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Caesar
I
Caesar,
 
1) Beiname (Cognomen) eines Zweiges des römischen Patriziergeschlechts der Julier.
 
 2) seit Augustus (dem Adoptivsohn C. Iulius Caesars) Beiname, seit Claudius fester Titelbestandteil der römischen Kaiser, seit Galba auch Bezeichnung der designierten Nachfolger; in der Tetrarchie Diokletians Titel der als Nachfolger der ranghöheren Kaiser (Titel »Augustus«) bestimmten Unterkaiser. In Byzanz wurde die entsprechende griechische Form »Kaisar« seit dem 7. Jahrhundert durch den Titel Basileus ersetzt (»Basileus Autokrator« für den Hauptkaiser). Wort und Begriff Caesar leben in den Herrschertiteln »Kaiser« und »Zar« fort.
 
Literatur:
 
J. Straub: Dignatio Caesaris, in: J. Straub: Regeneratio Imperii, Bd. 1 (1972).
II
Caesar,
 
Gaius Iulius, Cäsar, Gajus Julius, römischer Feldherr und Staatsmann, aus dem patrizischen Geschlecht der Julier (Gens Iulia), * Rom 13. 7. 100 v. Chr., ✝ (ermordet) ebenda 15. 3. 44 v. Chr., Sohn des Gaius Iulius Caesar (✝ 84 v. Chr. als Proprätor), der einen neuen Aufschwung seines Hauses einleitete, und der Aurelia (✝ 54 v. Chr.) aus dem bedeutenden plebejischen Geschlecht der Aurelier. Caesars Vaterschwester Iulia war mit Marius vermählt. Caesar heiratete 84 v. Chr. Cornelia (✝ 69 v. Chr.), die Tochter des Mariusanhängers L. Cornelius Cinna; in zweiter Ehe war er mit Pompeia (Trennung 62 v. Chr.), in dritter Ehe (seit 59 v. Chr.) mit Calpurnia verheiratet. Nach dem Sieg des Sulla im Bürgerkrieg (über Marius) verweigerte Caesar die von jenem verlangte Scheidung von Cornelia, geriet in die Gefahr, umgebracht zu werden, wurde aber schließlich von Sulla begnadigt. In dem Jahrzehnt nach 80 v. Chr. hielt sich Caesar zumeist im Osten auf, wo er seine rednerische Ausbildung vollendete (u. a. Studien auf Rhodos) und sich im Krieg gegen Mithridates VI. von Pontos und gegen die Seeräuber auszeichnete.
 
Sein politischer Aufstieg vollzog sich in steter Auseinandersetzung mit der von Sulla restaurierten Senatsoligarchie. 68 v. Chr. war Caesar Quästor (Leichenrede für seine Tante Iulia), 65 Ädil (glanzvolle Spiele, Wiederaufstellung der Siegesdenkmäler des Marius); 63 wurde er vom Volk zum Pontifex maximus gewählt und trat im Dezember im Senat gegen die von Cicero für die Anhänger Catilinas geforderte Todesstrafe auf. 62 war Caesar Prätor und ging 61 als Proprätor nach Spanien (erfolgreiche Kämpfe gegen die Lusitaner, Verwaltungsreformen). Nach seiner Rückkehr nach Rom verzichtete er auf einen Triumph und bewarb sich für 59 um das Konsulat, das er zusammen mit Bibulus (seinem Kollegen in Ädilität und Prätur) erhielt. Ende 60 oder Anfang 59 v. Chr. söhnte er M. Licinius Crassus mit Pompeius aus und schloss mit beiden ein politisches Bündnis, das »erste Triumvirat«, das durch die Hochzeit seiner Tochter Iulia mit Pompeius bekräftigt wurde. Dadurch gelang es ihm, seinen Mitkonsul Bibulus und den Senat auszuschalten, wobei er auch vor der Anwendung von Gewalt nicht zurückschreckte. Er ließ die Verfügungen des Pompeius im Osten bestätigen und durch zwei umfangreiche Ackergesetze u. a. auch dessen Veteranen mit Land versorgen. Den Rittern wurde ein Drittel der Zollpacht für die Provinz Asia erlassen. Für sich selbst erhielt Caesar zunächst auf fünf, dann (56 v. Chr.) auf weitere fünf Jahre die Statthalterschaft in Oberitalien und Dalmatien (Gallia Cisalpina und Illyricum), dazu Südfrankreich (Gallia Narbonensis).
 
Dieser Auftrag bildete die Voraussetzung für die Unterwerfung des freien Gallien zwischen Rhein und Pyrenäen in den Jahren 58-51 v. Chr. Nach dem Sieg über die Helvetier und die Sueben unter Ariovist 58 v. Chr. sowie über die Belgen 57 v. Chr. schien Caesar dieses Ziel fast erreicht zu haben; die folgenden Jahre dienten v. a. der Sicherung der Eroberungen, u. a. durch zwei Vorstöße über den Rhein (55 v. Chr., 53 v. Chr.) und zwei Überfahrten nach Britannien (55 v. Chr., 54 v. Chr.). Als die Gallier sich noch einmal unter Führung des Vercingetorix erhoben (52 v. Chr.), gelang es Caesar, unter schweren Kämpfen den Aufstand niederzuwerfen und Gallien endgültig zu befrieden. Damit war eines der reichsten Gebiete der westlichen Mittelmeerwelt für Rom gewonnen und der Rhein zur Grenze gegenüber Germanien geworden.
 
Caesar war durch seine Siege und die reiche Beute sowie durch das auf zehn Legionen angewachsene, kampferprobte Heer zum mächtigsten Mann im Römischen Reich geworden. Nachdem er 56 v. Chr. in Lucca das Triumvirat noch einmal erneuern konnte, stand er nach dem Tod des Crassus (53 v. Chr.) Pompeius allein gegenüber. Da auch Caesars Tochter Iulia schon 54 gestorben war, näherte sich Pompeius wieder dem Senat, um sich gegen Caesar behaupten zu können. Nach langen Verhandlungen beschloss der Senat im Januar 49 v. Chr., dass Caesar noch vor seiner erneuten Wahl zum Konsul für 48 v. Chr. sein Heer und seine Provinzen abzugeben habe, und übertrug Pompeius diktatorische Vollmachten. Caesar hätte sich danach wehrlos seinen Gegnern stellen müssen, die ihn wegen seiner Amtsführung im 1. Konsulat vor Gericht bringen wollten. Um dem zu entgehen, eröffnete Caesar am 10. 1. 49 v. Chr. mit dem Übergang über den Rubikon und dem Einfall in Italien den Bürgerkrieg. Pompeius konnte sich hier nicht behaupten und sammelte seine Truppen in Griechenland, wohin ihm Caesar nach der Unterwerfung Spaniens folgte. Nach einem längeren Stellungskrieg bei Dyrrhachium (heute Durrës) zog sich Pompeius nach Thessalien zurück, wo ihn Caesar bei Pharsalos besiegte (9. 8. 48 v. Chr.). Auf der Flucht nach Ägypten wurde Pompeius noch vor der Ankunft Caesars ermordet. Caesar griff dann in Alexandria in den ägyptischen Thronstreit zugunsten der Königin Kleopatra (mit der er den Sohn Kaisarion hatte) ein. Mit seinem Sieg bei Zela im nördlichen Kleinasien über König Pharnakes II. von Pontos im Frühjahr 47 v. Chr. festigte Caesar seine Macht im Osten. Im Frühjahr 46 v. Chr. besiegte er die Anhänger des Pompeius bei Thapsus in Nordafrika, 45 v. Chr. dessen Söhne bei Munda in Spanien.
 
Bereits während dieser Kämpfe begann Caesar aufgrund der ihm verliehenen diktatorischen Vollmachten mit einer weit gespannten gesetzgeberischen Tätigkeit (u. a. Neuordnung der Provinzialverwaltung, Linderung der Schuldenlast, strafrechtliche Reformen). Wichtig für die Folgezeit war die Einführung des julianischen Kalenders sowie die Kolonisations- und Bürgerrechtspolitik Caesars, die - von Augustus weitergeführt - die Grundlage für die Romanisierung Westeuropas bilden sollte. Die Veteranen wurden in Italien und den Provinzen angesiedelt, in denen auch 8 000 stadtrömischen Proletarier mit Land versorgt wurden. Ganz Oberitalien (die Transpadana) erhielt das römische Bürgerrecht, ebenso zahlreiche Provinzstädte. Es gelang Caesar jedoch nicht, die einst führenden Kreise für sich und seine Politik zu gewinnen. Die immer neuen für ihn beschlossenen Ehrungen widersprachen republikanischem Herkommen. Im Februar 44 v. Chr. wurden ihm schließlich die Diktatur auf Lebenszeit sowie Goldkranz und Triumphalornat (die altrömischen Königsinsignien) verliehen. Das ihm von Antonius angebotene Diadem und den Königstitel lehnte Caesar jedoch ab. Caesars wahre Absichten blieben aber unklar. So bildete sich in den Kreisen des Adels eine Verschwörung von etwa 60 Männern unter Führung von M. Iunius Brutus und C. Cassius. Von ihnen wurde Caesar noch vor dem Aufbruch zu einem Krieg gegen die Parther, der u. a. seine Stellung in Rom durch neuen Ruhm festigen sollte, an den Iden des März 44 v. Chr. im Saal des Pompeiustheaters ermordet. Caesar hinterließ keine ehelichen Kinder; er hatte jedoch seinen Großneffen Gaius Octavius (Augustus) testamentarisch adoptiert und zum Erben eingesetzt.
 
Auch als Schriftsteller hat Caesar Weltruhm erlangt. Überliefert sind die wegen der schlichten »elegantia« ihres Stils bewunderten Denkschriften (»commentarii«) über den Gallischen Krieg (»De bello Gallico«, 7 Bücher, das 8. Buch stammt von A. Hirtius) und über den Bürgerkrieg gegen Pompeius (unvollendet, 3 Bücher, an die Schriften anderer Verfasser über die Kriege in Alexandria, Afrika und Spanien anschließen). Nur in Fragmenten fassbar sind die beiden Bücher »De analogia« (grammatische Fragen) und die beiden Bücher »Anticato«. Biographien von Sueton und Plutarch.
 
Literarische Behandlung:
 
Dramen um das Problem der Tyrannis und Caesars Ermordung schrieben A. Muret (1550), W. Shakespeare (um 1599), G. Chapman (1631), F. Alsedo y Herrera (1689), Voltaire (1731); seine Beziehung zu Frauen, v. a. zu Kleopatra, behandelten P. Corneille (»Le mort de Pompée«, 1641), G. B. Shaw (»Caesar and Cleopatra«, 1901). In neuerer Zeit verfassten Caesardramen B. von Heiseler (1941), H. Rehberg (1949). Romane und romanhafte Biographien (M. Jelusich: »Caesar«, 1929; T. Wilder: »The Ides of March«, 1948) suchten sein Wesen zu erhellen. Eine Umwertung des Caesarbildes unternahmen B. Brecht (Roman »Die Geschäfte des Herrn Julius Cäsar«, 1949) und W. Jens (»Die Verschwörung«, 1969). - Musikalische Bearbeitungen sind u. a. die Oper »Giulio Cesare« (1724) von G. F. Händel und die Oper »Giulio Cesare« (1936) von F. Malipiero.
 
Ausgaben: Commentarii, herausgegeben von R. L. A. du Pontet, 2 Bände (1900-01); Commentarii, herausgegeben von A. Klotz, 3 Bände (1-21926-27, Nachdruck 1957-69); Caesar Iulii Caesaris commentarii rerum gestarum. Bellum Gallicum, herausgegeben von O. Seel (31977); Der Bürgerkrieg, herausgegeben von G. Dorminger (51979, lateinisch-deutsch); Bellum Gallicum, herausgegeben von demselben (61980, lateinisch-deutsch).
 
Literatur:
 
Eduard Meyer: C.s Monarchie u. das Principat des Pompejus (31922, Nachdr. 1984);
 F. Vittinghoff: Röm. Kolonisation u. Bürgerrechtspolitik unter C. u. Augustus (1952);
 M. Gelzer: C. Der Politiker u. Staatsmann (61960, Nachdr. 1983);
 F. Gundolf: C. (1968);
 L. Radista: Julius C. and his writings u. J. Kroymann: C. u. das Corpus Caesarianum in der neueren Forschung, in: Aufstieg u. Niedergang der röm. Welt, hg. v. H. Temporini u. W. Haase, Tl. 1, Bd. 3 (1973);
 H. Gesche: C. (1976);
 H. J. Tschiedel: C.s »Anticato« (1981);
 Christian Meier: C. (1982);
 A. Alföldi: Caesariana (1984);
 E. Bradford: Julius C. The pursuit of power (London 1984);
 
Présence de César. Hommage au doyen M. Rambaud. Actes du Colloque de Paris (Paris 1985).

Universal-Lexikon. 2012.