österreichische Bundeshauptstadt; Mozartstadt (umgangssprachlich); Bundesland Wien; Becs (ungarisch); Hauptstadt von Österreich
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Wien:
Hauptstadt von Österreich u. österreichisches Bundesland.
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I Wien,
1) Hauptstadt Österreichs, umfasst 414,95 km2 mit (1999) 1,61 Mio. Einwohner, bildet das kleinste Bundesland Österreichs. Wien liegt 171 m über dem Meeresspiegel zwischen Leopoldsberg und Bisamberg, südlich der Wiener Pforte, dem Durchbruch der Donau durch die Flyschzone des Wienerwalds (erreicht im Hermannskogel auf Stadtgebiet 543 m über dem Meeresspiegel), an der Mündung der Wien in die Donau. Der heutige Donaukanal entspricht der Lage des einstigen Hauptstroms. Erst durch die große Donauregulierung 1869-75 verschwand die weitgehend noch unberührte, stark verzweigte Auenlandschaft im Norden der Stadt (Praterauen und Lobau, 151 m über dem Meeresspiegel, stellen den verbliebenen Rest dar), die ein Überqueren des Flusses schwierig gemacht hatte.
Nach der Landes-Verfassung von 1920, wieder verlautbart 1968, ist Wien gleichzeitig Gemeinde (Stadt mit eigenem Statut) und Bundesland. Der Gemeinderat (100 Mitglieder, für fünf Jahre gewählt) übt als Landtag zugleich die Landesgesetzgebung aus. Der Gemeinderat wählt nach dem Proporzprinzip den Stadtsenat (die Exekutive), bestehend aus dem Bürgermeister, zwei Vizebürgermeistern sowie (1998) sechs Stadträten mit Ressorts und fünf Stadträten ohne Ressortbefugnisse. Der Bürgermeister fungiert zugleich als Landeshauptmann und der Stadtsenat als Landesregierung Wien ist in 23 Gemeindebezirke (administrative Verwaltungs-Sprengel) mit gewählten Bezirksvertretungen und -vorstehern gegliedert.
Es zeigt den 1278 auf einem Wiener Pfennig erstmals nachgewiesenen Kreuzschild.
In Wien leben (1997) 20 % der Bevölkerung Österreichs. Seine Stellung als Zentrum der Monarchie hatte ein Wachstum von (1869) 899 000 Einwohner auf (1910) 2,084 Mio. Einwohner bewirkt. Seither war die Entwicklung jedoch rückläufig; allein 1971-81 nahm die Bevölkerung um 83 500 Personen (5,2 %) ab, bedingt durch stark zurückgehende Geburtenzahlen. 1981-96 war wieder ein Anstieg der Bevölkerung um 84 900 Personen (5,5 %), v. a. durch Zuwanderung, zu verzeichnen. Das Bevölkerungswachstum hat sich auf die äußeren Bezirke der Stadt, v. a. die Siedlungszonen im Süden und Osten, und auf die rasch wachsenden Gemeinden des Stadtumlands verlagert. Das städtische Arbeitskräftepotenzial kann nur durch einen großen Einpendlereinzugsbereich (rd. 190 000 Tagespendler) und einen hohen Prozentsatz ausländischer Arbeitnehmer aufrechterhalten werden. 1997 waren 104 700 ausländische Arbeitskräfte in Wien beschäftigt.
Als Bundeshauptstadt ist Wien Sitz oberster Bundesorgane sowie der Höchstgerichte (Oberster Gerichtshof, Verfassungsgerichtshof, Verwaltungs-Gerichtshof), ferner eines Oberlandesgerichts, von fünf Landesgerichten und 13 Bezirksgerichten. In Wien befanden sich - historisch begründet - auch Landtag und Landesregierung Niederösterreichs, die 1996 in dessen neue Landeshauptstadt Sankt Pölten verlegt wurden. Daneben haben zahlreiche internationale Organisationen ihren Sitz in Wien, in ihrer Funktion als »dritte UNO-Stadt« (seit 1979, neben New York und Genf) u. a. die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), die Organisation der UN für industrielle Entwicklung (UNIDO), das Zentrum der UN für Soziale Entwicklung und Humanitäre Angelegenheiten, das Internationale Suchtstoffkontrollamt der UN, außerdem die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC), das Internationale Institut für Angewandte Systemanalyse und das Konfliktverhütungszentrum; ferner Sitz eines katholischen Erzbischofs, eines evangelischen, eines altkatholischen und eines armenisch-apostolischen Bischofs sowie eines griechisch-orthodoxen Metropoliten.
In Wien bestehen als Universitäten die 1365 gegründete Alma Mater Rudolphina mit Sternwarte (gestiftet 1753) und botanischem Garten (angelegt 1754), eine TU (gegründet 1815), die Universität für Bodenkultur (gegründet 1805 beziehungsweise 1872), eine Veterinärmedizin. Universität (gegründet 1765), eine Wirtschaftsuniversität (gegründet 1919 als Hochschule für Welthandel), die Akademie der bildenden Künste (gegründet 1692), die Hochschule für angewandte Kunst (gegründet 1867), die Hochschule für Musik und darstellende Kunst (gegründet 1817), die Bundesanstalt für Leibeserziehung, das Konservatorium, die Diplomat. Akademie und die Landesverteidigungsakademie sowie höhere Lehranstalten u. a. berufsbildende Einrichtungen, außerdem die Österreichische Akademie der Wissenschaften und zahlreiche andere wissenschaftliche, kulturelle, staatliche und berufsständische Vereinigungen, Wirtschaftsverwaltungen, Forschungsinstitute und Versuchsanstalten; ferner im Park Schönbrunn einer der ältesten europäischen Tiergärten (1752 angelegt), außerdem weitere botanische und zoologische Gärten; zahlreiche Bibliotheken (darunter die Österreichische Nationalbibliothek) und Archive (Österreichisches Staatsarchiv).
Die bedeutendsten der mehr als 60 Museen sind: Graphische Sammlung Albertina; Hofburg-Schauräume (Kaiserappartements), Schatzkammer; Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum; Schatzkammer des Deutschen Ordens; Kaisergruft bei den P. P. Kapuzinern; Kunsthistorisches Museum; Naturhistorisches Museum; Historisches Museum; Heeresgeschichtliches Museum; Museum für Völkerkunde; Jüdisches Museum (im Palais Eskeles); Museum moderner Kunst /Palais Liechtenstein; Museum moderner Kunst /Museum des 20. Jahrhunderts; Österreichische Galerie im Belvedere (Expositur im Unteren und Oberen Belvedere sowie im Secessionsgebäude); Gemäldegalerie und Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste; Österreichisches Museum für angewandte Kunst; Schloss Schönbrunn; Technisches Museum für Industrie und Gewerbe; Museum über das Bestattungswesen; KunstHausWien; Österreichisches Theatermuseum; Österreichisches Zirkus- und Clownmuseum; Lipizzaner-Museum.
Von den Staatstheatern besitzen das Burgtheater und die Staatsoper internationalen Ruf; ferner bestehen Volksoper (besonders Operettenaufführungen), Akademietheater und Theater an der Wien (Musicalinszenierungen) sowie als Privattheater u. a. Volkstheater, Theater in der Josefstadt, Renaissancetheater und die Kammerspiele. Zu Wiens Ruf als Musikstadt tragen v. a. die Wiener Philharmoniker und die Wiener Symphoniker bei. Die bedeutendsten Konzertstätten sind das Wiener Konzerthaus und das Musikvereinsgebäude. Ihren Höhepunkt finden die kulturellen Darbietungen in den jährlichen Wiener Festwochen (Mai und Juni).
Wien ist v. a. durch eine dynamische Entwicklung im Dienstleistungsbereich charakterisiert. Mit 620,7 Mrd. Schiling trägt Wien (1994) 29,4 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Österreichs bei und liegt mit einem BIP je Einwohner von (1994) 388 990 Schiling um 48 % über dem österreichischen Durchschnitt. Der Dienstleistungssektor dominiert mit einem BIP-Anteil von (1994) 76,8 % (Österreich: 64,9 %), wobei allein der Anteil des Bereichs der »Vermögensverwaltung« 29,5 % (Österreich: 20,3 %) ausmacht. Der produzierende Sektor (einschließlich Energie- und Wasserversorgung, Bauwesen) hat mit (1994) 22,9 % ein weit geringeres Gewicht als im Bundesmittel (32,7 %). Die Land- und Forstwirtschaft ist mit einem BIP-Anteil von (1994) 0,2 % von geringer Bedeutung (Österreich: 2,4 %).
Wien erzeugt mit (1996) 5 220 GWh nur 10,1 % der in Österreich produzierten elektrischen Energie, womit es seinen Eigenbedarf nur etwa zur Hälfte decken kann. Die Energiewirtschaft beruht v. a. auf Wärmekraftwerken, die hauptsächlich mit Erdgas betrieben werden.
Mit einem BIP-Anteil von (1994) 14,4 % (Österreich: 21,7 %) ist die Industrie in Wien von unterdurchschnittlicher Bedeutung. Die Schwerpunkte sind die Elektronik- und Elektroindustrie (1995: 30,1 % des industriellen Produktionswerts; Gesamtösterreich 10,9 %), die Nahrungs- und Genussmittelerzeugung (mit Tabakindustrie 13,7 %; Österreich 10,3 %), die Fahrzeugindustrie (13,3 %; Österreich 7,6 %), der Maschinen- und Stahlbau (11,6 %; Österreich 12,6 %) und die chemische Industrie (9 %; Österreich 11 %). Die Industriestandorte befinden sich v. a. im Süden (X. und XXIII. Bezirk) sowie im Nordosten der Stadt (XXI. Bezirk).
Die »Vermögensverwaltung« stellt den größten Wertschöpfungsfaktor dar. Auch die Anteile der unselbstständig Beschäftigten nach Wirtschaftsklassen im Vergleich zu Österreich belegen die Bedeutung dieses Wirtschaftssektors. So sind (1997) 35 % der in Österreich unselbstständig Beschäftigten des Bereichs Kredit und Versicherungswesen in Wien beschäftigt. Für den Bereich Realitäten, Vermietung und unternehmensbezogene Dienstleistungen beträgt der Beschäftigtenanteil Wiens (1997) 44,8 %. Einen im Vergleich zu Österreich überproportionalen Anteil am BIP besitzt auch der Handel (1994: 16,3 %; Österreich 13,2 %). Demgegenüber hat das Beherbergungs- und Gaststättenwesen mit einem BIP-Anteil von (1994) 1,9 % eine unterproportionale Bedeutung (Österreich 3,6 %). Mit 7,2 Mio. Übernachtungen (1997) hat der Tourismus in Wien dennoch einen hohen Stellenwert. Wien ist außerdem eine bedeutende Kongress- (Kongresszentrum Hofburg, Vienna International Center) und Messestadt (jährlich zwei internationale Messen).
Verkehr:
Wien besitzt mit dem internationalen Flughafen Wien-Schwechat den wichtigsten Flughafen Österreichs. Mit (1996) 9,1 Mio. Fluggästen trägt Wien 75 % des österreichischen Passagieraufkommens. Wien verfügt über eine moderne U-Bahn, deren Netz ständig erweitert wird, eine S-Bahn, ein umfangreiches Straßenbahnnetz und ist Kernzone eines großen Verkehrsverbundes, der von Sankt Pölten bis zur österreichischen-slowakischen Grenze reicht. Die Stadt besitzt im Süden und Osten (Südosttangente und Donauufer-Autobahn) eine Stadtautobahn. Durch die Öffnung der Ostgrenzen und die bevorstehende Stadterweiterung v. a. im Osten wird für die Zukunft mit einer Verstärkung des motorisierten Individualverkehrs in und um Wien gerechnet. Der Anteil des Transitverkehrs auf der Südosttangente (A 23) wird laut Prognosen stark zunehmen. Zur Entlastung dieser Verkehrsachse wird der Bau einer Südumfahrungsautobahn diskutiert. Die Einbindung Wiens in das europäische Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetz ist geplant (u. a. Ausbau der Westbahnstrecke und Bau des Semmeringtunnels). Nach Osten ist die Wiedererrichtung und Beschleunigung der Bahnverbindung zwischen Wien und Preßburg vorgesehen.
Die Innere Stadt (I. Bezirk), die aus einem römischen Lager hervorging und deren Ausdehnung seit etwa 1200 weitgehend unverändert blieb, war bis 1857 von Befestigungsanlagen umgeben. Daran schloss sich ein Kranz von Vorstädten an (Innere Bezirke: II.-IX. und XX. Bezirk), die ab 1704 bis ins ausgehende 19. Jahrhundert gleichfalls durch eine Befestigung (Linienwall) geschützt wurden. Stadt und Vorstädte wurden rechtlich 1850 vereinigt. 1890/92 kam ein weiterer Ring von Ortsgemeinden (Vororte) zu Wien (XI.-IXX. Bezirk), 1904/05 folgten erstmals Gemeinden vom linken Donauufer (XXI. Bezirk). Die letzte Erweiterung des Stadtgebietes erfolgte in der nationalsozialistischen Ära 1938 (26 Bezirke), wurde jedoch 1954 zum größten Teil rückgängig gemacht (23 Bezirke). Für die Inneren Bezirke, in denen früher v. a. bürgerliches Handwerk und Gewerbe dominierten, ist seit dem 18. Jahrhundert eine gemischte Nutzung von Wohn- und Gewerberaum typisch. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts - gefördert durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz - erfuhr Wien einen im Stadtbild deutlich merkbaren Wandel zur Industriestadt; davon waren v. a. die Randbereiche betroffen, von denen sich einige zu Arbeiter-Bezirke entwickelten. In manchen der früheren Vororte hat sich zum Teil aber auch die ursprüngliche agrarische Struktur erhalten, heute v. a. in Form von Weinbau- (660 ha Rebland) und Gartenbaubetrieben. Einige Orte - besonders jene in der Nähe kaiserlicher (Schönbrunn) oder adeliger Schlösser (Neuwaldegg) - waren im Vormärz beliebte Sommerfrischen, später entwickelten sich in diesen Gegenden vielfach Villenviertel. In der Zwischenkriegszeit und nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Neubebauung - in erheblichem Maß von der Stadtverwaltung getragen (kommunaler Wohnungsbau) - v. a. in den Außen-Bezirke und am Stadtrand, wobei in jüngster Zeit die Bezirke am linken Donauufer (XXI. und XXII. Bezirk) - nicht zuletzt durch die UNO-City - einen besonderen städtebaulichen Schwerpunkt bilden.
Im Mittelpunkt der Inneren Stadt steht das Wahrzeichen Wiens, der Stephansdom. Vom spätromanischen Bau (Mitte 13. Jahrhundert) sind die Teile des Westwerks (mit dem »Riesentor«, einem reich skulptierten Stufenportal) erhalten, der gotische dreischiffige Hallenchor wurde 1304, das Langhaus als dreischiffige Staffelhalle 1359 begonnen (spätgotisches Netzgewölbe 1450); der 136 m hohe Turm gilt als einer der schönsten gotischen Kirchentürme. Im Inneren befinden sich zahlreiche plastische Werke, darunter die Pfeilerstatuen im Chor (um 1320), der Orgelfuß (1513) und die Kanzel (1514/15) von A. Pilgram mit dessen Selbstporträt, und das Grabmal Kaiser Friedrichs III. von N. Gerhaert von Leyden (1467 ff.); »Wiener Neustädter-Altar« (1447) mit Gemälden und Schnitzereien.
Als älteste Kirche Wiens gilt Sankt Ruprecht (11.-15. Jahrhundert) mit romanischem Westturm. Die Michaelerkirche (13. Jahrhundert) erhielt 1792 eine vorgeblendete klassizistische Fassade; 1982 wurde ein romanisches Figurenportal aus der Gründungszeit entdeckt (um 1220). Gotische Kirchen sind die Augustinerkirche (1330-39), eine hochstrebende Halle mit dem Grabmal der Erzherzogin Marie-Christine (* 1742, ✝ 1798) von A. Canova (1798-1805), die ehemalige Minoritenkirche (vor 1339 begonnen) mit reich gegliedertem Mittelportal und Maßwerkfenstern, Maria am Gestade (14.-15. Jahrhundert) mit reizvoller Westfassade und Glasgemälden in den Chorfenstern (14. Jahrhundert). Noch gotisch beeinflusst ist der Renaissancebau der Franziskanerkirche (1603-11). Ein barocker Bau ist die Servitenkirche (1651-77). Die frühbarocke Jesuitenkirche (1627-31) wurde 1703 ff. von A. Pozzo in hochbarocken Formen umgebaut und ausgestattet. Die Kapuzinerkirche (1622-32) erhebt sich über der Kaisergruft mit den Sarkophagen der Habsburger (Kapuzinergruft); zu den bedeutendsten Barockkirchen gehört Sankt Peter (1703-17), im Wesentlichen von J. L. von Hildebrandt, mit schräg gestellten Türmen und beherrschender Kuppel (Kuppelfresko von J. M. Rottmayr, 1714). Im Wesentlichen ein Werk Hildebrandts ist auch die Piaristenkirche (1771 geweiht) mit Deckenfresko von F. A. Maulbertsch. Das sakrale Hauptwerk J. B. Fischers von Erlach ist die Karlskirche (1716 begonnen), deren Fassade mit den als Tore gestalteten seitlichen Glockentürmen und zwei Triumphsäulen mit Spiralreliefs von ungewöhnlicher Wirkung ist (Kuppelfresko von Rottmayr, Altargemälde von D. Gran, M. Altomonte u. a.).
Der bedeutendste Profanbau ist die große Baugruppe der Hofburg. Daneben prägen zahlreiche Adelspalais das Stadtbild. Noch ins 17. Jahrhundert gehören die Palais Starhemberg (1661 ff.; heute Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Unterricht und Kunst), Lobkowitz (1685-87) und das Stadtpalais Liechtenstein (1692-1705, mit prächtigem Treppenhaus). Das Winterpalais von Prinz Eugen von Savoyen-Carignan ist das erste große Werk Fischers von Erlach (1695-97; heute Finanzministerium). Vom selben Baumeister stammen die Palais Batthyány-Schönborn (1699-1706), Trautson (1710-12) und die ehemalige Böhmische Hofkanzlei (1708-14 ; heute Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshof). Von Hildebrandt u. a. die Palais Schönborn (1705-11) und Daun-Kinsky (1713-16) sowie das Schwarzenbergpalais (1697 ff.). Das Hauptwerk Hildebrandts ist das ehemalige Gartenpalais des Prinzen Eugen, das Belvedere, eine der schönsten europäischen Palastanlagen, mit dem Unteren Belvedere (17134-16) als Wohnbau, dem Oberen Belvedere (1721-23) als Lustschloss und dem Garten. Das ehemalige kaiserliche Schloss Schönbrunn lag ursprünglich weit vor der Stadt (1696 von Fischer von Erlach begonnen); in der Nähe befindet sich Schloss Hetzendorf, 1694 als Jagdschloss errichtet, später verändert (Festsaal, dekoriert von Antonio Beduzzi, * 1675, ✝ 1735; Sala terrena mit Deckengemälde von D. Gran; Japanischer Salon u. a.).
Die letzte große, das Stadtbild entscheidend prägende Bauperiode war die Anlage der Ringstraße mit Monumentalbauten in historisierenden Formen, v. a. mit Elementen der italienischen Hochrenaissance (»Ringstraßen-Stil«): Staatsoper (1861-69) von A. Siccard von Siccardsburg und E. van der Nüll (Fresken von M. von Schwind, 1863-67), Musikvereinsgebäude (1867-69), Akademie der bildenden Künste (1872 bis 1876), Parlament (1873-83) und Börse (1874-77) von T. E. von Hansen, Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum (1871-91), Burgtheater (1874-88; in den Treppenhäusern Fresken von G. Klimt, 1888) und die Neue Hofburg (1881-94) von G. Semper und K. Hasenauer (ein entsprechender Flügel, der den Heldenplatz auf der gegenüberliegenden Seite abschließen und mit Kunsthistorischem und Naturhistorisches Museum eine Platzanlage bilden sollte, wurde nicht mehr ausgeführt); neugotische Votivkirche (1856-79), Museum für angewandte Kunst (1868-71) und Universität (1873-84) von H. von Ferstel, das gotisierende neue Rathaus (1872-83) von dem Dombaumeister F. von Schmidt.
Wegweisend für das Bauen im 20. Jahrhundert wurden einerseits der Jugendstil (Secessionsgebäude von J. M. Olbrich, 1897/98; Stationen der Stadtbahn, 1894-1901, Steinhofkirche, 1904-07, und die Postsparkasse, 1904-06, von O. Wagner; Haupteingang zum Stadtpark von F. Ohmann, 1906), andererseits die klare, auf Ornamentik verzichtende Bauweise von A. Loos (u. a. Haus am Michaelerplatz, 1909-11). Nach dem Ersten Weltkrieg stand der Wohnhausbau im Vordergrund: am repräsentativsten der expressionistischen Karl-Marx-Hof mit 1 300 Wohnungen (1927-30) von Karl Ehn (* 1884, ✝ 1957); Werkbundsiedlung (1931/32, Typenhäuser u. a. von J. Hoffman, Loos, R. Neutra, G. Rietveld, H. Häring). Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden u. a. die Kirche Heilige Dreifaltigkeit (Modell 1967, Ausführung 1974-76) nach Entwurf von F. Wotruba, der Dominikanerinnen-Konvent (1964-65) von G. Peichl, die Zentralsparkasse Favoriten (1975-79) von Günther Domenig; am Stephansplatz das Haas-Haus (1986-90) von H. Hollein; farbenprächtig ist das Haus Hundertwasser (1983-86). - Im Zuge einer intensiven Stadtentwicklung, die Anfang der 1990er-Jahre einsetzte, wurde auch die Stadtkante an der Donau, nordöstlich der Innenstadt, durch rege Bautätigkeit unter Mitwirkung zahlreicher internationaler führender Architekten zum Teil neu geformt. Einen markanten Punkt bildet der 1999 fertig gestellte »Millennium Tower« am Handelskai, ein Büroturm mit 50 Stockwerken und einer Gesamthöhe von 202 m (Architekten: Peichl; Boris Podrecca, * 1941). Am gegenüberliegenden Ufer, durch die Reichsbrücke mit der Stadt verbunden, liegt vor dem 1973-79 mit vier gläsernen Türmen und einem Kongresszentrum erbauten Komplex des Vienna International Center (UNO-City) die Donau-City, ein neuer Stadtteil mit Wohnbauten (etwa 1 600 Wohnungen), mehreren Bürohochhäusern, Universitäts- und Freizeiteinrichtungen; hier bildet der 1998 fertig gestellte Andromeda Tower (Gesamthöhe 120 m), ein gläserner Büroturm in Ellipsenform von W. Holzbauer, eine neue architektonische Dominante. Die Achsen der Reichsbrücke nach Norden werden durch weitere Wohnhochhäuser markiert (u. a. von Peichl, Coop Himmelblau), die einen städtebaulichen Brückenschlag vom historischen Stadtzentrum über die Donau in die nördlichen Stadtentwicklungsgebiete darstellen. Mit dem neuen Museumsquartier (eröffnet 2001; Architekten: Laurids und Manfred Ortner), das die Achse von der Hofburg und den beiden historischen Museen mit Architektur- und Kunstformen des 20. und 21. Jahrhunderts fortführt, entstand einer der größten Kulturkomplexe der Welt, der drei neue Museen und zahlreiche kulturelle Einrichtungen beherbergt. - Weitere Sehenswürdigkeiten Wiens sind der 252 m hohe Donauturm (1964) auf dem Gelände der ehemaligen Gartenbauausstellung, der Prater, die Urania-Sternwarte und der Zentralfriedhof.
An eine keltische Siedlung anknüpfend errichteten die Römer gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. im Zuge ihrer befestigten Nordgrenze (Donau-Limes) das Legionslager Vindobona, das 166 von Markomannen und Quaden zerstört, 170 durch Kaiser Mark Aurel wieder errichtet und 212 als Municipium bezeichnet wurde. Nach dem Zusammenbruch des Limes (395) riss die gesicherte schriftliche Überlieferung zunächst ab, doch 881 wird es als Wenia wieder genannt. Die Siedlung, deren Kontinuität bis hin zum Mittelalter archäologisch gesichert ist, entwickelte sich bis ins 11. Jahrhundert zum wichtigen Handelsplatz. Um 1135 kam Wien (1137 erstmals als Civitas bezeichnet) in den Besitz der Babenberger; Heinrich II. Jasomirgott erhob spätestens 1156 Wien in Nachfolge von Klosterneuburg zur Residenz des neu geschaffenen Herzogtums Österreichs. Das Anwachsen des Donauhandels brachte Wien dank seiner verkehrsgünstigen Lage ein erstes Aufblühen. 1221 erhielt Wien Stadt- und Stapelrecht (mit Monopolstellung im Transithandel), zwischen 1237 und 1278 wurde die Stadt dreimal zur freien Reichsstadt erhoben. Nach dem Aussterben der Babenberger (1246) kam Wien an König Ottokar II. Přemysl, 1276 an König Rudolf I. von Habsburg. Aufstände gegen die neue Landesherrschaft wurden von Herzog Albrecht I. 1288 unterdrückt, doch zogen sie ein verschlechtertes Stadtrecht (1296) und den endgültigen Verlust der Reichsfreiheit nach sich. Im 14. Jahrhundert wuchs Wien als Warenumschlagplatz zu einer volkreichen Bürgerstadt heran und entwickelte sich zu einem bedeutenden Kulturzentrum. Herzog Rudolf IV., der Stifter, gründete 1365 die Universität, die erst bei der »zweiten Gründung« (1384) auch eine theologische Fakultät erhielt. 1469 wurde Wien Bischofsitz (1722 Erzbischofssitz); 1485-90 residierte König Matthias I. Corvinus von Ungarn in Wien (1437 erstes Brückensystem über die Donau; 1588 erste Regulierung des heutigen Donaukanals).
Das Vordringen der Türken und die Verlagerung der Handelswege untergruben ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert die Stellung Wiens als Handelsstadt, doch gewann es als Sitz der Zentralbehörden des anwachsenden Habsburgerreichs neue Bedeutung (ab 1438/39 Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches; 1611-1806 ständig). Neuerliche Aufstände der Bürgerschaft, diesmal gegen (den späteren Kaiser) Ferdinand I., endeten mit dem Sieg des Landesherren (»Wiener Neustädter Blutgericht« 1522) und zogen eine Einschränkung der Selbstverwaltung durch das Stadtrecht von 1526 nach sich. Im Anschluss an die erste Türkenbelagerung unter Süleiman I. (September bis Oktober 1529) wurde die Stadt mit einem neuen Befestigungsgürtel versehen (1532-1672). Nach dem Anschluss an die Reformation (1521) war der größte Teil der Bevölkerung protestantisch. In der Gegenreformation wurde die protestantische Lehre Mitte des 16. Jahrhunderts wieder zurückgedrängt, die Universität geriet ab 1558 (bis 1778) unter jesuitischem Einfluss, unter den Jesuiten gewannen italienische und spanische Kultureinflüsse nachhaltig an Boden.
Die zweite Türkenbelagerung unter Kara Mustafa (1683) gefährdete die von Bürgermeister J. A. Liebenberg und E. R. Graf von Starhemberg verteidigte Stadt schwer, leitete nach der siegreichen Schlacht am Kahlenberg (Türkenkriege) mit der Ausdehnung und der Machtentfaltung der Habsburger aber auch eine Epoche glanzvollen Aufstiegs als barocke Kaiserresidenz und europäisches Kulturzentrum (u. a. Wiener Klassik) ein, verbunden mit großem Bevölkerungszuwachs (nach 1750 Entwicklung zur Großstadt). Zentralisierungsbestrebungen schufen eine große Beamtenschaft, die bis 1918 ein wesentliches Element der Wiener Bevölkerung war. 1783 kam es mit der Bildung des Magistrats zu einer grundlegenden Neuordnung der städtischen Verwaltung, die dann bis 1848 nur noch ausführendes Organ war; die Bürgermeister wurden auf Lebenszeit bestellt.
Nachdem Wien 1804 Hauptstadt des Kaisertums Österreich geworden war, besetzten französische Truppen unter Napoleon I. 1805 und 1809 die Stadt. 1814/15 tagte hier der Wiener Kongress. Im 19. Jahrhundert wirkten u. a. die Schriftsteller F. Grillparzer, J. N. Nestroy, F. Raimund, die Maler F. G. Waldmüller, M. von Schwind, die Komponisten J. Strauss (Vater) und F. Schubert in Wien. - Im März und Mai, v. a. aber im Oktober 1848 kam es zu revolutionären Erhebungen, die von A. Fürst von Windischgrätz blutig niedergeworfen wurden (Märzrevolution). Nach der Eingemeindung von 34 Vorstädten (1850) erhielt Wien im selben Jahr eine neue Gemeindeordnung und 1861 die kommunale Selbstverwaltung. Die Universität wurde nach dem humboldtschen Modell reformiert (1848-51). Nach einer Anordnung von Kaiser Franz Joseph I. zur Schleifung der Befestigungen wurde an ihrer Stelle der »Ring«, eine 57 m breite und 4 km lange Prachtstraße, angelegt (1857-65) und in den folgenden Jahren mit Parkanlagen und Monumentalbauten versehen. - Die Donauregulierung 1869-75 führte den Fluss an der Stadt vorbei; durch spätere Regulierung (ab den 1970er-Jahren) entstand die Donauinsel. - Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts lebten und arbeiteten die Komponisten J. Brahms, A. Bruckner, H. Wolf, J. Strauss (Sohn), F. von Suppé sowie der Maler H. Makart in der Stadt. 1890 wurde Grinzing, 1892 Vororte im Süden und Westen eingemeindet.
Die Industrialisierung (etwa ab 1850) brachte u. a. mit mehreren Wirtschaftskrisen (Börsenkrach 1873), aber auch der Weltausstellung von 1873 starke soziale Spannungen. Die Liberalen verloren 1895 die Mehrheit im Gemeinderat an die kleinbürgerliche und zeitweilig stark antisemitisch geprägte Christlichsoziale Partei, doch konnte ihr Führer K. Lueger erst 1897 die kaiserliche Bestätigung als »Bürgermeister« erlangen. Er beschritt neue Wege der Gemeindeverwaltung (Kommunalisierung von Gas- und Elektrizitätswerken, Übernahme und Elektrifizierung der Straßenbahn). Um die Jahrhundertwende revolutionierten O. Wagner, A. Loos, J. Hoffmann u. a. die Architektur, G. Mahler, A. Schönberg, später dessen Schüler A. Berg, A. Webern und E. Krenek beschritten neue Wege in der Musik (Wiener Schule 2), G. Klimt, E. Schiele und O. Kokoschka traten in der Malerei hervor. E. Eysler, F. Lehár, E. Kálmán sowie O. Straus führten die Wiener Operette weiter. A. Schnitzler, H. von Hofmannsthal, K. Kraus, R. Musil u. a. bestimmten das literarische Leben. Daneben wirkten in Wien u. a. S. Freud, A. Adler und V. E. Frankl (Wiener Schule 4). Im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts bildete sich um M. Schlick und R. Carnap der Wiener Kreis, der eine große Wirkung auf Philosophie und Wissenschaftstheorie hatte. Mit der Eingemeindung des links der Donau gelegenen Industriegeländes mit dem Zentrum Floridsdorf erreichte Wien um 1905 die Zweimillionengrenze.
Der Zusammenbruch Österreich-Ungarns 1918 hatte für Wien große Folgen. Es verlor v. a. sein wirtschaftliches Hinterland; der staatliche Verwaltungs-Apparat musste reduziert und die Wirtschaft umgestellt werden. Wien verlor rd. 350 000 Einwohner; gleichzeitig lebte in Wien nun fast ein Drittel der Bevölkerung der Republik Österreich. 1919-34 hatten die Sozialdemokraten in Wien die absolute Mehrheit und stellten den Bürgermeister: 1919-23 Jakob Reumann (* 1853, ✝ 1925), 1923-34 K. Seitz. 1922 wurde Wien eigenes Bundesland. Die sozialdemokratische Landesregierung trat durch soziale Reformen hervor (Julius Tandler, * 1869, ✝ 1936). Eine umfangreiche städtische Wohnbautätigkeit gab der Stadt über weite Strecken ein neues Gesicht (mehr als 63 000 Wohnungen), die Schulreform unter Otto Glöckel (* 1874, ✝ 1935) gab auf dem Bildungssektor entscheidende Impulse. Die latente Bürgerkriegssituation zwischen dem »Roten Wien« und der konservativen Bundesregierung führte zu den Arbeiterdemonstrationen vom 15. 7. 1927 (Brand des Justizpalastes) und den Februarunruhen von 1934. Im selbenn Jahr setzte die Regierung unter E. Dollfuss eine autoritäre Stadt-Verwaltung unter Bürgermeister R. Schmitz (1934-38) ein. Nach dem »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich (1938) wurde Wien durch die Eingemeindung von 97 Orten zum »Reichsgau Groß-Wien« erweitert. 1944/45 erlitt Wien durch Luftangriffe und Bodenkämpfe große Zerstörungen. Nach ihrer Einnahme durch die sowjetische Armee war die Stadt 1945-55 von Frankreich, Großbritannien, der UdSSR und den USA besetzt. Jeder der vier Mächte unterstand ein bestimmter Sektor der Stadt; die Innere Stadt wurde gemeinsam verwaltet.
Von 1945 bis 1996 besaß die SPÖ in Wien wieder die absolute und seit 1996 die relative Mehrheit; seitdem stellt sie erneut die Bürgermeister: 1945-51 T. Körner, 1951-65 F. Jonas, 1965-70 Bruno Marek (* 1900, ✝ 1980), 1970-73 Felix Slavik (* 1912, ✝ 1991), 1973-84 L. Gratz (* 1929), 1984-94 Helmut Zilk (* 1927), ab 1994 Michael Häupl (* 1949).
Die Wiener Ringstraße - Bild einer Epoche, hg. v. R. Wagner-Rieger, 11 Bde. (1969-81);
E. Lichtenberger: Die Wiener Altstadt. Von der mittelalterl. Bürgerstadt zur City, 2 Bde. (Wien 1977);
Histor. Atlas von W., bearb. v. F. Czeike u. a., auf mehrere Bde. ber. (ebd. 1981 ff.);
F. Czeike: Histor. Lex. W., 5 Bde. (ebd. 1992-97);
G. Düriegl: W. 1683 (ebd. 21983);
Studien zur Gesch. W.s im Türkenjahr 1683, hg. v. P. Csendes (ebd. 1983);
Gesch. der Stadt W., 5 Bde. (ebd. 1985-91);
E. Bramhas: Der Wiener Gemeindebau. Vom Karl-Marx-Hof zum Hundertwasserhaus (Basel 1987);
P. Csendes: Gesch. W.s (Wien 21990);
K. Rossbacher: Lit. u. Liberalismus. Zur Kultur der Ringstraßenzeit in W. (Wien 1992);
F. Czeike: W. Innere Stadt (ebd. 1993);
W. H. Chramosta: Architektur W. (1996);
E. Haider: W. im Wandel. Von den Babenbergern bis heute (Wien 1996);
Architektur W., 500 Bauten, hg. v. A. Sarnitz (Wien 1997).
2) katholisches Erzbistum, 1469 durch Abtrennung vom Bistum Passau auf Wunsch Kaiser Friedrichs III. von Papst Paul II. als exemtes Bistum errichtet. 1722 erwirkte Kaiser Karl VI. die Erhebung zum Erzbistum mit dem Suffraganbistum Wiener Neustadt (1785 aufgehoben). Heutige Suffraganbistümer sind Eisenstadt, Linz und Sankt Pölten. Bedeutende Erzbischöfe Wiens waren u. a. die Kardinäle J. O. von Rauscher, T. Innitzer und F. König. - Erzbischof ist seit 1995 C. Schönborn. (katholische Kirche, Übersicht)
3) die, rechter Nebenfluss der Donau in Niederösterreich und Wien, 31 km lang, entspringt im Wienerwald, mündet im Wiener Stadtzentrum in den Donaukanal.
Wien,
1) Max Carl Werner, Physiker, * Königsberg (heute Kaliningrad) 25. 12. 1866, ✝ Jena 24. 2. 1938, Vetter von 2); 1899-1903 Professor in Aachen, danach in Danzig, ab 1911 in Jena. Wien forschte über hochfrequente elektromagnetische Wellen, gekoppelte Schwingungssysteme, nutzte die Löschfunkenstrecke zur Schwingungserzeugung und untersuchte die Leitfähigkeit von Elektrolyten unter hochgespannten Strömen.
2) Wilhelm Karl Werner, Physiker, * Gaffken (Kreis Samland) 13. 1. 1864, ✝ München 30. 8. 1928, Vetter von 1); 1890-95 an der Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Berlin tätig, danach Professor in Aachen, 1899 in Gießen, 1900-20 in Würzburg und anschließend in München. Wien leistete bedeutende theoretische Arbeiten zur Temperaturstrahlung des schwarzen Körpers, formulierte 1893/94 das nach ihm benannte Verschiebungsgesetz, 1896 sein Strahlungsgesetz und erhielt 1911 für diese Beiträge den Nobelpreis für Physik. Experimentell beschäftigte er sich u. a. 1895 zusammen mit O. Lummer mit der Realisierung eines schwarzen Strahlers, mit Kathoden- und Kanalstrahlen, deren Ladung, Geschwindigkeit und Teilchennatur er 1897/98 ermittelte, mit der Messung extremer Temperaturen und 1907 mit der Wellenlängenbestimmung von Röntgenstrahlen durch Messung ihrer Quantenenergie.
Werke: Lehrbuch der Hydrodynamik (1900); Vorlesungen über neuere Probleme der theoretischen Physik (1913); Aus der Welt der Wissenschaft Vorträge und Aufsätze (1921).
Autobiographie: Aus dem Leben und Wirken eines Physikers (herausgegeben 1930).
Herausgeber: Handbuch der Experimentalphysik, 44 Teile und 2 Ergänzungs-Teile (1926-37, mit F. Harms).
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Wien: Hauptstadt Österreichs.
Universal-Lexikon. 2012.