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Großstadt
Metropolis; Weltstadt; Metropole

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Groß|stadt ['gro:sʃtat], die; -, Großstädte ['gro:sʃtɛ:tə]:
große, mit pulsierendem Leben erfüllte Stadt mit vielen Einwohnern:
in der Großstadt leben, aufgewachsen sein.

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Groß|stadt 〈f. 7uStadt mit mehr als 100 000 Einwohnern

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Groß|stadt , die:
große, mit pulsierendem Leben erfüllte Stadt mit vielen Einwohnern (amtl.: Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern):
durch die Eingemeindung einiger kleinerer Orte ist Neuburg jetzt G.;
in der G. (in großstädtischer Umgebung) leben, aufgewachsen sein.

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Großstadt,
 
nach Festlegung des Internationalen Instituts für Statistik (1887) eine Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern. Im vorindustriellen Europa hatten die großen Städte, von wenigen Ausnahmen abgesehen, weit geringere Einwohnerzahlen. Im Mittelalter genügten 20 000, im 18. Jahrhundert noch 50 000 Einwohner als untere Grenze. Heute fehlt eine international einheitliche Definition der Großstadt. Wegen unvollständiger statistischen Unterlagen und unterschiedlichen Abgrenzungskriterien ist es schon schwierig, weltweit die Städte mit über 1 Mio. Einwohnern zu bestimmen; die UN geben (1995) 325 Millionenstädte an (112 mehr als 1980). - Deutschland hat (Ende 1994) 84 Städte mit mehr als 100 000 Einwohner, in denen insgesamt 41,7 % der Bevölkerung leben, Österreich (1991) 5 (mit 28,8 % der Bevölkerung) und die Schweiz (1993) ebenfalls 5 (mit 13,5 % der Bevölkerung).
 
Geographisch wird die Großstadt definiert als ausgedehnte, geschlossene Ortsform mit einem überregionalen Einzugsgebiet, das auch Mittel- und Kleinstädte umschließen kann. Typisch bei vielen Großstädten ist eine innere Differenzierung mit Ausbildung einer City (Geschäfts-, Banken-, Bürohausviertel) sowie von Wohn- und Industrievierteln.
 
Bessere Erwerbsmöglichkeiten, ein reiches Angebot an geistigen Anregungen, vielfältige Einkaufsgelegenheiten haben den Zuzug in die Großstadt begünstigt. Oft hatte und hat die Massenzuwanderung aber auch schwere hygienische, wirtschaftliche und soziale Probleme zur Folge, deren Lösung durch Städteplanung unter Zuhilfenahme der Ergebnisse vielfältiger Spezialforschungen von Geographie und Klimatologie über Wirtschaft und Verkehr bis hin zur Psychologie und Soziologie versucht wird.
 
Im Zuge der Entwicklung des modernen Staats- und Gesellschaftslebens wurde die große Stadt und schließlich die industrielle Großstadt mehr und mehr zur Drehscheibe und zum Ort der Konzentration des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens. Seit den 1950er-Jahren hat jedoch in der Bundesrepublik Deutschland wie in anderen entwickelten Industrienationen die herausragende Stellung der industriellen Großstadt in der Siedlungsstruktur wie in der Sozialstruktur an Eindeutigkeit abgenommen. Sowohl in der Alltagssprache als auch in der Wissenschaft wird der Begriff Großstadt durch andere Begriffe ergänzt oder spezifiziert, z. B. Stadtregion, Verdichtungsraum, Agglomeration, Metropole, metropolitanes Gebiet.
 
Der Begriff Großstadt ist aber seit der Jahrhundertwende nicht nur eine statistische und sozialstatistische Bezugsgröße und Analyseeinheit, sondern auch eine Metapher für die moderne industrielle Gesellschaft und ihre besonderen Ausprägungen des geistigen und kulturellen, des religiösen und sozialen, des individuellen wie gruppenspezifischen Lebens (G. Simmel). Seit W. H. Riehls Äußerungen über die negativen Wirkungen der »großen Städte« wurde Großstadtkritik eine gängige Form der Gesellschafts- und allgemeinen Kulturkritik (H. P. Bahrdt).
 
Die Angleichungsprozesse des sozialen und kulturellen Lebens in Stadt und Land in den entwickelten Industriegesellschaften (unter dem Einfluss neuerer technischer Entwicklungen und den Auswirkungen moderner Kommunikationsstrukturen und Massenmedien) haben die besondere Bedeutung der Großstadt nicht zum Verschwinden gebracht. Bestimmte Formen der Urbanität und einer differenzierten sozialen Infrastruktur (vom spezialisierten Krankenhaus bis zum modernen Museum) setzen die Großstädte immer noch voraus. Auch die Ausbildung bestimmter Formen des Zusammenlebens, der sozialen und kulturellen Bewegungen wie die Strukturen einer modernen City sind ohne die Entwicklung von Großstädten bestimmter Größenordnungen nicht denkbar. Andererseits sind die negativen Wirkungen - gesteigerte Kriminalität, Slumbildung, soziokulturelle Desintegration infolge verfehlter Planung u. a. - deutlicher geworden.
 
Geschichtliches:
 
Siedlungen großstadtähnlichen Charakters sind im Alten Orient (z. B. Mari, Ur, Uruk), in Ägypten (Amarna, Theben) und in China (Peking, Xi'an) schon sehr früh nachweisbar. Seit der späten Römerzeit entstanden Riesenstädte wie Alexandria, Rom, Antiochia am Orontes, das Karthago der römischen Kaiserzeit, Konstantinopel, deren Versorgung mit den damaligen Mitteln allerdings immer schwieriger wurde. Auch im vorkolumbischen Amerika gab es Großstädte (Tenochtitlán, Chan Chan). Die meisten heutigen Großstädte entstanden erst in den letzten Jahrhunderten. Besonderen Einfluss hierauf hatten industrielle Revolution, Bevölkerungswachstum und Landflucht.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Ballungsgebiet · City · Counterurbanization · Metropolitan Area · Stadt · Städtebau · Stadtsoziologie
 
Literatur:
 
K. Davis: World urbanization, 1950-1970 (1969-72);
 E. Pfeil: G.-Forschung (21972);
 H. P. Bahrdt: Die moderne G. (Neuausg. 1974);
 W. Gaebe: Verdichtungsräume (1987);
 
Agglomeration in Dtl., hg. von der Akad. für Raumforschung u. Landesplanung (1996);
 
Die Städte in den 90er Jahren, hg. v. J. Friedrichs (1996).
 
Weitere Literatur: Stadt.

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Groß|stadt, die: große, mit pulsierendem Leben erfüllte Stadt mit vielen Einwohnern (amtlich: Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern): in der G. leben, aufgewachsen sein; In Großstädten gibt es Kurse für Karate (Fels, Sünden 38).

Universal-Lexikon. 2012.