Akademik

Uruguay
Uru|gu|ay […'gu̯a̮i , 'u:… ]; -s:
Staat in Südamerika.

* * *

I
Uruguay
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 175 016 km2
 
Einwohner: (2000) 3,3 Mio.
 
Hauptstadt: Montevideo
 
Amtssprache: Spanisch
 
Nationalfeiertag: 25. 8.
 
Währung: 1 Uruguayischer Peso (urug$) = 100 Centésimos (cts)
 
Zeitzone: 800 Montevideo = 1200 MEZ
 
['ʊrugvaɪ, uru'gvaːi, spanisch uru'ɣu̯ai̯], amtlich spanisch Repụ́blica Orientạl del Uruguay, deutsch Republik Östlich des Uruguay, Republik Uruguay, Staat in Südamerika, zwischen dem Atlantik im Südosten, dem Río de la Plata im Süden und dem Río Uruguay im Westen, grenzt im Norden an Brasilien, im Westen an Argentinien, 175 016 km2, (2000) 3,3 Mio. Einwohner Hauptstadt ist Montevideo, Amtssprache Spanisch; Währung: 1 Uruguayischer Peso (urug$) = 100 Centésimos (cts); Uhrzeit: 800 Montevideo = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der Verfassung vom 27. 11. 1966 (letzte Revision 14. 1. 1997) ist Uruguay eine präsidiale Republik Staatsoberhaupt und Chef der Exekutive ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident, der auch die Regierung ernennt. Bei den Präsidentschaftswahlen wird es künftig eine Stichwahl geben, falls keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erhält. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament (Legislaturperiode fünf Jahre), bestehend aus Senat (31 Mitglieder) und Abgeordnetenhaus (99 Abgeordnete).
 
Parteien:
 
Neben den beiden 1836 gegründeten traditionellen Parteien, Partido Colorado (Colorados) und Partido Nacional (PN, Blancos) spielen v. a. zwei Parteienbündnisse eine Rolle. Dem Frente Amplio (gegründet 1971, seit 1994 auch Encuentro Progresista) gehören u. a. der Partido Comunista (gegründet 1920), der Partido Socialista del Uruguay (gegründet 1910), der Partido de Democracia Avanzada (gegründet 1992) und der Movimiento de Liberación Nacional (MLN, gegründet 1962; Tupamaros) an. Der Nuevo Espacio (gegründet 1989) umfasst den Partido Demócrata Cristiano (PDC, gegründet 1962), die Unión Cívica (gegründet 1980) und den Partido por el Gobierno del Pueblo (Lista 99, gegründet 1962).
 
Gewerkschaften:
 
Im Dachverband Plenario Intersindical de Trabajadores - Convención Nacional de Trabajadores (PIT - CNT, gegründet 1966) sind 83 Einzelgewerkschaften und 17 Föderationen mit rd. 320 000 Mitgliedern zusammengefasst.
 
Wappen:
 
Das Wappen zeigt in gespaltenem und leicht bogenförmig geteiltem hochovalem Schild die Waage der Gerechtigkeit, einen grünen Hügel mit Festung (Cerro von Montevideo), ein Pferd sowie einen Stier, Sinnbild für die die Wirtschaft des Landes prägende Viehzucht. Den Schild umkränzen Ölbaum- und Lorbeerzweige, über dem Schildhaupt ist eine aufgehende Sonne mit Gesichtszügen zu sehen.
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertag ist der 25. 8., der an die Erlangung der Unabhängigkeit 1825 erinnert.
 
Verwaltung:
 
Das Land ist in 19 Departamentos mit beschränkter Selbstverwaltung gegliedert.
 
Recht:
 
An der Spitze des Gerichtsaufbaus steht der Oberste Gerichtshof, nachgeordnet sind Gerichte in den Departamentos und örtlichen Gerichte; weiterhin existieren Appellationsgerichte.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt etwa 25 600 Mann; die paramilitärischen Kräfte verfügen über rd. 2 000 Angehörige der Küstenwache sowie je 500 Mann der Hauptstadt- und der Republikanischen Garde. Das Heer (rd. 17 600 Soldaten) ist hauptsächlich gegliedert in fünf Infanteriebrigaden, je eine Pionier- und Artilleriebrigade sowie in drei Kavalleriebrigaden (zum Teil gepanzert). Die Luftwaffe hat etwa 3 000, die Marine rd. 5 500 Mann. Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus etwa 60 leichten Panzern älterer amerikanischer Bauart, 20 leichten Kampfflugzeugen, drei Fregatten und vier Patrouillenbooten der ehemaligen Volksmarine der DDR.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Uruguay nimmt den äußersten Süden des Brasilianischen Schildes ein, der im Süden als 200 km breiter Saum zutage tritt. Im größten Teil Uruguays wird der präkambrische Sockel des Brasilianischen Schildes von paläozoischen und mesozoischen Gesteinen bedeckt. Die leicht nach Westen und Nordwesten einfallenden Schichten bilden markante Schichtstufen. Die bedeutendste ist in den Trappdecken der Trias (stellenweise durch zwischengelagerte Sandsteine verstärkt) entwickelt, in der Cuchilla de Haedo (bis 274 m über dem Meeresspiegel) und Cuchilla Negra (300-400 m über dem Meeresspiegel) im Norden. Der Río Uruguay folgt dem westlichen, tektonisch bedingten Abbruch des Brasilianischen Schildes. Die ihm zuströmenden Flüsse gliedern Uruguay in Ost-West-verlaufende, ebenfalls Cuchillas genannte Hügelreihen. Insgesamt entsteht so, auch im Bereich des Kristallins (Rumpffläche), der Charakter eines weiten Hügellandes, das von Schichtstufen und Härtlingen (im Kristallin) überragt wird. Nur 10 % des Landes übersteigen 200 m über dem Meeresspiegel. Die höchste Erhebung (501 m über dem Meeresspiegel) findet sich in der Sierra de las Ánimas (im Südosten, nahe dem Río de la Plata), der südlichen Fortsetzung der lang gestreckten Cuchilla Grande Principal, der Hauptwasserscheide des Landes. Der östliche Küstenstreifen, am offenen Atlantik, besteht aus einem Schwemmland mit Lagunen und Nehrungen (v. a. Laguna Merín). Der Küstenbereich des Kristallins am Río de la Plata ist in 100-120 km Breite mit Löss bedeckt, seit Mitte des 19. Jahrhunderts das Hauptackerbaugebiet des Landes.
 
Klima:
 
Uruguay hat warmgemäßigtes, subtropisches, vollhumides Klima, das sowohl von den feuchten Luftmassen aus Nordosten als auch von Kaltlufteinbrüchen aus dem Süden (Pamperos) beeinflusst wird. Die sommerlichen Temperaturmittelwerte liegen zwischen 21 und 23 ºC an der Küste und 25 und 26 ºC im Norden, im Winter 10-14 ºC (im Winter auch Fröste). Hauptregenzeit ist der Herbst, im Nordwesten der Sommer; die jährliche Niederschlagsmenge erreicht im Süden 900-1 000 mm, im Norden zum Teil über 1 300 mm. In größeren Zeitabständen treten Dürren und starke Niederschläge mit Überschwemmungen auf.
 
Vegetation:
 
Vorherrschend sind die weiten, heute baumarmen oder -losen Grasflächen der Campos, die als natürliche Weide genutzt werden; in feuchten Niederungen stehen noch Reste der natürlichen Gehölze der ehemaligen Parklandschaft, an trockenen Standorten Xerophyten, auch Kakteen. Insgesamt ist die Vegetation der Campos reichhaltiger und für die Weidenutzung besser geeignet als die der argentinischen Pampas.
 
Bevölkerung:
 
Um 1830 starben die letzten Indianer (v. a. Charrúa; Wildbeuter) aus. An der heutigen Bevölkerung haben auch die in der Kolonialzeit als Sklaven ins Land verschleppten Schwarzen nur einen geringen Anteil. Die Bevölkerung ist überwiegend erst im Zuge der europäischen Einwanderung des 19. Jahrhunderts ins Land gekommen. 1796 gab es nur rd. 46 000 Einwohner, 1852 (erster Zensus) 132 000, 1908 bereits 1,04 Mio. Einwohner. Die ersten Weißen kamen von der Südseite des Río de la Plata. Ende des 17. Jahrhunderts gab es im Norden des Landes große Estanzias der Jesuiten zur Versorgung ihrer Reduktionen in Paraguay und in Misiones. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden Estanzias im Hinterland der Küste. Seit 1836 kamen rd. 800 000 europäische Einwanderer ins Land, außer Spaniern und Italienern (zusammen rd. 70 %) auch Schweizer (1861), Waldenser des Piemont, französische Basken, Russen und Tschechen. Die deutschstämmige Bevölkerung wird auf etwa 10 000 geschätzt; unter den Einwanderern waren u. a. Russlanddeutsche (1921-33), Juden (30er- und 40er-Jahre) und Mennoniten (1948, 1951).
 
Die dichteste Besiedlung hat der Süden des Landes, der Bereich des Río de la Plata. 90 % der Bevölkerung leben in Städten, allein 42 % (1996) im Departement Montevideo. Die jährliche Geburtenrate beträgt (1995) 17 ‰, die Sterberate 10 ‰. 26 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre. Aufgrund der heute negativen Wanderungsbilanz ist das Bevölkerungswachstum (1985-95: 0,6 % pro Jahr) äußerst gering und liegt noch unter der natürlichen Wachstumsrate. Im Gegensatz zu anderen lateinamerikanischen Staaten ist Uruguay durch eine breite Mittelschicht gekennzeichnet (vielfach Staatsbedienstete), Sozialversicherung und Gesundheitswesen sind hoch entwickelt. Lebenserwartung (73 Jahre) und relativ niedrige Säuglingssterblichkeit (19 ‰) übersteigen beziehungsweise unterschreiten den südamerikanischen Durchschnitt (1995). Größte Städte sind die Hauptstadt Montevideo, Salto, Paysandú, Las Piedras und Rivera.
 
Religion:
 
Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit. Staat und Kirche sind seit 1919 getrennt. - Nach kirchlichen Angaben gehören rd. 82 % der Bevölkerung christlicher Kirchen an: rd. 77,5 % der katholischen Kirche (Erzbistum Montevideo mit neun Suffraganbistümern), rd. 3,6 % protestantischer Kirchen (Pfingstler, Waldenser, Adventisten, Baptisten, »Church of God [Cleveland]«), Methodisten, Lutheraner, Mennoniten u. a.) und der anglikanischen Kirche (Bistum Uruguay der »Anglikanischen Kirche der Südspitze Amerikas«), rd. 0,9 % den auf einzelne Volksgruppen (Griechen, Russen, Ukrainer, Armenier) beschränkten orthodoxen und orientalischen Kirchen. - Die jüdische Gemeinschaft hat über 32 000 Mitglieder (v. a. in Montevideo). - Eine weitere religiöse Minderheit bilden die Bahais. Außerdem gibt es Mormonen, Zeugen Jehovas sowie zahlreiche Anhänger des europäischen Spiritismus (Kardecismus). In den letzten Jahrzehnten fanden auch afrobrasilianische Religionen (besonders Umbanda) Verbreitung.
 
Bildungswesen:
 
Allgemeine Schulpflicht besteht vom 6. bis 15. Lebensjahr; der Unterricht an öffentlichen Schulen (einschließlich Hochschulen) ist unentgeltlich. Die Schulzeit in den Primarschulen und den allgemein bildenden Sekundarschulen beträgt jeweils sechs Jahre, bei Letzteren untergliedert in zwei Zyklen zu drei Jahren; der zweite Zyklus führt zur Hochschulreife. Die Analphabetenquote beträgt 2,9 %. In Montevideo befinden sich eine staatliche (gegründet 1849) und eine katholische Universität (gegründet 1985).
 
Publizistik:
 
Uruguay gilt traditionell als Land mit tatsächlicher Pressefreiheit; die während der Militärregierung herrschende Zensur wurde 1985 wieder aufgehoben. Die wichtigsten Tageszeitungen sind: »El País« (gegründet 1918, dem Partido Nacional nahe stehend, Auflage 130 000), »El Diario« (1923, unabhängig, 80 000), »La Mañana« (1917, dem Partido Colorado nahe stehend, 40 000), »La Hora Popular« (1984, linksgerichtet, 30 000), »Últimas Noticias« (1981, kirchlich, 25 000), »El Diario Español« (1905, Organ der spanischen Minderheit, 20 000). Es existieren (1995) etwa 30 Mittel- und Kurzwellen- sowie zehn UKW-Sender in der Umgebung von Montevideo. Außerhalb der Hauptstadt sind rd. 80 Hörfunkstationen in Betrieb. Die meist kommerziellen Sender sind in der »Asociación Nacional de Broadcasters Uruguayos« (ANDEBU) zusammengeschlossen. Daneben gibt es die staatlichen Rundfunkgesellschaften »Dirección Nacional de Comunicaciones« und »Administración Nacional de los Servicios de Telecomunicaciones«. In Montevideo können vier Fernsehsender empfangen werden: »Monte Carlo TV Color«, »SAETA-TV - Canal 10«, »SODRE - Servicio Oficial de Difusión Radiotelevisión y Espectáculos« sowie »Teledoce Televisora - Color - Canal 12«, weitere 22 Stationen existieren außerhalb der Hauptstadt.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Traditionell bildet der exportorientierte Agrarsektor die wichtigste Säule der Wirtschaft. Der in der Weltwirtschaftskrise beginnende und sich nach dem Koreakrieg fortsetzende Nachfrage- und Preisrückgang bei den wichtigsten Exportprodukten konnte auch durch eine importsubstituierende Industrialisierung seit den 30er-Jahren und die Steigerung nichttraditioneller Exporte (im Wesentlichen verarbeitete Agrarprodukte) ab Ende der 70er-Jahre nicht aufgefangen werden. Seit den 70er-Jahren wechselten Rezession und kurzfristige Wachstumsphasen miteinander ab, zum Teil auch als Folge von Krisen in den Nachbarstaaten Brasilien und Argentinien; im langjährigen Durchschnitt stagnierte die Wirtschaft, was zu einer fühlbaren Absenkung des Lebensstandards führte. Die 1989 eingeleiteten marktwirtschaftlichen Reformen (v. a. Fortsetzung der 1978 begonnenen Zollsenkungen, Sanierung der öffentlichen Finanzen und Privatisierung von Staatsunternehmen) kommen nur langsam voran, weil sie aufgrund ihrer sozialen Folgen den Widerstand der traditionell starken Gewerkschaften und weiter Bevölkerungsteile hervorrufen. Im Dezember 1992 sprachen sich 70 % der Bevölkerung gegen das Privatisierungsgesetz aus. Der staatliche Verwaltungssektor ist überbesetzt; die daraus resultierenden Belastungen sind nur schwer zu reduzieren. Seit 1996 ergänzt ein privater Pensionsfonds die staatliche Altersversorgung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist 1990-97 durchschnittlich um 3,7 % gewachsen, und die Inflationsrate, die 1985-95 im Durchschnitt bei jährlich 70,5 % lag, konnte auf (1997) rd. 15 % gesenkt werden. Gemessen an der Höhe des Bruttosozialprodukts (BSP) je Einwohner von (1996) 5 760 US-$ gehört Uruguay zu den reichsten Ländern Südamerikas. Die Auslandsverschuldung stagniert und beläuft sich auf (1997) 7,6 Mrd. US-$. Annähernd 10 % der Erwerbspersonen sind arbeitslos.
 
Landwirtschaft:
 
Die fortschreitende Integration mit Argentinien, Brasilien und Paraguay zum gemeinsamen Markt Mercosur wirft große Probleme für die Landwirtschaft auf, da die Nachbarländer in den meisten Bereichen kostengünstiger produzieren. 1997/98 erlitt die Landwirtschaft aufgrund von Überschwemmungen infolge des El-Niño-Phänomens Schäden in Höhe von rd. 10. Mio. US-$. Der Agrarsektor trug (1995) 9 % zur Entstehung des BIP bei und beschäftigte 13 % der Erwerbstätigen. Wichtigste Anbaukulturen sind (1996) Reis (810 000 t) und Weizen (371 000 t). Daneben werden Gerste, Mais, Sorghumhirse, Zuckerrohr und Zuckerrüben angebaut. Weniger als 10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Ackerland (1994); der Großteil umfasst Wiesen und Weiden. Die Viehzucht, v. a. die Rinder- und Schafhaltung, ist dominierend im Agrarsektor (Bestand 1995: 10,7 Mio. Rinder und 21,2 Mio. Schafe), wobei der Schwerpunkt auf der Fleisch- und Wollerzeugung bei allerdings relativ geringer Produktivität liegt. Die Landwirtschaft ist überwiegend großbetrieblich organisiert.
 
Fischerei:
 
Das Fangvolumen erreichte 1995 rd. 126 000 t; Fisch wurde ein wichtiges Ausfuhrerzeugnis.
 
Bodenschätze:
 
Mit Ausnahme geringer Mengen an Kalkstein, Eisenerz und Feldspat werden kaum mineralische Rohstoffe abgebaut.
 
Energiewirtschaft:
 
Die Energiewirtschaft basiert zu zwei Dritteln auf Wasserkraft. Die Elektrizitätserzeugung betrug (1995) 6 167 Mio. kWh.
 
Industrie:
 
Zwar liegt der BIP-Anteil des Industriesektors mit (1995) 26 % deutlich höher als der der Landwirtschaft, jedoch verarbeitet rd. die Hälfte der Industriebetriebe landwirtschaftliche Rohstoffe (Nahrungs- und Genussmittel-, Textil- und Lederindustrie); der Beschäftigtenanteil belief sich (1993) auf ebenfalls 26 %. Der Industriesektor wächst nur langsam; die Produktionsmenge des Jahres 1996 entsprach ungefähr der des Jahres 1988. Hauptindustriestandorte sind neben Montevideo Paysandú und Fray Bentos am Río Uruguay.
 
Tourismus:
 
Die ausgedehnten Sandstrände am Atlantischen Ozean sind die Hauptanziehungspunkte. 1994 besuchten 1,9 Mio. ausländische Gäste Uruguay, v. a. aus Argentinien (88 %), Brasilien, Paraguay und Chile.
 
Außenwirtschaft:
 
Als Folge der stärkeren marktwirtschaftlichen Öffnung ist die Handelsbilanz seit 1992 negativ (Einfuhrwert 1996: 3,11 Mrd. US-$, Ausfuhrwert: 2,40 Mrd. US-$). Hauptexportgüter (1995) sind Leder, Lederwaren und Schuhe (13 %), Rindfleisch (12 %), Wolle (12 %), Textilien (9 %), Reis (8 %). Wichtigste Abnehmerländer sind Brasilien (33 %), Argentinien (13 %), die USA und Deutschland (je 6 %); unter den Lieferländern führt ebenfalls Brasilien (24 %) vor Argentinien (21 %) und den USA (10 %).
 
Verkehr:
 
Das (1995) rd. 3 000 km lange Eisenbahnnetz verbindet alle größeren Orte miteinander; es dient überwiegend dem Frachtverkehr. Es bestehen Anschlüsse an das argentinische und brasilianische Streckennetz. Mit einer Gesamtlänge von (1996) 8 660 km Teerstraßen und rd. 40 000 km sonstigen Straßen verfügt Uruguay über das dichteste Straßennetz Südamerikas. Wichtigste Nord-Süd-Verbindung ist die Straße von Rivera an der brasilianischen Grenze nach Montevideo. Die bedeutendsten Binnenschifffahrtswege sind der Río de la Plata und der Río Uruguay, die zusammen auf 560 km schiffbar sind. Insgesamt gibt es 1 250 km schiffbare Binnengewässer. Der Großteil des Außenhandels Uruguays wird über den Seehafen von Montevideo abgewickelt; seit September 1992 besteht eine Schnellbootverbindung nach Buenos Aires (1995: 633 700 Passagiere). Der internationale Flughafen Carrasco liegt 20 km östlich von Montevideo (1995: 988 000 Passagiere).
 
 
Das Gebiet von Uruguay wurde 1516 von dem spanischen Seefahrer Juan Díaz de Solís (* um 1470, ✝ 1516), der als Erster den Río de la Plata befuhr, entdeckt. Die dort lebenden Indianer, die kriegerischen Charrúa, leisteten den Ankömmlingen Widerstand - Díaz de Solís und fast alle seine Begleiter wurden getötet - und verhinderten lange eine Besiedlung des Landes, das unter dem Namen Banda Oriental de Uruguay (»Ostseite des Flusses Uruguay«) von den Siedlern am Südufer des Río de la Plata für Viehzucht genutzt wurde.
 
In dem Bestreben, Zugang zu dem verkehrswichtigen La-Plata-Flusssystem zu erlangen, gründeten die an der brasilianischen Küste vordringenden Portugiesen 1680 das Fort Colonia do Sacramento (heute Colonia del Sacramento). Im Gegenzug gründeten die Spanier, deren Herrschaft über das La-Plata-Gebiet bedroht war, 1724 Montevideo. Nach wechselvollen Kämpfen kam das Gebiet 1777 (Frieden von San Ildefonso) an Spanien. Die Banda Oriental wurde Teil des neuen Vizekönigreichs Río de la Plata. Nach Ausrufung der Unabhängigkeit in Buenos Aires (25. 5. 1810 erhoben sich die Bewohner Uruguays und besiegten unter J. Artigas die spanientreuen Gruppen (Las Piedras, 18. 5. 1811). Montevideo wurde erst am 23. 6. 1814 mit argentinischer Hilfe erobert. Artigas wurde Protektor der Banda Oriental. Ein erneutes brasilianisches Vordringen führte zur Besetzung Montevideos im Januar 1817 und zur Eingliederung Uruguays als »Cisplatanische Provinz« in Brasilien. Am 19. 4. 1825 begann ein neuer Unabhängigkeitskampf gegen Brasilien. Ein Kongress verkündete am 25. 8. 1825 in Florida die Unabhängigkeit Uruguays, die durch den Sieg bei Ituzaingó (20. 2. 1827 und den Frieden von Rio de Janeiro (27. 8. 1828 endgültig gesichert wurde. 1830 wurde Montevideo Hauptstadt.
 
Die Jahrzehnte bis zur Jahrhundertwende waren von innenpolitischem Streit, Revolutionen und bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen bestimmt; Spannungen zwischen Stadt und Land, Unitariern und Föderalisten, Liberalen (»Colorados«) und Konservativen (»Blancos«) waren die Gründe. Die Einmischung Argentiniens und Brasiliens führte zu dem Krieg der Tripelallianz Argentinien, Brasilien und Uruguay gegen Paraguay (1865-70; Paraguay, Geschichte).
 
1903 wurde mit J. Batlle y Ordóñez ein »Colorado« zum Präsidenten gewählt, der die Grundlagen des heutigen Uruguay schuf. In zwei Amtsperioden verwirklichte er ein Programm, das Arbeitsgesetzgebung, staatliche Sozialfürsorge, staatliche Kontrolle des Baues von Eisenbahnen und Straßen sowie die Verstaatlichung u. a. der Energieversorgung umfasste. Er führte erstmals durch die Schaffung des Staatsrates das Kollegialsystem ein (1919-33), das die politische Opposition beziehungsweise Minderheit an der Regierung beteiligte. Es wurde während der Weltwirtschaftskrise zugunsten einer starken Exekutive aufgegeben. Nach einer Volksabstimmung wurde 1952 das Amt des Staatspräsidenten zugunsten des kollegial besetzten Nationalrats wieder abgeschafft, aber Ende 1966 erneut eingeführt.
 
Die Amtszeit (1967-72) des Präsidenten J. Pacheco Areco war von wirtschaftlichen Problemen gekennzeichnet. Die Bekämpfung der Inflation und Stagnation durch restriktive Maßnahmen (u. a. Preis- und Lohnstopp) stieß auf den Widerstand der Gewerkschaften und führte zu Streiks. Die sozialen Spannungen begünstigten die Terroranschläge der Tupamaros und die Gegenmaßnahmen des Militärs. Seit 1970 wandelte sich der Staat zur Diktatur (Ausnahmezustand seit 1969). Präsident J. M. Bordaberry Avocena (Partido Colorado) löste nach bürgerkriegsähnlichen Unruhen in einem Staatsstreich mit Zustimmung des Militärs 1973 das Parlament auf und ersetzte es durch einen von ihm ernannten Staatsrat. Zum wichtigsten Regierungsorgan wurde der Consejo de Seguridad Nacional, über den das Militär direkt an der Staatsführung beteiligt war. 1976 wurde Bordaberry von den Militärs, die langfristig eine demokratisch-parlamentarische Entwicklung anstrebten, gestürzt. Der Versuch des neuen Präsidenten Aparicio Méndez Manfredini, auf der Grundlage einer vom Militärregime ausgearbeiteten Verfassung Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abzuhalten, scheiterte 1980 durch die Ablehnung dieser Verfassung in einer Volksabstimmung. Im September 1981 wurde der als gemäßigt geltende General G. Álvarez Armellino von den Militärs zum Präsidenten bestimmt. Politische Hauptaufgabe blieb der Demokratisierungsprozess unter Aufhebung der Restriktionen für die Parteien. Obwohl 1984 das Land durch Generalstreik und Verhängung des Ausnahmezustands erschüttert wurde, fanden nach Verhandlungen zwischen Militärs und Parteien am 25. 11. 1984 die ersten freien Parlaments- und Präsidentschaftswahlen nach elfjähriger Militärherrschaft statt. Dabei gewann der mit einem gemäßigt sozialdemokratisch orientierten Programm angetretene Partido Colorado knapp, neuer Präsident wurde J. M. Sanguinetti. Mit der Zulassung einer Vielzahl von Parteien und Gewerkschaften setzte sich der Demokratisierungsprozess fort, an dem Sanguinetti wesentlichen Anteil hatte. Ein wirtschaftlicher Stabilisierungsprogramm zielte auf Abbau von Arbeitslosigkeit und sozialen Spannungen. Das von der Regierung im Dezember 1986 eingebrachte Amnestiegesetz für Gewalttaten angeklagter Militärs und Polizisten versuchte die Opposition vergeblich durch ein Referendum (April 1989) aufzuhalten.
 
Die Wahl von 1989 brachte mit L. A. Lacalle wieder einen »Blanco« ins höchste Regierungsamt (Amtsantritt 1990). Dieser begann mit der Privatisierung der umfangreichen Staatsunternehmen gegen erheblichen Widerstand der Gewerkschaften. Zum Sanierungsprogramm gehörte auch eine Währungsreform (1993), eine Verminderung der Streitkräfte und die Straffung des Staatsapparats. Die Wahl 1994 entschied mit knapper Mehrheit wiederum Sanguinetti für sich (Amtsantritt 1995). Er konnte 1996 mit einem Referendum eine Verfassungsreform durchsetzen, deren wichtigster Bestandteil, eine Änderung des Wahlrechts, eine eindeutige demokratische Willensbildung ermöglicht (in Kraft seit 1997). Unter seiner Regierung wuchs die Wirtschaft, die Inflation wurde zurückgedrängt. Die Präsidentschaftswahlen 1999 gewann J. Batlle Ibáñez (Partido Colorado, Amtsantritt 2000), in der gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahl erlangte das Linksbündnis Frente Amplio die Mehrheit.
 
 
H. Wilhelmy u. W. Rohmeder: Die La-Plata-Länder. Argentinien, Paraguay, U. (1963);
 E.-J. Kerbusch: Das uruguayische Reg.-System. Der 2. Colegiado. 1952-1967 (1971);
 
Historia Uruguaya, auf mehrere Bde. ber. (Montevideo 1974 ff.);
 J. L. Willis: Historical dictionary of U. (Metuchen, N. J., 1974);
 
Argentinien u. U., hg. v. T. Heydenreich u. a. (1983);
 
Historia Uruguaya, bearb. v. J. C. Williman u. a., 8 Bde. (Montevideo 1-91989-91, teilw. Neudr.);
 E. Kroch: U. zw. Diktatur u. Demokratie. Ein lateinamerikan. Modell? (1991);
 C. Wagner: Politik in U. 1984-1990. Probleme der demokrat. Konsolidierung (1991);
 
U. zw. Tradition u. Wandel, hg. v. K. Bodemer u. a. (1993);
 
Transformation im südl. Lateinamerika. Chancen u. Risiken einer aktiven Weltmarktintegration in Argentinien, Chile u. U., hg. v. B. Töpper u. U. Müller-Plantenberg (1994);
 J. M. G. Kleinpenning: Peopling the purple land. A historical geography of rural U., 1500-1915 (Amsterdam 1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Lateinamerika (1820 bis 1860): Ein Kontinent ordnet sich neu
 
II
Uruguay
 
['ʊrugvaɪ, uru'gvaːi], spanisch Rị́o Uruguay, uru'ɣu̯ai̯], brasilianisch Rịo Uruguai ['rriːu -], Zufluss des Atlantiks in Südamerika, 1 650 km lang; entspringt in Brasilien auf der Westabdachung der Serra Geral in nur 60 km Entfernung von der Atlantikküste (Quellflüsse: Rio Canoas und Rio Pelotas), fließt in weitem Bogen durch das Brasilianische Bergland (stark gewundener Lauf) und das Paraná-Uruguay-Tiefland (der Uruguay fließt am Ostrand des Zwischenstromlandes), wobei er ab der Mündung des Rio Peperi Guaçu zunächst die Grenze Argentiniens zu Brasilien, dann zu Uruguay bildet; er mündet nördlich von Buenos Aires in den Río de la Plata. Die Schiffbarkeit des Uruguay (ab Santo Tomé in der argentinischen Provinz Corrientes) ist infolge Stromschnellen zwischen dem Dreiländereck und Salto (Uruguay) beziehungsweise Concordia (Argentinien) unterbrochen; Seeschiffe können bis Paysandú gelangen. Das Wasserkraftwerk Salto Grande (oberhalb von Salto, Inbetriebnahme 1980; 1 890 MW) errichtete Uruguay zusammen mit Argentinien, das Wasserkraftwerk El Palmar (Inbetriebnahme 1982; 330 MW) zusammen mit Brasilien.
 

* * *

1Uru|gu|ay, der; -[s]: Fluss in Südamerika.
————————
2Uru|gu|ay; -s: Staat in Südamerika.

Universal-Lexikon. 2012.