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Norwegen
Nọr|we|gen; -s:
Staat in Nordeuropa.

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Nọrwegen,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 323 758 km2
 
Einwohner: (2000) 4,48 Mio.
 
Hauptstadt: Oslo
 
Amtssprache: Norwegisch
 
Nationalfeiertag: 17. 5.
 
Währung: 1 Norwegische Krone (nkr) = 100 Øre (Ø)
 
Zeitzone: MEZ
 
amtlich Kọngeriket Nọrge [-Ȗərikət -], Staat in Nordeuropa, zwischen 57º 57' 31'' (Insel Kråka) und 71º 11' 08'' nördliche Breite (Knivskjelodden) sowie 4º 30' 13'' (Insel Steinsøy vor der Mündung des Sognefjords) und 31º 10' 04'' (Insel Hornøy) östliche Länge; grenzt im Süd an die Nordsee (einschließlich Skagerrak), im Westen an das Europäische Nordmeer (vor der mittelnorwegischen Küste als Norwegensee bezeichnet), im Norden an die Barentssee (Nordpolarmeer), Landgrenzen bestehen mit Russland (196 km lange Grenze zum Gebiet Murmansk), mit Finnland (727 km) und mit Schweden (1 619 km). Fläche: 323 758 km2, davon 17 505 km2 Wasserflächen und 22 280 km2 vorgelagerte Inseln, (2000) 4,479 Mio. Einwohner. Zu Norwegen gehören außerdem Svalbard (Spitzbergen), die Bäreninsel (Bjørnøya) und Jan Mayen, Außenbesitzungen sind Bouvetinsel und Peter-I.-Insel, in der Antarktis beansprucht Norwegen Königin-Maud-Land. Hauptstadt ist Oslo, Amtssprache Norwegisch. Währung: 1 Norwegische Krone (nkr) = 100 Øre (Ø). Zeitzone: MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Es gilt die Verfassung vom 17. 5. 1814 (seither mehrfach und zum Teil grundlegend geändert), nach der Norwegen eine konstitutionelle Monarchie ist, erblich im Primogenitursystem (seit 1990 auch in weiblicher Thronfolge). Die evangelisch-lutherische Kirche ist Staatskirche. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und formell Inhaber der Exekutive ist der König. De facto wird die vollziehende Gewalt jedoch vom Staatsrat (Regierung) unter Vorsitz des Ministerpräsidenten ausgeübt. Das Kabinett wird vom Monarchen ernannt und ist vom Vertrauen des Parlaments abhängig. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (Storting), dessen 165 Abgeordneten für vier Jahre im Verhältniswahlsystem gewählt werden. Das aktive und passive Wahlalter beträgt 18 Jahre. Die Gesetzgebung erfolgt in zwei Instanzen: Im Odelsting (drei Viertel der Abgeordneten) werden die Gesetzentwürfe eingebracht, zur Verabschiedung werden sie dem Lagting (ein Viertel aller Abgeordneten) zugeleitet. Nach zweimaliger Ablehnung durch das Lagting muss im Gesamtparlament mit Zweidrittelmehrheit über die Annahme abgestimmt werden. Der König kann gegen Gesetzesbeschlüsse des Parlaments sein Veto einlegen, das jedoch durch erneute Beschlussfassung eines neu gewählten Parlaments aufgehoben werden kann. 1963 wurde nach schwedischem Vorbild die Institution eines Ombudsmanns geschaffen, der vom Storting auf vier Jahre berufen wird, dessen Aufgabe es ist, die Rechte der Bürger gegen die öffentliche Gewalt wahrzunehmen.
 
Parteien:
 
Stärkste Partei in Norwegen ist die sozialdemokratisch ausgerichtete Det norske Arbeiderparti (DnA, deutsch Arbeiterpartei; gegründet 1887). Daneben spielen v. a. die Høyre (H, deutsch Konservative Partei; gegründet 1884), die konservative Fremskrittspartiet (FP, deutsch Fortschrittspartei; gegründet 1973), die Kristelig Folkeparti (KrF, deutsch Christliche Volkspartei; gegründet 1933), die Sosialistisk Venstreparti (SV, deutsch Sozialistische Linkspartei; 1975 aus einer Fusion verschiedener Linksparteien hervorgegangen), die Senterpartiet (SP, deutsch Zentrumspartei; gegründet 1920 als Bauernpartei, 1959 umbenannt) und die Venstre (deutsche Liberale Partei) eine Rolle.
 
Gewerkschaften:
 
Die 29 nach Berufsgruppen gegliederten Gewerkschaften (insgesamt rd. 791 000 Mitglieder) sind im Landesorganisasjonen i Norge (LO, deutsch Landesgewerkschaftsbund; gegründet 1899) zusammengeschlossen.
 
Wappen:
 
Das Wappen zeigt im Schild in Rot einen goldenen gekrönten Löwen, der in den Pranken die golden gestielte silberne Axt des heiligen Olaf hält. Über dem Schild ist die norwegische Königskrone dargestellt.
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertag ist der 17. 5., der an die Verfassung von 1814 und die Wahl Christian Friedrichs zum norwegischen König erinnert.
 
Verwaltung:
 
Norwegen ist in 19 Provinzen (»Fylker«), 47 Stadt- (»Bykommuner«) und 407 Landbezirke (»Herredskommuner«) gegliedert. In den Provinzen wird die Zentralregierung durch einen Gouverneur (Fylkesmannen) vertreten. Die politische Vertretung obliegt in den Provinzen den von der Bevölkerung gewählten Provinz-Räten (Fylkesting), die ihrerseits ein Provinz-Komitee als Exekutive bestimmen. Entsprechend werden in den Bezirken Bezirksräte (Kommunestyrer) und Exekutivkomitees (Formannskap) gewählt.
 
Recht:
 
Auf Bezirksebene liegt die Zivilgerichtsbarkeit bei Schlichtungsgerichten (»Forliksråd«), deren Richter von den kommunalen Räten auf Zeit gewählt werden, und Bezirks- und Stadtgerichten (»Herredsrett«, »Byrett«); von diesen sind Berufungen an Appellationsgerichte (»Lagmannsrett«) möglich. Die Strafgerichtsbarkeit wird durch Untersuchungsgerichte (»Forhørsretten«), Bezirks- und Stadtgerichte und Appellationsgerichte wahrgenommen. Allen ist der Oberste Gerichtshof (»Høyesterett«), dessen Richter von der Krone ernannt werden, oberste Instanz.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit 12 Monate) beträgt rd. 34 000 Mann. Im Verteidigungsfall können zusätzlich etwa 285 000 Reservisten sowie rd. 83 000 Freiwillige der Heimwehr mobilisiert werden. Das Heer hat im Frieden etwa 16 000 Soldaten. Einziger bestehender Großverband ist die mechanisierte »Brigade Nord«, daneben sind ein »Grenztruppenbataillon«, eine gemischte Kampfgruppe in Bataillonsstärke und ein Infanteriebataillon (Königliche Garde) präsent. Luftwaffe und Marine haben je etwa rd. 9 000 Soldaten. Die Ausrüstung umfasst u. a. 170 Kampfpanzer Leopard 1, 78 Kampfflugzeuge (58 F-16, 20 F-5), vier Fregatten, 12 U-Boote sowie 30 Flugkörperschnellboote.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Norwegen liegt im Westen der Skandinavischen Halbinsel (Skandinavien); der großen Nord-Süderstreckung von 1 752 km steht eine größte Breite von 430 km, eine geringste von nur 6,3 km gegenüber. Unter Einbeziehung der Fjorde und Buchten beträgt die Küstenlänge rd. 21 000 km (ohne sie 2 650 km). Ein Drittel Norwegens liegt nördlich des Polarkreises. Die für die nördlichen Breiten klimatisch bereits ungünstige, relativ hohe durchschnittliche Höhenlage Norwegens von rd. 550 m über dem Meeresspiegel beschränkt die Besiedlung im Wesentlichen auf die (von Ausläufern des Golfstroms günstig beeinflussten) küstennahen Bereiche und die großen Täler Ostnorwegens. Ostnorwegen umfasst das Gebiet zwischen zentralnorwegischem Gebirge und schwedischer Grenze. Die breiten Täler (Numedal, Hallingdal, Gudbrandsdal, Østerdal), deren Talgründe landwirtschaftlich genutzt werden und deren Hänge Nadelwald tragen, sind in meist kahle Hochebenen (»Plateaufjelle« oder »Vidden«) eingesenkt. Nach Süden geht dieser Bereich in das tiefer liegende, sehr fruchtbare Gebiet um den Oslofjord (Oslograben) über. In Südnorwegen sind die höheren Rumpfflächen oberhalb der Waldgrenze nur für extensive sommerliche Weidewirtschaft nutzbar, günstiger gestellt sind die Talschaften von Telemark und das Setesdal. Eine eigene Naturlandschaft bildet im Südwesten Jæren, das landwirtschaftlich am intensivsten genutzte Gebiet Norwegens. Westnorwegen (Verwaltungsgebiete Rogaland, Hordaland, Sogn og Fjordane und Møre og Romsdal) wird v. a. durch die Fjorde (wie Hardanger-, Sogne-, Nord-, Romsdalsfjord) gekennzeichnet (bis zu 200 km lang). Diese engen, tief in kahle Hochflächen eingeschnittenen Meeresarme sind nur vereinzelt von kleinen ebenen Küstenabschnitten begleitet, sodass sich Anbauland und Siedlung auf kleine Siedlungskammern beschränken, die manchmal nur auf dem Wasserweg erreichbar sind. Am günstigsten sind noch die inneren Teile der westnorwegischen Fjorde mit sommerwarmem und trockenem Klima (Obstanbau). Die Uferlandschaften des Trondheimsfjords sind nach Jæren und dem Oslograbengebiet das zweite große Landwirtschaftsgebiet. In dem Gebirgsmassiv Jotunheimen liegen die höchsten Erhebungen, Glittertind (2 472 m über dem Meeresspiegel) und Galdhøppigen (2 469 m über dem Meeresspiegel). Der Küste Westnorwegens, heute fast waldlos, ist eine Vielzahl von Inseln vorgelagert. Nordnorwegen (etwa nördlich von 65º nördlicher Breite) hat im südlichen Teil sehr viel kürzere Fjorde, die Inseln der Küstenplattform (Strandflate) sind zahlreicher. Jenseits der Kette der Lofotinseln reichen jedoch wieder breite Fjorde tief ins Land; an den Küsten der Provinz Finnmark wechseln sie mit flachen, eingeebneten Halbinseln.
 
Klima:
 
Das Klima wird durch die Breitenlage und die Lage innerhalb der Westwindzone bestimmt. Während der klimatische Nord-S-Gegensatz gering ist, ist der Unterschied zwischen dem unter dem Einfluss des Golfstroms stehenden Westen und dem kontinental beeinflussten Osten um so ausgeprägter. Oslo hat in seiner geschützten Lage mit 17,3 ºC das höchste Julimittel Skandinaviens. Die Luvseite der Gebirge ist aufgrund der Regen bringenden Westwinde niederschlagsreich (Bergen 2 250 mm Jahresniederschlag, dagegen in Oslo 763 mm, in Røros 480 mm und in Karasjok 340 mm). Die Schneegrenze liegt in Küstennähe am niedrigsten (in Südnorwegen bei circa 1 250 m über dem Meeresspiegel und in Ostnorwegen bei etwa 1 600-1 700 m über dem Meeresspiegel) und steigt im Inneren bis auf 2 000 m Höhe an. Gletscher bedecken insgesamt etwa 3 900 km2, vielfach in der Form von Plateaugletschern vom isländisch-norwegischen Typ (Jostedalsbre).
 
Mitternachtssonne herrscht in Bodø vom 3. 6. bis 7. 7. (34 Tage), in Svolvær (Lofotinseln) vom 29. 5. bis 15. 7., in Tromsø vom 20. 5. bis 22. 7., in Hammerfest vom 15. 5. bis 26. 7. und am Nordkap vom 13. 5. bis 29. 7. (77 Tage). Polarnacht ist in Bodø vom 14. bis 28. 12. (14 Tage), in Svolvær vom 5. 12. bis 9. 1., in Tromsø vom 25. 11. bis 18. 1., in Hammerfest vom 20. 11. bis 22. 1. und am Nordkap vom 18. 11. bis 24. 1. (67 Tage).
 
Vegetation:
 
Mittel- und Nordnorwegen gehören zum borealen Waldgürtel, an der Skagerrakküste und am südwestlichen Küstensaum treten noch mitteleuropäische Laubwälder auf. Im zentralen Südnorwegen liegt die Waldgrenze bei 1 200 m über dem Meeresspiegel, sinkt jedoch von dort sehr schnell nach Westen und weniger rasch nach Norden zu ab. Nach oben geht der Nadelwald in die Fjellbirkenzone über (Betula tortuosa, 200 m Vertikalerstreckung), die ihrerseits von der Vegetationsstufe des Kahlfjells mit Heiden und Mooren abgelöst wird.
 
Bevölkerung:
 
Von den Bewohnern sind rd. 20 000 Samen (Lappen) sowie etwa 12 000 finnische Einwanderer. Nur noch circa 10 % der samischen Minorität (hauptsächlich in der Provinz Finnmark) leben von seminomadischer Rentierwirtschaft. Die Zahl der Ausländer ist mit (1995) 164 030 Personen relativ gering (seit 1975 Einwanderungsstopp). Größte ausländische Bevölkerungsgruppen sind (1995) Dänen (18 140) und Schweden (14 440).
 
Die Bevölkerungsdichte (durchschnittlich 14 Einwohner je km2) sinkt in Nordnorwegen (Finnmark) bis auf 1,5 und steigt über das Oslofjordgebiet mit 65-90 Einwohnern je km2 auf 1 008 Einwohner je km2 in Oslo an. In Finnmark nimmt die Bevölkerung stetig ab. Bevorzugte Siedlungsräume sind die Küstenplattform, große Täler, Terrassen in den Fjorden sowie die wenigen flacheren Gebiete an der Küste (Jæren) oder im Landesinneren (am Mjøsasee). Neben den bis in die oberen Talränder und auf den äußersten Schären errichteten Einzelhöfen und den meist an der Küste oder an Talknoten gelegenen Städten sind die Streu- sowie die Dichtsiedlung (Marktzentren an Verkehrsknoten oder Bergbau- und Industriesiedlungen) charakteristisch. Dörfer im eigentlichen Sinne gibt es nicht, allerdings machen manche Höfe durch starke Besitzzersplitterung den Eindruck von Weilern und Dörfern. 1998 lebten 74 % der Bevölkerung in Städten (1970: 65 %) und 26 % in Streusiedlungsgebieten (1970: 35 %). Die Geburtenrate betrug 199813,2 ‰, die Sterberate 10,0 ‰. In der Lebenserwartung (1997) steht Norwegen mit den anderen norden Ländern an vorderster Stelle (Männer 76 Jahre, Frauen 81 Jahre).
 
Religion:
 
Es besteht Religionsfreiheit. Nach der Verfassung ist jedoch die evangelisch-lutherische Konfession die »öffentliche Religion des Staates« (Art. 2), die lutherische »Norwegische Kirche« (»Norske Kirke«) Staatskirche. Das Recht der Kirchenleitung liegt beim König, der Teile seiner Leitungsvollmacht der Generalsynode übertragen hat; die zentrale staatliche Kirchenverwaltung erfolgt durch das Ministerium für Kirche und Unterricht. Der lutherischen Staatskirche (elf Bistümer) gehören rd. 89 % der Bevölkerung an. Die »Evangelisch-Lutherische Freikirche Norwegens« hat rd. 21 000 Mitglieder Etwa 4 % der Bevölkerung sind Mitglieder anderer protestantischer Freikirchen (besonders Pfingstler, Heilsarmee, Methodisten, Baptisten). Für die rd. 41 000 katholischen Christen bestehen das exemte Bistum Oslo und zwei Territorialprälaturen (Tromsø; Trondheim). Nichtchristliche religiöse Minderheiten bilden die rd. 40 000 Muslime (überwiegend Pakistaner, Türken und Iraner) und rd. 1 000 Juden; jüdische Gemeinden bestehen in Oslo (gegründet 1892) und Trondheim (gegründet 1905).
 
Bildungswesen:
 
Allgemeine Schulpflicht besteht vom 7. bis 16. Lebensjahr; die Gebührenfreiheit erstreckt sich auf das gesamte Bildungswesen. Vorschulen sind v. a. in Städten eingerichtet. Die neunjährige Grundschule (Grunnskole) ist in die sechsjährige Unterstufe (Barneskole) und die dreijährige Oberstufe (Ungdomsskole) gegliedert. Ein freiwilliges 10. Schuljahr kann angeschlossen werden. Auf die Grunnskole folgt die dreijährige weiterführende Sekundarschule (Videregående skole). Ihr liegt wie der Grundschule ein Gesamtschulkonzept zugrunde. Es bestehen neun mögliche Fächergruppen, darunter auch berufsqualifizierende Fächerkombinationen; die einzelnen Schulen bieten in der Regel nur bestimmte, manche nur eine Fächergruppe an. Neben dieser Sekundarschule bestehen an die Grundschule anschließende Sonderformen für berufliche Bildungswege, einerseits als betriebliche (ergänzt durch Berufsschulen; Lærlingskoler, Yrkesskoler), andererseits als Internatsausbildung in Volkshochschulen (Folkehøgskoler). Norwegen besitzt Universitäten in Oslo (gegründet 1811), Bergen (gegründet 1948) sowie Tromsø und Trondheim (gegründet 1968) und verfügt über weitere, auf bestimmte Fächer begrenzte Hochschulen mit Universitätsrang sowie Kunst- und Musikhochschulen; ferner stehen für die höhere berufliche Bildung pädagogische Hochschulen (Lærerskoler), Ingenieurschulen und Bezirkshochschulen (Fylkesskoler) zur Verfügung.
 
Publizistik:
 
Presse: Die Pressefreiheit ist seit 1814 durch die Verfassung garantiert. Die frühere parteipolitische Bindung der Zeitungen wurde mehr und mehr gelockert; nur einige kleinere Blätter stehen noch bestimmten politischen Parteien oder Richtungen nahe. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl und im Vergleich zu anderen westlichen Ländern existiert ein großes Angebot an Printmedien (221 Zeitungen, davon 82 Tageszeitungen), allerdings vorwiegend mit lokaler Verbreitung und relativ geringer Auflage. Nur drei (in Oslo erscheinende) Zeitungen haben eine landesweite Verbreitung: die Boulevardzeitungen »Verdens Gang« (VG, gegründet 1945, Auflage 370 000) und »Dagbladet« (205 000) sowie »Aftenposten« (gegründet 1860, Morgenausgabe 286 000) mit einer zusätzlichen Abendausgabe für die Region Oslo (gegründet 1869, 191 000). Von Bedeutung sind ferner »Bergens Tidende« (gegründet 1868, 95 000), »Adresseavisen« (gegründet 1767, 93 500), »Stavanger Aftenblad« (71 600), »Dagens Næringsliv« (60 000) und »Fædrelandsvennen« sowie »Dagsavisen Arbeiderbladet« (sozialdemokratisch, 40 700), »Vårt Land« (christlichdemokratisch, 30 200) und »Klassekampen« (marxistisch, 8 000), die Wirtschaftszeitung »Finansavisen« (11 500) und »Nationen« (Landwirtschaft, 19 100). Es erscheinen mehr als 30 Wochenzeitschriften in einer Gesamtauflage von 2,7 Mio. Exemplaren; auflagenstärkste Magazine sind »Se og Hør« (372 000), »Hjemmet« (267 000) und »Norsk Ukeblad« (235 000). Drei Medienkonzerne, Schibsted (»Aftenposten«, »Verdens Gang«, »Adresseavisen« u. a.), A-pressen (45 Lokalzeitungen) und Orkla (21 Zeitungen), beherrschen den Printmedienmarkt und sind außerdem einflussreich als Gesellschafter bei den privaten Fernsehsendern. - Die Nachrichtenagentur »Norsk Telegrambyrå« (NTB, gegründet 1867) ist seit 1918 ein genossenschatliches Unternehmen. Aus einer 1960 gegründeten Inlandsagentur ging der international tätige »Norsk Presseservice A/S« hervor, ferner »Bulls Pressetjeneste A/S«, Oslo.
 
Rundfunk:
 
Hörfunk und Fernsehen sind in der staatlichen »Norsk Rikskringkasting« (NRK) organisiert, einer von der Regierung errichteten, aber von ihr unabhängigen Organisation. Die NRK verbreitet drei landesweite und 17 regionale Hörfunkprogramme sowie einen Auslandsdienst und Programme für die lappländische Bevölkerung. Seit 1981 gibt es kein staatliches Hörfunkmonopol mehr, doch erst mit der Legalisierung von Rundfunkwerbung (lokal 1988, landesweit 1991) entstanden zahlreiche (2000: 308 Sender auf 220 Frequenzen) kommerzielle lokale Hörfunksender, 1993 dann der landesweite Privatsender »P 4«. Die NRK strahlt zwei werbefreie, durch Rundfunkgebühren finanzierte Fernsehprogramme aus. Daneben existieren drei private landesweite Fernsehprogramme (»TV 2«, »TV 3« und »TV Norge«) sowie seit 1991 mehrere lokale Fernsehstationen, ferner können zahlreiche in- und ausländische Kabel- und Satellitensender sowie Pay-TV (u. a. Canal plus) empfangen werden.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Das relativ dünn besiedelte Land gründet seinen Wohlstand v. a. auf die natürlichen Ressourcen (Erdöl und -gas, Fisch, Holz und Wasserkraft) sowie auf die rasche Industrialisierung v. a. in den Nachkriegsjahrzehnten. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner von (1994) 25 250 US-$ gehört Norwegen zu den Ländern der Erde mit höchstem materiellem Wohlstand.
 
Norwegen konnte die weltwirtschaftliche Rezession zu Beginn der 1990er-Jahre gut überwinden. Das BIP wuchs 1994 um 5,1 % (1991: 1,6 %; 1992: 3,3 %; 1993: 2,5 %). Der jüngste Aufschwung wird v. a. von den starken Steigerungen der Exportrate getragen, womit die große Bedeutung der Öl- und Gaswirtschaft zum Ausdruck kommt. Während die Bruttoverschuldung Norwegens durch eine expansive Fiskalpolitik seit 1988 auf (1994) 48 % des BIP gestiegen ist, konnte das Haushaltsdefizit 1994 auf 0,8 % des BIP reduziert werden. Ein wirtschaftspolitisches Problem ist die für Norwegen relativ hohe Arbeitslosigkeit, die von nahezu Vollbeschäftigung im Jahre 1980 auf (1985) 2,6 %, (1990) 5,2 %, (1996) 4,9 % angewachsen ist.
 
Landwirtschaft:
 
Obwohl der primäre Sektor (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei) 1993 nur noch 2,9 % Anteil am BIP hatte (1970: 6,3 %), sind 5,6 % der Erwerbstätigen in diesem Wirtschaftsbereich tätig (1970: 13,9 %). Der primäre Sektor wird in hohem Maße subventioniert, u. a. mit der Zielsetzung, das Siedlungsmuster in der Peripherie weitgehend zu erhalten. Die Subventionierung der Landwirtschaft liegt (1994) um 75 % über dem Durchschnitt der OECD-Länder. Die vollkultivierte Agrarfläche beträgt mit (1995) 10 260 km2 nur 3,2 % der Gesamtfläche von Festlandnorwegen (außer Svalbard und Jan Mayen). 5 950 km2 des kultivierten Agrarareals sind (1995) Grünland; 36 % stehen dem Getreide- und Ölpflanzenanbau zur Verfügung, 4 % entfallen auf den Grünfutter- und rd. 3 % auf den Hackfruchtanbau (besonders Kartoffeln). An den inneren Fjordarmen der Festlandküste ist Obst- und Gemüseanbau anzutreffen. Auch die Gewächshauskulturen (v. a. Tomaten und Gurken) spielen für die Eigenversorgung des Landes eine bedeutende Rolle. Der Selbstversorgungsgrad mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen (v. a. Produkte aus der Tierhaltung) konnte von 38,7 % (1970) auf 45,1 % (1993) angehoben werden. Zu den ertragreichsten Anbaugebieten zählen die Bereiche um den Oslofjord bis zum Mjøsasee im Norden sowie die Uferlandschaften beiderseits des Trondheimsfjordes (marine Böden). Agrarwirtschaftlich am intensivsten genutzt wird der Küstensaum Jæren südlich Stavanger (Milchviehhaltung). Dominierend in der Viehwirtschaft sind die Rinder- und Schafhaltung (1993: 975 000 beziehungsweise 938 000). Die Betriebsgrößen sind (bezogen auf das kultivierte Areal), relativ klein. Seit jeher sind viele Agrarbetriebe mit anderen Erwerbszweigen verknüpft, früher vorwiegend mit der Fisch- oder Waldwirtschaft, heute mehr mit sekundären und tertiären Erwerbszweigen.
 
Forstwirtschaft:
 
Das produktive Waldareal beträgt (1995) 70 120 km2 (23 % der Gesamtfläche). Mit 0,5 % Anteil am BIP (1993) hat die Forstwirtschaft für Norwegen eine geringere Bedeutung als für die Nachbarländer Schweden und Finnland. Der jährliche Holzeinschlag beträgt (1993) 9,5 Mio. m3 (1988: 10,4 Mio. m3), von denen 8,9 Mio. m3 auf Nadelhölzer (Fichte und Kiefer) entfallen. Die Holzwirtschaft versorgt die eigene Holz verarbeitende und Zellstoffindustrie. Große Anstrengungen gelten der Wiederaufforstung.
 
Fischerei:
 
Norwegen ist weltweit gesehen eine der größten Fischereinationen. In vielen peripheren Küstengemeinden v. a. in West- und Nordnorwegen bildet die Fischerei (Küsten- und Hochseefischerei) weitgehend die einzige Existenzgrundlage. Von den (1993) rd. 26 700 Fischern betreiben 26 % den Fischfang nebenberuflich. Die Fischereizonen wurden 1977 bis 200 Seemeilen vor der Küste erweitert; vor der Nordküste (Barentssee) ist die Aufteilung der Wirtschaftszonen zwischen Norwegen und Russland noch strittig. Eine Umstrukturierung in der Fischwirtschaft ist u. a. mit einem Rückgang der Fangkapazitäten und einer Abnahme der Arbeitsplätze in der Fischverarbeitung verbunden. 1992 wurden insgesamt 2,4 Mio. t Seefisch angelandet; mengenmäßig wichtigste Fischarten waren Lodde beziehungsweise Kapelan (804 985 t), Makrele (226 447 t), Kabeljau beziehungsweise Dorsch (216 575 t), Brisling (206 786 t) und Seelachs beziehungsweise Köhler (166 929 t). Ein stark expandierender Wirtschaftszweig ist die Aquakultur, die allerdings in der jüngsten Zeit mehrfach Überproduktionen zeigte. Die (1992) 585 Fischmastbetriebe (1990: 861) lieferten rd. 125 000 t Lachs (1990: 146 000 t) und 6 500 t Regenbogenforelle (1990: 3 800 t).
 
Bodenschätze:
 
Obwohl Norwegen über eigene Eisenerzlagerstätten und bedeutende Vorkommen von Titan-, Kupfererz und Pyrit verfügt, ist ihr Abbau unbedeutend. Auch die Blei-, Zink- und Molybdänerzvorkommen werden kaum noch genutzt. Die einzigen Kohlevorkommen befinden sich auf Spitzbergen (Fördermenge 1992: 391 000 t). Wirtschaftlich größte Bedeutung (1994: 16,3 % des BIP und 46 % der wertmäßigen Exporterlöse) haben heute Erdöl (Förderung seit 1971) und Erdgas (Förderung seit 1977) in den Offshoregebieten. Bereits 1965 einigten sich Norwegen, Großbritannien und Dänemark auf die Aufteilung der Nordsee (bis 62 º Norden) nach dem Mittellinienprinzip. Die norwegischen Reserven werden (1993) auf 2,1 Mrd. t Öl und 1,7 Mrd. m3 Gas geschätzt. Mit einer Exportmenge von 2,5 Mio. Barrel pro Tag war Norwegen 1994 nach Saudi-Arabien und Russland der drittgrößte Rohölexporteur der Erde. Die Gesamtproduktion im norwegischen Kontinentalschelf betrug 1994 180 Mio. Sm3oe; davon entfielen 153 Mio. Sm3oe auf Rohöl und 27 Mio. Sm3oe auf Gas (1 Sm3oe = 1 Sm3 Öl = 1 000 Sm3 Gas; oe = oil equivalent; Sm3 = Standardkubikmeter). Das Staatsunternehmen Statoil (Sitz Stavanger) ist für Exploration, Produktion, Transport und Vermarktung von Öl und Gas zuständig. Das Transportnetz für norwegisches Erdgas bestand (1995) aus 5 Rohrleitungen: nach Sankt Fergus/Schottland, nach Kårstø/Norwegen (Statpipe), nach Emden (Nordpipe), nach Zeebrügge (Zeepipe), nach Dornum/Emden (Europipe). Für Norwegen ist es ein wichtiges Anliegen sicherzustellen, dass der Staat eine Kontrollmehrheit über alle Offshorebereiche behält.
 
Energiewirtschaft:
 
Schätzungen zufolge werden bisher über 60 % der verwertbaren Wasserkraftreserven nutzbar gemacht. Über Kernkraftwerke verfügt Norwegen nicht. Allerdings ist auch der Widerstand gegen den Bau weiterer Wasserkraftwerke gewachsen. Nahezu die gesamte Elektrizität (1995 über 99 %) wird in Wasserkraftwerken erzeugt.
 
Industrie:
 
Die Industrialisierung Norwegens setzte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Im industriellen Sektor einschließlich Bergbau sind (1994) mit 339 000 Personen 17 % aller Erwerbstätigen beschäftigt. Typisch für die heutige Industrie ist (neben einigen Großunternehmen) das Vorherrschen von Kleinbetrieben mit jeweils weniger als zehn Beschäftigten (1994 über 60 % aller Unternehmen). Der überwiegende Teil der Industrie siedelte sich im Westen des Landes, bevorzugt am inneren Ende der Fjorde (leichte Anlandung von Rohstoffen und reichhaltiges Angebot an Hydroelektrizität), und in Südostnorwegen an. Neben der Verarbeitung inländischer Rohstoffe (Erdöl, Holz, Fisch, Eisenerz) entstanden in der Nachkriegszeit verstärkt Industriezweige, die auf importierte Rohstoffe zurückgreifen, z. B. die Aluminium-, Magnesium- und Nickelproduktion (Norwegen ist für alle drei Metalle Europas größter Hersteller). Für die Metallindustrie, in der auch Eisenlegierungen, Zink, Kupfer und Siliciumverbindungen erzeugt werden, und für die chemische Industrie, die v. a. Kunstdünger und Industriechemikalien produziert, ist die preisgünstige Energie aus Wasserkraft ein entscheidender Standortfaktor. Auch die Holzverarbeitung (v. a. die Papierindustrie) ist wirtschaftlich von Bedeutung, während sich der Schiffbau seit 1975 in einer schweren Krise befindet, mittlerweile aber teilweise saniert worden ist. Mit Ausnahme der Erdölgewinnung wendet sich Norwegen immer mehr von der Grundstoffverarbeitung weg hin zu hoch spezialisierten Verarbeitungsprozessen (Maschinenbau, elektrotechnische und elektronische Industrie).
 
Tourismus:
 
Norwegen ist ein beliebtes Urlaubsland, wobei der Tourismus besonders in den strukturschwachen, peripheren Regionen weiter ausgebaut wird. 1993 gab es 14 Mio. Übernachtungen, davon ein Drittel ausländische Gäste. Diese besuchen v. a. die Fjorde der Westküste und den Norden mit der Mitternachtssonne und dem Nordkap. Im Winter sind die Wintersportzentren (z. B. Geilo im Hallingdal) Hauptattraktionen.
 
Außenwirtschaft:
 
Mehr als zwei Dekaden des Erdölbooms haben die ökonomische Entwicklung bestimmt und viel zur weiteren Einbindung Norwegens in die internationale Arbeitsteilung beigetragen. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Exporte (1965-80: 8,2 %, 1980-88: 6,3 %, 1988-94: 10,2 %) war sehr viel höher als die der Importe (3,0 %, 3,5 % beziehungsweise 5,2 %). Durch die seit 1990 stark gestiegenen Öl- und Gasexporte weist Norwegen einen Leistungsbilanzüberschuss aus, der 1994 bei rd. 3 % des BIP lag. Durch diese Überschüsse konnten die norwegischen Auslandsschulden von 20 % des BIP Ende der 1980er-Jahre auf 5 % des BIP 1994 abgebaut werden. Bei den Ausfuhrgütern dominieren Brennstoffe, Metalle und Metallwaren, Maschinenbau- und elektrotechnische Erzeugnisse sowie Fisch und Fischprodukte. Wichtigste Handelspartner sind sowohl auf der Einfuhr- als auch auf der Ausfuhrseite die EU-Staaten. Von den Exporten gehen (1994) 20,9 % nach Großbritannien, 12,1 % nach Deutschland und 9,5 % in die Niederlande. Wichtigste Importeure sind (1994) Schweden (14,9 %), Deutschland (13,9 %) und Großbritannien (10,3 %).
 
Verkehr:
 
Die geographische Ausdehnung, die geringe Bevölkerungsdichte, die schwere Zugänglichkeit weiter Gebiete und klimatische Einflussfaktoren erschweren den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Die Streckenlänge der Staatsbahnen (NSB) beträgt (1993) 4 023 km; davon sind 60 % elektrifiziert; nur 99 km sind zweigleisig befahrbar. Oslo hat seit 1909 Eisenbahnverbindung mit Bergen (die 471 km lange Bergenbahn durchfährt in der Hardangervidda 186 Tunnel) und seit 1944 mit Stavanger (Sørlandbahn). Wichtig ist die Ofotbahn, die jährlich rd. 15 Mio. t Eisenerz von Kiruna nach Narvik transportiert. Das Straßennetz hat eine Länge von (1996) 90 262 km; davon waren (1991) 68 % mit fester Decke. Besonders im Winter ergeben sich große Probleme bei der Bewältigung des Straßenverkehrs. Erst 1967 wurde die erste winterfeste Straßenverbindung, die Haukelistraße, zwischen Oslo und Bergen eröffnet, die Teile der Hardangervidda in fünf Tunneln von insgesamt 14,3 km Länge durchquert. Mit der Eröffnung des 24,5 km langen Lærdaltunnels im November 2000 wurde die letzte Lücke der Autobahnverbindung zwischen Oslo und Bergen geschlossen. Die Pkw-Dichte liegt (1994) bei 380 Einheiten pro 1 000 Einwohner.
 
Die Handelsflotte ist seit 1975 von 26,2 Mio. BRT (7,6 % der Welthandelsflotte) auf (1987) 6,4 Mio. BRT (1,6 %) geschrumpft. Seit Einführung des Norwegian International Ship Register (1987) hat sie sich wieder auf (1994) 22,4 Mio. BRT erhöht (rd. 5,5 % der Welthandelsflotte). Stark expandierend war die Offshoreflotte; in den Jahren des Erdölbooms wurden mehr als 400 Bohrschiffe und Hilfsfahrzeuge in den Verkehr gebracht, 1994 besaß Norwegen 142 Öltanker mit 8,96 Mio. Bruttotonnen. Stark zugenommen hat auch der Fährverkehr innerhalb Norwegens (»Hurtigrute«) sowie zwischen Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Deutschland und Schweden. Auf neun Fährlinien werden (1989) rd. 4 Mio. Passagiere, rd. 450 000 Pkw und knapp 120 000 Lkw transportiert. Norwegen ist über Det Norske Luftfartselskap A/S zu zwei Siebtel Teilhaber am Scandinavian Airlines System (SAS). Zusammen mit drei weiteren nationalen Luftverkehrsgesellschaften wird von der SAS auch der Inlandsverkehr (1993 rd. 8 Mio. Passagiere) durchgeführt. Wichtigster internationaler Flughafen ist Gardermoen nördliches Oslo; daneben gibt es 38 Flugplätze.
 
 
Zur Vor- und Frühgeschichte Nordeuropa.
 
 Wikingerzeit bis zur Kalmarer Union
 
Bis in das 9. Jahrhundert hinein zerfiel das Gebiet der Norweger in Teilkönigreiche sowie in »Landschaften« unter der Führung einer bäuerlichen Aristokratie, die durch Kriegszüge und Handel in England, Irland und dem Frankenreich zu beträchtlichem Reichtum gekommen war. Die Expansion der Norweger während der Wikingerzeit (Ende 8. Jahrhundert bis Mitte 11. Jahrhundert) umfasste Teile Mittel- und Nordenglands, Schottlands, die Orkney- und Shetlandinseln, die Hebriden, die Insel Man und die Küstenregionen Irlands, die Färöer und schließlich Island und Grönland. - Ausgehend von seinen Stammgebieten im südwestlichen und östlichen Norwegen unternahm der Kleinkönig Harald I. Schönhaar (✝ um 933) aus dem Geschlecht der Ynglinge den Versuch, auch die übrigen Kleinkönigtümer unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Dies gelang ihm in der Schlacht am Hafrsfjord (bei Stavanger, 872?). Seine Machtbasis beschränkte sich indessen auf West- und Südostnorwegen. Viele Häuptlings- und Kleinkönigsgeschlechter verließen nach dieser ersten »Reichssammlung« das Land und siedelten sich im kurz zuvor entdeckten Island an. Das Eroberungs- und Einigungswerk Haralds hatte jedoch keinen Bestand. Erst 1047 wurde Harald III., der Strenge, der Gründer Oslos, als Alleinkönig anerkannt. - Das Christentum kam über England nach Norwegen und wurde von den teilweise in England aufgewachsenen Missionskönigen Håkon I., dem Guten (um 935-961), Olaf I. Tryggvasson (995-1000) und Olaf II. Haraldsson (»dem Heiligen«, 1015-28) zum Teil gewaltsam und gegen den Widerstand der auf Unabhängigkeit bedachten Jarle (»Fürsten«) von Trondheim verbreitet. Olaf Haraldsson wurde bald nach seinem Tod in der Schlacht von Stiklestad (29. 7. 1030 als Heiliger verehrt. Er ist noch heute der Nationalheilige Norwegens. Zentrum seines Kultes war Nidaros (heute Trondheim), das 1152 norwegischer Erzbischofssitz wurde. Bis dahin hatten die norwegischen Bistümer dem Erzbistum Lund (Schweden) unterstanden. - Rechtlich-administrativ war das Land am Ausgang der Wikingerzeit in vier große, vom Königtum zunächst unabhängige Thingbezirke aufgeteilt, die dann im 12. und 13. Jahrhundert ihre eigenen Rechtsbücher besaßen, sowie in zahlreiche »Schiffsgestellungsbezirke«, die im Rahmen des königlichen Heeresaufgebots eine bestimmte Anzahl von Kriegsschiffen zu bemannen und auszurüsten hatten (Leidang). - Die außenpolitischen Interessen der norwegischen Könige des 11. Jahrhunderts waren v. a. nach Süden (Auseinandersetzungen mit Dänemark) und Westen ausgerichtet; Harald III., der Strenge, fiel 1066 bei einem Eroberungsfeldzug in England; sein Enkel Magnus III. Barfot (1093-1103) suchte in drei Kriegszügen die norwegische Herrschaft auf den schottischen Inseln und in Irland zu festigen.
 
Die Periode zwischen 1130 und 1240 war durch Bürgerkriege geprägt, bei denen es nicht nur um dynastische Thronfolgeauseinandersetzungen ging - besondere Spannungen erwuchsen aus dem kombinierten Wahl- und Erbkönigtum -, sondern letztlich um die Machtverteilung zwischen Königtum, Kirche, bäuerlicher Aristokratie und freien Bauern. Insbesondere der inzwischen gut organisierten Kirche gelang es, ihren Vormachtanspruch gegenüber dem Königtum durchzusetzen, indem sie durch die Krönung Magnus' V. Erlingsson (1163 oder 1164; die erste Königskrönung im Norden) nicht nur dessen Thronanspruch legitimierte, sondern auch ein der Kirche ergebenes Erbkönigtum etablierte (Reichstag zu Bergen 1163/64). Die Gegner dieser Kirchenpolitik (die Bürgerkriegspartei der »Birkebeiner«) errangen indessen unter ihrem Anführer Sverre Sigurdsson (1184-1202) über die Parteigänger Magnus Erlingssons und der Bischöfe (die »Bagler«) 1184 einen entscheidenden Sieg. Sverre bestieg den Thron, machte sich zum Oberherrn der norwegischen Kirche und ließ sich 1194 krönen. Erst in der langen Regierungszeit Håkons IV. Håkonsson (1217-63) hörten die Bürgerkriegswirren auf. Das Königtum ging gefestigt daraus hervor. Der Königshof in Bergen war glanzvoller Mittelpunkt einer nach dem Kontinent hin orientierten Oberschicht, die europäische höfische Kultur und Literatur (in norwegischen Übersetzungen) rezipierte. Norwegen hatte in dieser Zeit die größte territoriale Ausdehnung seiner Geschichte: 1261 wurde Grönland, 1262 Island norwegisch, zum Reich gehörten weiterhin die Färöer, die Orkneyinseln, die Hebriden, die Insel Man und die heute schwedischen Provinzen Jämtland und Bohuslän. Håkons Sohn Magnus VI. Lagabøter (»der Gesetzesverbesserer«, 1263-80) beendete schließlich den Streit mit der Kirche, der eine eigene Gerichtsbarkeit und die freie Besetzung der Kirchenämter zugesprochen wurde (Konkordat von Tønsberg 1277). Unter ihm wurden die Regionalrechte zu einem landesweit gültigen Reichsrecht zusammengefasst (1274/76). Håkon V. Magnusson (1299-1319) machte Oslo zur Hauptstadt des Reiches.
 
Wirtschaftlich geriet Norwegen nach 1300 immer mehr in Abhängigkeit von der Hanse, die sich Mitte des 13. Jahrhunderts in Bergen niedergelassen hatte. Ab circa 1350 waren die meist aus Lübeck stammenden deutschen Kaufleute in einem »Kontor«, der »Deutschen Brücke« zu Bergen, organisiert, exportierten norwegischen Fisch und versorgten das Land mit lebenswichtigem Getreide und konnten so auch politisch in Norwegen Einfluss nehmen. Nach der Pest 1349-50, der große Teile der Bevölkerung zum Opfer fielen, war Norwegen auf einem wirtschaftlichen Tiefpunkt angelangt.
 
 Von der Kalmarer Union zum unabhängigen Königreich
 
Als mit dem Tod Håkons V. 1319 das norwegische Königshaus im Mannesstamm ausstarb, kam die Krone an Magnus VII. Eriksson, Sohn der Tochter Håkons V., Ingeborg, und des Bruders König Birgers von Schweden, Erich. Nach der Vertreibung Birgers wurde Magnus auch in Schweden als König anerkannt (1319), musste aber 1343 Norwegen seinem Sohn Håkon VI. Magnusson abtreten (ab 1355 dort eigenständig regierend). Håkon wurde 1362 auch in Schweden gewählt, dort 1363 aber wieder abgesetzt. Seine Gemahlin Margarete erhielt nach dem Tod ihres Sohnes Olaf IV. Håkonsson 1387 die dänische und norwegische, durch den Sieg von Falköping 1389 über Albrecht von Schweden auch die schwedische Krone. Die Nachfolge sicherte sie ihrem Großneffen Erich von Pommern durch die Kalmarer Union (1397).
 
Die dänisch-norwegische Union:
 
Während Schweden sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts gewaltsam aus der Union zu lösen begann, wählte 1450 der norwegische Reichsrat Christian I. von Dänemark zum König (Unionsvertrag von Bergen). Bis 1814 wurde Norwegen von dänischen Königen aus dem Hause Oldenburg regiert. Obwohl Norwegen Selbstständigkeit zugesichert war, wurde es immer mehr zum dänischen Vasallenstaat ohne politische Befugnisse, doch mit eigenen Gesetzen und Gerichten. 1536 wurde die Reformation in Norwegen eingeführt, im selben Jahr die norwegische Selbstverwaltung durch Christian III. aufgehoben (seit 1572 Amt eines Statthalters).
 
1472 gingen Norwegen die Orkney- und die Shetlandinseln, in der Folge der schwedisch-dänischen Kriege Jämtland und Härjedalen (1645) sowie Bohuslän (1658) verloren.
 
Im 18. Jahrhundert erlebte Norwegen eine von Dänemark sehr verschiedene sozialgeschichtliche Entwicklung. Die Bauern, die weitgehend nicht in die Abhängigkeit des zahlenmäßig schwachen Adels geraten waren, wurden durch den Kauf von Kron-, Adels- und Kirchenland großenteils zu Grundeigentümern. In der Auseinandersetzung mit der zentralen dänischen Verwaltung und gegenüber der mit der raschen Bevölkerungszunahme wachsenden Schicht der Bauern ohne Grundbesitz (Husmenn, »Häusler«) entwickelten sie ein ausgeprägtes ständisches Bewusstsein. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang im 14./15. Jahrhundert war nach 1500 eine deutliche Verbesserung der Wirtschaftslage zu verzeichnen. Die Hanse spielte keine dominierende Rolle mehr; wichtig blieb Fischexport, hinzu traten Schiffbau, Holzwirtschaft (Sägemühlen), im 16. und 17. Jahrhundert der Bergbau auf Silber, Kupfer und Eisen sowie die stetige Vergrößerung der Handelsflotte. Diese günstige Entwicklung wurde durch die Einführung des Absolutismus 1660 noch verstärkt. Der Handel war v. a. nach England und Holland ausgerichtet. 1624 brannte Oslo vollständig nieder und wurde unter dem Namen Christiania (bis 1924; spätere Schreibweise Kristiania) wieder aufgebaut.
 
Die schwedisch-norwegische Union:
 
Im Frieden von Kiel (14. 1. 1814 erreichte der schwedische Kronprinz Karl Johann (Karl, Herrscher, Schweden) von Dänemark die Abtretung Norwegens mit Ausnahme von Island, Grönland und den Färöern. Jedoch beschloss eine gewählte Versammlung in Eidsvoll am 17. 5. 1814 eine liberale Reichsverfassung und wählte den dänischen Statthalter, Prinz Christian Friedrich (später auch als Christian VIII. König von Dänemark), zum König von Norwegen. Durch den Einmarsch schwedischer Truppen erzwang Karl Johann am 4. 11. 1814 die Wahl des Königs von Schweden, Karl XIII., zum norwegischen König. Die Verfassung vom 17. 5. 1814 wurde mit einigen Änderungen beibehalten. Norwegen erreichte aber nicht die Gleichstellung in der Union; es gab einen norwegischen Staatsrat, aber der König wurde in Norwegen von einem Vizekönig oder Statthalter vertreten; Schweden bestimmte die Außenpolitik.
 
Die Regierungszeit Karls XIV. Johann (1818-44) war geprägt vom Kampf des Stortings gegen die königliche Gewalt. Das Storting setzte die Abschaffung des Adels durch (1821) und verwarf die beantragte Einführung eines unumschränkten Einspruchsrechts des Königs (1824). Die Opposition wurde unter Oskar I. (1844-59), der den Norwegern ihr eigenes Reichswappen und ihre Flagge bewilligte, schwächer. Oskar II. (1872-1905) hob 1873 das Statthalteramt auf. In den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts bildete sich unter der Führung des Stortingpräsidenten J. Sverdrup eine bäuerliche Linke in Opposition gegen die konservative Regierungspartei. Nach dem Wahlsieg der Linken von 1882 kam es durch die Verurteilung der konservativen Regierung Selmers durch das Reichsgericht zu einer neuen Krise, deren Lösung 1884 die Beauftragung Sverdrups mit der Bildung des Kabinetts brachte. Durch diese aus der Mehrheit des Stortings hervorgegangene Regierung siegte der Parlamentarismus in Norwegen.
 
Neben dem Kampf um Eigenständigkeit innerhalb der Union mit dem Ziel der vollständigen Souveränität und der Entwicklung eines liberalen Parlamentarismus ging es im finanziell schwachen und infrastrukturell unterentwickelten Norwegen auch um die Förderung des ökonomischen und technischen Bereichs: 1816 Gründung der Bank von Norwegen; 1854 erste Eisenbahnlinie; 1909 Vollendung der Eisenbahnstrecke Oslo-Bergen; vor 1900 konsequente Nutzung der Wasserkraft zur Elektrizitätsgewinnung als Voraussetzung für die Industrialisierung; Aufbau einer Handelsflotte (zu Beginn des Ersten Weltkriegs die drittgrößte der Erde). Es war indessen nicht zu verhindern, dass ab etwa 1850/60 bis 1914 rund 1 Mio. Norweger nach Nordamerika auswanderten (Höhepunkte der Auswanderungswelle: 1879, 1882, 1893). Die Männer erhielten 1898 das allgemeine Stimmrecht, die Frauen 1913.
 
 Das unabhängige Königreich
 
Die Entwicklung der folgenden Zeit führte zur Auflösung der Union. 1899 beschloss das Storting, die norwegische Flagge trotz Einspruchs des Königs ohne Unionszeichen einzuführen. Ebenso hatte die wachsende norwegische Außenschifffahrt die Frage einer diplomatischen Vertretung Norwegens im Ausland zu einer Belastungsprobe für die Union werden lassen. 1905 wurde das Gesetz zur Errichtung eigener Konsulate vom Storting angenommen, vom König aber nicht genehmigt. Als daraufhin Oskar II. das Rücktrittsgesuch der Regierung ablehnte, löste das Storting durch Beschluss vom 7. 6. 1905 die Union. Eine Volksabstimmung bestätigte am 13. 8. die Entscheidung, und Oskar II. dankte ab. Nachdem eine zweite Volksabstimmung am 12./13. 11. 1905 eine große Mehrheit für die Monarchie ergeben hatte, wählte das Storting den dänischen Prinzen Karl zum König, der als Håkon VII. den Thron bestieg. Im Vertrag von Kristiania (2. 11. 1907 übernahmen das Deutsche Reich, Frankreich, Großbritannien und Russland die Garantie für Norwegens Integrität.
 
Im Ersten Weltkrieg konnte Norwegen seine Neutralität wahren, doch führten die traditionellen Bindungen an Großbritannien und die USA zu einer die Alliierten unterstützenden öffentlichen Meinung. Da die Handelsflotte häufig im Auftrag der Alliierten fuhr, die Versorgung der Bevölkerung weitgehend von der Schifffahrt abhing und die Fisch- und Kupferexporte bei den Kriegsgegnern gleichermaßen begehrt waren, sah sich Norwegen durch die britische Blockade und den deutschen U-Boot-Krieg erheblichen Versorgungsschwierigkeiten, diplomatischen Konflikten und den Angriffen deutscher U-Boote ausgesetzt. Am Ende des Krieges hatte Norwegen fast 50 % seiner Handelsflotte verloren (820 Schiffe, über 1 Mio. BRT).
 
1919 wurde für das Storting die Verhältniswahl festgelegt. 1920 sprach der Völkerbund Spitzbergen Norwegen zu. 1921 trennten sich die Kommunisten von den Sozialdemokraten. Die radikalmarxistische Arbeiterpartei, die stärkste Partei, gelangte vorübergehend Anfang 1928 und 1935 für eine längere Periode (Kabinett Nygaardsvold, seit 1940 in London) an die Regierung. Die Hauptsorge galt der Überwindung der Wirtschaftskrise, der Förderung des Landbaues und der Verbesserung der Sozialversicherung.
 
In ihrer Außenpolitik arbeiteten die Regierungen eng mit dem Völkerbund zusammen. Die Ansprüche Norwegens auf das nördliche Grönland wurden 1933 vom Haager Schiedsgericht zugunsten Dänemarks abgewiesen.
 
Auch im Zweiten Weltkrieg erklärte sich Norwegen als neutral. Pläne zur Beherrschung der norwegischen Küste, insbesondere des Hafens Narvik, über den schwedischen Eisenerz nach Deutschland ausgeführt wurde, existierten auf deutscher wie auf alliierter Seite. Nach der Verminung der norwegischen Gewässer durch die britische Marine erfolgte der deutsche Angriff am 9. 4. 1940 (»Weserübung«). Die norwegische Armee musste sich zurückziehen, kapitulierte aber erst nach zähem Widerstand am 10. 6. 1940 (unterstützt durch ein britisches, polnisches, französisches Expeditionskorps in Nordnorwegen vom 18. 4. bis 7. 6.). Norwegens Regierung und die königliche Familie gingen nach London ins Exil. Am 24. 4. 1940 setzte Hitler als Reichskommissar J. Terboven ein, von dem die 1942 gebildete Regierung unter V. Quisling abhängig war. Der Widerstand der norwegischen Bevölkerung wurde mit Härte bekämpft. Nordnorwegen wurde beim Rückzug der deutschen Truppen Ende 1944 zerstört und die Zivilbevölkerung vertrieben. Die deutschen Truppen kapitulierten am 4. 5. 1945.
 
Nach dem Ende der deutschen Besetzung mussten sich Quisling und andere Kollaborateure vor Sondergerichten verantworten. Die Wahlen vom Oktober 1945 brachten der Arbeiterpartei die absolute Mehrheit, die sie (mit kurzer Unterbrechung) bis 1965 behauptete (Ministerpräsident u. a. E. Gerhardsen [1945-51, 1955-63, 1963-65]). 1957 bestieg Olaf V. den Thron. 1965-71 bildeten die bürgerlichen Parteien eine Koalitionsregierung (Ministerpräsident Per Borten). Außenpolitisch gab Norwegen seine Neutralität auf und trat 1949 der NATO bei; nachdem ein EG-Beitritt im September 1972 in einer Volksabstimmung abgelehnt worden war, schloss Norwegen 1973 einen Freihandelsvertrag mit den EG. In den Parlamentswahlen seit den 70er-Jahren dominierte die Arbeiterpartei, sie stellte 1971-72 und 1973-76 mit T. Bratteli, 1976-81 mit Odvar Nordli und 1981, 1986-89 sowie 1990-96 mit Frau Gro Harlem Brundtland die Ministerpräsidenten Konservative Minderheitskabinette bestanden 1981-86 unter Kåre Willoch und 1989-90 unter J. P. Syse. Nach dem Tod König Olafs V. (17. 1. 1991) wurde König Harald V. Staatsoberhaupt. Am 25. 11. 1992 beantragte Norwegen formell seine Aufnahme in die EG; allerdings bildete sich parallel zu den Beitrittsverhandlungen der Regierung eine parteienübergreifende Bewegung »Nein der EG«. Nachdem sich am 16. 3. 1994 die Regierung und die nunmehrige EU über die Beitrittsbedingungen geeinigt hatten, lehnte die Bevölkerung in einem Referendum am 27./28. 11. 1994 mit 52,2 % der Stimmen die Mitgliedschaft ab. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion suchte Norwegen mit den anderen norden Staaten die Zusammenarbeit mit Russland (1993 Bildung des Barentsrates); wiederholt trat es als Vermittler in Konflikten auf (so ab 1993 der norwegische Außenminister T. Stoltenberg für die UNO im Jugoslawienkonflikt, im selben Jahr sein Amtsnachfolger J. J. Holst im Nahostkonflikt; 2000 Vermittlungsversuch im Tamilenkonflikt Sri Lankas).
 
Nach dem Rücktritt Brundtlands (Oktober 1996) wurde Thorbjørn Jagland, der 1992 den Vorsitz über die Arbeiterpartei übernommen hatte, Ministerpräsident. Nach den Parlamentswahlen im September 1997, aus denen die Arbeiterpartei zwar wieder als stärkste Partei hervorging, aber - da sie leichte Stimmeinbußen hinnehmen musste - die Regierungsverantwortung abgab, bildete sich im Oktober 1997 eine Koalitionsregierung aus Christlicher Volkspartei, Zentrumspartei und Liberaler Partei (Venstre) unter Ministerpräsident Kjell Magne Bondevik (Christliche Volkspartei). Bei den landesweiten Kommunalwahlen im September 1999 erzielte die Arbeiterpartei mit 28,2 % der abgegebenen Stimmen ihr schlechtestes Ergebnis seit 1925; demgegenüber legte die konservative Høyre (21,3 %) zu, drittstärkste Kraft wurde die rechtspopulistische Fortschrittspartei (13,4 %). Nach Kontroversen zur Energie- und Umweltpolitik (Bau von Gaskraftwerken) verlor die Regierung Bondevik im März 2000 eine Vertrauensabstimmung im Parlament und trat zurück; daraufhin wurde J. Stoltenberg (Arbeiterpartei) Ministerpräsident eines sozialdemokratischen Minderheitskabinetts (Vergabe von acht der neunzehn Ministerposten an Frauen). Bei den Parlamentswahlen im September 2001 erzielte die Arbeiterpartei mit rd. 24 % der Stimmen das schlechteste Ergebnis seit 1924 und musste die Regierungsverantwortung an eine Mitte-rechts-Regierung unter Bondevik (seit Oktober 2001 im Amt) abgeben.
 
 
M. Gerhardt: Norweg. Gesch. (21963);
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Zeitschrift: Historisk Tidsskrift (Oslo 1876 ff.).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Wikinger: Im Drachenboot zu fernen Ufern
 
Dänemark, Norwegen: Neuaufbau im Norden
 

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Nọr|we|gen; -s: Land in Nordeuropa.

Universal-Lexikon. 2012.