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Mission
ständige Vertretung; diplomatische Vertretung; Botschaft; Gesandtschaft; Auslandsvertretung

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Mis|si|on [mɪ'si̯o:n], die; -, -en:
a) <ohne Plural> Verbreitung einer Religion, besonders der christlichen Lehre unter Andersgläubigen:
Mission [be]treiben; in der Mission tätig sein.
b) [mit einer Entsendung verbundener] Auftrag; Sendung:
eine gefährliche, politische Mission; ihre Mission ist erfüllt, gescheitert, beendet; er war in geheimer Mission unterwegs.
c) [ins Ausland] entsandte Personengruppe mit besonderem Auftrag:
eine Mission entsenden; sie leitete die deutsche Mission bei den Olympischen Spielen.
Syn.: Abordnung, Delegation.

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Mis|si|on 〈f. 20
I 〈zählb.〉
1. ernster, feierlicher Auftrag, Sendung, Vollmacht
2. zu besonderen Aufgaben ins Ausland entsandte Gruppe von Personen
3. diplomatische Vertretung
● ich komme in einer bestimmten \Mission; meine \Mission ist beendet, erfüllt; diplomatische, geheime \Mission; jmdn. mit einer (besonderen) \Mission betrauen
II 〈unz.〉 Verbreitung des christl. Glaubens ● Äußere \Mission; Innere \Mission
[<kirchenlat. missio „Entsendung christlicher Prediger zur Bekehrung der Heiden“ <lat. missio „das Geschehenlassen; Entsendung, Sendung“]

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Mis|si|on , die; -, -en [kirchenlat. missio = das Entsenden christlicher Glaubensboten < lat. missio = das Entsenden, zu: mittere (2. Part.: missum) = entsenden]:
1. (bildungsspr.) [mit einer Entsendung verbundener] Auftrag; Sendung:
eine gefährliche, politische M.;
ihre M. ist erfüllt, gescheitert, beendet.
2. (bildungsspr.) [ins Ausland] entsandte Personengruppe mit besonderem Auftrag:
eine M. entsenden.
3. (bildungsspr.) diplomatische Vertretung.
4. <o. Pl.> Verbreitung einer religiösen (bes. der christlichen) Lehre unter Andersgläubigen bzw. unter Nichtgläubigen:
M. betreiben;
die Innere M. (Organisation für religiöse Erneuerung u. Sozialarbeit unter Christen).

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Mission
 
[lateinisch missio »Sendung«, zu mittere »entsenden«] die, -/-en,  
 1) bildungssprachlich für: Auftrag, Aufgabe, Sendung.
 
 2) in der Religionsgeschichte die Verbreitung einer Religion und die Gewinnung von Anhängern für sie. Die Bezeichnung geht zurück auf das Sendungsgelübde (»votum de missionibus«) der Jesuiten. Als Begriff, der die Verbreitung des christlichen Glaubens unter Nichtchristen bezeichnete, wurde das Wort »Mission« erstmals 1558 von D. Laínez gebraucht. Später wurde Mission auch ein religionswissenschaftlicher Terminus, mit dem heute jegliche bewusst betriebene Ausbreitung einer Religion über ihre heimatliche Basis hinaus bezeichnet wird. Mission im eigentlichen Sinn ist dabei, ungeachtet dessen, dass auch Stammes- und Volksreligionen gelegentlich in angrenzenden Gebieten partiell Verbreitung finden können, nur bei solchen Religionen möglich, deren religiöse Botschaft universal ausgerichtet ist und damit prinzipiell alle Menschen erreichen soll (Weltreligionen). Diese haben Missionen in sehr unterschiedlichem Maß betrieben: Die asiatischen Weltreligionen, v. a. der Buddhismus, kennen Phasen dynamischer Ausbreitung, die aber im Wesentlichen auf den heimatlichen Kulturraum (Hinduismus, Taoismus, Konfuzianismus) oder die benachbarten fernöstlichen Regionen (Buddhismus) beschränkt blieb. Der Islam breitete sich nach dem Tod Mohammeds schnell im Vorderen Orient, in Nordafrika und Südeuropa aus, später auch im übrigen Asien und heute weiterhin in Asien, besonders aber in Schwarzafrika. Die jüdische Religion verzichtet de facto auf Mission, vertritt jedoch, theologisch an einen universalen Monotheismus gebunden, im Grundsatz ebenfalls den Missionsgedanken. Geschichtlich gab es v. a. in der Spätantike in größerer Zahl Übertritte zum Judentum (Proselyt); insgesamt bilden sie jedoch in der Geschichte und auch heute (nicht unwesentlich durch die mit dem Religionsübertritt verbundenen Verpflichtungen, u. a. die Beschneidung) beeinflusst, eine sehr kleine Zahl.
 
Am Anfang der christlichen Mission, die sich theologisch auf den so genannten Missionsbefehl Jesu Christi beruft, stand besonders die Missionstätigkeit des Paulus, dessen Konzept der »Heiden-M.« die ganze damals bekannte Welt im Blick hatte. Bis zur konstantinischen Wende (313) war die Mission im Römischen Reich für die christlichen Gemeinden und die frühe Kirche mit zum Teil erheblichen Gefährdungen verbunden (Christenverfolgungen); nach ihr erfuhr die Ausbreitung des Christentums dagegen eine umfassende Förderung seitens des römischen Staates. Die germanischen Stämme nahmen dieses zunächst in der Gestalt des Arianismus an; seit der Taufe Chlodwigs I. (nach kirchlicher Überlieferung 496) setzte sich jedoch - vorangetrieben durch die iroschottische Mission und die angelsächsische Mission - der katholische Glaube der lateinischen Kirche durch. Hier, wie auch bei der von der lateinischen und byzantinischen Kirche betriebenen Mission der slawischen Völker (u. a. durch die Brüder Kyrillos und Methodios), waren es v. a. die Mönchsorden, die zur Verbreitung des Christentums beitrugen. Seit dem 13. Jahrhundert missionierten Franziskaner und Dominikaner im Orient; bereits seit dem 6. Jahrhundert hatte die Mission der Nestorianer das Christentum bis nach Indien gebracht. Mit dem Kolonialismus der Neuzeit weiteten sich die Missionsgebiete aus und umfassten schließlich Lateinamerika und weite Teile Afrikas und Asiens. Große Teile des eurasischen Kontinents (Sibirien) sowie Alaska wurden seit dem 16. Jahrhundert durch die russisch-orthodoxe Kirche missioniert. In der katholischen Kirche wurde die Mission nach der Reformation zentral geleitet und dafür 1622 die päpstliche Kongregation für die Glaubensverbreitung (»Congregatio de Propaganda Fide«; heute »Kongregation für die Evangelisation der Völker«) geschaffen. Die Jesuiten, die die Missionsarbeit in dieser Zeit wesentlich trugen, entwickelten eine Missionsmethode, die von dem Grundsatz ausging, Rücksicht auf die kulturellen und religiösen Traditionen in den Missionsgebieten zu nehmen und die Mission in sprachlicher und ritueller Hinsicht den gegebenen Verhältnissen anzupassen (Akkommodation), was in der Folge zum Ritenstreit führte. Seit dem 17. Jahrhundert, besonders aber im 19. Jahrhundert, traten (innerhalb des Protestantismus v. a. unter dem Einfluss von Pietismus und Erweckungsbewegung) zahlreiche Missionsgesellschaften und Missionsorden neben die bisherigen Träger der Mission. Die von den protestantischen Missionsgesellschaften gegründeten Kirchen (besonders in Afrika und Asien) sind heute unabhängige Kirchen und wesentlich an neuen theologischen Entwicklungen beteiligt (junge Kirchen). In ihrer theologischen Arbeit stellen sie dabei auch das traditionelle (europäisch-nordamerikanische) Missionsverständnis infrage. Dabei steht der noch bis vor kurzer Zeit in der Mission vorherrschende Missionsansatz im Zentrum der Kritik, der einseitig am abendländischen Welt- und Menschenbild orientiert und vielfach mit einer (unausgesprochenen) Ablehnung nichtchristlicher (»heidnischer«) Kulturen verbunden war. Eine geschichtliche Belastung stellt bis heute auch die Verflechtung von Mission und Kolonisation dar, die über Jahrhunderte in den Missionsgebieten oft mit der Zerstörung einheimischer Kulturen, der Verachtung anderer Religionen und mit Intoleranz gegenüber Andersgläubigen verbunden war. Das lässt die Mission teilweise heute noch in den Augen der betroffenen Völker im Zwielicht erscheinen. Unter bewusster Einbeziehung auch dieses Hintergrundes heben moderne missionstheologische Entwürfe die Notwendigkeit der Inkulturation der christlichen Botschaft und den Gedanken der »Einwohnung« des Evangeliums (Kontextualisierung) hervor. Die Chancen und Grenzen solcher missionstheologischen Ansätze bildeten auch ein wichtiges Thema der 11. Weltmissionskonferenz 1996 in Salvador de Bahia (Brasilien), die unter dem Leitthema »Berufen zu einer Hoffnung - Das Evangelium in verschiedenen Kulturen« stand. Seit ihrer Begründung (1. Weltmissionskonferenz in Edinburgh, 1910) der ökumenischen Bewegung verbunden, werden die Weltmissionskonferenzen heute vom Ökumenischen Rat der Kirchen veranstaltet und bilden eines der bedeutendsten Foren des internationalen Austauschs zu Fragen der Mission. Eine große Bedeutung in der christlichen Mission haben weltweit auch evangelikale Missionsbewegungen erlangt, deren spektakulärstes, auf die Jahrtausendwende bezogenes Missionsprojekt »AD 2000« das Ziel verfolgte, im weltweiten kooperativen Zusammenwirken zahlreicher missionarischer Aktionsgruppen bis zum Jahr 2000 alle bisher vom Evangelium »unerreichten« ethnolinguistischen Gemeinschaften (Völker) mit der christlichen Botschaft bekannt zu machen.
 
Literatur:
 
Lex. zur Welt-M., hg. v. S. Neill (a. d. Engl., 1975);
 G. Rosenkranz: Die christl. M. (1977);
 H. Bürkle: M.-Theologie (1979);
 
M. im N. T., hg. v. K. Kertelge (1982);
 B. Moser: Gehet hin in alle Welt. Ereignisse u. Gestalten christl. Missionsgeschichte (1984);
 O. Degrijse: Der missionar. Aufbruch in den jungen Kirchen (1984);
 O. Stoffel: Die kath. M.-Gesellschaften (1984);
 H. W. Gensichen: M. u. Kultur (1985);
 
Lex. missionstheolog. Grundbegriffe, hg. v. Karl Müller u. a. (1987);
 H. Gründer: Welteroberung u. Christentum. Ein Hb. zur Gesch. der Neuzeit (1992);
 D. Werner: Mission für das Leben - Mission im Kontext. Ökumen. Perspektiven missionar. Präsenz in der Diskussion des ÖRK 1961-1991 (1993);
 K. Wetzel: Kirchengeschichte Asiens (1995);
 Ruth A. Tucker: Bis an die Enden der Erde. Missionsgeschichte in Biographien, hg. v. K. Rennstich (1996);
 
Werdet meine Zeugen. Weltmission im Horizont von Theologie u. Gesch., hg. v. H. Kasdorf u. F. Walldorf (1996);
 P. Beyerhaus: Er sandte sein Wort. Theologie der christl. M., Bd. 1: Die Bibel in der M. (1996);
 Missionsgeschichtl. Archiv, hg. im Auftrag der Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte, Bd. 1: Missionsgesch., Kirchengesch., Weltgeschichte. Christl. Missionen im Kontext nat. Entwicklungen in Afrika, Asien u. Ozeanien, hg. v. U. van der Heyden u. H. Liebau (1996)
 ; Bd. 6: M. u. Gewalt. Der Umgang christl. Missionen mit Gewalt u. die Ausbreitung des Christentums in Afrika u. Asien 1792 bis 1918/19, hg. v. U. van der Heyden u. J. Becher (2000).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Slawenmission: Sieg der geistlichen Waffen
 
Mission: »Darum geht zu allen Völkern«
 
Mission: Ihre Anfänge bis zum Apostelkonzil
 
Mission und Kolonisation
 

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Mis|si|on, die; -, -en [kirchenlat. missio = das Entsenden christlicher Glaubensboten < lat. missio = das Entsenden, zu: mittere (2. Part.: missum) = entsenden]: 1. (bildungsspr.) [mit einer Entsendung verbundener] Auftrag; Sendung: eine gefährliche, politische, delikate M.; ihre M. ist erfüllt, gescheitert, beendet; Er hat seinem Vaterland einen Dienst tun, hat seine geschichtliche M. erfüllen wollen (Feuchtwanger, Erfolg 750); der 61-jährige Ingenieur ist in wissenschaftlicher M. unterwegs (Woche 21. 3.97, 25); ich sah es ... als meine M. (meine Aufgabe, Verpflichtung) an, ihn zu retten (Danella, Hotel 151); er ist in geheimer M. nach Paris gefahren. 2. (bildungsspr.) [ins Ausland] entsandte Personengruppe mit besonderem Auftrag: eine M. entsenden; er leitete die deutsche M. bei den Olympischen Spielen. 3. (bildungsspr.) diplomatische Vertretung: die ausländischen, diplomatischen -en in der Hauptstadt. 4. <o. Pl.> Verbreitung einer religiösen Lehre unter Andersgläubigen, bes. der christlichen Lehre unter Heiden: M. betreiben; die äußere M. (Mission unter Nichtchristen); die Innere M. (religiöse Erneuerung u. Sozialarbeit unter Christen); in der M. arbeiten.

Universal-Lexikon. 2012.