Auslandsschulden,
Verbindlichkeiten inländischer Schuldner (Staat oder private Unternehmen) gegenüber ausländischen Gläubigern. Die Auslandsschulden entstehen durch internationale Zinsarbitrage (Inländer verschulden sich bei niedrigen Auslandszinsen verstärkt im Ausland), durch Spekulation (Inländer nehmen Fremdwährungskredite auf, wenn sie auf Abwertung dieser Währung spekulieren) und im Zuge des internationalen Handels (inländischen Importeuren wird der Kauf ausländischer Produkte erleichtert, wenn ihnen die ausländischen Exporteure Handelskredite einräumen). Hohe und zunehmende Auslandsschulden können ökonomisch positiv bewertet werden, soweit die aufgenommenen Mittel für Investitionen verwendet werden und die Erfüllung des Schuldendienstes gewährleistet ist. Die Auslandsschulden können jedoch ein Krisensymptom sein, wenn sie mit schwachem Wachstum und anhaltenden Handelsbilanzdefiziten einhergehen. Dann ist der Schuldendienst gefährdet, und es droht »Überschuldung«. Die Zunahme der Auslandsschulden (Kapitalimport) kann eine Zunahme des Auslandsvermögens (Kapitalexport), ein Defizit in der Leistungsbilanz oder eine Aufstockung der heimischen Währungsreserven finanzieren (Zahlungsbilanz).
In der Weimarer Republik nahmen die Auslandsschulden des Deutschen Reiches, bedingt durch hohe deutsche Zinsen, massiv zu: von (1926) 12 Mrd. RM auf (1930) 33 Mrd. RM. Dies ermöglichte die Finanzierung des damaligen Handelsbilanzdefizits und der Reparationsleistungen. Nicht zuletzt wegen der Stärkung radikaler Parteien bei der Reichstagswahl 1930 wurden dann Auslandskredite in erheblichem Umfang abgezogen (1934 lagen die deutschen Auslandsschulden nur noch bei 18 Mrd. RM), was die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise verschärfte. - Nach dem Zweiten Weltkrieg regelte das Londoner Schuldenabkommen (1953) die Rückzahlung der deutschen Vorkriegsschulden sowie der Nachkriegsschulden (Marshallplan-Hilfe). Mitte 2001 betrugen die Auslandsschulden Deutschlands 2 851 Mrd. (darunter rd. 52,0 % Verbindlichkeiten von Kreditinstituten, 32,7 % von Unternehmen und Privatpersonen, 14,7 % von öffentlichen Haushalten und 0,2 % der Deutschen Bundesbank). Ihnen standen Auslandsforderungen in Höhe von rd. 2 939 Mrd. gegenüber (Auslandsvermögen). - In den 80er-Jahren nahmen die öffentlichen Auslandsschulden der Entwicklungsländer und einiger Ostblockstaaten stark zu; dies führte zu Schuldenkrisen.
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Aus|lands|schul|den, die: Verbindlichkeiten inländischer Schuldner gegenüber ausländischen Gläubigern.
Universal-Lexikon. 2012.