Orlog (veraltet); bewaffnete Auseinandersetzung
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Krieg [kri:k], der; -[e]s, -e:längerer mit Waffengewalt ausgetragener Konflikt, größere Auseinandersetzung zwischen Völkern mit militärischen Mitteln:
einem Land den Krieg erklären.
Zus.: Angriffskrieg, Atomkrieg, Bauernkrieg, Bürgerkrieg, Eroberungskrieg, Glaubenskrieg, Luftkrieg, Weltkrieg.
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Krieg 〈m. 1〉
1. bewaffnete Auseinandersetzung zw. Staaten, Stämmen od. Völkern
2. 〈fig.〉 ständiger Kampf, dauernde Feindschaft (Klein\Krieg)
● einer Partei, Bewegung den \Krieg ansagen; der \Krieg ist ausgebrochen; einem Staat den \Krieg erklären förmlich den Kampf ansagen; einen \Krieg gewinnen, verlieren, vom Zaun brechen ● \Krieg führend = kriegführend; häuslicher \Krieg 〈fig.〉 dauernder Streit in der Familie; kalter \Krieg Auseinandersetzung ohne Waffen; der Kalte \Krieg Epoche polit. Spannungen zwischen den USA u. der UdSSR ● \Krieg auf Leben und Tod; aus dem \Krieg heimkehren; im \Kriege fallen im Kampf getötet werden; in den \Krieg ziehen; mit jmdm. \Krieg anfangen; mit jmdm. \Krieg führen; zum \Krieg hetzen, rüsten, treiben [<mhd. kriec „Anstrengung, Bemühen, Streben, Streit, Widerstand, Zwietracht, Kampf, bewaffnete Auseinandersetzung“ <ahd. chreg „Hartnäckigkeit“; hierzu kregel]
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Krieg , der; -[e]s, -e [mhd. kriec = Kampf; (Wort-, Rechts-, Wett)streit, auch: Anstrengung, Streben, ahd. chrēg = Hartnäckigkeit, H. u.]:
mit Waffengewalt ausgetragener Konflikt zwischen Staaten, Völkern; größere militärische Auseinandersetzung, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt:
ein konventioneller, atomarer K.;
ein verlorener K.;
der totale K.;
ein heiliger (religiös motivierter) K.;
der Siebenjährige K. (Krieg zwischen England u. Frankreich u. deren Verbündeten von 1756 bis 1763);
der Dreißigjährige Krieg (deutscher u. europäischer Krieg von 1618 bis 1648, dessen Ursachen vor allem die Gegensätze zwischen Katholiken u. Protestanten u. zudem das Streben der Reichsstände nach Erweiterung ihrer Macht gegenüber dem habsburgischen Kaiser waren);
der Hundertjährige K. (Krieg zwischen England u. Frankreich um die Vorherrschaft in Frankreich u. schließlich in Westeuropa von 1357 bis 1453);
einen K. gewinnen, verlieren;
einem Land den K. erklären;
K. führen;
die [nicht] K. führenden Staaten, Länder, Mächte;
aus dem K. heimkehren;
das Land steht im K., befindet sich im K. [mit einem anderen Land];
im K. umkommen, bleiben, fallen;
zum, für den K. rüsten;
Ü der häusliche, eheliche K. zermürbte sie;
die beiden leben, liegen ständig im K. miteinander;
☆ kalter K. (ohne Waffengewalt, bes. auf psychologischer Ebene ausgetragener Konflikt zwischen Staaten, die verschiedenen Machtblöcken angehören; LÜ von engl. cold war: der Kalte K. [Politik früher; die von dem Ost-West-Konflikt geprägte Epoche]);
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I Krieg
[mittelhochdeutsch kriec »Krieg«, althochdeutsch chrēg auch »Anstrengung«, »Streben«; »Hartnäckigkeit«], bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Staaten beziehungsweise Machtkampf streitender Parteien innerhalb eines Staates (Bürgerkrieg).
Da Krieg ein alle Gesellschaftsformen, Kulturräume und Epochen übergreifendes Phänomen darstellt, existiert keine allgemein gültige Definition des Begriffs Krieg. Was als Krieg bezeichnet wird, ist vielmehr historischen Veränderungen unterworfen und in hohem Maße von politischen Interessen, rechtlichen Interpretationen, ideologischen Standpunkten und kulturellen Traditionen abhängig. Gleichwohl haben sich in der europäischen Neuzeit gesellschaftliche Voraussetzungen entwickelt, die in der gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskussion einen definitorischen Minimalkonsens sicherstellen. Mit der neuzeitlichen Herausbildung souveräner Staaten, die zur Monopolisierung physischer Gewalt in den Händen der Staatsmacht führte, und der Entwicklung des internationalen Staatensystems seit dem 17. Jahrhundert wurde der Staat zum bestimmenden Akteur des Kriegsgeschehens und die Beteiligung der Staatsgewalt (Militär, paramilitärischer Verbände, Polizeieinheiten) zu einem entscheidenden Definitionskriterium. Um Krieg von anderen Formen kollektiven Gewalthandelns wie Unruhen, Massakern, Terroraktionen, Staatsstreichen usw. zu unterscheiden, werden unterschiedliche qualitative und quantitative Kriterien herangezogen. Weitgehend akzeptiert ist eine Definition, wonach Krieg einen gewaltsamen Massenkonflikt bezeichnet, der ein gewisses Maß an Kontinuität der Kampfhandlungen, Organisation der Krieg Führenden und Planmäßigkeit ihres Vorgehens voraussetzt, und an dem auf mindestens einer Seite reguläre Streitkräfte der Regierung beteiligt sein müssen. In diesem Sinne kann Krieg als Versuch sozialer Gruppen, Verbände oder Staaten verstanden werden, ihre politischen, wirtschaftlichen oder weltanschaulichen Ziele mithilfe organisierter physischer Gewalt gegen andere durchzusetzen.
Die Schwierigkeit der Abgrenzung von Krieg gegenüber anderen Gewaltformen zeigt sich auch im allgemeinen Sprachgebrauch: Häufig werden für Krieg Synonyme wie bewaffneter Konflikt, Gewaltkonflikt, kriegsähnlichen Auseinandersetzungen usw. gebraucht oder Attribute wie sezessionistisch, ethnisch, religiös beziehungsweise Komposita wie Guerillakrieg, Befreiungskrieg, Stammeskrieg, Grenzkrieg usw. verwendet. Für unterschiedliche Formen gewaltsamer innerstaatlicher Auseinandersetzungen wird meist die Sammelbezeichnung Bürgerkrieg gewählt.
Die Kriegsursachen, aus denen sich in der Regel die Kriegsziele ergeben, sind vielfältig und äußerst komplex. Sie resultieren aus sozialen Widersprüchen und Gegensätzen, die auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens oder der Beziehungen zwischen Gemeinschaften oder Staaten angesiedelt sein können. Singuläre Ursachen und damit monokausale Erklärungen von Krieg gibt es nicht. Erst durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Einflussfaktoren kommt es zu einem konfliktiven Eskalationsprozess, der zu kriegerischer Konfliktaustrag führen kann.
In der Forschung werden drei miteinander verbundene Ebenen von Kriegsursachen unterschieden. Auf der gesellschaftspolitischen Ebene spielen Interessengegensätze zwischen sozialen Gruppen um die ungleiche Verteilung von Einkommen, Vermögen, Status, Ressourcen und Lebenschancen sowie Macht- und Herrschaftskonflikte die Hauptrolle. V. a. in Phasen beschleunigter gesellschaftlicher Transformationsprozesse führen diese sozialen Konflikte häufig zur Politisierung entlang ethnischer, religiöser oder regionaler Grenzen sowie zu militantem Nationalismus. Entsprechend artikulieren sie sich als religiös, ethnisch-kulturell oder nationalistisch geprägte Konflikte, die nicht selten zu Sezessions- und Autonomiebestrebungen führen. In den Staaten der Dritten Welt gehören chronische Legitimationsdefizite politischer Herrschaft und die mangelnde nationalstaatliche Konsolidierung zu den strukturellen Ursachen kriegerischer Konflikte. Auch Natur- und Umweltzerstörung, relative Überbevölkerung, Migrations- und Flüchtlingsbewegungen können Ursachen von Kriegen sein. Diese innergesellschaftlichen Bestimmungsgründe bilden die Hauptursachen der Kriege der Gegenwart.
Auf der internationalen Ebene gehören zwischenstaatliche Rivalitäten und Hegemonialkonflikte v. a. aufgrund ökonomischer und machtpolitischer Veränderungen und Krisen sowie Grenzstreitigkeiten und konkurrierende Gebietsansprüche zu den Hauptursachen von Kriegen. Für die Intervention Dritter in kriegerische Konflikte ist meist der Versuch der Einflussnahme auf die politische Entwicklung ursächlich. Während des Kalten Krieges hat zudem die ideologische und machtpolitische Konkurrenz der Supermächte zur gewaltsamen Eskalation von Konflikten in der Dritten Welt beigetragen.
Auf der Ebene sozialpsychologischer Ursachen, die in allen Kriegen eine Rolle spielen, stehen die Genese von Feindbildern und politischen Entscheidungsprozessen sowie Persönlichkeitsstrukturen und das Problem kriegsauslösender Fehlwahrnehmungen im Mittelpunkt. Biologistische Annahmen, z. B. über den Zusammenhang von menschlicher Aggression und Krieg, wird dagegen kein großer Erklärungswert mehr beigemessen.
Sowohl historisch wie systematisch lassen sich verschiedene Kriegstypen unterscheiden: So gehören etwa die Kabinettskriege des Absolutismus, die Kolonial- und Handelskriege der europäischen Mächte oder die Dekolonisationskriege in den Staaten der Dritten Welt bestimmten historischen Epochen an. Systematisch unterscheiden lassen sich z. B. nach Art der Kriegsführung Bewegungs- und Stellungskriege, Partisanen- oder Guerillakriege, nach Art der Kampfmittel konventionelle und Nuklearkriege, nach Ausmaß und Umfang der Kampfhandlungen begrenzte und totale Kriege beziehungsweise lokale, regionale oder Weltkriege, nach Konfliktgegenständen und Zielen Kriege um politische Herrschaft, Grenzziehungen, Territorien, Ressourcen, Autonomie oder Sezession usw., nach dem rechtlichen und sozialen Status der beteiligten Akteure inner- und zwischenstaatlicher Kriege sowie Klassen-, Bürger-, Volks-, Stammes- oder ethnische Kriege.
Für die neuere Kriegsforschung, die sich v. a. mit der Entwicklung seit 1945 beschäftigt, ist die Unterscheidung inner- und zwischenstaatlicher Kriege grundlegend. Die inneren Kriege werden unterteilt in Antiregimekriege, in denen es um den Sturz der Regierung, die Veränderung oder den Erhalt des politischen Systems oder der Gesellschaftsordnung geht, und in Kriege, in denen meist ethnisch-kulturelle oder religiös verankerte Minderheiten um Anerkennung, Autonomie oder soziale Gruppen um Partikularinteressen kämpfen. Dekolonisationskriege, in denen besonders in den 50er- und 60er-Jahren um die Befreiung von Kolonialherrschaft gekämpft wurde, werden als historischer Sonderfall behandelt.
Hinsichtlich Art und Umfang des Kriegsvorkommens weist die empirische Kriegsforschung für 1996-2000 insgesamt 218 Kriege (mit weit über 20 Mio. Toten) aus, von denen 68 % innere, 17 % zwischenstaatliche sowie 6 % Dekolonisationskriege waren und 9 % Mischformen darstellten. Die Zahl der durchschnittlich pro Jahr geführten Kriege ist bis Anfang der 1990er-Jahre ständig angestiegen und seither leicht rückläufig (50er-Jahre: 12; 60er- und 70er-Jahre: 22 beziehungsweise 32; 80er- und 90er-Jahre je 40). Im Jahr 2000 wurden weltweit noch 31 Kriege geführt.
Auffällig ist auch die geographische Verteilung der Kriege: Gegenüber dem 19. und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich das Kriegsgeschehen aus den europäischen Zentren in die Dritte Welt und seit 1989 auch in den ehemaligen Ostblock verlagert. Weit über 90 % aller Kriege zwischen 1945 und 2000 fanden in diesen Regionen statt. Am stärksten von Kriegen betroffen ist Asien mit 61 Kriegen, gefolgt von Afrika mit 58, dem Nahen und Mittleren Osten mit 54, Lateinamerika mit 30 und Europa mit 15 Kriegen. Die Territorien der hoch entwickelten westlichen Industrienationen blieben dagegen seither vollständig kriegsfrei.
Mit der geographischen Verschiebung geht eine typologische Veränderung der Kriege einher: Seit 1945 zeigt sich ein deutlicher Trend zur Dominanz innerstaatlicher Kriege. Der Anteil zwischenstaatlicher Kriege, die als »klassische Form« der europäischen Kriege des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts gelten können, nimmt stetig ab. Unter den inneren Kriegen machen die Antiregimekriege mehr als die Hälfte aus. Allerdings nehmen die um regionale Autonomie und Sezession sowie um Partikularinteressen geführten inneren Kriege zu.
Von entscheidender, wenngleich rückläufiger Bedeutung für das weltweite Kriegsgeschehen nach 1945 sind die früheren Kolonialmächte, v. a. Großbritannien und Frankreich, sowie die USA. Ihre Kriegsbeteiligungen summieren sich bis zum Jahr 2000 auf 52 (22/14/16). Die Sowjetunion beziehungsweise Russische Föderation weist für denselben Zeitraum 8 Kriegsbeteiligungen auf.
Historische und ideengeschichtliche Entwicklung
Die Frage der sittlichen Berechtigung des Kriegs hat die Menschheit seit Jahrtausenden bewegt. Der Krieg als soziales Phänomen wurde seit der Antike einerseits als unvermeidbare, schicksalhafte Kraft und Bewährungsprobe für die Tapferkeit betrachtet, andererseits als Gefahr für die Menschheit angesehen und wegen seiner Gewalttätigkeit verworfen.
Auch in der christlichen Tradition war die Einstellung zum Krieg ambivalent. Sie reicht von der Ablehnung jeglicher Gewalt in der Bergpredigt bis zur Lehre vom gerechten Krieg (Bellum iustum), die v. a. von Augustinus und Thomas von Aquino entwickelt wurde und für das Mittelalter prägend war. Demnach durfte Krieg aber nur geführt werden, um die gestörte Rechtsordnung wiederherzustellen, war an einen gerechten Grund und rechtmäßige Methoden gebunden und blieb letztlich dem Ziel des Friedens verpflichtet. Die soziale Realität des europäischen Mittelalters war indes durch die Allgegenwart von Gewalt und Fehden bestimmt, Krieg als gewaltsam ausgetragener Rechtsstreit ein chronischer Prozess, sodass eine strikte Trennung von Krieg und Frieden fehlte. Sie hat sich erst in der Neuzeit im Zuge des modernen Staatenbildungsprozesses entwickelt. Das mittelalterliche Fehderecht wurde auf einen immer kleineren Personenkreis beschränkt. Diese politische Enteignung des Rechtes auf die Anwendung physischer Gewalt mündete schließlich in das legitime Gewaltmonopol des Staates.
Mit dem Zerbrechen des einheitlichen, mittelalterlich-religiösen Weltbildes veränderten sich auch die Auffassungen und das Bild des Kriegs. Die Glaubensspaltung brachte einen neuen Kriegstyp hervor: den konfessionellen Bürgerkrieg. Im Gefolge der Reformation verwüsteten die Religionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts nahezu den gesamten europäischen Kontinent und fanden erst im Westfälischen Frieden von 1648 ihr Ende. In den Kabinettskriegen des Absolutismus deutet sich dann bereits die Tendenz zu reinen Staatenkriegen und zur Bürokratisierung und Professionalisierung von Gewalt und Krieg an. Diesen Umbruch reflektierte der englische Philosoph T. Hobbes, indem er die Überwindung des menschlichen Naturzustandes des Kriegs aller gegen alle (»bellum omnium contra omnes«) durch die Übertragung der Macht auf den souveränen Herrscher postulierte und so die absolutistische Ordnung und die Monopolisierung der Gewalt in den Händen der Staatsmacht rechtfertigte. Mit der staatlichen Verfasstheit und der europäischen Staatenordnung wurde die Grenze zwischen dem Frieden in der Gemeinschaft und dem in den internationalen Beziehungen weiterhin geltenden kriegerischen Naturzustand neu markiert, wobei das Verhalten der Staaten untereinander Hobbes zufolge von rationalen Nützlichkeitserwägungen geprägt war. Diesen Gedanken entwickelte C. von Clausewitz später, vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege, zu seiner instrumentellen Definition des Kriegs als »Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln« weiter.
Mit der Säkularisierung verlor die Lehre vom gerechten Krieg, die im Islam bis heute weiter existiert (heilige Kriege), nach und nach an Bedeutung, und das entstehende neuzeitliche Völkerrecht (F. de Vitoria, H. Grotius) billigte den Staaten das freie Kriegführungsrecht (»ius ad bellum«) zu. Das völkerrechtliche Grundprinzip der souveränen Gleichheit der Staaten schuf die Voraussetzung für die Lehre vom Gleichgewicht der (europäischen) Mächte, die zur Verhinderung der Übermacht eines Staates oder Staatenbündnisses die Berechtigung zur präventiven Kriegsführung ableitete. Mit der Aufklärung wuchs jedoch die Kritik am europäischen Staatensystem, dessen Gleichgewicht im Wechselspiel von Kriegen und Verträgen ausbalanciert wurde. Der absolutistische Staat wurde nicht mehr als Garant des inneren Friedens, sondern als Ursache der Kriege angesehen.
Mit der Französischen Revolution begann die Zeit der europäischen Revolutionskriege, in der sich das Bürgertum und die niederen Stände gegen die absolutistische Ordnung erhoben, und der revolutionäre Bürgerkrieg erhielt die Weihe eines Krieges gegen die Kriege. Die Mobilisierung der Volksmassen (»levée en masse«), die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Identifizierung mit der Nation veränderten das Gesicht des Krieges: Nicht mehr zeitlich und örtlich begrenzte Kriege unmotivierter und schlecht besoldeter, stehender Berufsheere, sondern der mit Begeisterung, Opferbereitschaft und nationalistische Gesinnung geführte revolutionäre Volkskrieg wurde zu einer neuen Dimension des Krieges. Der revolutionäre Krieg, mit dem Frankreich die Mächte des alten Europa überzog, ließ aber auch die Situation des Staatenkrieges bestehen, der, von nun an mit nationalem Pathos aufgeladen, als Krieg der Nationen geführt wurde.
Die Kriege der Nationalstaaten im Zeitalter des Imperialismus wurden von einer immer stärkeren Mobilisierung aller militärischen, wirtschaftlichen und weltanschaulichen Ressourcen geprägt. Die industrielle Revolution hatte hierfür die materiellen und kriegstechnischen Mittel und der Nationalismus die geistigen und emotionalen Voraussetzungen geschaffen. Ziel war nicht mehr der nach Clausewitz begrenzte politische Zweck, den Gegner zur Erfüllung seines Willens zu zwingen, sondern die physische und moralische Vernichtung der zum Feind gestempelten gegnerischen Nation. Die Entgrenzung des Krieges durch die schrankenlose Mobilisierung aller gesellschaftlichen Ressourcen (totaler Krieg), die sich auch in der militärtechnischen Entwicklung chemischer, bakteriologischer und nuklearer Massenvernichtungsmittel zeigt und die seit Ende des 18. Jahrhunderts fortschreitende Auflösung der Grenzen zwischen Militär und Zivilbevölkerung, Schlachtfeld und zivilen Lebensbereichen vollendet, fanden im Ersten und Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt.
Der millionenfache Tod und die Zerstörungen der Weltkriege beschleunigten die völkerrechtlichen Bemühungen zur Einhegung des Krieges (Friedenssicherung): In der 1945 verabschiedeten UN-Charta wird den Staaten das alte »ius ad bellum«, das Recht zum Angriffskrieg, entzogen und die Drohung und Anwendung von Gewalt in den internationalen Beziehungen grundsätzlich verboten (Artikel 2, Nummer 4). Die Anwendung bewaffneter Gewalt ist nur noch als Akt individueller oder kollektiver Selbstverteidigung (Artikel 51) oder zur Wiederherstellung des internationalen Friedens als vom Sicherheitsrat beschlossene Sanktionsmaßnahme (Artikel 42) erlaubt. Auch das Kriegsrecht wurde den Weltkriegserfahrungen angepasst.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann für die Industriestaaten in Ost und West eine beinahe 50-jährige von Kriegen weitgehend freie Periode. Das Kriegsgeschehen verlagerte sich in die Dritte Welt. Aber der Systemgegensatz zwischen Kapitalismus und Kommunismus hatte nach 1945 die Form des Kalten Krieges angenommen, und der Ost-West-Konflikt wurde zum herausragenden Ordnungs- und Interpretationsrahmen für die internationale Politik. Namentlich der Rüstungswettlauf der Supermächte, der durch den Aufbau atomarer Kapazitäten zur tödlichen Bedrohung für die Menschheit wurde (Overkill), veränderte das Kriegsdenken nachhaltig. In den westlichen Staaten kam es zu einer weit verbreiteten Kriegsgegnerschaft (Friedensbewegung, Friedensforschung, Pazifismus), die auch von den christlichen Kirchen getragen wurde. Dem Rüstungswahn der politischen Eliten wurde entgegengehalten, dass Krieg im Atomzeitalter kein Mittel der Politik mehr sein kann. Verhandlungen über Abrüstung und schließlich der Zusammenbruch des Ostblocks beendeten das Wettrüsten und den Ost-West-Konflikt.
In den kommunistischen Staaten bestimmte der Marxismus-Leninismus bis dahin das offizielle Denken über den Krieg. Er knüpfte sowohl an Clausewitz' instrumentelle Auffassung des Kriegs als politisches Mittel als auch an das Motiv vom gerechten, revolutionären Krieg an und verband beides mit der marxistischen Geschichtsauffassung und der Lehre vom Klassenkampf. Danach konnten Kriege kapitalistischer Staaten oder Regime - sei es untereinander, sei es gegen fortschrittliche oder kommunistische Kräfte oder Staaten - als ungerecht eingestuft werden, während v. a. Kriege zur Verteidigung der kommunistischen Gesellschaftsordnung, nationale Befreiungskriege, revolutionäre Kriege oder Volksaufstände als gerechte Kriege angesehen wurden. Obwohl bereits Mitte der 50er-Jahre die friedliche Koexistenz Leitlinie der Außenbeziehungen der Sowjetunion und ihrer Verbündeten gegenüber den kapitalistischen Staaten wurde, bestimmte diese Haltung v. a. während des Kalten Kriegs die Politik der kommunistischen Staaten gegenüber Regierungen und sozialen Bewegungen in der Dritten Welt. Wenn auch ohne explizite Rechtfertigungsideologie, betrieben die USA und ihre Verbündeten spiegelbildlich dieselbe Machtpolitik, was insgesamt nicht nur zur ideologischen Aufladung der sozialen Konflikte und Kriege in der Dritten Welt, sondern auch zur direkten Unterstützung der dortigen Konfliktparteien durch die Supermächte führte. So wurden viele dieser Kriege als Stellvertreterkriege interpretiert und die eigentlichen, sozialen Ursachen übersehen. Die nach dem Ende der Blockkonfrontation in Ost und West anfänglich verbreitete Hoffnung auf ein rasches Ende der vielen regionalen und lokalen Kriege in der Dritten Welt erwies sich daher schnell als Illusion. Stattdessen sind v. a. die Länder Afrikas und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion und des ehemaligen Jugoslawien zu einer neuen Krisen- und Kriegsregion der Weltpolitik geworden. Auch die verstärkten Friedensbemühungen der UNO und anderer, v. a. auch kirchlicher und Nichtregierungsorganisationen, haben bislang keine nachhaltige Wirkung auf das weltweite Kriegsgeschehen am Ende des 20. Jahrhunderts gezeigt.
Krieg als Thema in Literatur, bildender Kunst, Musik und Film
Der Krieg ist eines der großen Themen der Weltliteratur. Die Infragestellung seiner Sinnhaftigkeit mittels literarischer Gestaltung begann allerdings erst während des Ersten Weltkriegs. Bis zu dieser Zeit erschien der Krieg meist als unabwendbares Menschenschicksal (so z. B. im germanischen Heldenlied und Heldenepos, in Homers »Ilias«, den Tragödien von Aischylos bis Shakespeare, Schiller und H. von Kleist), als chronistisch dokumentierte oder auch kommentierte Grundlage politischen Handelns (Caesar) sowie als Handlungshintergrund für epische und dramatische Werke aller Art. Der Krieg wurde dabei oft weniger realistisch als mythisiert, idealisiert oder genrehaft sentimentalisch beschrieben. Dies gilt besonders für Kampf- und Schlachtgesänge (z. B. der germanische Barditus), für viele volkstümliche Soldaten- und Landsknechtslieder sowie die kunstmäßige Kriegslyrik. Eingang in die literarische Behandlung finden neben Aufrufen zu Kampf-, Opfer- und Vernichtungsbereitschaft auch Äußerungen über Schmerz, Trauer, Tod und Verwüstung oder die Sehnsucht nach Frieden. Diese Tradition reicht zurück bis in die Antike (Tyrtaios, Simonides), spiegelt sich in den Kreuzliedern des Mittelalters, bei J. J. C. von Grimmelshausen und besonders in den Kriegs- und Trostgedichten des Barock (M. Opitz, J. Rist u. a.). Einen Höhepunkt erlebte die Kriegsdichtung in der Zeit Friedrichs des Großen (E. von Kleist, J. W. L. Gleim, K. W. Ramler, H. W. von Gerstenberg) und der Befreiungskriege (H. von Kleist, E. M. Arndt, K. T. Körner u. a.). Hier wurde v. a. versucht, patriotische Gesinnung und Kriegsbegeisterung zu wecken. In der europäischen Romantik entzündete sich diese Begeisterung an den nationalen Befreiungskämpfen in Ost- und Südosteuropa, v. a. in Griechenland (u. a. G. Byron, Wilhelm Müller, A. von Chamisso); auch in den Ländern, die selbst an diesen Kriegen beteiligt waren, entstand v. a. Kriegslyrik (D. Solomos). Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bezogen die Autoren des Realismus und Naturalismus die Kriegsthematik in ihre Werke ein, niemals mit heroisierenden Tendenzen (L. N. Tolstoj, W. Raabe, G. de Maupassant, É. Zola und G. B. Shaw). - Im Umfeld des amerikanischen Bürgerkrieges entstanden kritische Werke von H. Melville, J. W. De Forest, S. Lanier und W. Whitman. S. Cranes naturalistisch-impressionistischer Roman »The red badge of courage« (1895) und A. Bierces bittergroteske Erzählungen »Tales of soldiers and civilians« (1891) weisen auf die desillusionistische Kriegsliteratur des Ersten Weltkriegs voraus.
Angesichts des anonymen Massensterbens in einem hoch technisierten Krieg kamen im und nach dem Ersten Weltkrieg in zahlreichen Romanen und Gedichten Enttäuschung, Verbitterung und Ohnmacht der Kriegsgeneration unverhüllt zum Ausdruck. Neue Stilmittel dienten dazu, den traumatischen Erlebnissen, dem nie gekannten Grauen adäquate literarische Gestalt zu verleihen. Die expressionistische Lyrik in Deutschland ist v. a. Antikriegsdichtung (A. Stramm, J. R. Becher, F. Werfel), auch in der Dramatik wurde mit dem Pathos des Expressionismus der Frieden beschworen (W. Hasenclever, »Antigone«, 1917; F. von Unruh, »Ein Geschlecht«, 1918; K. Kraus, »Die letzten Tage der Menschheit«, 1919, des Weiteren Dramen von G. Kaiser und E. Toller). Größte Wirkung hatte E. M. Remarques Roman »Im Westen nichts Neues« (1928); schonungslos realistische Darstellung des Kriegsalltags bieten auch die Romane »Ginster« (1928) von S. Kracauer, »Des Kaisers Kuli« (1930) von T. Plievier, »Der Streit um den Sergeanten Grischa« (1927) von A. Zweig sowie »Krieg« (1928) von L. Renn. Im Gegensatz dazu standen die Stimmen, die im Krieg ein heroisches, faszinierendes Gemeinschaftserlebnis und »männliche Bewährung« sahen (v. a. E. Jüngers »In Stahlgewittern«, 1920; aber auch die Kriegserzählungen von R. G. Binding, die Gedichte von W. Flex). Diese Richtung der Kriegsliteratur mündete direkt in die nationalsozialistische Kriegsverherrlichung, wie sie sich in den Werken von E. E. Dwinger und W. Beumelburg niederschlug. - In der französischen Literatur brachte bereits der Naturalismus antimilitaristische Anklagen hervor (Zola, »La débacle«, 1892). Das radikalste Antikriegsbuch im Ersten Weltkrieg war H. Barbusses halbdokumentarischer Roman »Le feu« (1916), ähnlich von R. Dorgelès »Les croix de bois« (1919); Ankläger gegen den Krieg waren ebenso R. Rolland, G. Duhamel und P. Éluard. Eine Heroisierung des Kriegs auf der Grundlage des Weltkriegserlebnisses - kommt in den Werken von H. de Montherlant und P. Drieu La Rochelle zum Ausdruck. - In England gestalteten in der Lyrik S. Sassoon die Auflehnung gegen den Krieg, W. Owen das Mitleid mit den Opfern und R. Brooke die Todesahnung des Soldaten. In Roman und Drama wurde das Soldatenleben im Ersten Weltkrieg in der Regel entheroisiert (R. H. Mottram; Robert Charles Sheriff, * 1896, ✝ 1975, »Journey's end«, 1929). Verbitterung und Enttäuschung kennzeichnen Werke R. Aldingtons, F. M. Fords sowie S. O'Caseys. - Der Tscheche J. Hašek schrieb humoristisch-satirische Romane um den Soldaten Schwejk (1920-23). Eindringliche Zeugnisse der Kämpfe zwischen Rot- und Weißgardisten während des Bürgerkriegs in der UdSSR finden sich bei I. E. Babel, M. A. Scholochow und W. W. Majakowskij. - In den USA entstanden erbitterte Protestromane gegen den Krieg (William March, * 1893, ✝ 1954; Dalton Trumbo, * 1905, ✝ 1976) sowie die gesellschafts- und kulturkritischen Romane von J. Dos Passos (»Three soldiers«, 1921), E. E. Cummings und E. Hemingway (»A farewell to arms«, 1929). - Neuen Stoff lieferte der Spanische Bürgerkrieg, an dem viele Schriftsteller direkt beteiligt waren. Sehr unterschiedlich, zum Teil aus eigenem Erleben, verarbeiteten die Ereignisse A. Malraux, G. Bernanos, I. Shaw, A. Koestler, G. Orwell, E. Hemingway und B. Brecht. In Spanien selbst ist der Bürgerkrieg bis heute eines der wichtigsten literarischen Themen (so bei M. Aub, Ana Maria Matute, R. Sender, J. Goytisolo).
Die Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs in der Literatur unterscheidet sich prinzipiell durch die gegensätzliche Perspektive der Kriegsparteien. In der deutschsprachigen Literatur spiegeln die im oder unmittelbar nach dem Krieg entstandenen, oft reportageartigen Werke zunächst die Erlebnisse der Betroffenen: T. Plievier (»Stalingrad«, 1945), H. Rein (»Finale Berlin«, 1947), H. W. Richter (»Die Geschlagenen«, 1949), C. Hohoff (»Woina, Woina«, 1951), aus der Sicht des Beteiligten auf der Seite der Alliierten S. Heyms »Kreuzfahrer von heute« (deutsche Fassung 1950). Die schmerzhaft-kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Kriegsschuld und den Folgen des Kriegs begann auf dem Theater mit C. Zuckmayers »Des Teufels General« (1946), v. a. aber mit W. Borcherts Heimkehrerstück »Draußen vor der Tür« (1947) sowie mit H. Bölls Erzählungen (»Der Zug war pünktlich«, 1950). Aufrüttelnde Antikriegslyrik schrieben u. a. P. Huchel und G. Eich, Letzterer auch Hörspiele, die zu den wichtigsten Zeugnissen der deutschen Antikriegsliteratur gehören.
Auch in den 50er-Jahren beschäftigte das Thema Krieg die Schriftsteller: H. H. Kirsts Romantrilogie »08/15« (1954-55) wurde durch die publikumswirksame Mischung von Militarismuskritik und abenteuerlicher Handlung in der Bundesrepublik ein Sensationserfolg (weitere Romane in dieser Zeit u. a. von G. Gaiser, W. Heinrich, später von L.-G. Buchheim). In den 60er-Jahren nutzte das Dokumentartheater die Kriegsthematik für sein gesellschaftskritisches Anliegen (H. Kipphardt, R. Hochhuth); leidenschaftliche Antikriegslyrik schrieb E. Fried. - In der Literatur der DDR erschien das eigentliche Kriegsgeschehen (des Zweiten Weltkriegs) erst spät in der Literatur, psychologisch überzeugend in F. Fühmanns Erzählung »Kameraden« (1955), mit großer Breitenwirkung in D. Nolls Roman »Die Abenteuer des Werner Holt« (1960).
Die deutsche Gegenwartsliteratur greift immer wieder das Thema auf, das nicht zu trennen ist von den Problemen der deutschen Vergangenheitsbewältigung. Als Beispiele für die unterschiedlichen künstlerischen Methoden können Heiner Müllers Szenenfolge »Wolokolamsker Chaussee I-V« (1986) und W. Kempowskis »Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch« (1993) gelten.
Die Verarbeitung des Zweiten Weltkriegs nimmt auch in der französischen Literatur einen breiten Raum ein, herausragend die Erlebnisberichte von A. de Saint-Exupéry, Vercors' Résistance-Erzählung »Le silence de la mer« (1942) und A. Camus' »Lettres à un ami allemand« (1945). - Von den zahlreichen Werken der italienischen Literatur, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg auseinander setzen, sind die Romane C. Malapartes, G. Bertos, C. Cassolas und B. Fenoglios zu nennen. - In England erreichte die unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs entstandene Lyrik nicht jene Bedeutung, wie sie die Dichtung zum Ersten Weltkrieg hatte (Keith Douglas, * 1920, ✝ 1944; S. Keyes, A. Lewis). Romane wie R. Warners »Why was I killed ?« (1943), Nicholas Monsarrats (* 1910, ✝ 1979) »The cruel sea« (1951), A. MacLeans »H. M. S. Ulysses« (1955) oder, ironisch-humoristisch, E. Waughs »Men and arms« (1952) zeugen vom Verteidigungswillen. - Die Tendenzen der Kriegsliteratur in der Sowjetunion sind, je nach politischer Situation, unterschiedlich. In den 20er-Jahren diente die Darstellung des Kriegs oft dazu, den Übergang zur Revolution als geschichtliche Notwendigkeit zu erklären (I. G. Ehrenburg, L. N. Andrejew). Dagegen folgte die Literatur während des Zweiten Weltkrieges tages- und militärpolitischen Bedürfnissen und suchte die Widerstandskraft der Soldaten und Bürger zu mobilisieren (W. S. Grossman, B. L. Gorbatow, K. M. Simonow, W. P. Nekrassow). Unmittelbar nach 1945 diente sie einerseits zur Verherrlichung des militärischen Erfolges (A. A. Fadejew, E. G. Kasakewitsch), andererseits, seit der beginnenden Entstalinisierung, stellte sie die raue Wirklichkeit des Kriegsalltags dar (G. J. Baklanow, J. M. Nagibin, K. M. Simonow). - Die USA gingen aus dem Zweiten Weltkrieg als Weltmacht hervor; dennoch wuchs die Zahl der Werke in der kritischen Tradition von Crane, Dos Passos und Hemingway. Zwar wurde die politisch-moralische Rechtfertigung des Kriegs letztlich nicht abgelehnt (Lillian Hellman, »Watch on the Rhine«, 1941; J. G. Cozzens, »Guard of honor«, 1948; J. Jones, »From here to eternity«, 1951; H. Wouk, »The Caine mutiny«, 1951; L. Uris, »Battle cry«, 1953), doch stellten Autoren wie N. Mailer, J. Hersey und I. Shaw sowie Lyriker wie R. Jarrell, R. Eberhart, John Ciardi (* 1916, ✝ 1986), J. Dickey und W. H. Auden eindrucksvoll die Sinnlosigkeit und Zerstörungskraft des Krieges dar.
Unter dem Eindruck der Kriege in Korea und Vietnam sowie der globalen atomaren Bedrohung entstand seit den 60er-Jahren erneut eine Dichtung, die sich gegen den Krieg richtete. Hauptsächlich in den USA erschienen mehrere kritische Romane in der Tradition von Kriegssatire und Kriegsgroteske. J. Heller (»Catch 22«, 1961), K. Vonnegut (»Slaughterhouse-five«, 1969), N. Mailer (»Why are we in Vietnam ?«, 1967), T. Pynchon (»Gravity's rainbow«, 1973), Ursula Le Guin (»The word for world is forest«, 1972) u. a. stellten, zum Teil vor dem Hintergrund der Vietnamerfahrung, verschärft die Frage nach der Gültigkeit tradierter Werte. Auch in der amerikanischen Lyrik zum Vietnamkrieg dominiert eine kritische Einstellung, wie sie u. a. aus den Werken von William Daniel Ehrhart (* 1948, »To those who have gone home tired«, 1984) und Denise Levertov spricht. Dramatische Schärfe zeigen Stücke von J. Heller (»We bombed in New Haven«, 1967), D. Rabe (»The basic training of Pavlo Hummel«, 1969). Auch zahlreiche Memoiren, persönliche Erlebnisberichte und romanhafte journalistische Dokumentationen (Michael Herr, * 1940, »Dispatches«, 1977; R. A. Stone, »Dog soldiers«, 1974) zeugen von der nachhaltigen Wirkung des Vietnamkriegs in den USA. In Deutschland verbalisierte P. Weiss mit dem »Diskurs über die Vorgeschichte und den Verlauf des lang andauernden Befreiungskrieges in Viet Nam« (1968) die Kritik der internationalen Friedensbewegung auf der Bühne.
Zu den Befreiungskämpfen und Bürgerkriegen in Lateinamerika nahmen u. a. A. Carpentier und J. L. Borges Stellung. Niederschlag in der neueren britischen Literatur findet auch der Falklandkrieg (Max Stafford-Clark, * 1941, »Falkland sound/Voces de Malvinas«, Uraufführung 1983).
Der Krieg gehört zu den ältesten Themen der bildenden Kunst. Im Altertum wurde er nicht problematisiert; einige der frühesten Darstellungen von Kriegshandlungen finden sich auf Siegesstelen, auf denen sich der siegreiche König darstellen lässt, wie er unter dem Schutz seiner Gottheit seine Krieger gegen den Feind anführt (Geierstele des sumerischen Königs Eannatum) und triumphiert (Siegesstele des akkadischen Königs Naramsin). König Narmer, der Ober- und Unterägypten vereinigte, ist in einer Szene auf seiner Schminkpalette bei der Tötung eines Feindes dargestellt; derselbe Gestus des siegreichen Königs wird z. B. auf Tempelreliefs von Karnak wiederholt. Auf der Ur-Standarte werden Wagenkämpfe und Fußtruppen im Kampf wiedergegeben (zu ihren Füßen liegen die besiegten Feinde), zugleich Darstellungen eines kultischen (Dankes-)Mahls. Die assyrischen Herrscher schmückten ihre Wände (Kalach, Ninive) und Palasttore (Imgur-Enlil) mit Darstellungen ihrer Kriegszüge. Die Griechen schilderten auf Giebeln und Metopen ihrer Tempel die kriegerischen Auseinandersetzungen der Götter und Helden ihrer Mythologie, z. B. den Kampf um Troja (Ägina), den Kampf der Kentauren und Lapithen oder den der olympischen Götter gegen die Giganten. Mythologische Zweikämpfe werden häufig auf Vasenbildern wiedergegeben. Die Römer feierten auf Triumphbögen oder anderen Monumenten (Trajanssäule) ihre Feldzüge und Schlachten. Historisch ist auch der mittelalterliche Bayeux-Teppich, der drastisch den Kriegszug der Normannen und die Schlacht von Hastings erzählt.
Auch die Darstellung des Kriegs in Schlachtenbildern diente (als Genre der Historienmalerei) lange Zeit vorwiegend der Legitimation von Herrschaftsansprüchen. Als kosmisches Ereignis erschien der Krieg, die strategische Anordnung von Fußvolk und Reiterscharen - z. B. in A. Altdorfers 1529 gemalter »Alexanderschlacht« - als gottgewollte Ordnung. In der höfischen Ikonographie der Renaissance nahmen historische und mythologische Kriegsdarstellungen einen breiten Raum ein (Leonardo da Vinci, Michelangelo, Tizian, P. Uccello). Im 17. Jahrhundert schärfte sich während des Dreißigjährigen Krieges der Blick der Künstler für die Schrecken des Krieges. Die druckgrafischen Folgen von J. Callot und Hans Ulrich Frank (* 1603, ✝ 1675) halten die Gräuel des Kriegsalltags, die Brutalität der Landsknechte und die Leiden der Zivilbevölkerung fest. Humanistische Ansprüche des Barock finden sich in exemplarischer Weise formuliert bei D. Velázquez (»Die Übergabe von Breda«, 1634/35; Madrid, Prado) und in P. P. Rubens' allegorischem Gemälde »Die Folgen des Krieges« (1638; Florenz, Palazzo Pitti). Neben den zahlreichen apologetischen Darstellungen des Kriegs im 18. und 19. Jahrhundert (Kriegsdenkmäler und Schlachtenbilder, z. B. von A. von Werner) gibt es eine bedeutende Minderzahl von Arbeiten, die von den demokratischen Bewegungen und nationalen Befreiungskämpfen im 19. Jahrhundert zeugt (z. B. E. Delacroix).
Zu Beginn und gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten wichtigen Beispiele einer Antikriegskunst: um 1808-14 der Radierzyklus von F. de Goya y Lucientes »Los Desastres de la guerra« (1863 erstmals veröffentlicht) und in den 70er-Jahren W. Wereschtschagins entheroisierende Schlachtfeldpanoramen. Aus der Perspektive des Augenzeugen begriffen sie den Krieg nicht länger als triumphales Ereignis, sondern als von Menschen veranstaltetes Gemetzel. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs bleiben allerdings allegorische Darstellungen, die den Krieg als übermenschliche Erscheinung beschwören (z. B. A. Kubins Zeichnung »Der Krieg«, 1903), weit verbreitet. Die vielen Kriegsallegorien eigene fatalistische Auffassung, die sich v. a. im Motiv der apokalyptischen Reiter mit religiösen Vorstellungen verbindet, kennzeichnet auch noch die Katastrophenbilder, in denen expressionistische Künstler wie L. Meidner ihre »Visionen« von kommenden Kriegen festhielten.
Erst die Realität des Ersten Weltkriegs machte sowohl der traditionellen Schlachtenmalerei als auch den allegorischen Darstellungen ein Ende. Angesichts der Materialschlachten des Stellungskriegs, des Massenmordens in den Schützengräben verflog die 1914 auch unter den Künstlern verbreitete Kriegsbegeisterung, und die Darstellung dieser Schrecken wurde zu einem kaum lösbaren Problem. Aus der Erfahrung des Ersten Weltkriegs resultierte bereits während der Kriegsjahre, aber v. a. nach 1918 unter dem Eindruck der sozialen Auseinandersetzungen eine politisch engagierte Antikriegskunst. O. Dix, G. Grosz, M. Beckmann, Käthe Kollwitz, W. Jaeckel, F. Masereel, J. Heartfield u. a. entwickelten Formen eines kritischen Realismus, der hinter den Schrecken des modernen Kriegs auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge, das ökonomische und politische Interesse am Krieg, aufzeigte. Wie kaum ein anderer setzte sich O. Dix bis in die 30er-Jahre hinein mit seinen Kriegserfahrungen auseinander; das 1929-32 entstandene Triptychon »Der Krieg« (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen) zählt bis heute zu den bedeutendsten Werken der Kunst gegen den Krieg. Eine noch größere Wirkung hatte P. Picassos während des Spanischen Bürgerkrieges entstandenes Gemälde »Guernica«. Es wurde zum symbolischen Aufschrei gegen den Krieg in diesem Jahrhundert. Die schwierige künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg v. a. im Zeitalter der Atombombe führte zu neuen Ausdrucksformen (u. a. Environment). Den Vietnamkrieg, der weltweit eine Verschärfung der Antikriegskunst auslöste (u. a. R. Guttuso, A. Hrdlicka, B. Heisig), prangerte z. B. E. Kienholz in seinem Environment »Portable war memorial« (1968) an. Den Atombombenabwurf auf Hirsohima thematisierte u. a. A. Rainer in seiner »Hiroshima«-Serie (1982). Anklage gegen den Golfkrieg erhob u. a. der Schweizer Shang Hutter (* 1934) mit dem Environment »Schlachtfeldbühne« (1991).
Die Bezeichnung »Kriegsliteratur« hat im Bereich der Musik keine geläufige Entsprechung. Zur »Kriegsmusik« gehört die Militärmusik, die, musikalisch weitgehend mit Marschmusik (Marsch) gleichgesetzt, seit dem 1. Drittel des 19. Jahrhunderts wegen der Verwendung von Miltärmusikern auch außerhalb des militärischen Bereichs (Platzkonzert) über »Kriegsmusik« hinausgreift. Zur Militärmusik gehören auch der als »Werbungs«-Tanz entstandene ungarische Verbunkos und die Battaglia. Musik im militärischen Bereich dient als Signal zur Organisation des Handelns allgemein, etwa beim Marschieren im Gleichschritt; sie wurde aber auch vor und während des Kampfes eingesetzt. Hierzu gehören die Kriegsrufe und Kriegsgesänge von Stammesgesellschaften (Barditus), die Janitscharenmusik sowie allgemein das »mit klingendem Spiel« und »singend in die Schlacht Ziehen« (das Spiel von Musikkorps während der Kampfhandlungen gab es noch bis ins späte 19. Jahrhundert).
Erst im 20. Jahrhundert wurde das Thema »Krieg« in der Kunstmusik kritisch behandelt, z. B. in K. A. Hartmanns Kammeroper »Simplicius Simplicissimus«, P. Dessaus Klavierstück »Guernica«, H. Eislers »Deutsche Sinfonie«, D. D. Schostakowitschs »Leningrader Symphonie«, B. Brittens »War requiem«, M. Tippetts Oratorium »A child of our time«, L. Nonos »Sul ponte di Hiroshima«, B. A. Zimmermanns Oper »Die Soldaten«, H. W. Henzes Oper »Wir erreichen den Fluß«.
Film:
Die ersten Kriegsfilme, dokumentarisch (wohl erstmals 1899, Burenkriege) oder nachgestellt (schon 1897, G. Méliès, »Combat naval en Grèce«), entstanden bald nach Erfindung der Kinematographie (1895); neben eigenständigen (Méliès, »Die letzte Patrone«, 1897) wurden auch literarische Kriegsdarstellungen verfilmt (C. Maurice, »Cyrano de Bergerac«, 1900). Die filmische Kriegsberichterstattung, erst in »Aktualitäten« unperiodisch, ab 1908 periodisch in »Wochenschauen«, erstrebte Aktualität und Authentizität.
Erst nach 1910 erlaubte die Technik abendfüllende Filme und damit differenziertere Darstellungen: Befürwortend-verherrlichend argumentiert »Die Geburt einer Nation« (1915, D. W. Griffith; über den Sezessionskrieg), desillusionierend »Gewehr über« (1918), Chaplins bittere Persiflage des Soldatseins; Propagandafilme der Kriege führenden Staaten überwogen auch damals (deutsches Beispiel: »Wie Max sich das Eiserne Kreuz erwarb«, 1914, Meßter-Produktion). Die Erfahrung des Kriegs inspirierte seit den Weltkriegen (meist erst nach Kriegsende) Filme, die gegen politische und psychische Kriegsbereitschaft, gegen den Krieg als erlaubte und sinnvolle Ultima Ratio und seine Folgen opponieren (L. Milestone, »Im Westen nichts Neues«, 1930; G. W. Pabst, »Westfront 1918«, 1930; R. Rossellini, »Paisà«, 1946; B. Wicki, »Die Brücke«, 1959; D. Trumbo, »Johnny zieht in den Krieg«, 1971; R. Joffé, »The Killing Fields«, 1984; E. G. Klimow, »Komm und sieh«, 1985; O. Stone, »Platoon«, 1987). Verherrlichende und verniedlichende Kriegsfilme ermöglichen Gestaltern und Zuschauern eine Sinngebung des Sinnlosen, sodass der Krieg »gerecht«, das Handeln der heldenhaften Protagonisten gerechtfertigt scheint (»Der große König«, 1941 von V. Harlan, rechtfertigt Hitlers Krieg »für« Deutschland; »Apocalypse Now«, 1979 von F. F. Coppola, ästhetisiert den Vietnamkrieg im Sinne E. Jüngers; »Rambo III«, 1987 von P. MacDonald, glorifiziert den Superhelden als Einzelkämpfer). Satirische Filme allerdings können das Genre parodierend entlarven, doch gibt es nur wenige (»Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben«, 1963, S. Kubrick; »Catch 22«, 1970, M. Nichols).
Durch den Tonfilm gewann der Kriegsspielfilm (scheinbar) größere Realistik, Kriegsdokumentarfilme haben filmische Gestaltungsformen weiterentwickelt (propagandistisch: »Sieg im Westen«, 1941, S. Noldan; anklagend: »A diary for Timothy«, 1945, H. Jennings, und »Wintersoldat«, 1972, Vietnamkriegsfilm).
Politik und Geschichte:
C. von Clausewitz: Vom Kriege. Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz, hg. v. W. Hahlweg (191980, Nachdr. 1991);
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E. Luard: War in international society. A study in international sociology (London 1987);
V. Matthies: Kriegsschauplatz Dritte Welt (1988);
K. J. Holsti: Peace and war. Armed conflicts and international order 1648-1989 (Neudr. Cambridge 1992);
J. Siegelberg: Kapitalismus u. K. Eine Theorie des K. in der Weltgesellschaft (1994);
Die K. nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 bis 1992. Daten u. Tendenzen, hg. v. K. J. Gantzel u. a. (Neuausg. 1995);
M. Kaldor: Neue u. alte Kriege.Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung (a. d. Engl., 2000);
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Das Kriegsgeschehen 2000. Daten u. Tendenzen der K. u. bewaffneten Konflikte, hg. v. T. Rabehl u. W. Schreiber (2001).
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Film:
I. Butler: The war film (Cranbury, N. J., 1974);
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F. Rauhut u. a.: Filme gegen K. (Neuausg. 1981);
E. Baier: Der K.-Film (21984);
Der K. der Bilder. Ausgewählte Dokumentarfilme zum Zweiten Weltkrieg u. zum Vietnamkrieg (1993).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
menschliches Verhalten: Zwischen Kooperation und Konkurrenz
Konflikt: Feindbilder, Gewaltbereitschaft, Gewaltarten
Krieg: Eine besondere Konfliktform
Konflikt: Friedliche Konfliktbearbeitung und Kriegsverhütung
Konfliktforschung: Hoffnung auf eine Welt ohne Krieg
Krieg,
Dieter, Maler und Zeichner, * Lindau (Bodensee) 21. 5. 1937; studierte an der Karlsruher Akademie, u. a. bei HAP Grieshaber; seit 1978 Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf. Im Mittelpunkt seiner frühen Bilder stand die verkümmerte menschliche Figur. Es folgten Objekte sowie Darstellungen isolierter Alltagsgegenstände, deren Verwischung die Wahrnehmung irritiert. Seit den 70er-Jahren wandte sich Krieg einer großflächigen Malerei zu.
D. K. Bilder 1986-1990, hg. v. W. Gmyrek, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Düsseldorf (1991);
D. K. Arbeiten. 1965-1993, hg. v. K.-G. Friese, 2 Bde. (1993);
* * *
Krieg, der; -[e]s, -e [mhd. kriec = Kampf; (Wort-, Rechts-, Wett)streit, auch: Anstrengung, Streben, ahd. chrēg = Hartnäckigkeit, H. u.]: mit Waffengewalt ausgetragener Konflikt zwischen Staaten, Völkern; größere militärische Auseinandersetzung, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt: ein konventioneller, atomarer K.; ein verlorener K.; der totale K.; ein schmutziger K. (nicht offiziell erklärter Krieg einer Groß- od. Kolonialmacht gegen eine nationale Befreiungsbewegung, der unter Missachtung der Bestimmungen des Völkerrechts bes. grausam geführt wird [viell. nach frz. guerre sale]); ein gerechter K. [LÜ von lat. bellum iustum]; ein heiliger (religiös motivierter) K.; der Siebenjährige K. (Krieg zwischen England u. Frankreich u. deren Verbündeten von 1756 bis 1763); der Dreißigjährige Krieg (deutscher u. europäischer Krieg von 1618 bis 1648, dessen Ursachen vor allem die Gegensätze zwischen Katholiken u. Protestanten u. zudem das Streben der Reichsstände nach Erweiterung ihrer Macht gegenüber dem habsburgischen Kaiser waren); der Hundertjährige K. (Krieg zwischen England u. Frankreich um die Vorherrschaft in Frankreich u. schließlich in Westeuropa von 1357 bis 1453); ein K. zu Wasser, zu Lande und in der Luft; ein K. der Sterne (im Weltraum mithilfe von Weltraumraketen o. Ä. geführter Krieg [nach engl. star wars = Sternenkriege, der Bez., unter der der amerik. Präsident R. Reagan 1983 das durch Weltraumsatelliten gestützte Raketenabwehrsystem SDI der Öffentlichkeit vorstellte]); es kam mir vor, als ob ich Einflüssen verschiedener Abwehrdienste ausgesetzt sei, als ob ein K. der Sterne ausgebrochen sei (Spiegel 2, 1985, 93); der K. [zwischen den beiden Staaten] ist aus; einen K. abwenden, vermeiden, anfangen, beginnen, beenden, gewinnen, verlieren; den K. überstehen, überleben; K. führen; die [nicht] K. führenden Staaten, Länder, Mächte; Pläne ..., zu deren Verwirklichung allerdings eine Kontaktaufnahme mit einer der K. führenden Nationen erforderlich war (Weber, Tote 269); einen K. entfesseln; einem Land den K. erklären; er hat den K. von Anfang bis Ende mitgemacht; Gleichzeitig sprach Frau Klepzig über die Bombennächte des letzten Krieges (Richartz, Büroroman 115); am K. teilnehmen; aus dem K. heimkehren; das Land steht im K., befindet sich im K. [mit einem anderen Land]; im K. umkommen, bleiben, fallen; das Land steht im K., befindet sich im K. [mit einem anderen Land]; Deshalb zogen sie dann fröhlich in den K., um für das Gute zu kämpfen - und damit das Schlechte zu tun (Tempo 1, 1989, 76); Die Holländer wollen das Land mit K. überziehen (geh.; einen Krieg in das Land hineintragen; Baum, Bali 256); nach, vor dem K.; zum, für den K. rüsten; Ü der häusliche, eheliche K. zermürbte sie; Der Krieg gegen diese Seuche konnte gewonnen werden (Spiegel 11, 1988, 211); Der totale K. der Menschen gegen die Erde befindet sich im Endstadium (Gruhl, Planet 220); die beiden leben, liegen ständig im K. miteinander; *kalter K. (ohne Waffengewalt, bes. auf psychologischer Ebene ausgetragener Konflikt zwischen Staaten, die verschiedenen ideologischen Machtblöcken angehören; LÜ von engl. cold war); jmdm., einer Sache den K. ansagen (↑Kampf 3).
Universal-Lexikon. 2012.