Sachsenkriege
Über dreißig Jahre, von 772 bis 804, dauerten die kriegerischen, nach kurzen Friedenszeiten immer wieder neu ausbrechenden, blutigen Auseinandersetzungen Karls des Großen mit den heidnischen Sachsen, die das weite Gebiet zwischen Nordsee und Harz, zwischen Rhein und Elbe bewohnten. Dem Stil des kirchlich geprägten Mittelalters entsprechend mussten die Sachsen als Angehörige des Fränkischen Reiches Christen werden. Dass sie jedoch zur Taufe gezwungen wurden, war ungewöhnlich und erregte Kritik. Die Zerstörung der Irminsul, eines Heiligtums der Sachsen - ein säulenartiger Holzstamm, der wohl die das Himmelsgewölbe tragende Weltsäule darstellen sollte -, rief 772 den erbitterten Widerstand des ganzen Volkes hervor. An ihrer Spitze stand der westfälische Adlige Widukind. Während nach und nach Teile des sächsischen Adels auf die fränkische Seite überwechselten und sich taufen ließen, setzte Widukind den Widerstand fort. Selbst so drakonische Strafmaßnahmen Karls wie die Hinrichtung einer großen Zahl Aufständischer 782 bei Verden an der Aller vermochten den Widerstand der Sachsen nicht zu brechen. Während Widukind 785 aufgab und zum christlichen Glauben übertrat, kam es noch bis 804 zu immer wieder aufflackernden Unruhen.
Trotz aller Brutalität des Vorgehens in der kriegerischen Auseinandersetzung suchte Karl die Versöhnung zwischen Franken und Sachsen, die in dem 802 aufgezeichneten sächsischen Volksrecht (Lex Saxonum) zum Ausdruck kam. Der Aufbau einer kirchlichen Organisation mit der Einrichtung von Bistümern in Bremen, Minden, Verden, Münster, Osnabrück und Paderborn festigte und vertiefte allmählich auch die Christianisierung des sächsischen Volkes. Wenig mehr als ein Jahrhundert später ging aus dem Stamm der Sachsen die Dynastie hervor, unter deren Herrschaft das ostfränkische Reich sich zum deutschen Reich entwickelte.
Universal-Lexikon. 2012.