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Stọck|holm [auch: …'hɔlm , (')st… ]:
Hauptstadt von Schweden.
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Stọckholm,
1) Haupt- und Residenzstadt Schwedens, zwischen Ostsee und Mälarsee, auf Schären, Inseln und Halbinseln und dem angrenzenden Festland gelegen, 711 100 Einwohner. Evangelisch-lutherischer und katholischer Bischofssitz; Sitz der Nobelstiftung; Universität (1960 aus der Stockholmer Hochschule, gegründet 1877, hervorgegangen), TH, Handelshochschule, zwei Kunsthochschulen, Musikhochschule, Hochschule für Theater, Film, Rundfunk und Fernsehen, Sporthochschule, in der Nachbarstadt Solna medizinische Hochschule (Karolinska Institutet); drei Akademien der Wissenschaften (Schwedische Akademie, Kungliga Svenska Vetenskapsakademien sowie Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien) und fünf weitere wissenschaftliche Akademien (für Forst- und Landwirtschaft, für Kunst, für Musik, für Wehrwissenschaft, für Ingenieurwissenschaften), zahlreiche Forschungsinstitute, Königliche Bibliothek, Ostasiatische Bibliothek, Nationalbibliothek für Psychologie und Pädagogik, Archive. Als kulturelles Zentrum Schwedens verfügt Stockholm über bedeutende Museen, u. a.: Nationalmuseum, 1850-66 von F. A. Stüler erbaut, mit der bedeutendsten Gemäldesammlung des Landes; Modernes Museum (Moderna Museet) und Architekturmuseum; Nordisches Museum; Historisches Museum (1805-17), u. a. Bildsteine, Kunst der Völkerwanderungs- und Wikingerzeit; Ethnographisches Museum (Folkens Museum); Mittelmeermuseum, u. a. bedeutende Zypernsammlung; Ostasiatisches Museum; Thielsche Galerie (in einer Jugendstilvilla, 1905, von F. Boberg), v. a. schwedische Malerei des 19.-20. Jahrhunderts; Freilichtmuseum Skansen; im Wasamuseum ist das 1628 gesunkene Flaggschiff der schwedischen Flotte, die »Wasa«, zu sehen. Der 1994 gegründete rd. 30 km2 große Stadtnationalpark Ekopark umfasst neben Wäldern, Wiesen und Biotopen auch Museen, Kulturdenkmäler und Sportanlagen.
Als größte Industriestadt Schwedens ist Stockholm v. a. Standort von Maschinenbau (u. a. Bau von Elektrolokomotiven, Schiffbau), elektrotechnische und elektronische, Papier-, Druck-, Textil- und Bekleidungs-, chemische und Nahrungsmittelindustrie. Die Verbindung des Mälarsees mit der Ostsee bildet vortreffliche Häfen, die im Winter durch Eisbrecher offen gehalten werden. Stockholm ist für Seeschiffe bis 6,5 m Tiefgang erreichbar. Regelmäßige Schiffsverbindungen bestehen mit den wichtigsten Ostseehäfen sowie über Seen und Kanäle auch mit dem Binnenland. Stockholm ist der wichtigste Straßen- und Eisenbahnknotenpunkt Schwedens; für den innerstädtischen Verkehr gibt es eine U-Bahn (Tunnelbana). Der internationale Flughafen Arlanda liegt nördlich von Stockholm; der Flughafen Bromma am nordwestlichen Stadtrand wird für Geschäftsflüge genutzt.
Die »Stadt zwischen den Brücken« ist der historische Kern der Stadt; nur hier sind zum Teil die mittelalterlichen Straßenzüge erhalten. In der Nordostecke der Altstadtinsel (Stadsholme, Gamla Stan) liegt das Königliche Schloss, im Stil des römischen Hochbarock von N. Tessin dem Jüngeren 1697 begonnen, 1720 von C. Hårleman fortgesetzt. Nahe dem Schloss steht die Storkyrka Sankt Nikolai, eine fünfschiffige Halle (in den ältesten Teilen 13. Jahrhunderts, 1736-42 barock umgestaltet); sie birgt die St.-Georgs-Gruppe (1489, von B. Notke). Südlich der Kirche die Börse von E. Palmstedt (1767-76), das schönste Rokokogebäude der Stadt. Die Sankt Gertrudskirche (Deutsche Kirche, Tyska Kyrka, 1638-42), im Äußeren noch spätgotisch, ist barock ausgestattet. Neben dem prächtigen Ritterhaus (1641-74) sind aus dem 17. Jahrhundert einige Bürgerhäuser im Renaissancestil erhalten (u. a. Petersensches Haus, 1645-49, Schantzsches Haus, 1650), ferner die Paläste Bonde (1662-73, jetzt Oberster Gerichtshof) und Oxenstierna (1652-54). Im ehemaligen Wrangelschen Palais (1652-70, im 20. Jahrhundert erweitert) auf der Insel Riddarholme befindet sich das Oberlandesgericht. Die Riddarholmskirche (Ende 13. Jahrhundert begonnen) wurde als Grablege der schwedischen Könige nach und nach mit einem Kapellenkranz umgeben. Auf der kleinen Insel Helgeandsholme das Reichstagsgebäude (1894-1906).
Jüngere Stadtteile sind Norrmalm und Östermalm. Hier liegen die Adolf-Frederiks-Kirche (1768-83) und die Klarakirche (1751-90). Am Gustav-Adolf-Platz (Gustav Adolfs Torg) stehen die Königliche Oper (1891-98) und das Erbfürstenpalais (1783-94, von Palmstedt), nördlich davon das Schauspielhaus (1901-08), ein Hauptwerk des Jugendstils in Schweden. Ein Wahrzeichen von Stockholm ist das Stadshuset (1911-23, von R. Östberg) im Stil der schwedischen Nationalromantik. Auf dem Südfriedhof (angelegt von E. G. Asplund und Sigurd Lewerentz, 1920 eingeweiht; UNESCO- Weltkulturerbe) u. a. Waldkrematorium von Asplund (1935-40). Die Geschäftsstadt um Sergels Torg, Hötorget (mit Konzerthaus, 1923-26, davor Orpheusbrunnen von C. Milles, 1930-36) und Kungsgatan entstand v. a. nach dem Zweiten Weltkrieg; das Kulturhaus wurde 1966-70 von Peter Celsing (* 1920, ✝ 1974) errichtet.
Die Siedlung »Gröndal« (1946-51, von S. Backström und L. Reinius) und die Trabantenstadt »Vällingby« (1953-59, von S. G. Markelius) sind städtebaulich richtungweisende Anlagen. Nach Plänen von Svante Berg und Lasse Vredblad entstand im Stadtteil Hovet 1986-92 das »Globe Stadtprojekt« mit der »Globe Arena« (1986-89), ein riesiges Kuppelbauwerk (85 m Höhe, 110 m Durchmesser), das als Sport- und Kulturzentrum dient. Mit der Ernennung zur »Kulturstadt Europas 1998« kamen in Stockholm erneut zahlreiche städtebauliche Projekte zur Ausführung (u. a. Modernes Museum und Architekturmuseum von dem spanischen Architekten J. R. Moneo, 1994-98). Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt auch die Mehrzahl der U-Bahn-Stationen, die sich unter Mitarbeit zahlreicher Künstler zu wahren Kunstbahnhöfen entwickelten.
Das 1252 erstmals urkundlich bezeugte Stockholm geht der Überlieferung nach auf Birger Jarl zurück; es entwickelte sich dank seiner günstigen Lage zwischen Ostsee und Mälarsee zu einem wichtigen, bis zum Ende des 14. Jahrhunderts stark von der Hanse beeinflussten Handelszentrum. 1520 eroberte der Dänenkönig Christian II. die Stadt und suchte mit einer Massenhinrichtung (Stockholmer Blutbad 8./9. 11. 1520) den schwedischen Widerstand gegen die Kalmarer Union zu brechen. 1523 zog Gustav I. Wasa in Stockholm ein. Mit der Verlegung der zentralen Behörden nach Stockholm wurde die Stadt 1634 Hauptstadt. In der Folge erlebte Stockholm eine große Blütezeit; die Bevölkerung nahm stark zu (1630: 9 000 Einwohner, 1676: 43 000 Einwohner), und die Stadt dehnte sich weit über die Altstadt auf das Festland aus.
In Stockholm wurden zwei Friedensschlüsse zur Beendigung des Großen Nordischen Krieges vereinbart:
In dem im November 1719 geschlossenen Frieden von Stockholm trat Schweden Bremen und Verden an Hannover ab, das dafür an Schweden 1 Mio. Reichstaler entrichtete. Durch den am 1. 2. 1720 unterzeichneten Frieden von Stockholm erhielt Preußen Vorpommern zwischen Oder und Peene einschließlich der Odermündung mit Stettin und den Inseln Usedom sowie Wollin von Schweden, musste an dieses aber 2 Mio. Reichstaler zahlen.
D. E. Gould: Historical dictionary of S. (Lanham, Md., 1997);
Leos Müller: The Merchant House of S., c. 1640-1800 (Uppsala 1998).
2) Verwaltungsbezirk (Län) in Schweden, 6 490 km2, 1,73 Mio. Einwohner (rd. 20 % der Bevölkerung Schwedens); umfasst Stockholm, das Verwaltungssitz ist, und Gemeinden des Umlands, v. a. Botkyrka, Haninge, Huddinge, Järfälla, Lidingö, Nacka, Norrtälje, Södertälje, Sollentuna, Solna, Täby.
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Stọck|holm [auch: -'-]: Hauptstadt von Schweden.
Universal-Lexikon. 2012.