totaler Krieg,
Bezeichnung für eine Art der Kriegführung, in der es nicht nur um die Unterwerfung des Gegners zur Erreichung begrenzter politischer Ziele, sondern um seine moralische und physische Vernichtung geht. Diesem Ziel werden alle militärischen, wirtschaftlichen und personellen Ressourcen untergeordnet, wobei außerdem sämtliche ideologische und propagandistische Mittel zur Diskriminierung des Feindes eingesetzt werden. Der totalen Mobilisierung entspricht die Form uneingeschränkter Gewaltanwendung, die jede Grenze zwischen Militärischem und Zivilem ignoriert und die gegnerische Zivilbevölkerung ebenso wie ihre Wirtschaft und Infrastruktur zu Zielen der Kriegführung macht. Der Einsatz von Massenvernichtungsmitteln, Flächenbombardements und die Verminung ganzer Landstriche sind Ausdruck totaler Kriegführung.
Historisch ist der totale Krieg ein neues Phänomen. Erst die industrielle Revolution und der Nationalismus des 19. Jahrhunderts brachten die materiellen, technologischen und weltanschaulichen Voraussetzungen für die enge Verbindung von militärischen und industriellen Kapazitäten sowie die Fähigkeit zur Massenmobilisierung mit sich. Im Ersten, v. a. aber im Zweiten Weltkrieg erreichte die Entgrenzung des Krieges durch die totale Mobilisierung aller materiellen und ideologischen Ressourcen ihren Höhepunkt. Während des Kalten Krieges wurde die atomare Drohung totaler gegenseitiger Vernichtung schließlich zum Mittel der Abschreckung. Das Ende der Konfrontation der Supermächte hat das Risiko eines totalen Weltkrieges zwar erheblich reduziert, doch die ethnische, religiöse oder nationalistische Aufladung vieler regional begrenzter Kriege verleiht auch diesen häufig den Charakter totaler kriegerischer Auseinandersetzungen.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Weltkrieg, Zweiter: Totaler Krieg, die zweite Phase des Kriegs in Europa
Universal-Lexikon. 2012.