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Reduktion
Verkleinerung; Herabsetzung; Reduzierung; Senkung; Ermäßigung; Minderung; Beschneidung; Dämpfung; Abnahme; Verminderung; Rückgang; Regression; Verringerung; Elektronenaufnahme

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Re|duk|ti|on 〈f. 20
1. Herabsetzung (von Preisen), Einschränkung, Minderung
2. Zurückführung (eines komplizierten Sachverhalts, Begriffes auf einen einfachen)
3. 〈Chem.〉 stets mit einer Oxidation gekoppelter chem. Vorgang, der durch eine Abspaltung von Sauerstoff, eine Anlagerung von Wasserstoff od. eine Abgabe von Elektronen charakterisiert ist; Ggs Oxidation
4. 〈Biol.〉 rückschreitende Umwandlung von Organen im Laufe der Stammesgeschichte od. der Individualentwicklung
5. 〈Phon.〉 Abschwächung od. Schwinden eines Vokals od. Konsonanten
[<lat. reductio „Zurückführung“; zu reducere „zurückführen“]

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Re|duk|ti|on [lat. reducere, reductum = zurückführen, zurückziehen]: im ursprünglichen Sinn Bez. für die Entfernung von Sauerstoff aus chem. Verb. (z. B. FeO → Fe, R2SO2 → R2SO; Desoxidation, Desoxygenierung), später auch für die Einführung von Wasserstoff in chem. Verb. (R2C=O + H2 → R2CHOH, R2C=CR2 + H2 → R2HC—CHR2; Hydrierung). Im Bild der Elektronentheorie ist die R. Bestandteil eines Redoxsystems, in dem der zu reduzierende Stoff (implizites Oxidationsmittel) Elektronen aufnimmt von dem Reduktionsmittel, das während der R. implizite oxidiert wird ( Oxidation). In Natur, Physiologie u. Technik spielen R.-Prozesse eine große Rolle, z. B. in Metallgewinnung, Ammoniak-Synthese, Petrochemie, Textilfärberei, Elektrolyse u. Umweltschutz. Enzymatische R. im Stoffwechsel bedürfen meist wasserstoffübertragender Coenzyme. – Ggs.: Oxidation, Dehydrierung.

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Re|duk|ti|on, die; -, -en [lat. reductio = Zurückführung, zu: reductum, 2. Part. von: reducere, reduzieren]:
1. (bildungsspr.) das Reduzieren; das Zurückführen auf ein geringeres Maß:
eine R. der Kosten;
R. (Beschränkung) auf das Wichtigste;
beim Lehrstoff müssen -en vorgenommen werden.
2. (bes. Philos.) Rückschluss vom Komplizierten auf etw. Einfaches; Vereinfachung:
die R. eines Schemas.
3. (Sprachwiss.) Abschwächung od. Schwund der Klangfarbe eines Vokals.
4.
a) (Chemie) chemischer Prozess, bei dem einem Oxid Sauerstoff entzogen wird;
b) (Physik, Chemie) Vorgang, bei dem ein chemisches Element od. eine chemische Verbindung Elektronen aufnimmt, die von einer anderen Substanz abgegeben werden.
5. (Biol.) Verminderung der Zahl der Chromosomen bei der Reduktionsteilung (2).
6. (Physik, Meteorol.) Umrechnung von Messwerten auf Werte unter Normalbedingungen.
7. (kath. Kirche) Laisierung.

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I
Reduktion
 
[lateinisch »Zurückführung«] die, -/-en,  
 1) bildungssprachlich für: das Zurückführen auf ein geringeres Maß; Verringerung, Herabsetzung.
 
 2) Chemie: ursprünglich die chemische Entfernung von Sauerstoff aus sauerstoffhaltigen Verbindungen, der entgegengesetzte Vorgang zur Oxidation; dann auch die Einführung von Wasserstoff in Verbindungen (Hydrierung); allgemein ein chemischer Vorgang, bei dem Elektronen von einem als Reduktionsmittel bezeichneten Stoff auf einen anderen Stoff, der reduziert wird, übertragen werden. Da gleichzeitig das Reduktionsmittel oxidiert wird (Elektronenabgabe), sind Oxidation und Reduktion stets gekoppelt (Redoxreaktion). - Wichtige Reduktionsmittel sind unedle Metalle, Kohlenstoff und (naszierender) Wasserstoff. Eine elektrochemische Reduktion findet bei der Elektrolyse an der Kathode statt. Reduktionsvorgänge haben in der Metallurgie große technische Bedeutung, besonders bei der Verhüttung von Erzen (z. B. Eisen).
 
 3) Genetik: die Verringerung der Chromosomenzahl auf die Hälfte bei der Reduktionsteilung (Meiose).
 
 4) Geschichte: Indianerreduktion, im 17./18. Jahrhundert in Lateinamerika (v. a. in Paraguay, Jesuitenstaat) begründete, meist von jesuitischen Missionaren geleitete geschlossene Siedlung. In den Reduktionen sollten missionierte Indianer mit begrenzter Selbstverwaltung und wirtschaftliche Autarkie »zur Kirche und zur Zivilisation zurückgeführt« werden. Im Zuge der gesetzlichen Gleichstellung der indianischen Bevölkerung im 19. Jahrhundert wurden die Reduktionen aufgegeben.
 
 5) Meteorologie: Umrechnen von Messwerten auf gleiches Niveau (meist Normalnull), um den störenden Einfluss der Höhenlage der Station auszuschalten, üblich bei Darstellungen der weltweiten Temperaturverteilung, ferner Voraussetzung für die Wiedergabe des Luftdrucks auf einer Bodenwetterkarte.
 
 6) Philosophie: Zurückführung des Abgeleiteten auf sein Wesen oder seine Prinzipien; in der Logik im Gegensatz zur Deduktion die intensionale (inhaltliche) Rückführung von Aussagen und Begriffen auf Grundbegriffe und -aussagen; als Spezialfall wird die Induktion als Rückführung des Besonderen auf ein Allgemeines angesehen. Die Reduktion gehört zu den hypothetischen Schlüssen.
 
Wissenschaftsmethodisch bemühte sich v. a. der Empirismus um eine Reduktion der gesamten Realität oder Erfahrung auf eine unmittelbare, erlebnishafte Gegebenheit; im Neopositivismus (R. Carnap) wird diese Reduktion über eine stufenweise Ableitung von Begriffen aus Grundbegriffen über einen Begriffsstammbaum angestrebt. In der Phänomenologie (E. Husserl) dient die auf die Anschauung bezogene, intuitiv-analytische Methode der eidet. und transzendentalen Reduktion zur Erschließung des reinen Bewusstseins als Bereich der transzendentalen Erfahrung.
 
 7) Sprachwissenschaft: 1) Abschwächung oder Verlust von Konsonanten oder Vokalen (Apokope, Synkope); 2) Bezeichnung für Transformationen, bei denen komplexe sprachliche Einheiten durch einfachere ersetzt werden (z. B. »der gute Freund« durch »er«).
 
 8) Stammesgeschichte: Rückbildung ursprünglich voll entwickelter Organe zu rudimentären Resten infolge der Anpassung von Lebewesen in eine veränderte Umwelt; z. B. beim Menschen Reduktion der Schwanzwirbel, beim Pferd Reduktion des Fußes zum Huf.
 
II
Reduktion,
 
Datenreduktion.

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Re|duk|ti|on, die; -, -en [lat. reductio = Zurückführung, zu: reductum, 2. Part. von: reducere, ↑reduzieren]: 1. (bildungsspr.) das Reduzieren, Zurückführen auf ein geringeres Maß: eine R. der Kosten, der Arbeitszeit, der Zinssätze; R. (Beschränkung) auf das Wichtigste; beim Lehrstoff müssen -en vorgenommen werden; aus der ... Vorstellung, Humor sei R. ins Banale (FAZ 8. 4. 61, 2); Budgetfreundliche Familienarrangements mit R. (Ermäßigung) für Mutter und Kind (NZZ 27. 1. 83, 42). 2. (bes. Philos.) Rückschluss vom Komplizierten auf etw. Einfaches; Vereinfachung: die R. eines Schemas; eine Theorie aus der Beobachtung der Wirklichkeit durch R. gewinnen. 3. (Sprachw.) a) Vereinfachung eines Satzes durch Verminderung der Wörter ohne Änderung der eigentlichen Satzstruktur; b) Abschwächung od. Schwund der Klangfarbe eines Vokals. 4. a) (Chemie) chemischer Prozess, bei dem einem Oxid Sauerstoff entzogen wird; b) (Chemie, Physik) Vorgang, bei dem ein chemisches Element od. eine chemische Verbindung Elektronen aufnimmt, die von einer anderen Substanz abgegeben werden. 5. (Biol.) Verminderung der Zahl der Chromosomen bei der ↑Reduktionsteilung (2). 6. (Physik, Met.) Umrechnung von Messwerten auf Werte unter Normalbedingungen. 7. (kath. Kirche) a) Laisierung; b) <meist Pl.> (im 17./18. Jh.) christliche Indianersiedlung unter der Leitung von Missionaren (z. B. bei den Jesuiten in Paraguay).

Universal-Lexikon. 2012.