Velázquez
[be'laθkɛθ], Velásquez [be'laskɛθ], Diego Rodríguez de Silva y Velázquez [silβa i-], spanischer Maler, getauft Sevilla 6. 6. 1599, ✝ Madrid 6. 8. 1660; Schüler und Schwiegersohn von F. Pacheco, malte in seiner Frühzeit in Sevilla v. a. Volkstypen und Küchenstücke (»Die alte Köchin«, 1618; Edinburgh, National Gallery) und religiöse Bilder (»Anbetung der Könige«, 1619; Madrid, Prado) in den kräftigen Licht-und-Schatten-Gegensätzen Caravaggios; bisweilen verknüpfte er Genreszenen mit religiösen Inhalten (»Christus im Hause von Martha und Maria«, um 1618; London, National Gallery).
1623 wurde er vom Grafen von Olivares nach Madrid berufen, wo er König Philipp IV. malte, Hofmaler und später Kammerherr wurde. In der 1. Madrider Periode (bis 1629) fand er den Stil seiner ersten höfischen Porträts, die, von gemessen vornehmer Haltung und durch Schwarzweißtöne bestimmt, an die spanische Tradition (J. Pantoja de la Cruz) und an A. Mor anknüpfen. 1628 malte er sein erstes allegorisch-mythologisches Hauptwerk »Das Fest des Bacchus« (»Los Borrachos«; Madrid, Prado) in leuchtenderen Farben; lernte P. P. Rubens kennen, der ihm zu einem Italienaufenthalt (1629-31) verhalf, wo er starke Eindrücke von der venezianischen Malerei (Tizian, Tintoretto) empfing.
Nach seiner Rückkehr malte er in seiner 2. Madrider Periode (1631-38) in leuchtenden Farben Porträts der königlichen Familie (Philipp IV., Prinz Baltasar Carlos u. a., besonders zu Pferd oder als Jäger) und das für den »Salón de los Reinos« des Schlosses Buen Retiro bestimmte monumentale Historienbild »Übergabe von Breda« (»Las Lanzas«, 1634-35; Madrid, Prado). In seiner 3. Madrider Periode (1639-49) entfernte er sich vom venezianischen Kolorismus und begann, die Farben auf oft kühle Töne zu beschränken. Er malte, neben weiteren Herrscherporträts, die am Hof lebenden Narren und Zwerge. 1649-51 war er mit dem Auftrag, Kunstwerke zu erwerben, zum zweiten Mal in Italien. In Rom entstand das in Rottönen gehaltene realistische Porträt »Innozenz X.« (1650; Rom, Galleria Doria Pamphili).
Die Hauptwerke seiner Madrider Spätzeit (1651-60), die Licht und Farbe der flüchtigen Erscheinung mit impressionistischen Mitteln erfassen, sind »Las Meninas« (die Infantin Margarita mit ihrem Gefolge, mit Selbstporträt, 1656; Madrid, Prado) und »Die Spinnerinnen« (1658, Madrid, Prado; eine Szene aus einer spanischen Ovid-Übersetzung). In den späten Porträts, besonders der Infantinnen, sind Lichtwirkungen durch aquarellhaft fließenden Farbauftrag und Skizzenhaftigkeit der Form festgehalten.
In Velázquez sieht die Kunstwissenschaft heute nicht nur einen hervorragenden Porträtisten des höfischen Barock und den bedeutendsten Koloristen der spanischen Kunst, sondern auch einen Humanisten, der mit vielschichtiger Thematik entschieden für die Würde des Menschen eintrat.
Weitere Werke: Der Wasserverkäufer von Sevilla (1623; London, Wellington Museum); Philipp IV. zu Pferde (1628-29; Madrid, Prado); Apollo in der Schmiede des Vulkan (1630; ebenda); Christus am Kreuz (um 1632; ebenda); Reiterbildnis des Herzogs von Olivares (zwischen 1633 und 1635; ebenda); Philipp IV. als Jäger (um 1635; ebenda); Bildnis einer Dame (um 1630/35; vielleicht Doña Leonora Guzmán, Gräfin von Monterray; Berlin, Gemäldegalerie); Der Hofnarr Sebastián de Morra (um 1644; Madrid, Prado); Venus vor ihrem Spiegel, auch Rokeby-Venus genannt (nach 1650; London, National Gallery); Der Garten der Villa Medici in Rom (zwischen 1649 und 1651; Madrid, Prado); Die Infantin Margarita Teresa (1659; Wien, Kunsthistorisches Museum).
F. Zelger: D. V. (1994);
V. in Seville, hg. v. M. Clarke, Ausst.-Kat. National Gallery of Scotland, Edinburgh (Edinburgh 1996);
J. López-Rey: V, 2 Bde. (1996);
J. López-Rey: V. Maler der Maler. Sämtl. Werke (1997).
Universal-Lexikon. 2012.