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Minderheiten
Minderheiten
 
(Minoritäten): Minderheiten sind Bevölkerungsgruppen, die sich von der Mehrheit (Majorität) durch bestimmte erkennbare Merkmale (z. B. Rasse, Religionszugehörigkeit, Moral, Hautfarbe, körperliche oder geistige Abweichung, Nationalität, politische Einstellung, soziale Funktion) unterscheiden und oft (hauptsächlich aufgrund sozialer Vorurteile) diskriminiert werden. Die negative Beurteilung und Behandlung von Minderheiten ist gekennzeichnet durch die Neigung zu starren, festgelegten, oft mit Feindseligkeiten verbundenen Einstellungen, Bewertungs- und Verhaltensmustern (Stereotypen), wobei den Minderheiten »typische« Eigenschaften zugeschrieben werden, die nicht notwendig mit deren tatsächlichen Verhaltensweisen übereinzustimmen brauchen und die sich selbst bei widersprechender Erfahrung schwer korrigieren lassen (z. B. »Gastarbeiter sind dreckig«, »Zigeuner stehlen«, »Neger sind abergläubisch, faul und stinken«, »Juden sind gewinnsüchtig«).
 
Die Diskriminierung von Minderheiten, die bis zu deren systematischer Ausrottung führen kann (z. B. der Juden, der Sinti beziehungsweise Roma, der Homosexuellen und anderer Minderheiten im nationalsozialistisch beherrschten Deutschland), hat sowohl eine verstärkte Integration und soziale Kontrolle innerhalb der Minderheiten als auch eine Desintegration der Minderheiten in der Gesamtgesellschaft zur Folge: Zum Schutz gegen Benachteiligung und Verachtung schließen sich viele Minderheiten zu Randgruppen zusammen, betonen ihre Besonderheiten und entwickeln unter Umständen eine eigene Sitten- und Wertordnung (Subkultur), durch die sie sich gegen die »etablierte« Gesellschaft abgrenzen.
 
Stereotype und Vorurteile über Minderheiten können wiederum zur Stabilisierung des sozialen Selbstwertgefühls von Angehörigen anderer Gruppen beitragen, indem sie durch Diskriminierung von Minderheiten den Wert der eigenen Gruppe (und damit der eigenen Person) erhöhen. Gleichzeitig wird ein gesellschaftlich gebilligter Aggressionsabbau ermöglicht. Die Ablenkung des Aggressionspotenzials (der individuellen Triebspannung) nach außen auf Minoritätsgruppen, häufig durch ein primitives Freund-Feind-Denken unterstützt, garantiert daher die Erhaltung des Gruppengleichgewichts der Majorität.
 
Die Problematik der Minderheiten ist unterschiedlich: So können gesellschaftliche Spannungen und Konflikte entstehen, weil der Schutz der Eigenständigkeit, der Besonderheiten und Eigenarten von Minderheiten nicht mehr gewährleistet ist (z. B. in Gebieten mit ethnischen, sprachlichen oder religiösen Minderheiten), und weil es schwierig ist, die Gleichberechtigung und damit die Aufhebung der Benachteiligung von Minderheiten gegenüber der herrschenden Mehrheit zu verwirklichen. In den demokratischen Staaten werden Minderheiten durch die in der Verfassung verankerten Menschenrechte besonders geschützt, doch konnte bisher keine weltweite Übereinkunft zum Schutz von Minderheiten geschaffen werden. - Vorurteil.

Universal-Lexikon. 2012.