Landsknechte
Die Siege zu Fuß kämpfender Bürger- und Bauernheere über Ritterheere seit dem 14. Jahrhundert leiteten den Niedergang der auf dem Lehnswesen beruhenden mittelalterlichen Heeresorganisation ein. Auch die Entwicklung der Feuerwaffen, die die schweren Rüstungen durchschlagen konnten, minderte auf die Dauer den Kampfwert der Ritter, wenn auch Geschütze (die vorwiegend bei Belagerungen eingesetzt wurden) und Handfeuerwaffen wegen der Schwerfälligkeit ihrer Handhabung zunächst keine schlachtentscheidende Wirkung hatten. Den Anstoß zur Umbildung des deutschen Kriegswesens im 15. Jahrhundert gaben die Erfolge der leicht bewaffneten Schweizer Fußsoldaten seit ihrem Sieg über ein österreichisches Ritterheer am Morgarten (1315). Auf ihre Kampfführung in geschlossenen, aber beweglichen »Gevierthaufen« griff Kaiser Maximilian I. zurück, als er in den Kämpfen um Burgund deutsche Fußtruppen anwerben ließ, die als »Landsknechte« bezeichnet wurden.
Ursprünglich wurden nur freie und unbescholtene Männer angeworben. Ihre Bewaffnung - hauptsächlich langschäftige Spieße und Schwerter - mussten sie selbst stellen. Der vom Kriegsherrn beauftragte Feldhauptmann übernahm die Anwerbung und war auch Truppenführer. Die Grundeinheit bildete für die Dauer des Soldverhältnisses das Fähnlein mit etwa 400-500 Mann; mehrere Fähnlein wurden zum Regiment zusammengefasst. Neben dem Fußvolk der Landsknechte spielte die weiterhin von der Ritterschaft gestellte Reiterei eine große Rolle, nunmehr allerdings als taktischer Verband, nicht im Einzelkampf. Hinzu trat seit dem 16. Jahrhundert die neue Waffengattung der Artillerie.
Die Landsknechte erlebten als die ersten Berufssoldaten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ihre Blütezeit. Doch die Verfallserscheinungen nahmen zu: Der große Truppenbedarf führte zur wahllosen Anwerbung undisziplinierter, am Kampfzweck nicht interessierter Landsknechthaufen, die überdies bei nicht selten ausbleibendem Sold oder nach Beendigung des Soldvertrags zur Landplage wurden. Da nicht nur der Kaiser, sondern auch die Landesherren Landsknechte in Sold nahmen, waren alle Reformbemühungen, die auf eine stärkere Bindung der Landsknechte an Kaiser und Reich zielten, zum Scheitern verurteilt. Die Söldner des Dreißigjährigen Krieges wurden nicht mehr als Landsknechte bezeichnet.
Universal-Lexikon. 2012.