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Gesicht
Physiognomie (fachsprachlich); Konterfei; Antlitz; Fratze (derb); Angesicht; Visage (derb); Fresse (derb)

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Ge|sicht [gə'zɪçt], das; -[e]s, -er:
1. vordere Seite des Kopfes:
ein schönes Gesicht; viele bekannte Gesichter; sich das Gesicht waschen; das Gesicht abwenden; jmdm. ins Gesicht gucken, schlagen, spucken.
Syn.: Antlitz (geh.), Fratze, Visage (derb abwertend).
Zus.: Durchschnittsgesicht, Engelsgesicht, Jungengesicht, Kindergesicht, Knabengesicht, Mädchengesicht, Madonnengesicht, Pokergesicht, Puppengesicht.
2. Ausdruck des Gesichtes (1), der eine Stimmung, Meinung o. Ä. erkennen lässt:
ein freundliches, böses, dummes Gesicht zeigen, machen.
Syn.: Miene.
Zus.: Leidensgesicht, Pokergesicht.

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Ge|sịcht
I 〈n. 12
1. vordere Kopffläche, Antlitz, Gesichtszüge
2. Gesichtsausdruck, Miene
3. Gesichtssinn, Sehvermögen
4. 〈fig.〉 Ansehen, äußerer Schein
● das \Gesicht einer Stadt das Aussehen, die Atmosphäre einer S.; große Politiker prägen das \Gesicht ihrer Zeit ● das \Gesicht abwenden; ein (un)freundliches \Gesicht aufsetzen, machen; mach ein fröhliches \Gesicht!; \Gesichter schneiden Grimassen ziehen; das \Gesicht, sein \Gesicht verlieren sein Ansehen verlieren; das \Gesicht verzerren; das \Gesicht wahren den äußeren Schein aufrechterhalten, die Beherrschung behalten; er zeigt immer ein heiteres \Gesicht; ein \Gesicht ziehen enttäuscht, beleidigt dreinschauen; jmdm. das \Gesicht zuwenden ● ein altes, faltiges, junges, pockennarbiges, runzliges \Gesicht haben; ein amtliches, offizielles \Gesicht aufsetzen, machen sich (wieder) amtlich, offiziell benehmen; das gibt der Sache ein anderes \Gesicht Aussehen; wir gehen gern aus, um einmal andere \Gesichter zu sehen andere Menschen; ein apartes, feines, hässliches, hübsches, schönes \Gesicht haben; ich habe dort viele bekannte \Gesichter gesehen viele mir bekannte Personen; blasses, bleiches, blühendes, frisches, gesundes, kränkliches \Gesicht; mach nicht so ein böses \Gesicht!; ein breites, langes, ovales, schmales \Gesicht; mach nicht so ein dummes \Gesicht!; ein erschrockenes, erstauntes, fröhliches, grimmiges, heiteres, mürrisches, strenges, trauriges, trotziges, wütendes \Gesicht machen; ein gut, scharf geschnittenes \Gesicht haben; er läuft jedem hübschen \Gesicht nach jedem hübschen Mädchen; ein langes \Gesicht machen enttäuscht, unangenehm überrascht dreinblicken; einer Sache das richtige \Gesicht geben die richtige Form, das richtige Aussehen; ein saures, schiefes \Gesicht ziehen enttäuscht, beleidigt, missvergnügt dreinschauen; sein wahres \Gesicht zeigen zeigen, wie man wirklich ist, sich nicht mehr verstellen ● das sieht man dir am \Gesicht an; er ist seiner Mutter wie aus dem \Gesicht geschnitten er sieht ihr sehr ähnlich; jmdm. frech ins \Gesicht lachen; jmdm. etwas ins \Gesicht sagen jmdm. ohne Scheu etwas Unangenehmes sagen; jmdm. nicht (mehr gerade, offen) ins \Gesicht schauen können (weil man ein schlechtes Gewissen hat); die Sonne scheint mir ins \Gesicht; jmdn. ins \Gesicht schlagen; diese Behauptung schlägt der Wahrheit ins \Gesicht widerspricht offenkundig der W.; die Lüge stand ihm ins \Gesicht geschrieben man sah ihm an, dass er log; einer Gefahr, einer neuen Situation ins \Gesicht sehen sich mit ihr auseinandersetzen, ihr nicht ausweichen; jmdm. fest, voll ins \Gesicht sehen; ich hätte ihm vor Wut ins \Gesicht springen mögen 〈umg; scherzh.〉; jmdm. ins \Gesicht spucken; das Blut stieg ihr ins \Gesicht (vor Scham, Zorn); das \Gesicht in den Händen verbergen; mit dem \Gesicht nach vorn, nach hinten; ich konnte ihm seine Gedanken vom \Gesicht ablesen; ein \Gesicht wie 14 Tage Regenwetter machen mürrisch aussehen; ich habe es noch nicht zu \Gesicht bekommen noch nicht gesehen, noch nicht zu sehen bekommen; die Farbe, der Hut steht ihr gut zu \Gesicht passt gut zu ihr, zu ihrem G.was machst du denn für ein \Gesicht?
II 〈n. 11
1. Erscheinung, Vision
2. Ahnungsvermögen
● im Traum ein \Gesicht haben; das zweite \Gesicht haben die Fähigkeit, Erscheinungen, Visionen zu haben
[<ahd. gisiht „das Sehen, das Gesehene, Erscheinung, Gestalt, Antlitz“; → sehen]

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1Ge|sịcht , das; -[e]s, -er [mhd., ahd. gesiht = das Sehen, Anblicken; Erscheinung, Anblick, Aussehen; Gesicht, zu sehen]:
1.
a) bes. durch Augen, Nase u. Mund geprägte Vorderseite des menschlichen Kopfes vom Kinn bis zum Haaransatz:
ein hübsches, volles G.;
ihr G. lief rot an;
das G. abwenden;
jmdm. ins G. sehen;
jmdm./(auch:) jmdn. ins G. schlagen;
er strahlte über das ganze G. (ugs.; sein ganzes Gesicht drückte die Freude über etw. aus);
(auch von bestimmten [dem Menschen ähnlichen od. nahestehenden] Tieren:) die Katze hat ein niedliches G.;
sein wahres G. zeigen (seine eigentliche Gesinnung, seinen wirklichen Charakter offen durch etw. zutage treten lassen, sich nicht mehr verstellen);
jmdm. wie aus dem G. geschnitten sein (jmdm. sehr ähnlich sehen);
jmdm. ins G. lachen (jmdn. mit herausforderndem, höhnischem Lachen ansehen);
jmdm. ins G. lügen (jmdn. frech anlügen);
jmdm. etw. ins G. sagen (jmdm. offen u. rückhaltlos etw. [Unangenehmes] sagen);
jmdm. nicht ins G. sehen/blicken können (jmdm. gegenüber ein schlechtes Gewissen haben, sich jmdm. gegenüber schämen u. deshalb seinen Blick nicht ertragen können);
jmdm. ins G. springen (ugs.; mit großer Wut auf jmdn. losgehen, über jmdn. herfallen, jmdn. scharf zurechtweisen);
den Tatsachen ins G. sehen (eine Situation realistisch einschätzen u. entsprechend handeln);
jmdm. zu Gesicht[e] stehen (zu jmdm. passen);
b) Mensch (im Hinblick darauf, ob man ihn schon kennt od. nicht kennt):
ein bekanntes G.;
lauter fremde -er;
c) (selten) Vorder- od. Oberseite eines Gegenstands.
2. Miene, Gesichtsausdruck:
ein trauriges, beleidigtes G. machen;
jmdm. etw. vom G. ablesen;
das G. verlieren (durch sein [enttäuschendes] Verhalten sein Ansehen verlieren, etw. von seiner Geltung einbüßen; von engl. to lose face);
das G. wahren/retten (nichts von seiner Geltung, seinem Ansehen einbüßen; so tun, als ob alles in Ordnung sei; von engl. to save one's face);
ein G. machen wie drei/sieben Tage Regenwetter (bes. mürrisch, verdrießlich dreinblicken);
ein anderes G. aufsetzen/machen (freundlicher, fröhlicher schauen; meist als Aufforderung);
ein langes G. /lange -er machen (enttäuscht dreinblicken);
jmdm. im/ins G. geschrieben stehen (in jmds. Gesichtszügen deutlich erkennbar sein).
3. [charakteristisches] Aussehen, äußeres Erscheinungsbild:
das G. der Stadt hat sich verändert;
dieses Land hat viele -er (kann sehr verschiedenartig erscheinen);
ein G. haben (das richtige, erwartete Aussehen haben);
ein anderes G. bekommen (in einem anderen Licht erscheinen, anders aussehen).
4. <o. Pl.> (veraltet) Sehvermögen, Gesichtssinn:
sie hat das G. verloren (ist erblindet);
das Zweite/zweite G. (Fähigkeit, Zukünftiges vorauszusehen; nach engl. second sight);
jmdn., etw. aus dem G. verlieren (jmdn., etw. nicht mehr wahrnehmen, sehen; die Verbindung mit jmdm. verlieren);
zu G. bekommen (zu sehen bekommen).
2Ge|sịcht , das; -[e]s, -e:
Vision:
-e haben.

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Gesicht
 
[althochdeutsch gesiht »das Sehen«],
 
 1) Anatomie: Faci|es, der vordere Teil des Kopfes der Säugetiere (v. a. des Menschen), die Stirn-, Augen-, Nasen- und Mundregion umfassend. Die menschliche Gesichtsform mit mehr oder weniger steil gestellter Stirn, vertikalem Profil, vorspringender Nase und ausgeprägtem Kinn bildete sich im Verlauf der menschlichen Evolution, während sich der zuerst relativ kleine Hirnschädel annähernd auf das Doppelte vergrößerte und sich die ursprünglich schnauzenartig vorspringenden Kieferpartien des Gesichtsschädels zurückbildeten.
 
Das Gesichtsskelett wird im Wesentlichen vom Stirnbein, von den Schläfenbeinen und vom Gesichtsschädel gebildet. Für die Form des Gesichts ist auch der Nasenknorpel von Bedeutung. Die v. a. für das Gesicht des Menschen charakteristischen Gesichtsmuskeln in Form oberflächlicher, sehr beweglicher Hautmuskelplatten stehen durch Bildung von Falten und Grübchen als mimische Muskulatur im Dienst des Gesichtsausdrucks und der unwillkürlichen und willkürlichen Ausdrucksbewegungen (Mimik). Das die seitlichen Konturen des Gesichts rundende Fettgewebe ist zwischen dem Kaumuskel (Musculus masseter) und dem Backenmuskel (Musculus buccinatorius) in Form eines rundlichen Fettpfropfs (Bichat-Fettpfropf, Wangenfettpfropf) ausgebildet. Die Gesichtshaut ist beim Menschen verhältnismäßig zart und gefäßreich. Im Bereich der Nasenflügel weist sie besonders viele Talgdrüsen auf. Die Gesichtsfarbe hängt von der Durchsichtigkeit der Gesichtshaut, ihrem Pigmentgehalt und der Hautdurchblutung ab. - Sensorisch wird das Gesicht überwiegend vom Trigeminus versorgt. Die motorische Innervation der mimischen Muskulatur erfolgt durch den Gesichtsnerv (Fazialis), die der tiefer liegenden Muskeln (z. B. des Kiefers) durch den Trigeminus.
 
 2) Parapsychologie: zweites Gesicht.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Kopf: Zungenbein und Gesichtsmuskulatur
 

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1Ge|sịcht, das; -[e]s, -er [mhd., ahd. gesiht = das Sehen, Anblicken; Erscheinung, Anblick, Aussehen; Gesicht, zu ↑sehen]: 1. a) bes. durch Augen, Nase u. Mund geprägte Vorderseite des menschlichen Kopfes vom Kinn bis zum Haaransatz: ein hübsches, zartes, volles, hässliches G.; sein G. strahlte; ihr G. lief vor Wut rot an, verzerrte sich; das G. abwenden, verbergen; sich jmds. G. einprägen; jmdm. ins G. sehen, starren; jmdm./(auch:) jmdn. ins G. schlagen; sich eine [Zigarette] ins G. stecken (ugs.; eine Zigarette rauchen); er strahlte über das ganze G. (ugs.; sein ganzes Gesicht drückte die Freude über etw. aus); sie saß mit einer Zeitung vor dem G. auf der Bank; (auch von bestimmten [dem Menschen ähnlichen od. nahe stehenden] Tieren:) die Katze hat ein niedliches G.; Ü es waren lauter fremde, unbekannte -er (Leute, Menschen); *sein wahres G. zeigen (seine eigentliche Gesinnung, seinen wirklichen Charakter offen durch etw. zutage treten lassen, sich nicht mehr verstellen); jmdm. wie aus dem G. geschnitten sein (jmdm. sehr ähnlich sehen); jmdm. ins G. lachen (jmdn. mit herausforderndem, höhnischem Lachen ansehen); jmdm. ins G. lügen (jmdn. frech anlügen); jmdm. etw. ins G. sagen (jmdm. offen u. rückhaltlos etw. [Unangenehmes] sagen); jmdm. nicht ins G. sehen/blicken können (jmdm. gegenüber ein schlechtes Gewissen haben, sich jmdm. gegenüber schämen u. deshalb seinen Blick nicht ertragen können); jmdm. ins G. springen (ugs.; mit großer Wut auf jmdn. losgehen, über jmdn. herfallen, jmdn. scharf zurechtweisen); den Tatsachen ins G./Auge sehen (eine Situation realistisch einschätzen u. entsprechend handeln); mit dem G. in die Butter fallen (eine unangenehme Situation glimpflich überstehen; wenn man fällt, ist es besser, in etw. Weiches zu fallen); jmdm. zu Gesicht[e] stehen (zu jmdm. passen): diese Äußerung steht dir schlecht zu G.; ∙ jmdm. etw. unters G. sagen (jmdm. etw. ins Gesicht sagen): Habt ihr gehört, was wir der Gräfin alles unters G. gesagt haben? (Goethe, Die Aufgeregten IV, 1); ∙ auch die; -, -en:> Seine G., nicht allein von Blattern entstellt, sondern auch des einen Auges beraubt, sah man die erste Zeit nur mit Apprehension (Goethe, Dichtung u. Wahrheit 4); b) Mensch (im Hinblick darauf, ob man ihn schon kennt od. nicht kennt): ein neues, bekanntes G.; lauter fremde, unbekannte -er; c) (selten) Vorder- od. Oberseite eines Gegenstands: das Butterbrot ist aufs G. (auf die mit Butter bestrichene Seite) gefallen; das Buch aufs G. (geöffnet mit der Schrift nach unten) legen. 2. Miene, Gesichtsausdruck: ein freundliches, trauriges, neugieriges G.; ein böses, beleidigtes G. machen; jmdm. etw. vom G. ablesen; *ein hippokratisches G. (Med.; Gesicht eines Schwerkranken, Sterbenden; nach dem altgriech. Arzt Hippokrates, um 460 bis um 370); ein anderes G. aufsetzen/machen (freundlicher, fröhlicher schauen; meist als Aufforderung); das G. wahren/retten (den Schein wahren, so tun, als ob alles in Ordnung sei; LÜ von engl. to save one's face); das G. verlieren (durch sein [enttäuschendes] Verhalten sein Ansehen verlieren, etw. von seiner Geltung einbüßen; LÜ von engl. to lose face; ostasiatischen Ursprungs, eigtl. = die würdige Haltung, die unbewegliche Miene verlieren): Die Bundesliga könnte allerdings jetzt dem Kompromiss zustimmen, ohne nach ihrer Boykott-Drohung das G. zu verlieren (Stuttgarter Zeitung 22. 10. 98, 10); ein G. machen wie drei/sieben/acht/zehn/vierzehn Tage Regenwetter (besonders mürrisch, verdrießlich dreinblicken); ein langes G./lange -er machen (enttäuscht dreinblicken); ein [schiefes] G. machen (missvergnügt dreinblicken, seinem Missfallen Ausdruck geben); etw. steht jmdm. im/ins G. geschrieben (etw. ist bei jmdm. als Gefühlsregung o. Ä. am Gesichtsausdruck deutlich erkennbar). 3. [charakteristisches] Aussehen, äußeres Erscheinungsbild: das G. der Stadt hat sich verändert; das G. einer Epoche prägen; durch den neuen Umschlag bekam die Zeitschrift ein anderes G.; dieses Land hat viele -er (kann sehr verschiedenartig erscheinen); *ein G. haben (das richtige, erwartete Aussehen haben): jetzt hat die Sache ein G.; ein anderes G. bekommen (in einem anderen Licht erscheinen, anders aussehen): durch diese Äußerung hat die Sache ein ganz anderes G. bekommen. 4. <o. Pl.> (veraltet) Sehvermögen, Gesichtssinn: sein G. wird schwächer; sie hat das G. verloren (ist erblindet); ∙ <Pl. -e:> unsern -en erscheinen die lichten, die Sternlein im Tal (Goethe, Lila 2); *das zweite G. (Fähigkeit, Zukünftiges vorauszusehen; nach engl. second sight); jmdn./etw. aus dem G. verlieren (jmdn./etw. nicht mehr wahrnehmen, sehen; die Verbindung mit jmdm. verlieren); zu G. bekommen (zu sehen bekommen): ich habe den Brief nie zu G. bekommen; jmdm. zu G. kommen (von jmdm. gesehen, bemerkt werden); ∙ etw. fällt ins G. (etw. fällt auf, fällt ins Auge): Ich neigte mich, und ihr Trauring fiel mir ins G. (Goethe, Werther II, 4. Dezember); jmdn., etw. ins G. fassen (jmdn., etw. [an]sehen): Man ... drängte sich, sie ins G. zu fassen. Jedermann schien glücklich zu sein, sie anzusehn und von ihnen eines Blicks gewürdigt zu werden (Goethe, Lehrjahre II, 4); aus dem G. sein (außer Sichtweite sein): stürze mich in den Fluss, schwimm' unterm Wasser fort, bis ich glaubte, ihnen aus dem -e zu sein (Schiller, Räuber II, 3).
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2Ge|sịcht, das; -[e]s, -e: Vision: -e haben.

Universal-Lexikon. 2012.