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Tierhaltung
Tier|hal|tung, die:
1.
a) <o. Pl.> das Halten eines od. mehrerer Tiere;
b) Art, Methode, Tiere zu halten.
2. Betrieb, in dem Tiere gehalten werden; Einrichtung, in der Tiere auf eine bestimmte Art und Weise gehalten werden.

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Tierhaltung,
 
die Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere, besonders von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Geflügel, zur Erzeugung von Fleisch, Milch, Eiern und Wolle. Diese tierische Erzeugung bringt in Deutschland rd. 62 % des Produktionswertes der Landwirtschaft und trägt damit erheblich zum Einkommen der meist bäuerlichen Familienbetriebe bei. Von den etwa 40 Mrd. DM Produktionswert der Tierhaltung 1995/96 wurden rd. 60 % durch die Rinder-, 28 % durch die Schweine- und 10 % durch die Geflügelproduktion erwirtschaftet. Der Rest entfiel auf Schafe, Pferde, Imkerei u. a. Spezialzweige, wie die landwirtschaftliche Wildhaltung.
 
An die Tierhaltung und Tierproduktion werden heute hohe Anforderungen gestellt, insbesondere an die Erzeugung von gesunden und qualitativ hochwertigen Produkten bei tiergerechten und umweltschonenden Haltungsverfahren sowie bei der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Darauf sind auch eine Reihe rechtlicher Rahmenbedingungen gerichtet.
 
Das Tierzuchtgesetz von 1994 hat besonders die Erhaltung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Tiere, die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der tierischen Erzeugung, die Sicherung einer hohen Qualität der tierischen Erzeugnisse und die Erhaltung der genetischen Vielfalt zum Ziel. Die Realisierung erfolgt v. a. über privatrechtlich organisierte Züchtervereinigungen mit ihren Zuchtprogrammen.
 
Das Bundesimmissionsschutzgesetz in der Fassung vom 1995 legt u. a. für größere Tierhaltungsanlagen ein Umweltschutz-Genehmigungsverfahren fest, nach dem diese Tierhaltungen so zu errichten und zu betreiben sind, dass der anfallende Wirtschaftsdünger ordnungsgemäß und schadlos verwertet wird.
 
Je Tierhalter wurden in Deutschland 1996 durchschnittlich 55 Rinder, 116 Schweine und 33 Schafe gehalten (in den neuen Ländern liegen die Bestandsgrößen deutlich über diesem Durchschnitt). Die Haltung erfolgt meist in eingestreuten Anbinde- oder zunehmend in tiergerechten Laufställen bei weitgehend mechanisierter Fütterung, Entmistung, Milch- und Eiergewinnung. Durch elektronische Tierkennzeichnung werden in noch begrenztem Umfang bestimmte Teilprozesse, wie die leistungsgerechte Fütterung, automatisiert. Insgesamt werden in Deutschland rd. 16 Mio. Rinder, 24 Mio. Schweine, 44 Mio. Legehennen, 2 Mio. Schafe, 0,6 Mio. Pferde und 1,2 Mio. Bienenvölker gehalten.
 
Die deutsche Tierhaltung erbringt hohe Leistungen, so rd. 5 500 kg Milch je Kuh und Jahr, 264 Eier je Henne und Jahr oder 660 Gramm Tageszunahmen in der Schweinemast. Der Selbstversorgungsgrad betrug 1995 bei Rindfleisch 114 %, Schweinefleisch 76 %, Geflügelfleisch 60 %, Milch 99 %, Eiern 72 % und Honig 50 %.
 
Rinder werden überwiegend als Zweinutzungsrassen (Milch und Fleisch) gehalten, v. a. Deutsche Schwarzbunte (rd. 43 %), Deutsches Fleckvieh (34 %), Deutsches Braunvieh (10 %) und Deutsche Rotbunte (10 %). Zur Fleischproduktion erfolgt auch eine Gebrauchskreuzung mit Fleischrinderrassen. Die Rasseverbände der Deutschen Schwarzbunten und Deutschen Rotbunten Rinder haben sich aufgrund ihrer Zuchtzielähnlichkeit und Rassenverwandtschaft zum Rasseverband Deutscher Holstein-Verband zusammengeschlossen.
 
Die Mastschweineerzeugung erfolgt v. a. mit den Rassen Deutsche Landrasse (rd. 51 %), Pietrain (35 %) und Deutsches Edelschwein (10 %), soweit Reinzucht betrieben wird oder auch durch spezielle Hybridzuchtkreuzungsprogramme, die in ihrer Bedeutung erheblich zugenommen haben und heute mit über 50 % der Mastschweineproduktion am Markt sind.
 
Die wichtigsten Schafrassen Merinolandschaf, Schwarzköpfiges Fleischschaf, Weißköpfiges Fleischschaf, Merinofleischschaf und Texelschaf machen rd. 80 % des Gesamtschafbestandes aus. Hauptziel ist die Lammfleischerzeugung.
 
Die Hühnerhaltung erfolgt zu einem erheblichen Teil in großen konzentrierten Anlagen, teilweise in gewerblichen Betrieben ohne Bindung an landwirtschaftliche Nutzfläche. So werden etwa 70 % aller Legehennen in Beständen ab 10 000 Tieren gehalten.
 
Pferde werden überwiegend für Freizeit und Sportzwecke genutzt. Neuerdings nimmt die Zahl der in der Forstwirtschaft eingesetzten Kaltblutpferde wieder zu. Der Zuchtpferdbestand unterteilt sich in 59 % Warmblüter, 31 % Ponys und Kleinpferde und 10 % Vollblüter, Traber sowie Kaltblüter.
 
Die Bienenhaltung erfolgt zum allergrößten Teil durch Freizeitimker. Neben Honig liegt der Hauptnutzen der Bienen in ihrem Beitrag zur Ertragssteigerung besonders im Obst- und Gartenbau sowie zur Artenerhaltung in der heimischen Flora.
 
Die landwirtschaftliche Wildhaltung in Gattern geschieht größtenteils mit Damtieren in einem Umfang von 90 000 Muttertieren auf circa 18 500 ha Weideland.

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Tier|hal|tung, die <o. Pl.>: das Halten eines od. mehrerer Haustiere.

Universal-Lexikon. 2012.