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Fes|tung ['fɛstʊŋ], die; -, -en:befestigte Anlage zur Verteidigung:
bei der Eroberung war die Festung zerstört worden.
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Fẹs|tung 〈f. 20〉
1. befestigter Ort, starkbefestigte, weiträumige Burg
2. 〈umg.; kurz für〉 Festungshaft
● er bekam drei Jahre \Festung [→ fest]
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Fẹs|tung , die; -, -en:
1. [mhd. vestunge, zu: vesten, ahd. festen = befestigen] stark befestigte, strategischen Zwecken dienende Verteidigungsanlage; Zitadelle:
eine uneinnehmbare F.;
die F. ist gefallen;
eine F. belagern, stürmen, einnehmen, halten, schleifen.
2. Festungshaft.
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Festung
[zu althochdeutsch festen »befestigen«], in der militärischen Fachsprache einerseits Bezeichnung für die vom 16. Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund ihrer strategischen Bedeutung stark befestigte und mit einer ständigen Garnison belegte Stadt (neuzeitliche »große Festung«); andererseits für die vorwiegend oder ausschließlich militärischen Zwecken dienende, geschlossene, größere bis weitläufige Befestigungsanlage mit fester militärischer Besatzung (neuzeitliche »kleine Festung«, Beispiel: Festung Ehrenbreitstein). Im allgemeinen Sprachgebrauch ist die Grenze zwischen Festung in letzterem Sinne und v. a. »Burg«, »Fort« und »Kastell«, aber auch zum allgemeinen Oberbegriff Befestigung häufig unscharf.
Festungen dienten zur Sicherung strategisch wichtiger Geländeabschnitte, zum Offenhalten oder Sperren von Engpässen, Gewässerübergängen (Brückenkopf) oder bedeutender Verkehrsverbindungen sowie als Operationsbasis für die im Feld stehenden Truppen. Festungen waren stets von einem systematisch angelegten Befestigungsgürtel umgeben (bestehend v. a. aus Gräben, Wällen, Bastionen, später - zusätzlich - aus zum Teil vorgelagerten Forts und Zwischenwerken), in dessen Schutz sich Truppenunterkünfte, Magazine, gesicherte Verbindungswege sowie Führungs- und Kommunikationsmittel befanden. Jede Festung war so angelegt, dass sie vor Überraschungsangriffen gesichert war und auch längeren Belagerungen widerstehen konnte. Die Leistungsfähigkeit einer Festung war stets abhängig von ihrer geopolitischen Lage, ihrer technischen und materiellen Ausstattung sowie personellen Besetzung.
In dem Maße, wie gegen Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit immer leistungsfähigere Pulvergeschütze entwickelt und zu Belagerungszwecken eingesetzt wurden, ging der Wert der die Burgen und Städte umgebenden, dem bisherigen Stand der Kriegstechnik entsprechenden, herkömmlichen Verteidigungsanlagen zurück. Nachdem erste Maßnahmen zur Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit (Verstärkung der Mauern und Türme, Bau größerer Schießscharten für eigene Geschütze) keinen oder nur kurzfristigen Erfolg hatten, trat im Befestigungswesen ein grundlegender Wandel ein. Um den neuen Geschützen weniger Trefffläche zu bieten, wurde nun allgemein die Höhe der Mauern und Türme reduziert (die der Türme zum Teil bis auf Mauerniveau); Raum für die Aufstellung eigener Geschütze wurde geschaffen durch die Verbreiterung der Mauern mittels Erdanschüttungen und den Umbau der Türme, die Geschützplattformen erhielten (»Batterietürme«). Im 16. Jahrhundert wurden schließlich die Batterietürme nach und nach durch die von italienischen Ingenieuren entwickelten Bastionen abgelöst, die weit in den Graben vorsprangen, um sowohl den Gegner mit den eigenen Geschützen über eine noch größere Entfernung hinweg bekämpfen als auch den Graben flankierend unter Feuer nehmen zu können. Die senkrechten Mauern wurden zunehmend durch mit Brustwehren ausgestattete Wälle mit geringem Böschungswinkel ersetzt.
Die Veränderungen im Befestigungs- und darüber hinaus im gesamten Kriegswesen gingen einher mit einem gesellschaftlichen und politischen Wandel (Niedergang des Lehnswesens und damit des Rittertums, Bildung größerer territorialer Herrschaftsgebilde). Die Bedeutung der »privaten Burgen« ging ab dem 16. Jahrhundert zurück, die fürstlichen Territorialherren und Könige, in deren Hand das Befestigungswesen nun überging, beschränkten sich angesichts der hohen Kosten, die der Bau neuartiger starker und ausgedehnter Verteidigungsanlagen erforderte, auf den Umbau einiger Burgen zum Typ der neuzeitlichen »kleinen Festung« (Beispiel: Veste Coburg), v. a. aber auf den Ausbau und die Modernisierung der Befestigungsanlagen weniger, an strategisch wichtigen Orten gelegener Städte, die sich zum Typ der neuzeitlichen »großen Festung« entwickelten.
Durch die Nutzung mathematisch-naturwissenschaftlicher und technischer Erkenntnisse nahm der Festungsbau im 16. Jahrhundert einen großen Aufschwung, zahlreiche »militärarchitektonische« Publikationen entstanden. So schrieb z. B. A. Dürer die Abhandlung »Etliche Unterricht zur Befestigung der Stett, Schloß und Flecken« (1527), D. Specklin (* 1536, ✝ 1589), seit 1577 Stadt- und Festungsbaumeister in Straßburg, veröffentlichte 1589 seine Schrift »Architectura von Vestungen«. Die Fortschritte im Festungsbauwesen führten im 17. und 18. Jahrhundert zur Herausbildung verschiedener Systeme (»Manieren«). Man unterschied die italienische, die niederländische, die französische und die preußische Manier, häufig gab es Mischformen. Wichtigste Teile einer Festung waren die verstärkten Wälle, die breiten Gräben, die Bastionen, die Kasematten und die Zitadelle als Kern der Festung. Ergänzt wurden diese Anlagen durch zahlreiche kleinere vorgelagerte Werke (Lünetten, Ravelins, Tenaillen). Der Grundriss der Festung war in der Regel ein Vieleck (»Polygon«). Nach der Grundbauform unterschied man die (ältere) vom 16. bis zum 18. Jahrhundert vorherrschende »Bastionärfestung«, charakterisiert durch die an den Eckpunkten des Walles gelegenen Bastionen, und die im 18./19. Jahrhundert übliche (spätere) »Tenaillenfestung« mit langen Wällen mit spitzen, wechselweise ein- und ausspringenden Winkeln (sternförmiger Grundriss) sowie zahlreichen, zum Teil schon auf dem Glacis (Festungsvorfeld) vorgelagerten kleinen Werken. Bedeutende Festungsbaumeister waren im 17. Jahrhundert der deutsche Ingenieur Georg Rimpler (* 1636, ✝ 1683), der niederländische Feldzeugmeister Menno van Coehoorn (* 1641, ✝ 1704), v. a. aber der Franzose S. le Prestre de Vauban. Im 18. Jahrhundert wurde mit der zunehmenden Reichweite und Sprengwirkung der Belagerungsartillerie der Böschungswinkel der Wälle immer flacher, die Befestigungsanlagen der Festungen wurden immer tiefer in den Boden gebaut, um so eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Wegweisende Verbesserungen gingen in diesem Jahrhundert v. a. von dem preußischen Offizier Gerhard Kornelius von Walrave (* 1692, ✝ 1773) und von Friedrich dem Großen aus (Ausbau der Festung Neisse, Glatz und Graudenz).
Nach 1815 wurden in Deutschland Landau in der Pfalz, Luxemburg, Mainz, Rastatt und Ulm »Bundesfestungen«, Bayern behielt als eigene Festungen Ingolstadt und Germersheim, Sachsen den Königstein. Die Österreicher bauten ihr italienisches »Festungsviereck« Legnago-Mantua-Peschiera-Verona aus, in Preußen wurde die »neupreußische« Festungsbauweise entwickelt, die v. a. durch eine stärkere Ausnutzung des Geländes darauf abzielte, mit möglichst geringen Festungsbesatzungen möglichst starke gegnerische Kräfte zu binden. Im deutschen Kaiserreich zählten zu den stärksten Festungen im Osten Königsberg, Thorn, Posen und Glogau, im Westen die ehemaligen französischen Festungen Metz und Straßburg.
Die Einführung des Hinterladergeschützes mit gezogenem Rohr Mitte des 19. Jahrhunderts und die damit verbundene Steigerung der Reichweite der Artillerie führte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Weiterentwicklung im Festungsbau. Die bisher in oder unmittelbar vor der Umwallung liegenden Stützpunkte wurden zunächst um 500-600 m, später um mehrere Kilometer vorgeschoben, um die gegnerische Artillerie auf Distanz zum Festungskern zu halten. Die vorgeschobenen Werke erhielten als auf sich gestellte Forts eine immer größere Selbstständigkeit, die Festung wurde, besonders nach 1870/71, zur Fort-Festung. Die Verteidigung der Festung hatte sich damit endgültig auf den Ring der Außenwerke verlagert. Nach Entwicklung der Brisanzgeschosse in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts wurden im Festungsbau zunehmend Beton und Stahl verwendet. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs lag jedoch überraschenderweise im Verhältnis zwischen Deckungsmitteln und Artilleriewirkung die Überlegenheit beim Angreifer. Durch den Einsatz modernster, schwerster Geschütze (u. a. der deutschen »Dicken Berta«) konnten die Festungsforts und -Werke in kürzester Frist zerschlagen werden, Festungen wie Antwerpen (ausgebaut durch H. A. Brialmont, * 1821, ✝ 1903), Lüttich und Modlin wurden so in wenigen Tagen erobert. Die nicht mehr zeitgemäßen Festungen wurden nach 1918 allgemein desarmiert und geschleift (»aufgelassen«). Aufgrund der im Ersten Weltkrieg mit selbst gegenüber schwerstem Beschuss widerstandsfähigen Festungsforts (z. B. die Forts Douaumont und Vaux im Rahmen der Festung Verdun) gemachten Erfahrungen (hohe Beschussfestigkeit dank modernster Bauweise) baute man in den 30er-Jahren und im Zweiten Weltkrieg zum Teil mehrere Kilometer lange Befestigungslinien, die aus Gruppen von in der Hauptachse unterirdisch angelegten Werken unterschiedlicher Größe und ausgedehnten Sperranlagen bestanden. Diese Linien sollten die früheren Festungen hinsichtlich der »Sperrwirkung« ersetzen. Wegen der um sie sehr heftig geführten Kämpfe wurden im Zweiten Weltkrieg v. a. die stark ausgebauten Festungen Sewastopol und Tobruk bekannt. Im Rahmen des Rückzugs der deutschen Wehrmacht wurden von Hitler zahlreiche Städte, die gehalten werden sollten, zur »Festung« erklärt.
H. A. Brialmont: Progrès de la défense des états et de la fortification permanente depuis Vauban (Brüssel 1898);
C. Enlart: Manuel d'archéologie française, Bd. 2: Architecture civile et militaire, 2 Tle. (Neuausg. Paris 1929-32);
M. Ludwig: Neuzeitl. F. Von der Einzel-F. zur befestigten Zone (1938);
C. Hackelsberger: Das k. k. österreich. F.-Viereck in Lombardo-Venetien (1980);
Festungswesen, bearb. v. R. Schott, 2 Bde. (1984-85);
H. Neumann: F.s-Baukunst u. F.s-Bautechnik. Dt. Wehrbauarchitektur vom XV. bis XX. Jh. (21994).
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Fẹs|tung, die; -, -en [1: mhd. vestunge, zu: vesten, ahd. festen = befestigen]: 1. stark befestigte, strategischen Zwecken dienende Verteidigungsanlage; Zitadelle: eine uneinnehmbare, starke, strategisch wichtige F.; die F. ist gefallen, ist erobert worden; eine F. belagern, stürmen, einnehmen, halten, schleifen; der Versuch, die F. zu entsetzen, misslang; beim Ausbruch aus der F.; auf F. kommen, sitzen (in einer Festung gefangen gehalten werden); Befand er sich auf F. (hatte er Festungshaft), wie gemunkelt worden war? (Bredel, Väter 440); Ü Wenn sie sich erheben, hinter ihrem Schreibtisch hervorkommen könnte, ihre F. verlassen (Chr. Wolf, Nachdenken 60). 2. Festungshaft: jmdn. zu 15 Jahren F. verurteilen.
Universal-Lexikon. 2012.