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Preßburg
Bratislava; Hauptstadt der Slowakei; Pressburg

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Prẹßburg,
 
slowakisch Brạtislava ungarisch Pozsony ['poʒonj], Hauptstadt der Slowakischen Republik und Verwaltungssitz des Bezirks Bratislava,130-180 m über dem Meeresspiegel, zu Füßen der Kleinen Karpaten, überwiegend am linken Donauufer, am Ausgang der Hainburger Pforte, an der Grenze zu Österreich und nahe der Grenze zu Ungarn; bildet verwaltungsmäßig einen eigenen Bezirk von 2 053 km2 und 618 700 Einwohnern; mit 451 400 Einwohnern ist Preßburg die größte Stadt des Landes.Preßburg ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Slowakischen Republik mit bedeutenden wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen: Slowakische Akademie der Wissenschaften, Universität (gegründet 1919), Wirtschaftshochschule, TH, PH, Konservatorium, Theaterakademie, Kunsthochschule, Goethe-Institut (seit 1990), Slowakische Nationalgalerie, Slowakisches Nationalmuseum, Stadtmuseum, mehrere Theater (u. a. Slowakisches Nationaltheater) und Bibliotheken sowie botanischer und zoologischer Garten. In Preßburg ist etwa ein Siebtel der slowakischen Industrie konzentriert, v. a. petrochemische Industrie (an der Erdölleitung »Freundschaft« aus Russland), Werft, Maschinenbau und Kfz-Zulieferindustrie (u. a. Autoreifenherstellung), daneben Bekleidungs-, Leder-, Holz-, Glas-, Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie sowie Druckereien; im Umland intensiver Wein- und Gemüsebau. Preßburg ist auch Messestadt und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit dem bedeutendsten slowakischen Binnenhafen (an der Donau) und internationaler Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Auf einem Hügel an der Donau erhebt sich die im Kern mittelalterliche Burg (im 17./18. Jahrhundert umgestaltet, 1811 durch Brand zerstört, 1953 ff. rekonstruiert). Von der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert blieb das Michaelstor in später veränderter Form erhalten. Das Alte Rathaus entstand bis 1434 aus mehreren Gebäuden (später umgestaltet; beherbergt heute einen Teil des Stadtmuseums). Im Innern der Domkirche Sankt Martin (1302-1452 auf romanischen Vorgängerbau; später erweitert) befindet sich die monumentale Statue des heiligen Martin mit dem Bettler (1733-35) von G. R. Donner. An die Franziskanerkirche (ursprünglich 13. Jahrhundert, im 17./18. Jahrhundert barock verändert) schließt sich die St.-Johannes-Kapelle (1380) an, die wie die Kirche des Klarissenordens (13./14. Jahrhundert; mehrfach umgebaut) deutliche Züge der linear betonten Gotik des Donaugebietes trägt. Preßburg hat zahlreiche Paläste, darunter das klassizistische Primatialpalais (1777-81; u. a. mit Gobelins aus dem 17. Jahrhundert) sowie das Palais Mirbach (heute Städtische Galerie), ein Rokokobau von 1768-70. Das Nationaltheater wurde 1884-86 im Stil der Neurenaissance, die Kirche Santa Elisabeth (1910-13) im Sezessionsstil erbaut.
 
Geschichte:
 
War befestigter Platz der Römer, im 9. Jahrhundert slawische Burg mit Siedlung (907 als Brẹzalauspurc erwähnt); um 1000 siedelte der ungarische König Stephan I. bayerische Einwanderer an. Die neu gegründete Stadt erhielt 1217 deutsches Stadtrecht (slowakischer Name Prešporok); in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts durch Mongolen zerstört, wurde die Stadt durch den ungarischen König Andreas III. (1291) neugegründet und erhielt weitreichende Privilegie; ab 1405 zur königlich-ungarischen Freistadt erhoben. Die von Matthias I. Corvinus 1465 gegründete Academia Istropolitana (Universität) erlosch nach 1492. Seit der Eroberung Budapests durch die Türken (1541) war sie Haupt- und Krönungsstadt (bis 1784) des habsburgischen Ungarn. 1825-48 tagte hier der ungarische Landtag. Die Stadt kam 1919 an die Tschechoslowakei; 1919-39 Hauptstadt der Slowakei (im Rahmen der ČSR; Name seit 1920/22 Bratislava), war 1939-45 Hauptstadt der selbstständigen Slowakei (erneut seit 1993); 1969-90 Hauptstadt der slowakischen Teilrepublik der ČSSR, 1990-92 der ČSFR.
 
Im Frieden von Preßburg am 7. 11. 1491 zwischen Maximilian I. und König Wladislaw II. von Böhmen wurde die habsburgische Anwartschaft auf die Kronen beider Länder begründet. - Am 26. 12. 1805 beendeten Frankreich und Österreich mit dem Frieden von Preßburg den 3. Koalitionskrieg. Die von Frankreich diktierten Friedensbedingungen verlangten von Österreich die Abtretung Venetiens an Frankreich, das seine italienische Eroberungen behielt, sowie die Anerkennung eines mit dem französischen Kaisertum verbundenen Königtums in Italien. Daneben erhielt das neu geschaffene Königreich Bayern von Österreich Tirol, Vorarlberg, die Fürstbistümer Eichstätt, Brixen mit Trient und Passau. Vorderösterreich wurde unter dem neu geschaffenen Königreich Württemberg und dem zum Großherzogtum erhobenen Baden aufgeteilt. Als territoriellen Zugewinn verzeichnete Österreich Salzburg und Reichenhall, dessen vormaliger Besitzer mit dem bislang bayerisch Würzburg entschädigt wurde.
 
Literatur:
 
R. von Oer: Der Friede von P. (1965);
 
Bratislava - P. Stadt an der Donau. Ein illustriertes Reisebuch, bearb. v. S. Holubanska (1991).
 

Universal-Lexikon. 2012.