angestrengte Klage vor dem Reichshofrat mündete im »Erbvergleich« (1770). Unter dem Einfluss seiner zweiten Gemahlin, der Reichsgräfin Franziska von Hohenheim, regierte Karl nach 1770 im Sinne des aufgeklärten Absolutismus. Als Gründer der Karlsschule (1770) schuf er die Voraussetzungen für eine moderne Universitätsausbildung und den Anschluss Württembergs an den Fortschritt im Reich.
G. Storz: K. E. (1981).
II
Kạrl,
Fürsten:
Hohenzollern-Sigmaringen:
1) Kạrl Ạnton, Fürst (1848/49), * Krauchenwies (bei Sigmaringen) 7. 9. 1811, ✝ Sigmaringen 2. 6. 1885; trat unter dem Eindruck der Revolution 1849 sein Fürstentum an Preußen ab; wurde preußischer General, war 1858-62 preußischer Ministerpräsident, scheiterte bei der Durchsetzung der Heeresreform. Sein ältester Sohn Leopold hatte Aussichten auf den spanischen Thron (hohenzollernsche Thronkandidatur), sein zweiter Sohn wurde König von Rumänien (Karl, Herrscher, 45).
2) Kạrl Alexạnder, Prinz, österreichischer Feldmarschall, Gouverneur der Österreichischen Niederlande (seit 1744), Hochmeister des Deutschen Ordens (seit 1761), * Lunéville 12. 12. 1712, ✝ Tervuren 4. 7. 1780; Bruder Kaiser Franz' I. Stephan, heiratete die Schwester der Kaiserin Maria Theresia, deren Vertrauen er als Oberbefehlshaber von 1742 an (Wiedergewinnung Böhmens, Unterwerfung Bayerns) bis zur verlorenen Schlacht bei Leuthen genoss, obwohl er sich in den Schlesischen Kriegen der Strategie Friedrichs II., des Großen, von Preußen nicht gewachsen zeigte. Seine eigentliche Bedeutung lag in seinem Wirken als Gouverneur der Österreichischen Niederlande (seit 1744), an deren wirtschaftlicher und kultureller Blüte (u. a. Gründung der Kunstakademie Brüssel) er maßgeblichen Anteil hatte.
Österreich:
3) Kạrl, Erzherzog, österreichischer Feldmarschall, * Florenz 5. 9. 1771, ✝ Wien 30. 4. 1847; Sohn Kaiser Leopolds II.; zunächst für die geistliche Laufbahn vorgesehen, war am 1. Koalitionskrieg gegen Frankreich beteiligt, wurde Generalstatthalter der Niederlande, übernahm 1796 auch als letzter Reichsgeneralfeldmarschall das Kommando der Rheinarmee, schloss nach vernichtenden Niederlagen in Italien 1797 mit Napoleon den Vorfrieden von Leoben ab. 1799 siegte er bei Ostrach, Stockach und Zürich, schied aber wegen tief gehender Konflikte mit seinem kaiserlichen Bruder Franz II. aus dem Militärdienst aus. 1801 wurde er Hofkriegsratspräsident; als Kriegsminister reorganisierte er das Heerwesen von der Zentralverwaltung bis zu den Regimentern, ohne sein Werk vollenden zu können. In dem gegen seinen Willen geführten Krieg von 1809 errang er als selbstständig handelnder Generalissimus nach anfänglichen Niederlagen den viel bewunderten Sieg bei Aspern. Die Schlacht bei Wagram (Deutsch-Wagram) verlor er und leitete angesichts des Zusammenbruchs Österreichs Friedensverhandlungen ein. Deshalb wurde Karl des Oberbefehls enthoben und musste seine militärische Laufbahn beenden. Als Militärschriftsteller erwarb er sich einen Clausewitz vergleichbaren Ruf.
Ausgabe: Ausgewählte Schriften, herausgegeben von F. X. Malcher, 6 Bände (1893-94).
M. Rauchensteiner: Kaiser Franz u. Erzherzog Carl (1972);
Universal-Lexikon. 2012.