Lụft|ver|kehr 〈m. 1; unz.〉 gewerbsmäßige Beförderung von Personen, Gütern u. Nachrichten durch Flugzeuge; Sy Flugverkehr
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Lụft|ver|kehr, der:
Flugverkehr.
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Luftverkehr,
Beförderung von Personen, Gütern und Post mit Luftfahrzeugen, besonders Flugzeugen. Neben dem militärischen Luftverkehr ist der zivile Luftverkehr wirtschaftlich besonders wichtig; er wird als öffentlicher oder nichtöffentlicher, gewerblicher oder nichtgewerblicher, planmäßiger oder nichtplanmäßiger Luftverkehr betrieben. Träger des gewerblichen öffentlichen Verkehrs sind Luftverkehrsgesellschaften. - Die internationale Zivilluftfahrt-Organisation der UNO ist die ICAO. Die internationale Organisation der Luftverkehrsgesellschaften ist die IATA. (Luftfahrt, Luftrecht)
Besondere Merkmale des Luftverkehrs sind Schnelligkeit und hoher Passagierkomfort, aber auch hohe Transportkosten. Wegen der Anfahrtzeiten zu Flughäfen und der zeitaufwendigen Abfertigungsverfahren macht sich der Vorteil der Schnelligkeit in verkehrsmäßig gut entwickelten Gebieten erst oberhalb gewisser Mindestentfernungen (etwa 300 km) bemerkbar. Da ein großer Teil der Kosten von der Verkehrsleistung unabhängig ist (feste Kosten), hängen Rentabilität und Preisgestaltung stark vom Auslastungsgrad der angebotenen Dienste und der Streckenlänge ab. Die im Linienverkehr durchschnittlich erreichten Auslastungsgrade von 50 bis 70 % machen einen kostendeckenden Betrieb auf Kurzstrecken kaum möglich; Mindereinnahmen in diesem Bereich müssen durch Mehreinnahmen auf Langstrecken oder durch staatliche Unterstützung ausgeglichen werden. Die im Charterverkehr höhere Auslastung (80-90 %) erlaubt eine günstigere Preisgestaltung. Diese zunehmende Konkurrenz durch Bedarfsgesellschaften führte im Juli 1978 zu einer Neugliederung der IATA-Mitgliedschaft, die die »Grundmitglieder« von der Verpflichtung zur Tarifkoordination befreite. Zur gleichen Zeit wurde in den USA die Kontrolle der Streckenrechte und Flugpreise aufgehoben (Airline Deregulation Act). Direkte Folge war eine Zunahme der Zahl der zugelassenen Gesellschaften auf das Drei- bis Vierfache. Die so verschärfte Konkurrenz und ein Preiskrieg brachten viele der neuen und auch etliche der etablierten Gesellschaften in wirtschaftliche Schwierigkeiten; Firmenzusammenbrüche und Fusionen bewirkten eine starke Konzentration, die dazu führte, dass derzeit nur noch etwa acht große Gesellschaften den amerikanischen Markt beherrschen, von denen die vier größten einen Marktanteil von mehr als 66 % haben. Für den Bereich der Europäischen Union wurde durch eine Vielzahl von Einzelbestimmungen in mehreren Stufen eine weitgehende Marktliberalisierung vollzogen, sodass inzwischen Luftverkehrsgesellschaften der EU nahezu restriktionsfrei auf dem gesamten Gebiet der EU operieren können. Marktnähere gesetzliche Rahmenbedingungen ermöglichen dabei den Fluggesellschaften die Ausgestaltung eines vielschichtigeren Produktangebots. So kann z. B. durch die Aufhebung der Trennung von Linien- und Nichtlinienverkehr flexibler auf Nachfrageänderungen reagiert werden; weiterhin ist es möglich, durch Kabotage (Durchführung von Verkehrsleistungen in einem anderen Mitgliedsstaat) zusätzlichen Wachstum durch das Ausschöpfen bestehender Marktpotenziale zu realisieren.
Die Strukturveränderungen des Luftverkehrs haben die Entstehung großer Flugzeug-Leasinggesellschaften nachhaltig gefördert; von der Weltluftverkehrsflotte von (1999) 18 204 Flugzeugen sind weit über 50 % in deren Besitz. Sie tätigen derzeit auch die größten Flugzeugkäufe.
Erste planmäßige Luftverkehrsdienste mit Flugzeugen wurden 1919 aufgenommen. Am 5. 2. 1919 wurde von der Deutschen Luftreederei AG die erste öffentliche Fluglinie Berlin-Leipzig-Weimar eröffnet. Aus einer Vielzahl weiterer Luftverkehrsgesellschaften bildeten sich in Deutschland 1923 zwei Gesellschaften heraus, die Deutsche Aero Lloyd AG und die Junkers Luftverkehr AG, die 1926 zur Deutschen Luft Hansa (Schreibweise bis 1933) fusionierten. Nach dem Ausbau der kontinentalen Streckennetze begann nach 1930 der Ausbau des interkontinentalen Netzes, dessen Strecken seit 1957 auch über das Polargebiet führen. Meilensteine der technischen Entwicklung waren die Einführung des Instrumentenfluges und mehrmotoriger Flugzeuge, wodurch seit etwa 1928 planmäßige Nachtflugdienste möglich wurden.
Während bei Einführung der Strahlflugzeuge (seit 1952 beziehungsweise 1958) höhere Transportgeschwindigkeit und bei der Einführung der Großraumflugzeuge (seit 1970) größere Transportkapazität die wichtigsten Ziele waren, stehen für die neu zu beschaffenden Flugzeuge Minderung des Kraftstoffverbrauchs, Maßnahmen zur Personalreduzierung (Zweimannbesatzung), Lärmreduzierung, an die Forderungen des Marktes besser angepasste Beförderungskapazität sowie Vergrößerung der Reichweiten im Vordergrund. Non-Stop-Langstreckendienste von Europa und Nordamerika nach Südostasien gelten ebenso als Wachstumsmarkt wie der Regionalverkehr; in beiden Fällen ist die Einsparung von Umsteigezeiten Grund für deren Attraktivität. Die 1976 auf nur wenigen Strecken aufgenommenen Liniendienste mit Überschallflugzeugen (»Concorde«) haben ungewöhnlich hohe Auslastungsgrade erreicht. Nach dem Absturz einer Concorde der Air France am 25. 7. 2000 nahe Paris, bei dem 113 Menschen ums Leben kamen, wurde ihr die Flugtauglichkeitsbescheinigung entzogen. Ein halbes Jahr später begannen die Betreiber mit der Behebung der Sicherheitsmängel und Anfang November 2001 wurde der Liniendienst zwischen Paris und New York sowie London und New York wieder aufgenommen.
Nach Schwächeperioden in den Jahren 1974/75 sowie 1979-82 haben sich die Zuwachsraten des Weltluftverkehrs wieder auf knapp 10 % eingespielt, wobei die Wachstumsraten des Frachtverkehrs die des Personenverkehrs leicht übertreffen. 1999 wurden von den ICAO-Mitgliedsgesellschaften im planmäßigen Verkehr 1,558 Mrd. Passagiere befördert und über 2 787 Mrd. Passagierkilometer geleistet. An der gesamten Beförderungsleistung von rd. 369 Mrd. Tonnenkilometern war der Passagierverkehr mit etwa 71 % beteiligt. - Nach dem Terroranschlag von New York am 11. 9. 2001, bei dem erstmals Passagierflugzeuge als tödliche Waffe eingesetzt wurden, ist der Luftverkehr in eine Krise geraten. Viele Luftverkehrsgesellschaften entlassen Tausende von Beschäftigten, legen Flugzeuge still und streichen ihre Investitionen. Weltweit drohen ihnen nach Angaben der IATA Umsatzrückgänge von bis zu 10 Mrd. Dollar. Auch Flugzeughersteller müssen erhebliche Auftragsstornierungen hinnehmen. Während die großen Airlines mit Verlusten kämpfen, haben sich sogenannte Billigflieger auf dem europäischen Markt erfolgreich etabliert, z. B. Ryanair, Easyjet, Go, Virgin Express und Buzz.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Flughafen · Fluglärm · Flugnavigation · Flugsicherheit · Flugsicherung · Flugzeug · Luftfahrt · Luftfrachtverkehr · Luftraumgliederung
Jb. der Luftfahrt, Bd. 1-11 (1951-62),
Die allg. Luftfahrt u. Regional-L. Bestandteile des Verkehrssystems, hg. v. G. Behrendt u. a. (1985);
J. Reifarth: Internat. Regelungen der Tarife im Linien-L. (1985);
F. Z. Thier: Die zivile Luftfahrt. Eine Einf. in die luftfahrtrechtl., betriebswirtschaftl. u. luftfahrtpolit. Grundlagen des zivilen Flugverkehrs (Wien 1987);
J. Armbruster: Flugverkehr u. Umwelt (1996);
S. Zantke: ABC des L. (61990);
W. Pompl: L. Eine ökonom. Einf. (21991);
B. I. Hengi: Fluggesellschaften weltweit (21994);
W. R. Teuscher: Zur Liberalisierung des L. in Europa (1994);
J. M. Baumann: Die Luftverkehrspolitik der Europ. Union (1995);
W. Schwenk: Hb. des Luftverkehrsrechts (21995).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Luftfahrt: Ökologische Aspekte
Flughäfen: Startplätze für Menschen und Güter
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Lụft|ver|kehr, der: Flugverkehr.
Universal-Lexikon. 2012.