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Whitman
Whitman
 
['wɪtmən], Walt (Walter), amerikanischer Schriftsteller, * West Hills (bei Huntington, New York) 31. 5. 1819, ✝ Camden (New Jersey) 26. 3. 1892; wuchs im ländlichen Long Island sowie in Brooklyn auf, arbeitete als Drucker, Lehrer, Journalist und Zeitungsherausgeber; ab 1861 Berichterstatter und Sanitätshelfer im Sezessionskrieg; ab 1863 zeitweise in Washington (District of Columbia) als Verwaltungsangestellter tätig. Seit 1873 nach einem Schlaganfall behindert, erwarb er 1884 ein Haus in Camden, wo er, von der kleinen Schar seiner Anhänger verehrt, die letzten Lebensjahre verbrachte. - Whitmans Hauptwerk, die Gedichtsammlung »Leaves of grass« (1855, bis 1892 in ständig erweiterten Auflagen erschienen; deutsch »Grashalme«), machte ihn zu einem der bedeutendsten amerikanischen Dichter des 19. Jahrhunderts; mit seiner kraftvollen, an Naturbildern reichen, überkommene Versformen sprengenden, hymnisch gesteigerten Lyrik, die sich oft rhythmischer Prosa annähert, verlieh er einer Weltsicht Ausdruck, die willensstarken Optimismus, den Glauben an das junge Amerika und die Demokratie, die Erfahrung der Großstadt und auch des Einsseins mit einer pantheistisch aufgefassten Natur verbindet. Beeinflusst von Homer, Shakespeare, Goethe, J. Macpherson, der Sprache der Bibel und dem Pathos der italienischen Oper, doch auch gespeist aus dem Kontakt mit den einfachen Menschen und orientiert am Individualismus der Transzendentalisten (v. a. R. W. Emerson) sowie der radikaldemokratischen Ideen T. Paines, verkündete Whitman in seinem Werk die utopische Vision eines von erstarrten Traditionen und der Macht des Materialismus befreiten Menschen, der durch die unbeschränkte Entfaltung von Körper und Geist seine Individualität, aber auch seine mitmenschliche Brüderlichkeit verwirklicht. Wie auch in seinen Essays »Democratic vistas« (1871; deutsch »Demokratische Ausblicke«) verband er scharfe Kritik an der Kommerzialisierung Amerikas mit der prophetischen Rolle des Dichters, der eine Welt menschlicher Freiheit in einem göttlichen Universum verkündet. - Whitmans Werk, zu seinen Lebzeiten wenig beachtet, gab dem Selbstbewusstsein der USA machtvollen Ausdruck und beeinflusste die Lyrik Europas, besonders des Expressionismus, sowie in Amerika v. a. die Dichter der Beatgeneration.
 
Weitere Werke: Gedichte und Prosa: Drum-taps (1865); Passage to India (1871); Two rivulets (1876); November boughs (1888); Good-bye my fancy (1891).
 
Autobiographie: Autobiographia (1892).
 
Ausgaben: The complete writings, 10 Bände (1902); The half-breed and other stories, herausgegeben von T. O. Mabbott (1927); W. Whitmans Werk, herausgegeben von H. Reisiger (Neuausgabe 1960); The collected writings, herausgegeben von G. W. Allen und anderen, 22 Bände (1961-84); The correspondence, herausgegeben von Edwin H. Miller, 6 Bände (1961-77); Daybooks and notebooks, herausgegeben von W. White, 3 Bände (1978); Ein Kosmos. Ausgewählte Gedichte, übersetzt von E. und H. Bestian (1985); Ich rufe Erde und Meer an, herausgegeben von S. Schaup (1987).
 
Literatur:
 
W. W. The critical heritage, hg. v. M. Hindus (London 1971, Nachdr. ebd. 1997);
 G. W. Allen: The new W. W. handbook (New York 1986);
 B. Erkkila: W. the political poet (ebd. 1989);
 James E. Miller: W. W. (Boston, Mass., 1990);
 P. Callow: From noon to starry night. A life of W. W. (Chicago, Ill., 1992);
 J. Myerson: W. W. A descriptive bibliography (Pittsburgh, Pa., 1993);
 D. Reynolds: W. W.'s America. A cultural biography (Neuausg. New York 1996);
 G. Schmidgall: W. W. A gay life (ebd. 1997);
 S. Ceniza: W. W. and the 19th-century women reformers (Tuscaloosa, Ala., 1998).
 

Universal-Lexikon. 2012.