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Wittelsbacher
Wịttelsbacher,
 
bayerischer Herrscherhaus, das 1180 bis 1918 regierte. Erstmals quellenmäßig fassbar wurde das Haus mit Otto Graf von Scheyern, der um die Mitte des 11. Jahrhunderts als Graf und Hochstiftsvogt von Freising bezeugt ist. Das älteste Hausgut der Grafen von Scheyern lag um die gleichnamige Ortschaft und um Pfaffenhofen an der Ilm. Graf Otto IV. (✝ 1156), der 1120 das bis 1208 bei den Wittelsbachern verbleibende Pfalzgrafenamt für Bayern erhielt, nannte sich 1115 erstmals nach der nordöstlich von Aichach gelegenen Burg Wittelsbach. Sein Sohn Otto I. wurde 1180 nach dem Sturz Heinrichs des Löwen mit dem verkleinerten Herzogtum Bayern belehnt. Sein Sohn, Ludwig der Kelheimer, und sein Enkel, Otto II., festigten die Landesherrschaft der Wittelsbacher in Bayern; Otto brachte zudem durch Heirat mit der pfälzischen Erbtochter Agnes (* um 1201, ✝ 1267/69) die ihm übertragene Pfalzgrafschaft bei Rhein in wittelsbach. Besitz. Das Aussterben von Nebenlinien - nach 1198 fielen die Grafschaften Dachau und Valley an die Wittelsbacher - sowie von bis dahin mächtigen Dynastengeschlechtern (Grafen von Bogen, 1242; Grafen von Andechs, 1248), deren Herrschaften ebenso wie das Staufererbe (1268) in Bayern an die Wittelsbacher kamen, begünstigten die Ausweitung ihres Territoriums. Nach einer ersten Teilung 1255 bestanden bis 1340 die Linien Oberbayern (mit der Rheinpfalz) und Niederbayern. Aus der oberbayerischen Linie entspross Kaiser Ludwig IV., der Bayer, unter dem durch Hausvertrag von Pavia (1329) die pfälzische Linie (mit der Oberpfalz; Pfalz) selbstständig wurde. Ihr sprach 1356 die Goldene Bulle die Kurwürde zu. Fortan hatten die Wittelsbacher bedeutenden Einfluss auf die Reichspolitik; sie stellten u. a. 1400-10 mit Ruprecht von der Pfalz den Römerbriefen König. Nach kurzzeitiger Vereinigung der bayerischen Gebiete stand 1349 die zweite Teilung in die Linien Ober- und Niederbayern an, 1392 folgte die dritte Teilung in die Linien Bayern-Ingolstadt (erloschen 1447), Bayern-Landshut (erloschen 1503) und Bayern-München. Letzterer gelang im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 unter Albrecht IV., dem Weisen, die Vereinigung von Ober- und Niederbayern, wobei sie aber der Errichtung des Fürstentums Pfalz-Neuburg aus Teilen des Landshuter Territoriums zustimmen musste. Unter Maximilian I., dem Gründer und Führer der katholischen Liga von 1609, fiel 1623 an sie die bis dahin pfälzische Kurwürde, für die Pfalz wurde dann 1648 eine neue (8.) Kur eingerichtet. 1628 fiel die Oberpfalz an das Herzogtum Bayern. Ebenso stellte die Linie 1583-1761 die Kurfürsten von Köln und mit Karl VII. 1742-45 den Kaiser. Die pfälzische Linie hatte sich 1410 geteilt in Kurpfalz, Neumarkt (Oberpfalz), Simmern und Mosbach. Der Zweibrücker Zweig hatte 1654-1720 den schwedischen Thron inne. Als die bayerische Hauptlinie 1777 ausstarb, wurde sie von dem pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt. Mit ihm starb diese Linie 1799 aus. Der wittelsbach. Besitz kam nun an den einzig noch blühenden Zweig Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1806-1918 waren die Wittelsbacher Könige von Bayern. - Neben der königlichen Linie (»Herzöge von Bayern«) besteht seit 1799 die herzogliche Linie (»Herzöge in Bayern«); ihr entstammte Elisabeth, die Frau Kaiser Franz Josephs I. von Österreich.
 
Literatur:
 
O. Doering: Das Haus Wittelsbach (Neuausg. 1924);
 H. Dotterweich: Das Erbe der W. (Neuausg. 1992);
 H. u. M. Rall: Die W. (Neuausg. 1994);
 E. Straub: Die W. (1994);
 R. Reiser: Die W. 1180-1918 (31995).

Universal-Lexikon. 2012.