Winniler
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Langobạrden,
germanischer Stamm, der um Christi Geburt beiderseits der Niederelbe siedelte und zum swebischen Stammesbund des Marbod gehörte. Nach eigener - sagenhafter - Überlieferung sollen sie ursprünglich aus Skandinavien gekommen sein. In der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts sind offenbar, nach archäologischen Zeugnissen, Bevölkerungsteile der Langobarden nach Süd-Mähren und Niederösterreich nördlich der Donau abgewandert. 167 fielen - vermutlich von dort - langobardische Heerscharen über die Donau nach Ungarn (Pannonien) ein. Im Verlauf des 3. und v. a. im 4./5. Jahrhundert dürften weitere Bevölkerungsgruppen unterschiedlichster elbgermanischer Herkunft nach Mähren eingesickert sein. Auf der Grundlage dieses polyethn. Völkergemischs scheint es im norddanubischen Limesvorland seit der Mitte des 5. Jahrhunderts zu einer neuen Stammesbildung der Langobarden gekommen zu sein. 488 wurden Langobarden erstmals namentlich im Rugierland (Niederösterreich) erwähnt, wo sie unter der Oberhoheit der Heruler deren westliches Herrschaftsgebiet gegen die Alemannen und Thüringer sicherten. Um 508/509 besiegten die Langobarden die Heruler und übernahmen deren Reich. Seit Beginn des 6. Jahrhunderts dehnten sie ihre Wohnsitze auch nach Pannonien bis zur Drau aus; 546 besetzten sie ferner das Land zwischen Drau und Save. Unter König Wacho (um 510-540) wurden die Langobarden treue Foederaten des Byzantinischen Reichs; sie nahmen unter dessen Feldherrn Narses an den Kämpfen zur Vernichtung des Reiches der Ostgoten teil. Zunächst Verbündete der Awaren und Sieger im Kampf gegen die Gepiden (567), verließen die Langobarden, dem Druck der Awaren weichend, 568 unter ihrem König Alboin (um 560-572) ihre Stammessitze in Richtung Italien und besetzten die Lombardei, später auch Teile Mittelitaliens (u. a. Spoleto, Benevent) und brachen mit Byzanz.
Durch die Ehe König Autharis (584-590) mit der bairischen Herzogstochter Theodolinde wurden enge Beziehungen zwischen Langobarden und Baiern hergestellt. Durch ihren Einfluss traten die bislang arianischen Langobarden unter Agilulf (591-615/616), der nach Autharis Tod die Witwe Theodolinde heiratete, zum Katholizismus über. Rothari (636-652) ließ erstmals das langobardische Volksrecht in lateinischer Sprache aufzeichnen. Unter Liutprand (712-744) und Aistulf (749-756) erreichten die Langobarden den Höhepunkt ihrer politischen Macht in Italien. Karl der Große eroberte 773/774 das Langobardenreich des Desiderius (757-774). 951 übernahm der spätere Kaiser Otto I., der Große, die langobardische Königswürde. Die südlichen Herzogtümer bewahrten ihre Selbstständigkeit bis zur Eroberung durch die Normannen im 11. Jahrhundert.
Die Sprache der Langobarden, das Langobardische, gehörte zu den oberdeutschen Mundarten. Nach der Romanisierung der Langobarden im Mittelalter starb das Langobardische aus (letzte Belege Anfang 11. Jahrhundert).
Paulus Diaconus: Historia Langobardorum, in: Scriptores rerum Langobardicarum et Italicarum. .., hg. v. G. Waitz u. a. (1878, Nachdr. 1988; Monumenta Germaniae Historica);
Ludwig Schmidt: Gesch. der dt. Stämme bis zum Ausgang der Völkerwanderung: Die Ostgermanen (21941, Nachdr. 1970);
J. Werner: Die L. in Pannonien (1962);
La civiltà dei Longobardi in Europa (Rom 1974);
J. Jarnut: Gesch. der L. (1982);
W. Menghin: Die L. Archäologie u. Gesch. (1985);
Die L. Von der Unterelbe nach Italien, hg. v. R. Busch, Ausst.-Kat. (1988);
I Longobardi, hg. v. G. C. Menis, Ausst.-Kat. Villa Manin di Passariano, Codroipo (Mailand 1990);
Universal-Lexikon. 2012.