oberstes deutsches Gericht (umgangssprachlich); Bundesverfassungsgericht; Verfassungshüter (umgangssprachlich); BVG
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Kạrls|ru|he:
Stadt in Baden-Württemberg.
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Kạrlsruhe,
1) Stadt in Baden-Württemberg, Stadtkreis und Verwaltungssitz des Landkreises Karlsruhe und des Regierungsbezirks Karlsruhe, 277 200 Einwohner; Karlsruhe erstreckt sich in der Oberrheinebene (115 m über dem Meeresspiegel; Marktplatz) vor den Ausläufern des nördlichen Schwarzwalds (Pfinzgau) und erreicht im Westen mit seinen Neubaugebieten den Rhein.
Nach dem Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Stadt (1945: 68 000 Einwohner) entwickelte sich die ehemalige badische Residenz (bis 1918) und Landeshauptstadt des Landes Baden (bis 1945) rasch zu einem Verwaltungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftszentrum. Hier haben Bundesverfassungsgericht und Bundesgerichtshof sowie viele Bundes- und Landesbehörden ihren Sitz: Bundesanstalt für Wasserbau, Bundesforschungsanstalt für Ernährung; Finanzgericht Baden-Württemberg, Oberlandesgericht, Landgericht, Rechnungshof Baden-Württemberg, chemische Landesuntersuchungsanstalt, Landesanstalt für Umweltschutz, Staatliches Landesdenkmalamt, Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder, Staatliche Münze, Bundesbahn-, Oberpostdirektion u. a.
Zentren der Bildungs- und Forschungseinrichtungen sind die Universität Fridericiana (1825 gegründet als Polytechnische Schule, 1967 Universität) und das Forschungszentrum Karlsruhe, Technik und Umwelt (auf der Gemarkung Eggenstein-Leopoldshafen; gegründet als Kernforschungszentrum 1956); daneben hat Karlsruhe Pädagogische Hochschule, Fachhochschule für Ingenieurwesen, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Staatliche Hochschule für Musik, Berufsakademie, Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie.
An sonstigen kulturellen Einrichtungen besitzt Karlsruhe das Bade Staatstheater und mehrere private Theater, zahlreiche Museen (u. a. Badisches Landesmuseum, Staatliche Kunsthalle, Landessammlungen für Naturkunde, Städtische Kunstsammlungen), Generallandesarchiv, Badische Landesbibliothek, Botanischer Garten, Zoologischer Garten; Wildparkstadion, Europahalle.
Die günstige Verkehrslage am Schnittpunkt wichtiger Nord-Süd- und West-Ost-Verbindungen (Eisenbahnen und Straßen) förderte die rasche Entwicklung der Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach Erweiterung des (1901 eröffneten) Rheinhafens (Umschlag 1995: 11,5 Mio. t), dem Ausbau der Pipeline Marseille-Karlsruhe und der Errichtung eines Ölhafens wurde Karlsruhe zum Raffineriezentrum und Wirtschaftsschwerpunkt mit Metall verarbeitender (Maschinen-, Fahrzeug- und Apparatebau, Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik), chemisch-pharmazeutische (Chemiefasern, Arzneimittel) sowie Nahrungsmittel- und Bekleidungsindustrie. Wichtig sind ferner Druckereien und Verlage und die Staatliche Majolika-Manufaktur.
Karlsruhe wurde als barocke Fürstenstadt mit einem in engster räumlicher Beziehung zum Schloss stehenden Grundriss erbaut: Mittelpunkt der kombinierten Keil- und Radialanlage ist der Turm des Schlosses (1715 begonnen, 1752-85 Umbau weitgehend nach Plänen von B. Neumann), von dem 32 Straßen strahlenförmig ausgehen. 23 dieser Radialstraßen führen in ausgedehnte Wälder, nur der Bereich um die neun südlichen Straßen wurde bis 1738 bebaut. Hier entstand durch zwei Zirkelstraßen eine Fächerform als Stadtgrundriss, der im Süden, 500 m vom Schloss entfernt, durch die von Osten nach Westen gerichtete Lange Straße (seit 1879 Kaiserstraße) begrenzt wird. Die ursprünglichen Holzbauten wurden nach 1752 durch Steinbauten ersetzt. Seit 1800 prägte F. Weinbrenner das klassizistische Bild der Stadt mit katholischer Stadtpfarrkirche Sankt Stephan (1808-14), evangelische Stadtkirche (1807-16), Markgräfliches Palais (1803-14) und Rathaus (1805-25) sowie der Pyramide auf dem Marktplatz, in der sich die Gruft des Stadtgründers befindet. Heinrich Hübsch erbaute 1843-46 die Staatliche Kunsthalle (mehrfach erweitert, u. a. 1978-90 von Heinz Mohl; im Treppenhaus Wandbilder von M. von Schwind, 1840-44) und die Orangerie (1853-57, heute Abteilung der Staatlichen Kunsthalle), ein frühes Beispiel der Glasarchitektur. Josef Durm errichtete 1873 das Städtische Vierordtbad. Noch vor dem Bau des Konzerthauses am Festplatz (1915 von Robert Curjel und K. Moser) entstand die Platzgestaltung und Bebauung des Haydn- (1910 von Heinrich Sexauer) sowie des Bahnhofplatzes (1912-15 von Wilhelm Vittali). Nach starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde von zahlreichen Bauten nur das Äußere rekonstruiert. Zur modernen Architektur zählen neben den Stahlbauten des Versuchskraftwerks der damaligen TH (1952-54) von E. Eiermann und des Bundesverfassungsgerichts (1964-68) von Paul Baumgarten der Betonbau des Baden Staatstheaters (1970-75) von Helmut Bätzner, die von zwei Pylonen getragene Europahalle (1979-82) von Schmitt, Kasimir & Partnern, der Neubau der Baden-Württemberg. Landeskreditbank (1980-83) und deren neues Rechenzentrum (1992) von Mohl, eine Wohnbebauung (1983-86) von W. D. Weigert sowie die an den Stil des Klassizismus anknüpfende Badische Landesbibliothek (1984-92) von O. M. Ungers. Im Neuen Ständehaus (1991-93 von der Architektengemeinschaft »Planfabrik SPS«) befinden sich die Stadtbibliothek und die Erinnerungsstätte »Ständehaus«. Für das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) wurde eine ehemalige und als Industriebau denkmalgeschützte Fabrik der Industriewerke Karlsruhe umgebaut und erweitert (1993-96 von Schweger & Partnern). Am historischen Festplatz stehen die für das Bauen der 1950er-Jahre bedeutende Schwarzwaldhalle (1953, erste Hängedachkonstruktion Europas) von Erich Schelling, die Stadthalle (1982-85 von Herman Rotermund und Christine Rotermund-Lehmbruck), die die Säulenreihe der ehemaligen Stadthalle (1915 von Curjel und Moser) übernahm, sowie ein Wohnblock (1932-34) von H. Billing, hinter dem sich das Badenwerk-Hochhaus (1961-65) erhebt. Ein großes innerstädtisches Flächensanierungsprojekt hat seit den 1970er-Jahren die ehemalige Altstadt (Dörfle) geprägt. Neben zwölf Werkbundhäusern entstanden dort u. a. der Neubau der Heinrich-Hübsch-Schule (1977-85) und das Stadthaus (1978-85) von Mohl. - Im Süden der Stadt liegen eine der ältesten deutschen Gartenstädte (1907 von M. Laeuger begonnen) und die Siedlung Dammerstock (1929 ff. nach Plänen u. a. von W. Gropius angelegt). Im Nordosten am Rand des Hardtwaldes wurde nach einem Gesamtplan von Karl Selg ab 1956 die Trabantenstadt Waldstadt errichtet. Seit Mitte der 1960er-Jahre entstand im Südwesten die Siedlung Oberreut. Das Wohngebiet Baumgarten mit vorbildgebenden Einfamilien-, Reihen- und Hochhäusern (Paul Schütz in Werkgemeinschaft mit anderen) wurde 1960-72 gebaut. - Im Stadtteil Durlach blieb von dem 1565 als markgräfliche Residenz angelegten, aber nie vollendeten Schloss der Prinzessinnenbau (heute Pfinzgaumuseum) erhalten, an den sich der lang gestreckte Ostflügel der von D. E. Rossi geplanten, von Giovanni Mazza 1698 begonnenen (unvollendeten) Ehrenhofanlage anschließt. Die evangelische Stadtkirche wurde 1698-1700 unter Verwendung gotisierender Bauformen ebenfalls von Mazza nach Entwurf von Rossi neu errichtet.
Karlsruhe wurde 1715 von Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach als neue Residenzstadt gegründet. Durch die Wiedervereinigung Baden-Durlachs mit der Markgrafschaft Baden-Baden 1771 und den von Napoleon I. unterstützten Aufstieg zum Großherzogtum Baden (1806) gewann dessen Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe an Bedeutung. Nach 1850 nahm die Bevölkerung im Zuge der Industrialisierung rasch zu; 1901 wurde Karlsruhe Großstadt. - Durlach, seit 1938 Stadtteil von Karlsruhe, 1196 erstmals als Stadt erwähnt, kam 1219 aus staufischem Besitz an die Markgrafen von Baden, wurde um 1250 Stadt und war 1565-1715 Residenz der markgräflichen Linie Baden-Durlach.
G. F. Kircher: Das Karlsruher Schloß als Residenz u. Musensitz (1959);
J. Göricke: Bauten in K. Ein Architekturführer (21980);
Industriearchitektur in K., bearb. v. R. Beck u. a. (1987);
2) Landkreis in Baden-Württemberg, 1 085 km2, 416 400 Einwohner. Der stark gewerblich orientierte Kreis reicht vom Rheinufer über die Rheinniederung nach Osten über die Hardtebene bis ins Hügelland des Kraichgaus, im Süden bis an den Rand des Schwarzwalds. In der Rheinebene sind nur wenige Feuchtgebiete erhalten. 34 % der Fläche sind Wälder. Die kleinstparzellierte Landwirtschaft ist meist Nebenerwerb; Haupterzeugnisse sind Getreide, Hackfrüchte, Futterpflanzen und Feldgemüse sowie Spargel (auf Sandböden der Hardt) und Gurken, ferner Tabak und Obst; am klimatisch begünstigten Anstieg zum Kraichgauhügelland wird auch Weinbau betrieben. 45 % der Erwerbstätigen arbeiten in der Industrie. Naherholungsgebiet ist das Albtal am Schwarzwaldrand.
3) Regierungsbezirk in Baden-Württemberg, 6 919 km2, 2,67 Mio. Einwohner, umfasst die Stadtkreise Baden-Baden, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim und Pforzheim sowie die Landkreise Calw, Enzkreis, Freudenstadt, Karlsruhe, Neckar-Odenwald-Kreis, Rastatt, Rhein-Neckar-Kreis.
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Kạrls|ru|he: Stadt in Baden-Württemberg.
Universal-Lexikon. 2012.