Akademik

Majakowskij
Majakọwskij,
 
Wladimir Wladimirowitsch, russischer Schriftsteller, * Bagdadi (bei Kutaissi, Georgien) 19. 7. 1893, ✝ (Selbstmord) Moskau 14. 4. 1930; lebte ab 1906 in Moskau, Kunststudium, ab 1908 Mitglied der Bolschewiki; Mitbegründer und dichterischer Hauptrepräsentant des russischen Futurismus. Majakowskij wendete sich in seinen frühen Werken leidenschaftlich gegen die bürgerliche Gesellschaft, ihre Religion und Kunstkonvention (Poem »Oblako v štanach«, 1915; deutsch »Wolke in Hosen«). Nach der Revolution warb er in der Zeitschrift LEF, durch Lesungen im In- und Ausland, durch Tausende von Plakatlosungen und Agitationsgedichte für Kommunismus und Sowjetsystem und verherrlichte in Schauspielen (»Misterija buff«, 1918; deutsch »Mysterium buffo«) und Poemen die Revolution und ihre Führer (»V. I. Lenin«, 1925; deutsch), geißelte aber auch in zunehmendem Maße in Satiren und utopisch-satirischen Komödien (»Klop«, 1928, deutsch »Die Wanze«; »Banja«, 1929, deutsch »Das Schwitzbad«) die Sowjetbürokratie und das alte Spießertum im neuen sozialistischen Gewande. 1919-22 gestaltete er zahlreiche Agitationstafeln mit Bildergeschichten zur Volksaufklärung (»ROSTA-Fenster«) nach dem Vorbild des Luboks. - Majakowskijs Dichtung zeichnet sich durch eigenwillige Wortbehandlung und kühne Metaphorik sowie durch Neigung zum Paradoxen, Auffallenden, Grotesken aus. Sie arbeitet mit der Sprache des Alltags, der Technik, der kommunistischen Propaganda, mit Übertreibungen und schockierenden Kontrasten und ist geprägt von der Spannung zwischen sensibler »lyrischer« Subjektivität und dem Willen zu politischer Agitation. Majakowskij revolutionierte die russische Verskunst durch den Ersatz der syllabotonischen durch eine tonische Metrik, das Aufsprengen der Verszeile in treppenförmig angeordnete Segmente und durch neuartige Reime. Er trat auch als Theoretiker hervor (»Kak delat' stichi ?«, 1926; deutsch »Wie macht man Verse ?«).
 
Weitere Werke: Poeme: Ljublju (1922; deutsch Ich liebe); Pro ėto (1923; deutsch Darüber); Chorošo (1927; deutsch Gut und schön).
 
Gedichte: 150 000 000 (1920; deutsch).
 
Ausgaben: Polnoe sobranie sočinenij, 13 Bände (1955-61); Sobranie sočinenij, 12 Bände (1978).
 
Werke. Deutsche Nachdichtung von H. Huppert, herausgegeben von L. Kossuth, 10 Bände (1980); Aus vollem Halse (1983, deutsche Auswahl).
 
Literatur:
 
G. O. Vinokur: M., novator jazyka (Moskau 1943, Nachdr. München 1967);
 V. O. Percov: M., Žizn' i tvorčestvo, 3 Bde. (Neuausg. Moskau 1-31972-76);
 H. Huppert: Ungeduld des Jahrhunderts. Erinnerungen an M. (Berlin-Ost 1976);
 H. Huppert: Wladimir Majakowski (22.-29. Tsd. 1991);
 B. Jangfeldt: M. and futurism 1917-1921 (Stockholm 1976);
 V. Terras: Vladimir Mayakovsky (Boston, Mass., 1983);
 
V mire M. Sbornik statej, hg. v. A. Michajlov u. a., 2 Bde. (Moskau 1984);
 N. Thun: M. Maler u. Dichter (1993).

Universal-Lexikon. 2012.