1Mẹ|xi|ko; -s:
Staat in Mittelamerika.
2Mẹ|xi|ko:
Mexiko-Stadt.
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I Mẹxiko,
Fläche: 1 964 375 km2
Einwohner: (2000)97,4 Mio.
Hauptstadt: Mexiko
Amtssprache: Spanisch
Nationalfeiertag: 16. 9.
Währung: 1 Mexikanischer Peso (mex$) = 100 Centavos (¢)
Zeitzone: 500 Mexiko = 1200 MEZ
spanisch México ['mɛxiko], amtlich Estạdos Unịdos Mexicạnos [mɛxi-], deutsch Vereinigte Mexikanische Staaten, Staat in Mittelamerika, zwischen dem Golf von Mexiko und dem Pazifik, grenzt im Norden an die USA, im Südosten an Belize und Guatemala; außer zahlreichen küstennahen Inseln gehören zu Mexiko die weiter entfernten, unbewohnten pazifischen Inseln Isla de Guadalupe (264 km2) und Islas Revillagigedo (830 km2). Mexiko ist das drittgrößte Land Lateinamerikas (unter den Staaten der Erde an 14. Stelle), hat eine Fläche von 1 964 375 km2 und (2000) 97,4 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Mexiko (amtlich Ciudad de México), Amtssprache ist Spanisch. Währung: 1 Mexikanischer Peso (mex$) = 100 Centavos (¢). Uhrzeit: 500 Mexiko = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Nach der am 5. 2. 1917 proklamierten Verfassung (mehrfach, zuletzt 1996, revidiert) ist Mexiko eine föderative Republik mit Präsidialsystem. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Regierungschef ist der mit weit reichenden Vollmachten ausgestattete Präsident, der für die Dauer von sechs Jahren (ohne Wiederwahlmöglichkeit) direkt gewählt wird. Der Präsident ernennt und entlässt die Mitglieder des Kabinetts sowie den Generalstaatsanwalt. Die Legislative liegt beim Unionskongress (Zweikammerparlament), bestehend aus der Abgeordnetenkammer (500 Abgeordnete, davon 300 in Einzelwahlkreisen für drei Jahre direkt gewählt; 200 Sitze werden nach dem Verhältniswahlsystem über Regionallisten besetzt) und dem Senat (128 auf sechs Jahre gewählte Mitglieder, vier Sitze je Bundesstaat). Gemäß der Wahlrechtsreform von 1996 darf künftig keine Partei über mehr als 300 Mandate in der Abgeordnetenkammer verfügen, selbst wenn sie eine entsprechend hohe Anzahl von Stimmenprozenten erhalten sollte. Damit soll ausgeschlossen werden, dass eine Partei allein über eine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit verfügt. Die Funktionen des Obersten Wahlgerichts - v. a. bei der Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit von Wahlgesetzen - wurden erweitert; es gehört nunmehr zur Legislative.
Parteien:
Einflussreichste Parteien sind der konservativ-katholische Partido Acción Nacional (PAN, gegründet 1939), der sozial-liberale Partido Revolucionario Institucional (PRI, 1928 als Partido Nacional Revolucionario gegründet, seit 1946 heutige Bezeichnung), der sozialdemokratischen Partido de la Revolución Democrática (PRD, gegründet 1989), der Partido de Trabajo (PT; gegründet 1991), ein Sammelbecken linker Kräfte, und der Partido Verde Ecologista (PVEM).
Das mexikanische Gewerkschaftswesen ist stark zersplittert. Die wichtigsten der sieben großen Dachverbände sind die Confederación de Trabajadores de México (CTM, gegründet 1936, 5,5 Mio. Mitglieder) und die Unión General de Obreros y Campesinos de México (UGOCM, gegründet 1949, 7,5 Mio. Mitglieder).
Das Wappen (1823) geht auf die Legende zurück, wonach Priester den noch ständig umherziehenden Azteken auftrugen, sich dort niederzulassen, wo sie einen Adler (Symbol des Guten) entdeckten, der inmitten eines Sees auf einem auf Felsen wachsenden Kaktus sitzt und in seinen Fängen eine Schlange (Symbol des Bösen) hält. Dies soll am Texcocosee geschehen sein, wo dann auch die Stadt Tenochtitlán (heutige Stadt Mexiko) entstand. Diese Darstellung wird auf der einen Seite durch Lorbeerblätter ergänzt, auf der anderen Seite durch Eichenzweige. 1916 wurde die heute gültige Gestalt des Wappenadlers bestätigt, wobei kleine Änderungen bis 1968 vorgenommen wurden. Die Darstellung des Wassers und des Felsens ist aztekischen Vorbildern angeglichen.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 16. 9., der an den Beginn des Unabhängigkeitskampfes 1810 erinnert.
Mexiko besteht aus 31 Bundesstaaten und dem Bundesdistrikt der Hauptstadt Mexiko (Distrito Federal). An der Spitze der Gliedstaaten, die über eigene Verfassungen und eigene Parlamente verfügen, steht jeweils ein auf sechs Jahre direkt gewählter Gouverneur. Der Gouverneur des Bundesdistrikts wird erst seit 1997 direkt gewählt (bis dahin vom Präsidenten ernannt).
Das Rechtssystem ist von der Trennung exekutiver und legislativer Gewalten mitgeprägt. Das Gerichtswesen folgt der föderativen Struktur, indem es gesonderte Zuständigkeiten für das Bundesrecht und das Recht der einzelnen Bundesstaaten kennt. Das Bundesjustizsystem übt seine Rechtsprechung durch den Obersten Gerichtshof, 10 Bezirksgerichte und 68 Distriktgerichte aus.
Die Gesamtstärke beträgt rd. 175 000 Mann, etwa 60 000 hiervon (ausschließlich beim Heer) sind nach Losauswahlverfahren rekrutierte Wehrpflichtige mit einer Dienstzeit von 12 Monaten. Die paramilitärischen Kräfte umfassen insgesamt 120 000 Mann Miliz. Das Heer (130 000 Soldaten) ist gegliedert in je eine Panzer- und Fallschirmjägerbrigade, drei Infanteriebrigaden, eine mechanisierte Brigade (Präsidentengarde) sowie 36 selbstständige »Bezirksgarnisonen«, zu denen u. a. 80 Infanteriebataillone und 19 motorisierte »Kavallerieregimenter« gehören. Die Marine hat rd. 37 000, die Luftwaffe etwa 8 000 Mann. Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus rd. 50 leichten Panzern, 100 Kampfflugzeugen, drei Zerstörern, vier Fregatten, 41 Korvetten und 57 Kleinen Kampfschiffen. - Das Land verwendet etwa 2 % der Staatsausgaben für die Verteidigung.
Landesnatur und Bevölkerung:
Das Staatsgebiet Mexikos bildet in klimatischer wie in geologisch-geomorphologischer Hinsicht einen Übergang zwischen dem nordamerikanischen Kontinent und der zentralamerikanischen Landbrücke. Der sich von Norden zum Isthmus von Tehuantepec nach Süden auf etwas über 200 km Breite verschmälernde Hochlandblock des nördlichen und zentralen Mexiko ist im Westen (Sierra Madre Occidental, bis 3 150 m über dem Meeresspiegel) und Osten (Sierra Madre Oriental, bis 4 056 m über M.) von Randgebirgen umsäumt, die nach außen steil abfallen, binnenwärts dagegen meist sanft in das Hochland übergehen. Den südlichen Abschluss bildet die transkontinentale Vulkanzone der Cordillera Neovolcánica (Sierra Volcánica Transversal), deren vulkanische Tätigkeit auch heute noch im Gange ist (Paricutín im Michoacán, El Chichón in Chiapas), begleitet von Erdbeben (z. B. 1985 Zerstörung von rd. 100 000 Wohnungen in Mexiko-Stadt). Zu ihren größten Höhen zählen der Citlaltépetl (Pico de Orizaba, 5 700 m über M., der höchste Berg des Landes), der Popocatépetl (5 452 m über M., seit 1997 verstärkt Eruptionen) und der Iztaccíhuatl (5 286 m über M.). Das innere Hochland stellt keine einheitliche Beckenlandschaft dar, sondern ist - in Fortsetzung der Basin and Range Province der USA - durch zahlreiche isolierte Gebirgsrücken in meist abflusslose Becken gegliedert (am größten ist der Bolsón de Mapimí). Während der nördliche Teil (Mesa del Norte) wegen der Trockenheit nur spärlich besiedelt ist, bildet der südliche, feuchtere Bereich (Mesa Central) zusammen mit den in der Cordillera Neovolcánica gelegenen Becken den Hauptsiedlungsraum des Landes (u. a. das Becken der Hauptstadt Mexiko). Nach Süden fällt die Cordillera Neovolcánica steil zum Gran Valle del Sur, der Senke des Río Balsas, ab, der in einer tiefen Schlucht die Sierra Madre del Sur zum Pazifik durchbricht. Jenseits des Isthmus von Tehuantepec erstreckt sich das Gebirgsland von Chiapas; im Norden ist ihm die Kalktafel der Halbinsel Yucatán vorgelagert. Im Gegensatz zur breiten Golfküstenebene ist am Pazifik nur im Nordwesten eine breitere Ebene ausgebildet. Durch die Deltaaufschüttung des Colorado in die Senkenzone des Golfs von Kalifornien ist die Halbinsel Niederkalifornien mit dem mexikanischen Festland verbunden worden.
Das Klima Mexikos ist durch die Lage in den Rand- und Subtropen gekennzeichnet. Während die pazifische Seite ein ausgeprägtes wechselfeuchtes Klima (Regenzeit Juni bis Oktober) mit von Südosten (bis über 2 500 mm im Jahr) nach Nordwesten (bis unter 100 mm) abnehmenden Niederschlägen aufweist, fallen im Bereich der Golfküstenseite auch während der Monate November-Mai Niederschläge (im Sommer aber verstärkt); am höchsten sind sie in der Küstenebene von Veracruz und im Bergland von Chiapas (bis über 2 500 mm im Jahr). Im inneren Hochland nehmen die Jahresniederschläge von 760 mm im Süden (Stadt Mexiko) bis auf unter 100 mm an der Grenze gegen die USA ab. Nur der äußerste Nordwesten der Halbinsel Niederkalifornien gehört zum Winterregengebiet Kaliforniens. Etwa 50 % des Landes sind als arid, 30 % als semiarid zu bezeichnen. Wegen des stark differenzierten Reliefs ist im tropischen Bereich die vertikale Stufung des Klimas von großer Bedeutung. Die Tierra caliente (Veracruz: 24,8 ºC mittlere Jahrestemperatur bei geringen jahreszeitlichen Schwankungen) reicht vom Meeresspiegel bis 700-800 m Höhe (Obergrenze des Kakao-, Vanille- und Cohunepalmenanbaus), die Tierra templada (Jalapa Enríquez: 17,6 ºC mittlere Jahrestemperatur bei ebenfalls geringen Schwankungen) bis in 1 600 bis 1 700 m Höhe (Obergrenze des Baumwoll-, Zuckerrohr- und Reisanbaus); die Tierra fría, die bis 4 000-4 700 m über M. (Obergrenze der Vegetation) reicht, ist in drei Stufen gegliedert: 1) in den Bereich von 1 700 m über M. bis zur Anbaugrenze in 2 800 m Höhe (Stadt Mexiko: 15,6 ºC mittlere Jahrestemperatur bei Unterschieden zwischen Tag und Nacht von 10-15 ºC), 2) in den Bereich von 2 800 m über M. bis zur Obergrenze des Nadelwaldes (4 000-4 400 m über M.), 3) von dort bis zur Obergrenze der Grasflur (4 700 m über M.); die Tierra helada kommt nur auf einigen Vulkangipfeln vor. Im Winter können polare Kaltluftmassen als kalte Stürme (Nortes) weit nach Süden vordringen; sie bringen heftige Niederschläge mit sich und führen zu erheblichen Frostschäden in der Landwirtschaft, v. a. an der Golf- und Karibikküste. Im Sommer und Herbst wird Mexiko teilweise von tropischen Wirbelstürmen aus dem Karibischen Meer erreicht, die aufgrund orkanartiger Windgeschwindigkeiten und davon ausgelösten Flutwellen oft schwerste Schäden verursachen.
Aus der Gebirgsstruktur des Landes, der großen Nord-Süderstreckung und der Brückenlage zwischen Nord- und Südamerika resultiert eine überaus mannigfaltige Pflanzenwelt. Das innere Hochland hat im (größeren) Nordteil überwiegend Dornstrauch- und Sukkulentenformationen, die nach Süden mit zunehmenden Niederschlägen in grasreiche Höhensavannen übergehen. Von den Waldbeständen der Gebirge sind die der Cordillera Neovolcánica in besonders starkem Maße gerodet. Die pazifische Küstenebene wird nördlich des Río Yaqui - ebenso wie große Teile der Halbinsel Niederkalifornien - von Sukkulenten- und Dornstrauchformationen eingenommen, südlich des Río Yaqui von Trockenwäldern (stark gerodet) und Savannen, die Golfküstenebene im Norden (nördlich von 22 º nördliche Breite) von Trockenwäldern und Savannen, im Süden von halbimmergrünen und laubwerfenden Regenwäldern (große Flächen zu Weideland gerodet und dabei als Savannen erscheinend). Auf der Halbinsel Yucatán folgen auf die Dornstrauchsavanne in Küstennähe regengrüner Trocken- und Feuchtwald sowie immerfeuchter tropischer Regenwald am Gebirgsrand.
Die fast ausschließlich aus Spanien eingewanderten Weißen sind in der mit etwa 90 % vorherrschenden Mestizenbevölkerung aufgegangen, bei der wiederum das europäische Erbteil überwiegt (rd. 60 %). Die ethnische Gliederung beruht allerdings weniger auf physisch-anthropologischen als auf kulturell-zivilisatorischen Merkmalen beziehungsweise der Selbsteinschätzung der Bewohner; viele Indianer bezeichnen sich aus sozialen Gründen als Mestizen, weil diese als höher stehend gelten. Statistisch gesehen nimmt die Zahl der Indianer infolge Akkulturation ständig ab. Man schätzt ihren tatsächlichen Anteil an der Bevölkerung auf weniger als 10 %. Während der spanischen Besiedlung in der Kolonialzeit blieben sie v. a. in den kaum nutzbaren Randgebieten im traditionellen Stammesverband oder in Reduktionen erhalten. Seit 1972 führt die Regierung ein besonderes Programm zur Integration der nicht Spanisch sprechenden Indianer durch (1990: 1,2 % der Gesamtbevölkerung).
Bedingt durch die Wirren der Revolution stieg die Bevölkerung Mexikos zu Beginn des Jahrhunderts nur langsam von (1900) 13,6 Mio. Einwohner auf (1921) 14,3 Mio. Einwohner und (1940) 19,7 Mio. Einwohner an. Nach dem 2. Weltkrieg eingeleitete Programme zur Bekämpfung der Malaria und anderer Seuchen sowie die allgemeine Verbesserung des Gesundheitswesens führten zu einer schnellen Abnahme der Sterberate von (1930) 27 ‰ auf (1995) 5‰ und einem Anstieg der Lebenserwartung im gleichen Zeitraum von 34 auf 73 Jahre. Die Geburtenrate blieb lange Zeit mit über 40 ‰ sehr hoch (1960 noch 46 ‰) und ging erst in jüngster Zeit mit einer Politik der Familienplanung auf (1995) 27 ‰ zurück. Als Folge der Scherenöffnung zwischen Geburten- und Sterberate beschleunigte sich die natürliche Wachstumsrate auf (1960) fast 3,5 % und gehörte auch in den folgenden Jahrzehnten (1960-80) mit 3,3 % pro Jahr zu den höchsten der Welt. Dadurch stieg die Gesamtbevölkerung von (1960) 34,9 Mio. Einwohner auf (1980) 66,8 Mio. Einwohner. Erst in jüngster Zeit (1980-90) ist eine gewisse Abschwächung der Wachstumsrate auf 2,0 % pro Jahr zu erkennen. Die Volkszählung von 1990 ermittelte eine Einwohnerzahl von 81,3 Mio., davon waren 38 % jünger als 15 Jahre. Die Sozialstruktur Mexikos ist durch eine kleine, nach wie vor fast ausschließlich aus Weißen bestehende Oberschicht, eine als Folge von Industrialisierung und Ausbau des Verwaltungsapparates gewachsene Mittelschicht und eine breite Unterschicht gekennzeichnet. Mehr als 40 % der ländlichen und etwa 25 % der städtischen Bevölkerung gelten als arm. Während der Wirtschaftskrise der 80er-Jahre hat sich diese Ungleichheit noch verschärft. Auch zwischen den einzelnen Landesteilen besteht ein erhebliches Entwicklungsgefälle. In den nördlichen Bundesstaaten und im Bundesdistrikt ist das durchschnittliche Einkommen drei- bis viermal höher als in den noch stark indianisch geprägten Staaten Oaxaca und Chiapas. Hier sind auch Mangel- und Fehlernährung nach wie vor weit verbreitet. Gemessen an Säuglingssterblichkeit (34 ‰) und Analphabetenrate (11 %) weist Mexiko im lateinamerikanischen Vergleich einen mittleren Entwicklungsstand auf. Die durch die ländliche Überbevölkerung bedingte Landflucht hat den Anteil der städtischen Bevölkerung (Orte ab 2 500 Einwohner) auf (1994) 75,0 % (1950: 42,6 %, 1970: 58,7 %) ansteigen lassen. 1990 wohnten in der Hauptstadt Mexiko 18,5 % der Gesamtbevölkerung 59 Städte haben (1990) mehr als 100 000 Einwohner. Da in den Städten weder ausreichend Arbeit noch Wohnraum vorhanden ist, spielt die Schattenwirtschaft des informellen Sektors (rd. ein Drittel aller Beschäftigten) eine wichtige Rolle, und es sind, vornehmlich am Stadtrand, ausgedehnte Hüttenviertel entstanden. Ein Teil der Arbeitslosen und Unterbeschäftigten versucht seit Jahrzehnten auszuwandern, und zwar im Wesentlichen in die USA, oder sich hier zeitweise als Landarbeiter zu verdingen. Ein erster Höhepunkt wurde bereits in den 20er-Jahren erreicht mit (1921-30) 459 000 legalen und rd. 1 Mio. illegalen Einwanderern aus Mexiko. Nach einem Rückgang während der Weltwirtschaftskrise führte der akute Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitskräften in den USA während des 2. Weltkrieges zum so genannten Bracero-Programm, das jährlich mehreren Hunderttausend Saisonarbeitern die Einreise erlaubte. Obwohl das Bracero-Programm aufgrund des starken Widerstandes der US-amerikanischen Gewerkschaften 1964 gekündigt wurde, hielt die legale und illegale Einwanderung aus Mexiko an. 1961-70 wurden 454 000 und 1971-80 640 000 legale Einwanderer registriert. Einschließlich der legalisierten, illegal Eingewanderten zunächst aufgrund des Immigration Reform and Control Act von 1986 belief sich die Zahl der mexikanischen Einwanderer in den 80er- und beginnenden 90er-Jahren auf etwa 3 Mio. Es wird geschätzt, dass trotz des Legalisierungsprogramms mehr als 1 Mio. Mexikaner illegal in den USA leben. 1990 waren offiziell 13,5 Mio. Einwohner der USA mexikanischer Abstammung.
Staat und Kirche sind seit 1855 gesetzlich getrennt. Mit Inkraftsetzung der Verfassung von 1917 verloren die Kirchen ihren Status als juristische Personen. Für die katholische Kirche hatte die anschließende Religionsgesetzgebung zahlreiche Restriktionen zur Folge, mit denen der Staat (v. a. bis in die 1940er-Jahre) das Ziel verfolgte, ihren bis dahin großen Einfluss auf das öffentliche Leben zurückzudrängen. 1992 wurde im Rahmen einer Verfassungsänderung die katholische Kirche als juristische Person (wieder) anerkannt, sodass heute ungeachtet des nach wie vor laizistischen Staatsverständnisses des mexikanischen Staates die Religionsfreiheit im vollen Umfang gewährleistet ist.
Fast 95 % der Bevölkerung sind Christen: rd. 89,7 % gehören der katholischen Kirche an, rd. 5 % verschiedenen protestantischen Kirchen und Gemeinschaften (»Church of God« [Cleveland], Pfingstler, Methodisten, Baptisten, »Church of the Nazarene« u. a.) sowie der anglikanischen Kirche (seit 1995 eine eigene Provinz innerhalb der Anglikanischen Kirchengemeinschaft) und rd. 0,1 % orthodoxe Gemeinden. Die jüdische Gemeinschaft zählt rd. 40 000 Mitglieder. Noch kleinere religiöse Minderheiten bilden Bahais und Muslime sowie (mit größerer Mitgliederzahl) Mormonen und Zeugen Jehovas. Anhänger des europäischen Spiritismus (Kardecismus) finden sich v. a. unter der städtischen Bevölkerung. Traditionelle indianische Religionen haben sich unter Teilen der indianischen Bevölkerung erhalten beziehungsweise sind in verschiedenen Formen in den besonders auf dem Lande praktizierten Volkskatholizismus eingeflossen.
Allgemeine Schulpflicht besteht für Kinder vom 6. bis 12. Lebensjahr, der Unterricht an den Grundschulen (staatlich) ist unentgeltlich; dennoch wird die sechsjährige Grundschule nur von 30 % der eingeschulten Kinder beendet, die meisten verlassen sie bereits vor Abschluss des dritten Schuljahrs (besonders auf dem Land). Der Abschluss der Grundschule eröffnet den Übertritt in eine elementare Berufsschule oder in eine Sekundarschule. Letztere ist in eine Unterstufe (drei Jahre) und eine Oberstufe (zwei Jahre), die zur Hochschulreife führt, gegliedert. Nach der Unterstufe kann auch der Übergang in eine mittlere berufliche Schule oder eine Lehrerbildungsanstalt erfolgen (je drei Jahre). Das systematische, aufgefächerte Bildungssystem Mexikos gilt als vorbildlich für Lateinamerika, jedoch erreicht es nicht genügend Schüler. Die Analphabetenquote beträgt 9,9 %. Mexiko besitzt zahlreiche Hochschuleinrichtungen, in der Hauptstadt neun Universitäten und ein Polytechnikum, weiterhin Universität u. a. in Monterrey (vier), Guadalajara und Puebla (je zwei), Durango, Toluca, León, Jalapa Enríquez, Colima, Tuxtla Gutiérrez, Tampico, Guanajuato und Chilpancingo de los Bravos.
Die »Organización Editorial Mexicana« (OEM, gegründet 1976) gibt rd. 60 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von etwa 2 Mio. Exemplaren heraus, darunter die in der Hauptstadt Mexiko erscheinende Tageszeitung »El Sol de México« mit Morgen- und Nachmittagsausgaben und die Sportzeitung »Esto«. Mit Auflagen über 200 000 erscheinen ferner: »El Universal«, »Excélsior«, »La Prensa« und die konservative »Novedades«. Auflagen zwischen 50 000 und 100 000 erreichen die beiden linken Tageszeitungen »Unomásuno« und »La Jornada«. - Private Nachrichtenagentur: »Notimex« (gegründet 1968). - Rundfunk: Rd. 45 staatliche und rd. 820 private Rundfunkeinrichtungen verbreiten lokale Hörfunkprogramme. Die Privatbetriebe sind überwiegend Filialen oder Zuschalter von Rundfunkunternehmen wie »Grupo Acir« (140 Betriebe), »Organización Impulsora de Radio« (88 Betriebe) u. a. Die staatliche Fernsehverwaltung »Instituto Mexicano de Televisión« (gegründet 1968) verbreitet u. a. zwei landesweite und zwei regionale Programme. Private Fernsehgesellschaften sind »Televisa« (gegründet 1973) mit zwei landesweiten und zwei Regionalprogrammen und »Tele Cadena Mexicana«.
Wirtschaft und Verkehr:
Die Wirtschaftsstruktur hat sich infolge der Expansion des Erdölsektors seit den 70er-Jahren stark verändert. Mit einem Bruttosozialprodukt (BSP) pro Kopf von (1995) 3 320 US-$ steht Mexiko unter den größeren lateinamerikanischen Staaten nach Argentinien, Uruguay, Chile und Brasilien an 5. Stelle. Trotz eines jährlichen Wirtschaftswachstums von 6,5 % im Zeitraum 1965-80 hat das Schwellenland Mexiko den Schritt zum Industriestaat noch nicht vollzogen. Mit Einbruch des Erdölpreises 1981/82 geriet Mexiko in eine schwere binnen- und außenwirtschaftliche Krise. Die in der Boomphase stark zugenommene Auslandsverschuldung führte bei steigendem internationalen Zinsniveau dazu, dass Mexiko 1982 seinen Schuldendienst einstellen musste, die Inflationsrate (1982) fast 100 % erreichte, 1986/87 sogar über 100 % lag und das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) 1982/83 und 1986 erstmals seit Jahrzehnten negativ war. Als Reaktion darauf erfolgt seit Mitte der 80er-Jahre eine Neuorientierung der Wirtschaftspolitik in neoliberale Richtung (u. a. Rückzug des Staates aus der Wirtschaft, Reduzierung der Staatsausgaben, Reprivatisierung der 1982 verstaatlichten Banken, Öffnung des Marktes: 1994 Mitgliedschaft der OECD, In-Kraft-Treten des Freihandelsabkommens mit den USA und Kanada [North American Free Trade Agreement], Nordamerikanische Freihandelszone). Die negativen sozialen Folgen dieser Strategie zeigten sich in einem drastischen Reallohnverlust (1982-90: etwa 50 %), während sich die wirtschaftlichen Kennziffern nur langsam verbesserten: 1985-90 betrug die Wachstumsrate des BIP nur 1,4 % pro Jahr, 1990-94 2,6 %; die Auslandsverschuldung konnte vorübergehend leicht abgebaut, das Haushaltsdefizit gesenkt und 1991-93 sogar in einen Überschuss verwandelt werden; erfolgreich war auch die Inflationsbekämpfung (1994 nur noch 6,6 %). Ungelöste wirtschaftliche Probleme (insbesondere wachsende Defizite der Handels- und Leistungsbilanz aufgrund einer unrealistischen Wechselkurspolitik) weiteten sich vor dem Hintergrund der Unruhen im Bundesstaat Chiapas um die Jahreswende 1994/95 zu einer Währungskrise aus, in deren Verlauf der Peso über 60 % seines Wertes verlor und das Vertrauen in die mexikanische Wirtschaft nachhaltig erschüttert wurde. Mithilfe eines internationalen Finanzhilfepaketes (insbesondere USA und Internationale Währungsfonds) konnten die Krise eingedämmt und größere Auswirkungen auf die internationalen Finanzmärkte verhindert werden. Die sozialen Folgen des Anpassungsprogramms sind jedoch beträchtlich, die Wachstumsrate des BIP war 1995 negativ (-6,9 %), die Inflation schnellte auf 52 % empor, und die Auslandsverschuldung erreichte mit 174 Mrd. US-$ den höchsten Wert aller Entwicklungsländer.
Im Agrarsektor erwirtschaften (1994) rd. 26 % der Erwerbstätigen rd. 8 % des BIP. Etwa die Hälfte der Gesamtfläche wird landwirtschaftlich genutzt: 24,7 Mio. ha werden als Ackerland (davon 6,1 Mio. ha bewässerte Fläche), 74,5 Mio. ha als Weideland ausgewiesen (1993). Seit 1917 sind durch Agrarreformgesetze große Teile des Großgrundbesitzes enteignet worden. Die den Dorfgemeinschaften zugewiesenen Flächen (Ejidos) wurden größtenteils parzelliert (abgesehen von den gemeinschaftlich genutzten Weiden) und den berechtigten Mitgliedern (Ejidatarios) zur dauerhaften, auch vererbbaren Nutzung überlassen; zum Teil sind auch kollektiv bewirtschaftete Ejidos entstanden. Bis zur Verfassungsänderung von 1992, mit der die Landverteilung für beendet erklärt und den Ejidatarios das freie Verfügungsrecht über ihre Parzellen zugestanden wird, sind 102,88 Mio. ha, d. h. 52,5 % der gesamten Landfläche Mexikos, an Ejidatarios vergeben worden, davon wurden 3,56 Mio. Bauern begünstigt, die das zugewiesene Land zu 85 % individuell bewirtschafteten. Durch formale Aufteilung von großen Besitztümern auf Familienmitglieder und Freunde blieben trotz der Enteignungen viele Großbetriebe (Haciendas) erhalten (besonders in Nordmexiko). Im Durchschnitt haben die privatwirtschaftlichen Betriebe (ohne Ejidos) 66,2 ha (1991) zur Verfügung, dabei überwiegen die Minifundistas (höchstens 5 ha), etwa 1 % der Betriebe (> 1 000 ha) bewirtschaften mehr als 60 % der Fläche, aber zwei Drittel der Betriebe nur 1,3 % der Fläche. Trotz zunehmender Landflucht stieg die Zahl der landlosen Bauern auf rd. 3 Mio. an (zum Teil Tagelöhner oder Wanderarbeiter in den USA).
Der Süden des Hochlands sowie die Küstengebiete am Pazifischen Ozean und am Golf von Mexiko sind die Hauptanbaugebiete. Wichtigste Anbaukulturen für den heimischen Bedarf sind Mais, Weizen, Kartoffeln und Bohnen. Aufgrund verbesserter Agrartechniken gelang es Mexiko in den 50er-Jahren, die Eigenversorgung bei Mais und Weizen sicherzustellen und bis Ende der 70er-Jahre sogar größere Mengen zu exportieren. Seitdem macht sich eine wachsende Lücke bemerkbar, die durch Importe (v. a. aus den USA) gedeckt werden muss. Mit einer Körnermaisproduktion von (1994) 16,6 Mio. t steht Mexiko weltweit an 4. Stelle. Lange Zeit war Kaffee das wichtigste Exportprodukt, heute erreichen Gemüse und Früchte (besonders Tomaten) einen höheren Exportwert. Die Kaffeeernte betrug (1994) 249 000 t (weltweit 4. Rang). Weitere Marktprodukte sind Zucker (weltweit 5. Rang), Kakao, Tabak und Baumwolle. Die ehemals bedeutsame Henequen-Produktion (Faseragave) in Yucatán ist fast zum Erliegen gekommen. Die Viehzucht kann den Inlandbedarf an Fleisch und Milch nicht vollständig decken; größere Steigerungsraten wurden nur bei der Schweine- und Geflügelhaltung erreicht. Mexiko ist weltweit der viertgrößte Produzent von Bienenhonig (rd. 60 000 t) und zweitgrößter Exporteur.
Von der forstwirtschaftlich nutzbaren Fläche (1992: 41 Mio. ha) entfallen 8 % auf Kokospalmen- und Mangrovenbestände, 19 % auf Laubwälder der gemäßigten Zone, 43 % auf tropische und subtropische Wälder mit Edelholzbeständen und 30 % auf Nadelwälder. Außer Holz (Einschlag 1992: 23,0 Mio. m3, davon 32,7 % Nutzholz) spielen Naturharze und -fasern, Chicle (Rohstoff für die Kaugummiherstellung in den USA) und Gerbstoffe eine Rolle.
Die Fischerei hat sich trotz der beträchtlichen Küstenlänge (über 9 000 km) und großem Fischreichtum v. a. um die Halbinsel Niederkalifornien erst in den letzten Jahren dank staatlicher Förderung stärker entwickelt. Im Juni 1976 erweiterte Mexiko seine Fischereizone vor den Küsten von 12 auf 200 Seemeilen.
Mexiko zählt zu den führenden Bergbauländern der Erde. Schon seit 1901 wird Erdöl gefördert. Zurückgegangen war die mexikanische Erdölproduktion nach ihrer Verstaatlichung (1938); später waren infolge des stark gestiegenen Eigenverbrauchs sogar Erdölimporte notwendig (bis Anfang 1974). Nach Erschließung neuer Vorkommen konnte 1974 der Export wieder aufgenommen werden. Mexiko liegt mit einer Fördermenge von (1994) 156,8 Mio. t weltweit an 5. Stelle (4,9 % der Weltproduktion). Nachgewiesen sind Reserven von (1993) 6,9 Mrd. t Erdöl und 2,0 Billionen m3 Erdgas. Unter den Erdgas fördernden Ländern der Erde steht Mexiko mit einer Fördermenge von (1993) 26,0 Mrd. m3 an 11. Stelle (1,3 % der Weltproduktion). Fast die gesamten Erdöl- und Erdgasvorkommen sind auf die Golfküstenebene und den vorgelagerten Schelf (besonders im Golf von Campeche, der zu den reichsten Erdölfeldern der Erde zählt) beschränkt; die Haupterdölfelder liegen in den Staaten Veracruz, Tabasco, Campeche und Chiapas, die wichtigsten Erdgasfelder im Grenzbereich der Staaten Tabasco/Campeche/Chiapas und den Staaten Tamaulipas und Nueva León im nördlichen Mexiko Förderung, Verarbeitung, Transport und Vertrieb von Erdöl und Erdgas sowie die petrochemische Industrie sind dem staatlichen Konzern Petróleos Mexicanos (Pemex) vorbehalten. Die Förder-, Verarbeitungs- und Verbrauchszentren sind durch Pipelines (1991: 5 142 km Erdöl-, 13 087 km Erdgas- und 9 962 km Mehrfachleitungen) verbunden.
Bei den Bodenschätzen Silber (1993: 2 368 t) und Wismut (1993: 911 t) steht Mexiko weltweit an 1. Stelle. Weltwirtschaftlich bedeutsam ist auch die Produktion (1993) von Blei (179 675 t), Zink (334 232 t), Kupfer (301 097 t), Mangan (122 166 t), Antimon (1 494 t), Cadmium (1 436 t), Gold (11,4 t), Schwefel (905 713 t), Phosphat (228 306 t), Flussspat (282 228 t), Graphit (40 353 t). Eisenerz (6,76 Mio. t) wird vollständig im Inland verbraucht, ebenso die v. a. in Coahuila abgebaute Steinkohle (5,48 Mio. t).
Die installierte Leistung der Kraftwerke hat sich seit 1970 auf (1992) 28 783 MW mehr als verdreifacht. Rd. 70 % der Kraftwerkskapazitäten entfallen auf Wärmekraftwerke (darunter auch ein geothermisches Kraftwerk). Das Kernkraftwerk in Laguna Verde ist seit 1989 in Betrieb.
Mexiko gehört zu den industriell fortgeschrittensten Ländern Lateinamerikas (Anteil am BIP 1994: 28 %, Anteil an den Erwerbstätigen: 22 %). Mit dem Investitionsgesetz von 1973 hatte die Regierung den Anteil des ausländischen Kapitals an Industrieunternehmen auf 49 % beschränkt, seit 1989 sind unter bestimmten Bedingungen auch höhere Beteiligungen möglich, 1993 sind die Bestimmungen von 1973 endgültig aufgehoben worden. Außerdem sollen die großen staatlichen Industrieunternehmen und die 1982 verstaatlichten inländischen Banken bis auf rd. 200 Unternehmen in strategischen Bereichen (z. B. Erdöl- und petrochemische Grundstoffindustrie, Energieerzeugung, bestimmte Bereiche des Bergbaus) reprivatisiert werden. Zwischen 1989 und 1994 sind etwa 800 Unternehmen in private Hände überführt worden, darunter 1991 auch der staatliche Stahlsektor (Stahlhersteller und Bergbauunternehmen). Die entlang der Grenze zu den USA von ausländischen Unternehmen seit 1965 angesiedelte Lohnveredelung (zollbegünstigte Be- oder Verarbeitung ausländischer Waren im inländischen Zollgebiet, »maquiladora«), wird aus beschäftigungspolitischen Gründen (Beschäftigte 1994: 580 000 in 2 065 Betrieben) und zur Devisenbeschaffung (Nettodeviseneinnahmen 1993: 5,4 Mrd. US-$) staatlich gefördert (u. a. zollfreier Import von Maschinen, Rohstoffen und Halbwaren, Steuervergünstigungen). Trotz staatlicher Bemühungen um eine Dezentralisierung konzentrieren sich mehr als zwei Drittel der Industriebetriebe in der Hauptstadt Mexiko, Guadalajara und Monterrey; weitere größere Industriezentren sind Puebla, Mérida und die Grenzregion zu den USA. Die wichtigsten Industriezweige sind Metallverarbeitung und Maschinenbau, Lebensmittel- und Getränkeherstellung, Chemie, Metallgrundstoffe.
Mexiko steht mit (1992) 6,4 Mio. Auslandsgästen, davon über 80 % aus den USA, und Deviseneinnahmen von 3,9 Mrd. US-$ aus dem internationalen Reiseverkehr an der Spitze der Urlaubsländer in der Dritten Welt. In zunehmendem Maße sind am Tourismus auch Mexikaner beteiligt; sie stellen in den Städten, in denen Geschäftsreisende dominieren, und in vielen Badeorten die Mehrzahl der Besucher. Hauptanziehungspunkte für Urlauber sind archäologische Stätten alter indianischer Kulturen, Kolonialstädte, vielfältige Landschaftsformen und Badestrände. Über 11 000 archäologische Stätten aus präkolumbischer Zeit sind über das ganze Land verteilt. Besonders bekannt sind neben der Stadt Mexiko die Sonnenpyramide Teotihuacán (»Ort der Götter«) 40 km nordöstlich von Mexiko, Monte Albán und Mitla bei Oaxaca de Juárez, El Tajín, Chichén Itzá, Uxmal, Tulum und Palenque. Während in den Badeorten am Pazifik (z. B. Mazatlán, Acapulco, Puerto Vallarta, Ixtapa) der Strandurlaub schon seit Jahrzehnten bekannt ist, wurde die Küste der Halbinsel Yucatán (Cancún, Cozumel, Isla Mujeres) in den letzten Jahren erschlossen. Im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs verzeichnen auch die Städte entlang der Grenze zu den USA (Tijuana, Mexicali, Ciudad Juárez, Nuevo Laredo) hohe Touristenzahlen.
Die Handelsbilanz wies 1995 erstmals seit 1989 einen Überschuss auf: Importe 72,5 Mio. US-$, Exporte 79,5 Mio. Die Maquiladora-Industrie machte (1993) 42 % des Ausfuhrwertes aus. Nach Warengruppen standen (1993) elektrotechnische und elektrische Geräte an der Spitze (23 %), vor Kraftfahrzeugen (17 %), Erdöl (12 %), Textilien und chemischen Erzeugnissen (je knapp 5 %). Wichtigste Handelspartner sind die USA (76 % des Volumens), Japan (3,5 %), Deutschland (2,8 %), Kanada (2,3 %) und Spanien (1,7 %).
Verkehr:
Wichtigster Verkehrsträger (95 % des öffentlichen Personen- und 80 % des Güterverkehrs) ist seit ihrem Ausbau nach dem Zweiten Weltkrieg die Straße. Neben dem auch durch die mexikanische Kraftfahrzeugindustrie begünstigten Individualverkehr (Anstieg des PKW-Bestandes von [1970] 1,2 Mio. auf [1993] 7,5 Mio.) spielen die Omnibuslinien eine besondere Rolle. Die von der Hauptstadt strahlenförmig ausgehenden Fernstraßen sind die Hauptverkehrsadern des Landes. Von den (1993) 245 433 km Straßen sind rd. 36 % asphaltiert. Wichtigste Verbindung ist der 3 500 km lange mexikanische Anteil an der transkontinentalen Fernstraße »Carretera Panamericana« von Ciudad Juárez an der nordamerikanischen Grenze über Mexiko nach Cuauhtémoc an der Grenze zu Guatemala. Das Autobahnnetz ist von weniger als 1 000 km Mitte der 80er-Jahre vorwiegend mittels Konzessionen an Privatunternehmer, die Benutzungsgebühren erheben, auf (1993) 4 286 km ausgebaut worden. Das Eisenbahnnetz (1992: 26 435 km) befindet sich in Staatsbesitz (Ferrocarriles Nacionales de México). Eine Modernisierung des veralteten Streckennetzes ist im Gange; dabei wird die bereits eingeleitete Teilprivatisierung weiter vorangetrieben. Da ein erheblicher Teil des Außenhandels auf dem Landweg abgewickelt wird, hat die Küsten- und Seeschifffahrt nur beschränkten Umfang. Die wichtigsten Seehäfen sind Ensenada, Guaymas, Mazatlán, Manzanillo, Acapulco und Salina Cruz am Pazifik sowie Tampico, Tuxpán de Rodríguez Cano, Veracruz, Coatzacoalcos, Progreso und der Erdölhafen Dos Bocas an der Golfküste. Nach dem Hafengesetz von 1993 ist (zunächst) die Privatisierung der 15 größten Häfen geplant. Größter Flughafen ist der internationale Flughafen Benito Juárez in der Hauptstadt Mexiko (1992: 14,2 Mio. Fluggäste), gefolgt von Guadalajara und Acapulco (3,9 beziehungsweise 1,4 Mio. Fluggäste). Die beiden ehemals staatlichen Fluggesellschaften Aeroméxiko (Aerovías de México) und Mexicana (Compañia Mexicana de Aviación) sind 1991 privatisiert worden; gleichzeitig wurde der Luftverkehr liberalisiert.
Älteste Besiedlungsspuren im Hochtal von Mexiko werden um 19 000 v. Chr. datiert, ab etwa 7000 v. Chr. erfolgte der Übergang vom Sammeln zum Anbau von Pflanzen (besonders wichtig die Kultivierung des Maises). Seit etwa 2 500 v. Chr. gehörte Mexiko zum Bereich der mesoamerikanischen Hochkulturen.
Als erster Spanier landete F. Hernández de Córdoba am 1. 3. 1517 an der Nordostspitze der Halbinsel Yucatán, deren Nordküste im folgenden Jahr von Juan de Grijalva (* um 1480, ✝ 1527) umsegelt wurde, der auch die Küste des Golfs von Mexiko (bis in die Gegend von Veracruz) erkundete und als Erster von der Kultur der Maya und dem Reich der Azteken berichtete. 1519-21 eroberte H. Cortés das Aztekenreich für die Krone Spaniens. Dabei erhielt er militärische Hilfe von mit den Azteken verfeindeten indianischen Völkern, v. a. den Tlaxalteken. Das Aztekenreich bildete das Kernland des heutigen Mexiko. Als Vizekönigreich Neuspanien (Nueva España, seit 1536) stellte Mexiko das politische, wirtschaftliche und religiös-kulturelle Zentrum der spanischen Herrschaft in Mittel- und Nordamerika dar. Seit dem 16. Jahrhundert wurden die Grenzen systematisch nach Norden verschoben und u. a. die Gebiete von Texas, New Mexico und Kalifornien besiedelt. Ordensgeistliche - v. a. Franziskaner und Dominikaner - missionierten die indianische Bevölkerung. Wegen seines Silberreichtums war Mexiko neben Peru der wertvollste Teil des spanischen Kolonialreiches. In den drei Jahrhunderten spanischer Herrschaft wurden etwa 3 000 Silbervorkommen erschlossen, die zwei Drittel der damaligen Welterzeugung an Silber bestritten, was v. a. aufgrund des Amalgamationsverfahrens möglich wurde. Die wirtschaftliche Entwicklung ging von den nördlichen Bergbauzentren von Zacatecas und Guanajuato aus. Außer Silber exportierte Mexiko den roten Farbstoff Koschenille, Tabak, Zucker, Kakao und Baumwolle. Nach dem durch Seuchen bedingten extremen Rückgang der indianischen Bevölkerung in Zentralmexiko stieg die Einwohnerzahl seit dem 17. Jahrhundert kontinuierlich an. Die Bevölkerung der Kolonialzeit gliederte sich in gebürtige Spanier und deren Nachfahren (Kreolen), eine zunehmende Zahl von Mestizen, die immer stärker für ihre soziale Anerkennung kämpften, und eine Vielzahl indianischer Völker.
Die Politik des aufgeklärten Absolutismus - seit dem Regierungsantritt Karls III. von Spanien (1759) - mit ihren Reformen in der Zivil- und Finanzverwaltung und der damit verbundenen Zurückdrängung des Einflusses der Kreolen führte nach 1765 zu einer Verschärfung des Gegensatzes zwischen Mexiko und Spanien. Hinzu kamen regionale Gegensätze im Inneren, v. a. Opposition gegen die Vorherrschaft der Hauptstadt.
Unabhängigkeitskampf
Die Gründe für den Unabhängigkeitskampf Mexikos sind vielschichtig und zum Teil widersprüchlich. Die Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution hatten daran ebenso Anteil wie die politischen Wechselfälle in Spanien. Der Sturz der spanischen Bourbonen (1808) förderte Autonomiebestrebungen. Der Dorfpfarrer M. Hidalgo y Costilla von Dolores (Guanajuato) rief die indianisch-bäuerliche Bevölkerung im »Grito de Dolores« (»Ruf von Dolores«) am 16. 9. 1810 zum Kampf gegen die spanische Regierung auf. Die Erhebung unter Führung der Geistlichen Hidalgo und J. M. Morelos y Pavón (1811/1815 niedergeschlagen) verband die Forderungen nach Unabhängigkeit mit sozialen Zielsetzungen, die 1813 auf dem Kongress von Chilpancingo in der Unabhängigkeitserklärung und der ersten republikanischen Verfassung gipfelten. 1820 sagten sich die kreolische Oberschicht und der höhere Klerus von Spanien los, um die liberale spanische Verfassung nicht in Mexiko wirksam werden zu lassen. Der militärische Anführer der Kreolen, A. de Itúrbide, unterzeichnete am 24. 2. 1821 mit Vicente Guerrero (* 1783, ✝ 1831), dem Führer der Guerrillabewegung gegen Spanien, den Plan von Iguala, in dem eine unabhängige mexikanische Monarchie ausgerufen, die Privilegien der katholischen Staatskirche garantiert und die Gleichheit aller Mexikaner proklamiert wurden. Itúrbide wurde am 19. 5. 1822 als Augustin I. Kaiser von Mexiko, konnte sich aber nur kurze Zeit halten. Der Streit um die innere Organisation des neuen Staates ließ bald einen Konflikt zwischen Kaiser und Kongress entstehen, den der republikanisch gesinnte General A. López de Santa Anna benutzte, um sich an die Spitze eines Aufstandes zu stellen, der Itúrbide am 20. 3. 1823 zur Abdankung zwang. Der Sturz des Kaisers führte auch zur Loslösung der ursprünglich bei Mexiko verbliebenen Zentralamerikanischen Konföderation.
Die Anfänge der Republik
Die nächsten 50 Jahre waren gekennzeichnet durch Konflikte zwischen Klerikalen und Liberalen, Verfechtern des Zentralstaates und Föderalisten und den politischen Kämpfen der sich im eigenen Interesse bedienenden Militärs, lokaler und regionaler Machthaber (Kaziken und Caudillos). Das Wirtschaftsleben war durch die kriegsbedingten Verwüstungen beeinträchtigt. Auch nachdem im Rahmen der neuen republikanischen und föderativen Verfassung vom 4. 10. 1824 Manuel Fernández Guadelupe Victoria (* 1768, ✝ 1843) als erster Präsident vereidigt worden war, hielten die inneren Spannungen an, 1835 wurde das föderative System durch Präsident Santa Anna (erste Amtszeit 1833-36) gestürzt. Er bestimmte über zwei Jahrzehnte die Politik des Landes (Präsident 1841-44, 1846-47, 1853-55).
Am 2. 3. 1836 riefen die nordamerikanischen Siedler von Texas dort eine unabhängige Republik aus. Die mexikanischen Truppen wurden am 21. 4. 1836 in der Schlacht bei San Jacinto geschlagen. Die formelle Annexion von Texas durch die USA (1845) entfachte den Mexikanischen Krieg, der für Mexiko mit dem Verlust der Gebiete nördlich des Rio Grande endete. Um die Staatsfinanzen aufzubessern, verkaufte Santa Anna einen damals wertlos scheinenden Küstenstreifen südlich des Gilaflusses für 10 Mio. Dollar an die USA (Gadsden-Vertrag vom 30. 12. 1853). Diese erneute Verkleinerung des Nationalgebietes löste einen Sturm der Entrüstung aus. Innerhalb weniger Jahre hatte Mexiko die Hälfte seines Territoriums verloren.
Die neue liberale, antiklerikale Regierung erließ 1855 zwei Gesetze (Ley Juárez und Ley Lerdo), die eine nahezu vollständige Trennung von Kirche und Staat vollzogen. Die Kirche musste ihren Grundbesitz verkaufen und wurde von neuem Grunderwerb ausgeschlossen. Später schritt man zu Enteignungen, der säkularisierte Kirchenbesitz wurde versteigert.
Die liberal-föderalistische Bewegung »La Reforma« setzte die liberale Verfassung vom 5. 2. 1857 durch (bis 1917 in Kraft). Gegen sie richtete sich der Widerstand der Kirche, der einen erbitterten und blutigen Bürgerkrieg (1857-60) auslöste. Die Klerikalen beherrschten die Hauptstadt, während die verfassungsmäßige Regierung unter B. Juárez García sich in die Hochburg der Liberalen, Veracruz, zurückziehen musste. Juárez setzte sich schließlich durch und zog 1861 in die Stadt Mexiko ein. Die öffentlichen Kassen waren jedoch leer, und im Juli musste die Regierung ein zweijähriges Moratorium für Staatsschulden verkünden.
Die europäische Intervention
Die Einstellung der Zinszahlungen für mexikanische Auslandsschulden veranlasste die militärische Intervention der betroffenen Mächte Großbritannien, Spanien und Frankreich. Ende 1861 landeten sie in Veracruz. Während sich Großbritannien und Spanien nach dem Abkommen von Soledad mit der mexikanischen Regierung (1862) zurückzogen, eroberten die Anfang 1863 verstärkten französischen Verbände am 17. 2. 1863 Puebla und marschierten am 7. 6. in Mexiko ein. Die von den Franzosen einberufene Notablenversammlung rief die Monarchie aus und bot 1864 auf Betreiben Napoleons III. die mexikanische Kaiserkrone dem österreichischen Erzherzog Maximilian an, der am 12. 6. in Mexiko einzog. Der Kaiser, der mit seiner ausgleichenden Politik den Forderungen der Ultrakonservativen und des Vatikans auf volle Wiederherstellung der kirchlichen Rechte und des Grundeigentums nicht entsprechen wollte, verlor die Sympathien der konservativen Mexikaner, ohne die der Liberalen gewonnen zu haben. Nachdem die USA den Rückzug der französischen Truppen erzwungen hatten, konnten die Juaristen das Land zurückerobern und am 15. 5. 1867 den Kaiser in Querétaro gefangen setzen. Maximilian wurde am 19. 6. standrechtlich erschossen.
Das Porfiriat (1876-1910)
1876 gelangte der liberale General Porfirio Díaz durch einen Staatsstreich an die Macht. Díaz' Programm von »Ordnung und Fortschritt« wurde durch die Gruppe der »Científicos« (»wissenschaftliche Partei«) im positivistischen Sinne begründet; diese wollten Mexiko zuerst innenpolitisch beruhigen und die wirtschaftliche Entwicklung (v. a. durch Exporte) vorantreiben, dann sollte die politische Freiheit folgen; soziale Belange wurden zunächst zurückgestellt. In Díaz' Amtszeit wurden die wesentlichen Voraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes geschaffen. Die geordneten Staatsfinanzen stellten den internationalen Kredit Mexikos wieder her. Eisenbahn und Telegrafennetz verbanden die unterschiedlichen Regionen, v. a. der Norden wurde wirtschaftlich erschlossen. Eine 1890 erlassene Präsidialverordnung enteignete das aus der Kolonialzeit stammende Gemeindeland (Ejido), das meist von Kleinbauern genutzt worden war. Die durch die Mechanisierung ausgelöste Dynamik in der Landwirtschaft, v. a. der Zuckerproduktion, bedrohte die Existenz vieler Kleinbauern. Die soziale Ungleichheit im Agrarsektor - 97 % der Landbevölkerung besaß keine Böden, und ein großer Teil bearbeitete die expandierenden Latifundien in Schuldknechtschaft - und v. a. die politische Partizipation der neuen städtischen Mittelschichten führten zu starken Spannungen.
Die mexikanische Revolution und die nachrevolutionäre Konsolidierung (1910-40)
1910 brach nach der Wiederwahl Díaz' am 4. 10. 1909 durch die Volkskammer die Revolution aus, geführt wurde sie von dem gemäßigten Politiker F. I. Madero (ab 1911 Präsident, 1913 von dem konservativen General Victoriano Huerta mithilfe der Militärs und der Botschaft der USA gestürzt; 1913 ermordet). Vorbereitet von der »Liberalen Mexikanischen Partei« um Ricardo Flores Magón, in der die anarchosyndikalistische Linke organisiert war, entwickelte sie sich zunehmend zu einem Aufstand der besitzlosen Campesinos. Sie waren in zwei große Gruppen geteilt: die Bauern aus dem Süden, angeführt von E. Zapata, kämpften für die Rückgewinnung der angestammten Ländereien und die Wiederherstellung der Ejidos, die aus dem Norden des Landes strebten unter Francisco »Pancho« Villa den selbstständigen kleinen Agrarbetrieb an. Zapata unterbreitete Madero erfolglos den »Plan von Ayala«, in dem er die Verteilung eines Drittels des Latifundienbesitzes (gegen Entschädigung) forderte. Dem dritten Führer der Aufständischen, V. Carranza, gelang im Juli 1914 der Sieg gegen Huerta. Nach seinem Sturz brachen zwischen den verschiedenen Revolutionsführern Machtkämpfe aus. Carranza floh nach Veracruz und konnte 1917 die Truppen Villas (1923 ermordet) besiegen und Zapata isolieren. Die Verfassung von 1917 setzte Carranza (1920 ermordet) als Präsident ein und schrieb die Prinzipien einer Agrarreform, die direkte Wahl des Präsidenten für nur eine Amtsperiode, eine Arbeitsschutzgesetzgebung, das nationale Verfügungsrecht über die Bodenschätze und die Trennung von Staat und Kirche fest (mehrmals geändert, bis heute in Kraft). Während des Bürgerkriegs, der etwa eine Mio. Tote forderte, versuchten die USA mehrfach, durch Interventionen Einfluss zu nehmen (u. a. Besetzung von Veracruz 1914).
Unter den Präsidenten A. Obregón (1920-24) und P. Elías Calles (1924-28) beruhigte sich die Lage allmählich; Landverteilungen und einige Verbesserungen für die Arbeiter entschärften die innenpolitischen Konflikte. Ein Gesetz von 1926 erklärte alle Bodenschätze zum Nationaleigentum. Die antiklerikale Politik von Calles (Schließung aller Kirchen 1926) führte v. a. im Westen zu einem von der bäuerlichen Bevölkerung (Cristeros) getragenen prokirchlichen Aufstand. Gestützt auf den 1928 gegründeten »Partido Nacional Revolucionario«, der die revolutionären Parteien und Persönlichkeiten (»familia revolucionaria«) zusammenfasste, errichtete Calles ein autoritäres Herrschaftssystem, das er auch nach seinem Rücktritt als Präsident weiter beherrschte. Die »familia revolucionaria« (etwa 250 Personen), eine neue Oligarchie, besetzte alle höheren Ämter. Präsident L. Cárdenas (1934-40) zwang Calles, ins Exil zu gehen, säuberte die Staatspartei (seit 1946 »Partido Revolucionario Institucional«) von dessen Anhängern und nahm 1946 ihre korporative Reorganisation in vier »Sektoren« (Arbeiter, Bauern, Militär sowie Mittelschichten und Elite) vor. Cárdenas milderte antikirchliche Tendenzen und »erneuerte« die Revolution durch die Reformierung der Gewerkschaften, durch Landverteilung (über 9 % der gesamten Landfläche Mexikos) zugunsten der dörflichen Genossenschaften, die sein Nachfolger M. Ávila Camacho fortsetzte, sowie durch die Nationalisierung (18. 3. 1938 der Erdölgesellschaften Großbritanniens und der USA, mit denen Mexiko Entschädigungsabkommen traf. In der Außenpolitik unterstützte Mexiko während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-39) die spanische Republik 1942 trat es aufseiten der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg ein. 1945 war Mexiko Mitbegründer der UNO, 1948 der OAS.
Die neuere Entwicklung
Zur alles beherrschenden politischen Kraft wurde der PRI. Bis zum Ende der 80er-Jahre stammten alle Präsidenten, Gouverneur, Bürgermeister, Senatoren und Abgeordneten aus der Partei. Seit 1934 setzte ein tief greifender wirtschaftlicher und sozialer Wandel ein. Die Infrastruktur wurde weiter ausgebaut, die Industrialisierung vorangetrieben und die Landwirtschaft weiter mechanisiert. Kennzeichnend blieb dabei der große Einfluss des Staates auf die Wirtschaft, die privates Unternehmertum, Staatskapitalismus und kooperative Organisationsform miteinander verbindet. Dem (bis 1970) starken wirtschaftlichen Wachstum standen jedoch ein dramatischer Bevölkerungszuwachs, v. a. in der Hauptstadt Mexikos, und wachsende Einkommensunterschiede gegenüber. Einer ernsten Bewährungsprobe sah sich das System des PRI unter Präsident Gustavo Díaz Ordaz (1964-70) durch die Studentenunruhen von Tlatelolco ausgesetzt, die am 2. 10. 1968 niedergeschlagen wurden. Präsident L. Echeverría Álvarez (1970-76) bemühte sich vergeblich, mittels einer kostspieligen infrastruktur- und verteilungsorientierten Reformpolitik neue wirtschaftliche Akzente zu setzen. Außenpolitisch bezog er zeitweise eine radikale »Dritte-Welt-Position« und setzte sich für eine Distanzierung Mexikos von den USA ein. Sein Nachfolger J. López Portillo y Pacheco (1976-82) konnte Mexikos tiefe wirtschaftliche Krise anfangs durch ein neues Wirtschaftswachstum mittels des Erdölgeschäfts mildern, doch führten Misswirtschaft und Korruption in eine neue Krise, sodass Mexiko im September 1982 seine Zahlungsunfähigkeit erklären musste. M. de la Madrid Hurtados (1982-88) Sparpolitik zeigte zwar Erfolge, doch wurden der Bevölkerung dafür große soziale Opfer auferlegt.
1988 übernahm C. Salinas de Gortari, wiederum vom PRI, die Präsidentschaft. Etwa gleichzeitig begann eine allmähliche Verschiebung des Machtgefüges: Bei den Gouverneurs- und Bürgermeisterwahlen 1989 musste der PRI erstmals Ämter an die Oppositionsparteien abgeben. Salinas suchte das System der Verquickung von Staat, PRI und Wirtschaft zu reformieren, unter seiner Regierung begann ein umfangreiches Privatisierungsprogramm, die rechtliche Benachteiligung der katholischen Kirche wurde weitgehend abgeschafft. Mit einer Verfassungsreform (1993) wurde das Wahlrecht so gestaltet, dass das Machtmonopol des PRI durch die Oppositionsparteien durchbrochen werden konnte.
Am 1. 1. 1994 erhoben sich in Chiapas bewaffnete Indios, die, organisiert durch den Ejército Zapatista de Liberación Nacional (EZLN; deutsch Zapatistische Nationale Befreiungsarmee), gegen ihre Unterdrückung protestierten und soziale und politische Reformen forderten. Der Aufstand konnte auch in wiederholten Militäraktionen nicht niedergeschlagen werden; die immer wieder unterbrochenen Verhandlungen führten zwar 1996 zu einem Abkommen, das aber nur unzureichend umgesetzt wird und die Ursachen des Aufstand nicht beseitigte.
Der Kandidat des PRI für die Präsidentschaftswahlen 1994, L. D. Colosio Murrieta, fiel im März 1994 einem Anschlag zum Opfer. An seiner Stelle wurde E. Zedillo Ponce de León Kandidat und im August 1994 mit 48,77% der Stimmen zum Präsidenten gewählt (Amtsantritt 1. 12.). Ein weiterer politischer Mord erschütterte das Land im September 1994, Opfer war der Generalsekretär des PRI, J. F. Ruiz Massieu. Am 20. 12. 1994 begann mit dem Wertverlust des Peso eine schwere Wirtschaftskrise. Durch Intervention der internationalen Finanzorganisationen konnte die Krise im Laufe des Jahres 1995 beigelegt werden. Zedillo betrieb mit einer Wahlrechtsreform die Entflechtung von Staat und PRI. Der grundlegende Wandel des politischen Systems zeigte sich bei den Kongresswahlen 1997, bei denen die Staatspartei erstmals ihre absolute Mehrheit verlor. Weitere Schwerpunkte der Regierung Zedillo waren die Wiedergewinnung der wirtschaftlichen Stabilität und die Bekämpfung der Drogenkriminalität. Die Wahlen am 3. 7. 2000 markieren das Ende des Systems der »Institutionalisierten Revolution«: Zum Präsidenten wurde der Kandidat der bürgerlichen Partei PAN gewählt, V. Fox Quesada (Amtsantritt 1. 12. 2000). Auch im Parlament verlor der PRI die Mehrheit.
Allgemeines:
H.-G. Gierloff-Emden: Mexico. Eine Landeskunde (1970);
V. Bennholdt-Thomsen: Zur Bestimmung des Indio. Die soziale, ökonom. u. kulturelle Stellung des Indios in M. (1976);
V. Bennholdt-Thomsen: Bauern in M. zw. Subsistenz- u. Warenproduktion (1982);
W. Lauer: Klimawandel u. Menschheitsgesch. auf dem mexikan. Hochland (1981);
P. Harff: M. Wirtschaftsstruktur u. Entwicklungspolitik (1988);
U. Ewald: M., das Land, seine Gesch. u. Kultur (1994);
J. B. Pick u. E. W. Butler: The Mexico handbook. Economic and demographic maps and statistics (Boulder, Colo., 1994);
E. Gormsen: M. Land der Gegensätze u. Hoffnungen (1995);
Gesamtdarstellungen: J. Vasconcelos: Breve historia de México (Mexiko 1956);
Historia general de México, hg. v. D. Cosío Villegas, 4 Bde. (Neuausg. ebd. 1980-81);
Kolonialzeit: A. von Humboldt: Versuch über den polit. Zustand des Königreichs Neu-Spanien, 5 Bde. (1809-14);
J. I. Rubio Mañé: El virreinato, 4 Bde. (Neuausg. Mexiko 1983).
Unabhängigkeitsbewegung bis heute: G. Kahle: Militär u. Staatsbildung in den Anfängen der Unabhängigkeit M.s (1969);
J. Bazant: A concise history of Mexico. From Hidalgo to Cárdenas (Cambridge 1977);
V. Lehr: Der mexikan. Autoritarismus (1981);
M. Mols: M. im 20. Jh. (21983);
H. W. Tobler: Die mexikan. Revolution (1984);
A. Knight: The Mexican revolution, 2 Bde. (Cambridge 1986);
D. Story: The Mexican ruling party (New York 1986);
Mexico. Der Aufstand in Chiapas - die Hintergründe, die Folgen, hg. v. A. Simmen (1994).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Lateinamerika: Zwischen Reform und Diktatur
Guerilla: Revolutionäre Strategien und ihre Umsetzung
Lateinamerika: Oligarchien und Militärdiktaturen ab 1929
Mẹxiko,
1) spanisch México ['mɛxiko], amtlich Ciudad de México [si̯u'ȓaȓ-], englisch Mexico City ['meksɪkəʊ 'sɪtɪ], Hauptstadt und größte Stadt Mexikos, 2 240 m über dem Meeresspiegel in einem Becken des zentralen Hochlandes. Im Bundesdistrikt (1 499 km2) leben (Volkszählung 1995) 11,7 Mio. Einwohner, in der außer dem Bundesdistrikt 33 Randgemeinden umfassenden städtischen Agglomeration (Zona metropolitana) 15 Mio. Einwohner (16,1 % der Staatsbevölkerung). Mexiko ist das Kultur- und Wirtschaftszentrum des Landes, Erzbischofssitz. Es hat sechs wissenschaftliche Akademien, neun Universitäten (die älteste gegründete 1551, die übrigen im 20. Jahrhundert), eine TH (gegründet 1936), mehrere Fachhochschulen, Forschungsinstitute, Nationalarchiv, Nationalbibliothek, bedeutende Museen, Planetarium (seit 1967), zwei zoologische Gärten, botanischer Garten. Trotz hoher Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sowie staatlicher Bemühungen um eine Dezentralisierung ist Mexiko der bei weitem wichtigste Industriestandort des Landes, mit rd. 25 % der Industriebetriebe, 30 % der Industriebeschäftigten und 38 % des Bruttoinlandsprodukts. Es umfasst Nahrungs- und Genussmittel-, Textil- und Bekleidungs-, Leder-, Papier-, Glas-, chemische, Kunststoff-, Zement-, Elektro-, Eisen-, Stahl- und Metallindustrie, Montage von Fahrzeugen, Motoren, Kühlschränken, Radio- und Fernsehgeräten. Seit der Liberalisierung der Auslandsinvestitionen (1993) nimmt der Anteil der Industriebetriebe in ausländischem, besonders US-amerikanischem Besitz zu. Mehr als 50 % aller mexikanischen Handelsgesellschaften, Banken und Versicherungen haben in der Hauptstadt ihren Sitz. Mexiko ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt des Landes, mit internationalem Flughafen (Benito Juárez; 1992: 14,17 Mio. Passagiere). Dem innerstädtischen Verkehr dient außer zahlreichen Autobuslinien seit 1969 eine U-Bahn (1991: 158 km und 19 km [im Bau]).
Mexiko war bis ins 19. Jahrhundert die größte Stadt des gesamten Amerika (1600: 59 000, 1700: 105 000, 1800: 137 000, 1900: 345 000, 1921: 615 000, 1940: 1,65 Mio. Einwohner in der eigentlichen Stadt). Bis Anfang des 18. Jahrhunderts war ihre Insellage erhalten geblieben. Die heutige Agglomeration füllt den Norden des Bundesdistrikts und Teile des angrenzenden Bundesstaates Mexiko. Die Zeit des schnellsten Wachstums lag zwischen 1960 und 1980, als die Zona metropolitana von 5,38 Mio. Einwohner auf 14,42 Mio. Einwohner zunahm; seitdem ist eine Abschwächung festzustellen; im Bundesdistrikt zwischen 1980 und 1990 von 9,17 Mio. Einwohner auf 8,24 Mio. Einwohner. Das Bevölkerungswachstum von Mexiko geht heute v. a. auf Geburtenüberschüsse und nur zum geringeren Teil auf Zuwanderungen zurück. Das Flächenwachstum der Stadt erfolgt weitgehend ungeregelt und wird oft durch illegale Niederlassungen bestimmt. In der Agglomeration entstanden Großsiedlungen meist der unteren Sozialschichten, außer den kleineren innerstädtischen »Ciudades perdidas« die außerhalb gelegenen »Colonias proletarias«, darunter als größte Nezahualcóyotl (1990: 1,26 Mio. Einwohner).
Das abflusslose Hochbecken von Mexiko (Valle de México) war einst von Seen eingenommen (am Ostrand der Stadt noch ein Rest des größten Sees, des Lago de Texcoco), die von den Spaniern weitgehend trockengelegt wurden, um die Hochwassergefahr (sommerliche Niederschläge) zu bannen und Siedlungsraum zu schaffen. Infolge der Grundwasserentnahme entstanden jedoch durch Sackungen des Untergrundes (um bis zu 10 m) nicht nur schwere Gebäudeschäden, sondern damit noch stärkere Überschwemmungen. Um den Wasserstand zu regulieren und die sich aus den trockengelegten Seeböden entwickelnden Staubstürme zu verhindern, wurden vier künstliche Seen angelegt. Aufgrund der Übervölkerung kam es zu einer katastrophalen Schadstoffbelastung der Atmosphäre (täglich über 10 000 t: Schwefeldioxid, Stickoxide, Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoff u. a.), die zu über 80 % von den rd. 3 Mio. Kfz, weniger von der Industrie verursacht wird. Durch Reaktion mit der intensiven ultravioletten Strahlung entstehen photochemische Effekte und Ozon, v. a. bei den häufigen Inversionswetterlagen. Beschränkungen des Autoverkehrs (seit 1989) haben ebenso wenig eine Entlastung gebracht wie die nach dem Erdbeben von 1985 durchgeführte Dezentralisierung der Behörden und Verlagerung von Industriebetrieben.
Das historische Zentrum gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Zentrum des schachbrettartig angelegten Straßensystems entstand am Zócalo (heute »Platz der Verfassung«, 240 × 240 m) über dem zerstörten Palast des Aztekenherrschers Moctezuma der Nationalpalast (1523 begonnen, später umgebaut und erweitert, 14 Innenhöfe; Wandmalereien von D. Rivera. Die Kathedrale auf dem südwestlichen Teil des ehemaligen aztekischen Tempelbezirks wurde 1525 begründet, der heutige Bau 1573 begonnen, 1665 geweiht, im 18. und 19. Jahrhundert fertig gestellt. Die dreischiffige Säulenbasilika hat eine klassizistische Kuppel (1793—1813, von M. Tolsá), Turmaufbauten des 19. Jahrhunderts. Trotz unterschiedlicher Stile der Bauphasen hat die Hauptfassade mit ihren drei Portalen einen monumentalen Barockcharakter. Der »Altar de los Reyes« ist ein Hauptwerk des churrigueresken Stils. Seitlich an die Kathedrale angebaut ist die Pfarrkirche El Sagrario Metropolitano (1768 geweiht) mit churrigueresker Fassade.
Zu den ältesten Kirchen des Landes gehören San Francisco (1525; mit churriguereskem Portal, frühes 18. Jahrhundert), die Klosterkirche San Juan Bautista (1538, Seitenportal im Stil der spanischen Renaissance), La Asunción (1562, Portale im Mudéjarstil und zeitgenössische Fresken). Vom Kloster La Merced (1634, später umgebaut) ist ein Kreuzgang im Mudéjarstil erhalten.
Nationalheiligtum und Wallfahrtsstätte ist das Gnadenbild der Jungfrau von Guadalupe Hidalgo in einem nordöstlichen Vorort.
Mexiko ist reich an barocken Kirchen der Kolonialzeit: La Santísima Trinidad mit einer churrigueresken Fassade (1755-83), Santo Domingo (1. Hälfte des 18. Jahrhunderts) mit churrigueresken Retabeln und klassizistischem Hochaltar von Tolsá, der auch den Hochaltar der Jesuitenkirche La Profesa (1720) schuf. Beispiele für den churrigueresken Stil finden sich an oder in den Kirchen La Santa Veracruz (1764), La Enseñanza Antigua (1772-78; Retabeln, Gemälde), La Purísima (Mitte 18. Jahrhundert; Portal). In der Kirche Jesús Nazareno (17. Jahrhundert) wurden die Gewölbe 1942-44 von J. C. Orozco ausgemalt. Eine der letzten der in der Kolonialzeit entstandenen Kirchen ist Nuestra Señora de Loreto (1809-16, klassizistisch). Ein Beispiel für den modernen mexikanischen Kirchenbau stellt die Kirche Santa Maria Milagrosa von F. Candela (1954-57) dar.
Erhaltene Profanbauten aus der Kolonialzeit sind: Palacio Itúrbide (18. Jahrhundert), Casa de los Azulejos (Gebäude 1598, Fassaden 1751). Das »Haus der Masken« (1766-71) gilt als schönster Profanbau der Stadt mit churrigueresker Fassade. Das Edificio de las Vizcaínas (1734-86) und das 1749 erbaute Jesuitenkolleg (heute Escuela Nacional Preparatoria; die Wandmalereien 1922-27 sind ein frühes Beispiel des Muralismo) zeigen einen ausgewogenen Barockstil. Klassizistisch ist der Palacio de la Minería (1797-1813, von Tolsá). Vom Jugendstil beeinflusst zeigt sich der Palacio de Bellas Artes (1900-34), mit Säulenportikus und großer Kuppel, erbaut aus weißem Carraramarmor (im Treppenhaus Fresken von Orozco, Rivera, D. Alfaro Siqueiros und R. Tamayo). Am Platz der drei Kulturen (1964), dem Hauptplatz der präkolumbischen Stadt Tlatelolco, sind Zeugnisse aus drei Epochen vereint: freigelegte indianische Bauwerke, moderne Architektur und die Barockkirche Santiago de Tlatelolco (Anfang 17. Jahrhundert, Kreuzbasilika mit Renaissanceportal). Westlich vom Zócaloviertel ist ein zweites Stadtzentrum um den unter Kaiser Maximilian und P. Díaz angelegten Paseo de la Reforma, die Prachtstraße Mexikos, entstanden.
Mexiko hat viele bedeutende Museen: v. a. das (1825 gegründete) Anthropologische Nationalmuseum (Neubau 1963/64 von P. Ramírez-Vásquez), das Schloss Chapultepec (anstelle einer aztekischen Anlage und einer spanischen Einsiedelei Ende 18. Jahrhundert errichtet, 1864/65 durch Kaiser Maximilian umgestaltet, seit 1944 Nationalmuseum für Geschichte; u. a. mit Fresken von Orozco, Alfaro Siqueiros und Juan O'Gorman); Pinacoteca Virreinal (mexikanisches Gemälde der Kolonialzeit) in der Klosterkirche San Diego (1594-1621); Museo Rufino Tamayo (moderne Kunst im Chapultepec-Park); Museo de San Carlos (Gemälde mexikanischer und ausländischer Künstler bis zum 19. Jahrhundert).
Die Universitätsstadt am Südrand der Stadt wurde 1950-55 erbaut. Von besonderem architektonischem Interesse ist der fensterlose Bücherturm der Zentralbibliothek, Fassadenmosaik aus farbigem Naturstein mit indianischen Motiven von O'Gorman (1951-53); Medizinische Fakultät (1950-52, Fassadenmosaik). Die Universitäts-Sportanlagen wurden 1966-68 für die Olympischen Sommerspiele u. a. von F. Candela ausgebaut; 5 km südöstlich liegt das 1966 eingeweihte Aztekenstadion.
Am Eingang der Satellitenstadt von Mexiko stehen fünf prismenförmige, verschieden hohe, farbige Obelisken (»Las Torres de Satélite«) von M. Goeritz und L. Barragán (1957/58).
Das alte Tenochtitlán der Azteken wurde 1519-21 von H. Cortés erobert und zerstört. Die neu erbaute Stadt wurde 1536 Hauptstadt des Vizekönigreichs Neuspanien. Sie erhielt den Vorrang vor allen anderen Gemeinden des spanischen Amerika. Mexiko, neben Lima kultureller Mittelpunkt des spanischen Amerika und das politische Zentrum des spanischen Kolonialreiches in Nord- und Mittelamerika, wurde nach der Unabhängigkeit Hauptstadt der Vereinigten Mexikanischen Bundesstaaten. 1985 vernichtete ein Erdbeben große Teile der Innenstadt.
F. Benítez: La Ciudad de Mexico, 1325-1982, 3 Bde. (Mexiko 1981-82);
H.-J. Sander: M.-Stadt (1983);
Fuentes para la historia de la Ciudad de Mexico, 1810-1979, bearb. v. A. Moreno Toscano u. a., 2 Bde. (ebd. 1984);
D. Klaus u. a.: Schadstoffbelastung u. Stadtklima in M.-Stadt (1988);
Megastädte. Zur Rolle von Metropolen in der Weltgesellschaft, hg. v. P. Feldbauer u. a. (Wien 1993);
2) spanisch Estado de México [es'taȓo ȓe 'mexiko], Bundesstaat in Zentralmexiko, im Süden des Zentralen Hochlands und in der Cordillera Neovolcánica, größtenteils um 3 000 m über dem Meeresspiegel; umschließt im Westen, Norden und Osten den Bundesdistrikt mit der Bundeshauptstadt; mit 21 461 km2 und (2000) 13,08 Mio. Einwohner der am dichtesten besiedelte Staat des Landes; Hauptstadt ist Toluca. Intensive landwirtschaftliche Nutzung (zum Teil mit Bewässerung), v. a. zur Versorgung der Stadt Mexiko. Die Gemeinden am Nordrand des Bundesdistrikts gehören zum Industriegebiet der Bundeshauptstadt. - Im Oktober 1824 wurde der 1786 eingerichtete Verwaltungsbezirk (Intendencia) Mexiko des Vizekönigreichs Neuspanien in den Staat Mexiko umgewandelt, der dann in den folgenden Jahrzehnten durch Ausgliederung um den Bundesdistrikt (18. 11. 1824, den Staat Guerrero (27. 10. 1847, den Staat Morelos (1862 Territorium, seit 1869 Staat) und den Staat Hidalgo (15. 1. 1869 verkleinert wurde.
3) Gọlf von Mexiko, der westliche Teil des Amerikanischen Mittelmeeres, vom Karibischen Meer durch eine Verbindungslinie von der Südspitze Floridas über Kuba (Havanna) zur Nordspitze der Halbinsel Yucatán getrennt; mittlere Tiefe etwa 1 500 m, größte Tiefe 5 203 m (Sigsbeetiefe). Das Wasser ist warm (bis über 30 ºC im August, 19-25 ºC im Februar), der Salzgehalt durch Süßwasserzustrom im Norden stark variabel (26-36 ‰). Hier hat der zum Golfstromsystem gehörende Floridastrom seinen Ursprung. Die über dem stark erwärmten Golf aufsteigenden Luftmassen beeinflussen das Klima Nordamerikas bis weit nach Norden (tragen u. a. zur Bildung der Tornados bei). Gefährliche Stürme sind die Northers im Winter und die tropischen Wirbelstürme (zum Teil Hurrikans) im Spätsommer und Herbst. Die schwachen Gezeiten (Tidenhub unter 0,60 m) sind gemischt, meist eintägig. Wichtige Häfen am Golf von Mexiko sind New Orleans, Galveston, Tampa und das durch einen Seeschifffahrtskanal zu erreichende Houston in den USA, Veracruz und Tampico in Mexiko. - Die Schelfgebiete des Golfs von Mexiko sind außerordentlich reich an Erdöl- und Erdgaslagerstätten (mindestens 326 Mio. t beziehungsweise 960 Mrd. m3). Neben den schon seit längerem ausgebeuteten Feldern vor der Südküste der USA (Texas, Louisiana) und der Ostküste Mexikos (Tampico, Tuxpan) wurden bedeutende Vorkommen im Golf von Campeche gefunden und zum Teil erschlossen. Vor den Küsten der Halbinsel Yucatán (bis Belize) werden noch weitere große Lagerstätten vermutet.
Westindien-Hb., hg. vom Dt. Hydrograph. Inst., Tl. 3 (51984).
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1Mẹ|xi|ko; -s: Staat in Mittelamerika.
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2Mẹ|xi|ko: Mexiko-Stadt.
Universal-Lexikon. 2012.