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Niederösterreich
Nie|der|ös|ter|reich; -s:
österreichisches Bundesland (Abk.: NÖ).

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Niederösterreich,
 
mit 19 174 km2 das flächenmäßig größte Bundesland Österreichs mit (1999) 1,53 Mio. Einwohnern (18,8 % der österreichischen Bevölkerung), liegt im Nordosten des Landes (beiderseits der Donau) und grenzt damit im Norden an die Tschechische Republik und Nordosten an die Slowakische Republik; im Südosten grenzt Niederösterreich an das Burgenland, im Süden an die Steiermark und im Westen an Oberösterreich. Im zentralen Osten liegt Wien (bis 1997 Verwaltungssitz von Niederösterreich), das aber ein eigenes Bundesland bildet; Landeshauptstadt ist seit 10. 7. 1986 Sankt Pölten (seit 1997 auch Sitz der Landesregierung).
 
Recht:
 
Nach der Landesverfassung von 1978 übt der aus 56 Abgeordneten bestehende, jeweils für fünf Jahre gewählte Landtag die Gesetzgebung aus. Die Verwaltung wird in 21 Verwaltungsbezirke von Bezirkshauptmannschaften und vier Statutarstädten unter Leitung der vom Landtag gewählten Landesregierung, an deren Spitze der Landeshauptmann steht, geführt. Den Landesbürgern und den Gemeinden sind Initiativ-, Einspruchs- und Beschwerderechte eingeräumt.
 
Für Niederösterreich zuständige Gerichte sind das Oberlandesgericht Wien (zu dessen Sprengel es gehört), die Landesgerichte Korneuburg, Krems, Sankt Pölten und Wiener Neustadt sowie 46 Bezirksgerichte.
 
Wappen
 
(seit 1335 nachgewiesen, seit etwa 1360 als Wappen von »Alt-Österreich« angesehen, seit 1805 auf Österreich unter der Enns bezogen): auf blauem Grund fünf goldene Adler. Seit 1920 ruht auf dem Schild eine Mauerkrone.
 
Landesnatur:
 
Im Nordwesten, im Waldviertel, hat Niederösterreich Anteil am Böhmischen Massiv, das in der Neustadtler Platte und im Dunkelsteiner Wald auch noch südlich der Donau auftritt, weshalb diese hier die Engtalstrecken Strudengau beziehungsweise Wachau ausbildete. Das Weinviertel im Nordosten ist ein tertiäres, zum Teil lössbedecktes Hügelland, das von einer Kalkklippenzone (Rohrwald, Leiser Berge, Galgenberg) in Südsüdwest-Nordnordost-Richtung durchzogen wird und im Süden mit einem Steilrand (Wagram) zum Tullnerfeld und zum Marchfeld, aus glazialen und fluvialen Schottern gebildeten Aufschüttungsebenen, abfällt. Südlich der Donau hat Niederösterreich Anteil am Alpenvorland, den Nördlichen Kalkalpen, hier die Steirisch-Niederösterrischen Kalkalpen (mit der höchsten Erhebung Niederösterreichs, 2 076 m über dem Meeresspiegel, dem Klosterwappen des Schneebergs), und der dazwischenliegenden Voralpenzone der gefalteten Molasse, die im Wienerwald größere Breite erreicht, nach Norden umbiegt und im Bisamberg auch noch nördlich der Donau auftritt. Den Südosten Niederösterreichs bildet das Wiener Becken (mit dem Steinfeld) und südlich anschließend das Hügelland der Buckligen Welt.
 
Klima:
 
Die räumliche Nachbarschaft von zerschnittenen Rumpfflächen, Mittelgebirgen, Hügelländern und Ebenen prägt die klimatischen Verhältnisse in diesem Übergangsgebiet von einem mehr ozeanischen Klima im Westen zur pannonischen Variante des kontinentalen Klimas im Osten. Während Waldviertel und westliches Alpenvorland jährlich 800-1 500 mm Niederschlag, die Kalkhochalpen sogar über 2 000 mm erhalten, leiden Weinviertel, Marchfeld und das Wiener Becken unter Trockenheit (stellenweise nur 600 mm Niederschlag jährlich).
 
Bevölkerung:
 
Die Siedlungsdichte ist sehr unterschiedlich. Die größte Dichte tritt um Wien auf; am Alpenostrand entstand eine Siedlungskette von Wien über Mödling und Baden bis Wiener Neustadt. Die Ausbildung eines Zentralraumes um Sankt Pölten-Krems an der Donau erfolgte mit dem Ausbau (seit 1991) von Sankt Pölten zur Landeshauptstadt. Wald- und Weinviertel sind dagegen ausgesprochen ländliche Siedlungsräume (Abwanderungsgebiete). Die ländlichen Siedlungen im nördlichen Niederösterreich sind meist geschlossene Dörfer mit Dreiseit-, Streck- und Hakenhöfen; Alpenvorland, Voralpen und Bucklige Welt werden durch Streusiedlungen mit Vierseithöfen geprägt.
 
Religion:
 
Die große Mehrheit (90 %) der Bevölkerung ist römisch-katholischisch. Sie untersteht dem Erzbistum Wien und dem Bistum Sankt Pölten.
 
Wirtschaft:
 
Im Vergleich der neun Bundesländer liegt Niederösterreich in der Wirtschaftskraft mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner von (1992) 214 504 öS an 6. Stelle. Der Beitrag Niederösterreichs zum BIP beträgt 16,1 %. Die Öffnung der Ostgrenzen (Tschechische Republik, Slowakische Republik), umfangreiche Investitionsprogramme (u. a. im Zusammenhang mit der Übersiedlung der Verwaltung in die neue Landeshauptstadt) und erfolgreiche Umstrukturierungsmaßnahmen im industriellen Bereich haben dem Bundesland neue Impulse verliehen. Zwischen 1990 und 1995 konnte Niederösterreich eine reale Wachstumsrate von 3,7 % jährlich erzielen (Österreich insgesamt 3 %). Die regionale Arbeitslosenquote lag 1995 mit 6,4 % geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt (6,6 %).
 
Landwirtschaft:
 
Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zum BIP ist in Niederösterreich mit (1992) 5 % doppelt so hoch wie in Gesamtösterreich. Niederösterreich verfügt über (1994) rd. 28 % der landwirtschaftlichen und rd. 20 % der forstwirtschaftlichen Nutzfläche Österreichs. Mit fast 700 000 ha dominiert Ackerland (knapp 50 % des österreich. Ackerlandes). Daneben gibt es 185 400 ha Weiden und 23 600 ha Wiesen sowie 32 900 ha Weingärten. Als Wald werden 659 200 ha (40,6 % der Waldfläche Österreichs) ausgewiesen. Auf dem Ackerland wachsen vorwiegend Brotgetreide (Weizen, Roggen), ferner Gerste, Hackfrüchte (Kartoffeln, Zuckerrüben) und Futterpflanzen. Niederösterreich ist bei den meisten Erzeugnissen führend unter den Bundesländern (1994: 73 % der in Österreich produzierten Kartoffeln und Zuckerrüben, 61 % des Brotgetreides und 56 % der Gerste). Die wichtigsten Ackerbaugebiete sind Weinviertel, Marchfeld, Wiener Becken und Tullnerfeld. Im Waldviertel spielt auch die Wiesennutzung eine Rolle. Im Alpenvorland besteht Acker-Grünland-Wirtschaft, in den Voralpen dominiert die Grünlandnutzung. - Niederösterreich ist mit rd. 60 % der österreichischen Weinproduktion die größte Weinbauregion Österreichs; in den fünf Weinbaugebieten (Wachau, Kamptal-Donauland, Donauland-Carnuntum, Weinviertel, Thermenregion) sind rd. 33 000 ha (58,8 % der österreichischen Rebfläche) mit Reben bestockt, v. a. mit Grünem Veltliner (zu 50 %), daneben mit Portugieser (9 %), Müller-Thurgau (8 %), Zweigelt (6 %) und Welschriesling (5 %). Zentren des Weinbaus sind v. a. Krems an der Donau, Langenlois, Dürnstein, Spitz, Retz, Klosterneuburg und Gumpoldskirchen. Weiterhin wichtig sind Gemüsebau um Wien sowie Obstbau (Wachau). Niederösterreich hat mit die größten Viehbestände (1994: 559 000 Rinder, 1,1 Mio. Schweine, 4,3 Mio. Hühner). Fleisch- und Milcherzeugung ist ein Schwerpunkt.
 
An Bodenschätzen sind Erdöl und Erdgas im Weinviertel und Marchfeld zu nennen. Die Energieversorgung wird durch Wasserkraftwerke (westlich von Wien ist die Donau vollständig ausgebaut) und Wärmekraftwerke (die größten stehen in Korneuburg, Schwechat und Dürnrohr) sichergestellt.
 
Industrie:
 
Der Anteil des sekundären Sektors am BIP liegt mit (1992) 33 % deutlich über dem österreichischen Durchschnitt (25,3 %). Die Produktionsschwerpunkte sind (1994) Nahrungs- und Genussmittel (16,8 %), Chemie (15,6 %), Maschinen- und Stahlbau (10,6 %), Eisen- und Metallwaren (9,3 %) sowie Erdöl (9 %). Die Betriebe sind v. a. im Wiener Becken und im Wiener Umland konzentriert, aber auch im Traisental (Sankt Pölten), in Krems an der Donau, im Ybbstal und im oberen Waldviertel.
 
Der Fremdenverkehr hat vorrangig regionale Bedeutung. Niederösterreich ist Ausflugs- und Erholungsgebiet für Wien (Semmering, Baden).
 
Verkehr:
 
Das Verkehrsnetz von Niederösterreich ist auf Wien ausgerichtet. Die wichtigsten Straßen- und Bahnverbindungen verlaufen von Wien durch Niederösterreich nach München (Westautobahn, Westbahn), nach Südeuropa (Südautobahn, Semmeringbundesstraße, Südbahn), in die Slowakische Republik und nach Ungarn (Ostautobahn). Die Donau hat v. a. im Güterverkehr Bedeutung (wichtigster Hafen: Krems an der Donau). In Schwechat liegt der größte internationale Flughafen Österreichs.
 
Geschichte:
 
Der Raum des späteren Niederösterreich war zur Römerzeit geteilt. Die Gegenden südlich der Donau gehörten zu den römischen Provinzen Pannonien (mit Carnuntum) und Noricum, während nördlich der Donau germanische Kleinstämme wohnten. Um 530 besiedelten Baiern die westlichen, Slawen weite Teile der östlichen und nördlichen Landstriche. Im 7. und 8. Jahrhundert war der Raum zum Teil in den bairischen, zum Teil in den awarischen Machtbereich einbezogen; nach 790 wurde durch Karl dem Großen der Großteil des Landes dem Fränkischen Reich eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. 905 (endgültig 907) kam das Land bis 955 unter ungarischer Hoheit. Danach entstand im Alpenvorland wieder eine dem bairischen Herzog unterstellte Grenzmark, die Otto II. 976 den Babenbergern verlieh. Diese Bair. Ostmark wird 996 erstmals »Ostarrichi« genannt, seit 1156 ist sie Herzogtum (Österreich, Geschichte). Inzwischen waren die Grenzen im Osten bis an March und Leitha, im Norden bis zur Thaya vorgeschoben worden.
 
Nach dem Aussterben der Babenberger (1246) nahm König Ottokar II. Přemysl von Böhmen das Herzogtum in Besitz (1251) und teilte es entlang der Enns (daher die Bezeichnung »Österreich unter der Enns« für Niederösterreich); damit setzte eine gewisse Trennung zwischen Niederösterreich und Oberösterreich ein. Nach dem Interregnum (1254-73) verlieh König Rudolf I. von Habsburg 1282 das Herzogtum seinen Söhnen. Bis 1918 waren die Habsburger, seit 1457 als »Erzherzöge«, Landesfürsten. Als erstes »deutsches Erbland« wurde Niederösterreich mit der Stadt Wien Zentrum des habsburgischen Imperiums, besonders nach 1526. 1482-90 war Niederösterreich vom ungarischen König Matthias I. Corvinus besetzt, 1529 und 1683 wurde es von den Türken verheert, 1741 zum Teil, 1805 und 1809 ganz von den Franzosen besetzt.
 
Seit der Barockzeit war Niederösterreich mit Wien ein kultureller und wirtschaftlicher Zentralraum. Seit dem 18. Jahrhundert entstanden besonders im Wiener Becken bedeutende Industrien. Durch den Zerfall der Donaumonarchie 1918/19 wurde Niederösterreich Grenzland. Seit der Verfassung vom 1. 10. 1920 gibt es das Bundesland Niederösterreich (seit 1921 amtliche Bezeichnung), innerhalb dessen Wien (1938-54 aus Teilen Niederösterreichs vergrößert) als eigenständiges Bundesland besteht; 1938-45 bildete Niederösterreich den Hauptteil des Reichsgaus Niederdonau, 1945-55 gehörte es zur sowjetischen Besatzungszone.
 
Literatur:
 
E. Thenius: N. (Wien 21974);
 K. Gutkas: Gesch. des Landes N. (Sankt Pölten 61983);
 K. Gutkas: Gesch. N.s (1984);
 E. Zöllner: Gesch. Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (Wien 81990);
 K. Lechner: Die Babenberger (Wien 61996);
 O. Nestroy: N. heute aus physisch-geograph. u. landwirtschaftl. Sicht, in: Jb. für Landeskunde von N., Bd. 62 (Wien 1996).

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Nie|der|ös|ter|reich; -s: Bundesland Österreichs.

Universal-Lexikon. 2012.