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Madeira
Ma|dei|ra 〈[ -de:-] m. 6Süßwein aus Madeira

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1Ma|dei|ra [ma'de:ra]:
Insel im Atlantischen Ozean.
2Ma|dei|ra [ma'de:ra ], Madera, der; -[s], -[s]:
Süßwein aus 1Madeira.

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I
Madeira
 
[ma'deːra], Madeirawein, gespriteter Wein von der Insel Madeira, ein Verschnittwein verschiedener Traubensorten (ist eine Sorte auf dem Etikett angegeben, muss ihr Anteil an diesem Wein mindestens 85 % betragen), meist auch verschiedene Jahrgänge (eine Jahrgangsangabe bezieht sich auf den jüngsten am Verschnitt beteiligten Wein); zugelassen sind seit 1970 nur noch 15 Rebsorten, darunter vier »gute« und sechs »noble« (»castas nobres«; nur ihre Angabe auf dem Etikett ist erlaubt), deren vier wichtigste bezeichnen auch die vier gängigen Madeiratypen: Sercial (trocken, duftig), Verdelho (eine weiße Traubensorte; halbtrocken), Bual (halbsüß) und Malmsey (das ist Malvasier; süß). Einfache Madeira stammen überwiegend aus der Rebsorte Tinta Negra Mole. Entscheidend bei der Madeirabereitung sind die Spritung, die je nach Rebsorte (und damit gewünschtem Madeiratyp) in unterschiedlichen Gärstadien erfolgt, und die anschließende Wärmebehandlung des Jungweins, die je nach Qualität in unterschiedlichen Räumen und auf unterschiedlicher Temperatur (30-50 ºC) erfolgt. Diesem Prozess schließt sich die Reifung an. Einfache Madeiraweine werden nach einer Tanklagerung von 18 Monaten bis 3 Jahren fassweise ausgeliefert. Feinste Madeiraweine lagern ohne künstlicher Erhitzung in 600-l-Fässern mindestens 20 Jahre, zum Teil sogar 100 Jahre. Sie werden erst nach der Lagerung jahrgangsweise abgefüllt.
 
II
Madeira
 
[ma'deːra, portugiesisch ma'ȓaɪrə],
 
 1) jungvulkanische Inselgruppe im östlichen Atlantischen Ozean, 500 km nordwestlich von Afrika, besteht aus den Inseln Madeira, Porto Santo sowie den unbewohnten Desertas-Inseln (18 km2), die nur von Fischern und Jägern aufgesucht werden. Die Inselgruppe bildet mit den weiter südlich gelegenen Selvagens-Inseln den portugiesischen Distrikt (seit 1976 auch Autonome Region, ehemalig Funchal) Madeira mit 794 km2 und 260 000 Einwohnern.
 
 
 2) Hauptinsel von 1), 740 km2, hat die Form eines ovalen Schildes, 58 km lang, 23 km breit, im Pico Ruivo de Santana 1 862 m über Madeira; am Rand durch schluchtartige Täler (Ribeiras) stark zerschnitten, mit hoher Kliffküste, die nur wenige Sandbuchten aufweist; die Küstenfelsen zählen zu den höchsten der Erde (am Kap Girão 580 m hoch). Madeira liegt den größten Teil des Jahres im Bereich des Nordostpassats. Die Südflanke ist trocken (unter 600 mm jährlicher Niederschlag), Nordabdachung und Höhenregion sind immerfeucht (2 000-3 000 mm). Entsprechend führen die nordseitigen Flüsse dauernd, die südseitigen nur vorübergehend Wasser. Ein Bewässerungssystem gleicht den Wassermangel der Südseite weitgehend aus. Die ursprüngliche Waldvegetation wurde stark zurückgedrängt; Reste eines Lorbeerwaldes (immergrün, v. a. endemische Arten) finden sich im Norden ab 300 m über Madeira, im Süden ab 600 m aufwärts; in den höheren Lagen dominiert Baumheide. Besonders im Süden und Osten wurde in jüngerer Zeit mit Strandkiefern und Eukalypten aufgeforstet.
 
Die Bevölkerung (1995: 257 300 Einwohner; eingewanderte Portugiesen) wohnt überwiegend in Küstennähe. Lockere Dörfer und Weiler sowie Streusiedlungen reichen bis 800 m über Madeira. Die Hochregion selbst ist fast menschenleer. Nur ein knappes Drittel der Insel ist Kulturland (dort sehr hohe Bevölkerungsdichte); starke Auswanderung. Universitätsinstitut (1976 gegründet) in Funchal.
 
Wirtschaft:
 
Meisterhafte (zum Teil durch Tunnel geführte) Zuleitungskanäle ermöglichen auf terrassierten Hängen bis 300 m über Madeira - besonders im S - intensiven Anbau von Bananen, Zuckerrohr und Blumen (Orchideen, Strelitzien); bis 600 m über Madeira Weinbau (jährliche Produktion 70 000 hl; Madeira), ferner Kulturen von Bataten, Kartoffeln, Gemüse aller Art und Getreide (meist Weizen); bis 1 000 m über Madeira reichen mediterrane und mitteleuropäische Obstbäume. Intensive Rinderzucht (Stallfütterung) mit Butterproduktion. An der Küste Fischfang (Thunfische, Makrelen u. a.). Ein Großteil der Frauen stellen Spitzen und Stickereien her (Madeirastickerei). Dieser Gewerbezweig, um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Heimindustrie eingeführt, wird heute durch ostasiatische Konkurrenz stark beeinträchtigt. In Funchal arbeitet eine Zuckerfabrik mit Schnapsbrennerei; außerdem gibt es Tabakwarenfabriken und Großbäckereien. Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist der Fremdenverkehr (1995: 649 000 Gäste); schon vor 100 Jahren wurden die Sanatorien von Monte oberhalb von Funchal aufgesucht. Flughafen im Südosten bei Machico.
 
Geschichte:
 
Die schon den Phönikern bekannte Inselgruppe wurde von Portugiesen neu entdeckt (1418 Porto Santo, 1420 Madeira) und im Auftrag Heinrichs des Seefahrers besiedelt. Seit 1514 war Madeira eigenständiges Bistum, zwischen 1580 und 1640 unter spanischer Herrschaft. 1801 sowie 1807-14 war es von Großbritannien besetzt.
 
 
Literatur:
 
W.-D. Blümel: M. Demographie, Sozialstruktur u. wirtschaftl. Situation einer überbevölkerten Insel (1973);
 W. Pfitzer: Der Fremdenverkehr M.s (1977);
 W. Dahle: M. Kultur u. Landschaft auf Portugals »Blumeninsel«. .. (1986).
 
 3) Rio Madeira ['rriu ma'deɪ̯ra], rechter und größter Nebenfluss des Amazonas, Brasilien, entsteht an der bolivianischen Grenze, 250 km südwestlich von Pôrto Velho aus dem Zusammenfluss von Río Mamoré und Río Beni, mündet 150 km östlich von Manaus, 3 200 km lang, Einzugsgebiet 1,16 Mio. km2; Weißwasserfluss. Stromschnellen behindern die Schifffahrt auf dem R. Madeira oberhalb von Pôrto Velho (1907-12 Bau der 366 km langen Mamoré-Madeira-Bahn zur Umgehung der Stromschnellen), das zeitweise von kleineren seetüchtigen Schiffen erreicht werden kann. Der R. Madeira umfließt mit einem Seitenarm die Ilha Tupinambarana (300 km lang, bis 50 km breit) vor seiner Mündung in den Amazonas.
 

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Ma|dei|ra [ma'de:ra], der; -s, -s [nach der port. Insel Madeira]: Süßwein aus Madeira.

Universal-Lexikon. 2012.