Họffmann,
2) Bruno, Glasharfenspieler, * Stuttgart 15. 9. 1913, ✝ ebenda 11. 4. 1991; beschäftigte sich seit 1929 mit der Konstruktion der Glasharfe (Glasspiel). Neben älterer Musik interpretierte er auch Werke zeitgenössischer Komponisten und schrieb Stücke für sein Instrument sowie die Autobiographie »Ein Leben für die Glasharfe« (1983).
3) Erich, Dermatologe, * Witzmitz (Pommern) 25. 4. 1868, ✝ Bonn 8. 5. 1959; ab 1918 Professor in Bonn. 1905 gelang Hoffmann mit F. Schaudinn die Entdeckung des Syphiliserregers.
4) E. T. A. (Ernst Theodor Amadeus), eigentlich E. T. Wilhelm Hoffmann, Schriftsteller, Komponist und Zeichner, * Königsberg (heute Kaliningrad) 24. 1. 1776, ✝ Berlin 25. 6. 1822; 1792-95 Studium der Rechtswissenschaft in Königsberg; ab 1796 in Glogau, wo er 1798 das Referendarexamen ablegte; anschließend am Kammergericht in Berlin. Nach dem Assessorenexamen 1800 Versetzung nach Posen. Hoffmann pflegte neben dem Studium stets seine zeichnerischen und musikalischen Begabungen; ab 1815 benutzte er aus Verehrung für Mozart den Vornamen Amadeus. Diese Neigungen wie seine spätere schriftstellerische Tätigkeit bezeugen die konfliktreiche Spannung zwischen dem Streben nach Ausbildung der künstlerischen Anlagen und bloßer Existenzsicherung. Eine Reihe von Karikaturen führten zu einer Strafversetzung nach Płock; 1804 kam er als Regierungsrat nach Warschau. Als Mitglied der »Musikalischen Gesellschaft« wirkte er dort als Organisator und Dirigent bei Veranstaltungen mit. Nach dem Einmarsch der Franzosen musste er Warschau verlassen und ging 1807 nach Berlin, wo er vergeblich versuchte, eine Anstellung zu finden. 1808 wurde er Theaterkapellmeister in Bamberg. Dort wirkte er zugleich als Musikkritiker, Direktionsgehilfe, Komponist und Bühnenbildner. 1813 bis Februar 1814 war er Musikdirektor der Theatertruppe von Joseph Seconda in Dresden und Leipzig. Wieder im Staatsdienst und Richter am Kammergericht in Berlin (ab 1. 10. 1814), schrieb er nur noch wenige kleine Kompositionen, entfaltete dafür aber seine dichterische Begabung umso stärker. 1816 erfolgte seine Ernennung zum Kammergerichtsrat. Im Oktober 1819 wurde Hoffmann ohne sein Zutun Mitglied einer Kommission, die auf Veranlassung Metternichs gegen politische »Aufwiegler«, gegen Burschen- und Turnerschaften vorgehen sollte (»Demagogenverfolgung«). Mit viel Zivilcourage setzte sich Hoffmann für die Betroffenen ein (u. a. für den »Turnvater« F. L. Jahn), weswegen ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Zudem wurde er selbst Opfer der preußischen Zensur, die seinen »Meister Floh« (1822, Märchen) nur in einer verharmlosten Fassung zum Druck freigab. In dieser Lage, seine Existenz von zwei Seiten bedroht sehend, starb er, krank und vereinsamt.
Wie sich sein Leben in Gegensätzen bewegte - gewissenhafter Beamter und leidenschaftlicher Künstler -, so durchdringen sich in Hoffmanns Romanen, Novellen, Erzählungen und Märchen realistische Alltagswelt und fantastische Geisterwelt. Sein unfreiwilliges Außenseitertum öffnete ihm den Blick auf die Nachtseiten der Natur, hinter die Fassade einer oft nur geheuchelten bürgerlichen Harmonie. Nicht Flucht des Romantikers ins Fantastische, vielmehr seine verschiedenartigen Auseinandersetzungen mit der Realität führten ihn zum Erkennen des Widersinnigen, Grotesken, Hintergründigen. Erstmals wird die Gefahr erahnt, die Automaten und Maschinen für die menschliche Persönlichkeit darstellen können. Hinter dem Abgründigen schimmert stets Hoffmanns Humanitätsideal, sein Verlangen nach einem Reich der poetischen Menschlichkeit. Die aus all diesem erwachsene Spannweite hat ihre Pole in Hoffmanns beiden Romanen »Die Elixiere des Teufels. ..« (1815-16, 2 Bände), wo insbesondere das Doppelleben im Motiv des Doppelgängers thematisiert wird, und »Lebens-Ansichten des Katers Murr. ..« (1819-21, 2 Bände, Fragment), worin sich zwei gegensätzliche Handlungsabläufe überschneiden: die Memoiren des Kapellmeisters Johannes Kreisler (ein übersteigertes Selbstporträt) und auf der Rückseite der Makulaturblätter die Betrachtung seines schreibkundigen Katers, eine humoristische Relativierung von Biedermannswelt und romantischer Künstlerwelt. Weitere Werke sind die Erzählsammlung mit musikalischer Thematik »Fantasiestücke in Callots Manier« (1814-15, 4 Bände, mit einem Vorwort von Jean Paul; darin u. a. »Ritter Gluck«, »Don Juan«, »Der goldne Topf«, »Der Magnetiseur«, »Die Abenteuer der Silvesternacht«), »Nachtstücke. ..« (1817, 2 Bände, Erzählungen; darin »Der Sandmann«, »Das Majorat«), »Seltsame Leiden eines Theater-Direktors« (1819, Erzählungen), »Die Serapionsbrüder« (1819-21, 4 Bände, Erzählzyklus mit Rahmenhandlung; darin u. a. »Rat Krespel«, »Der unheimliche Gast«, »Die Bergwerke zu Falun«, »Nußknacker und Mausekönig«, »Doge und Dogaresse«, »Meister Martin der Küfner«, »Das Fräulein von Scudéri«, »Signor Formica«), ferner »Klein Zaches genannt Zinnober« (1819, Märchen), »Prinzessin Brambilla. Ein Capriccio nach Jacob Callot« (1821) und »Des Vetters Eckfenster« (1822, Erzählung). In diesem letzten Werk nähert er sich dem kritischen Realismus und bekräftigt sein Bekenntnis zur »Kunst des Schauens«, die dem Leben, der Wirklichkeit tief verbunden ist. - Hoffmanns Werk übte großen Einfluss auf die Weltliteratur aus (u. a. auf H. de Balzac, N. W. Gogol, C. Dickens, E. A. Poe, F. Kafka).
Als Musikkritiker setzte Hoffmann sich für L. van Beethoven und den fast vergessenen J. S. Bach ein. Er schrieb Sinfonien, Sonaten, Kammermusik, Singspiele (»Die Maske«, 1799; »Scherz, List und Rache«, 1801, Text von Goethe; »Die lustigen Musikanten«, 1804, Text von C. Brentano), eine Bühnenmusik und die Oper »Undine« (Uraufführung 1816; nach F. de la Motte Fouqué).
Jules Barbier (* 1822, ✝ 1901) und Michel Carré (* 1819, ✝ 1872) stellten Hoffmann in den Mittelpunkt ihres Dramas »Les contes d'Hoffmann« (1851), dem Barbiers Libretto für J. Offenbachs fantastischer Oper »Hoffmanns Erzählungen« (Uraufführung 1881 in Paris) folgt. Die Handlung beruht v. a. auf den drei Erzählungen »Der Sandmann«, »Geschichte vom verlorenen Spiegelbild« (»Die Abenteuer der Silvesternacht«) und »Rat Krespel«. Weitere von Dichtungen Hoffmanns angeregte Kompositionen schufen u. a. R. Schumann (»Kreisleriana« Opus 16, 1838), W. Braunfels (Oper »Prinzessin Brambilla«, 1909) und P. Hindemith (Oper »Cardillac«, 1926).
Ausgaben: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, herausgegeben von C. G. von Maassen, Band 1-4 und 6-10 (1908-28; mehr nicht erschienen); Handzeichnungen, herausgegeben von Hans von Müller, 2 Bände (1925, Nachdruck 1973); Werke in 15 Teilen, herausgegeben von G. Ellinger (1927); Poetische Werke, herausgegeben von K. Kanzog, 12 Bände (1957-62); Tagebücher, herausgegeben von F. Schnapp (1971); Sämtliche Werke. In 6 Einzelbänden Nach dem Text der Erstausgabe und Handschriften (1977-81); Gesammelte Werke, herausgegeben von M. Hürlimann, 5 Bände (1982); Sämtliche Werke, herausgegeben von H. Steinecke und W. Segebrecht, auf 6 Bände berechnet (1985 folgende).
G. Salomon: E. T. A. H. Bibliogr. (21927, Nachdr. 1983);
W. Segebrecht: Autobiogr. u. Dichtung. Eine Studie zum Werk E. T. A. H.s (1967);
J. Vörster: 160 Jahre E. T. A. H.-Forsch. 1805-1965. Eine Bibliogr. mit Inhaltserfassung u. Erl. (1967);
E. T. A. H.s Leben u. Werk in Daten u. Bildern, hg. v. G. Wittkop-Ménardeau (1968);
T. Cramer: Das Groteske bei E. T. A. H. (21970);
E. T. A. H. in Aufzeichnungen seiner Freunde u. Bekannten, hg. u. erl. v. F. Schnapp (1974);
W. Ettelt: E. T. A. H. Der Künstler u. Mensch (1981);
P. Henisch: H.s Erzählungen. Aufzeichnungen eines verwirrten Germanisten (1983);
A. de Loecker: Zw. Atlantis u. Frankfurt. Märchendichtung u. Goldenes Zeitalter bei E. T. A. H. (1983);
E. Roters: E. T. A. H. (1984);
R. Safranski: E. T. A. H. Das Leben eines skept. Phantasten (1984);
G. R. Kaiser: E. T. A. H. (1988);
D. Kremer: Romant. Metamorphosen. E. T. A. H.s Erzählungen (1993).
5) Friedrich, Arzt und Chemiker, * Halle (Saale) 19. 2. 1660, ✝ ebenda 12. 11. 1742; Arzt in Minden und Halberstadt, ab 1693 Professor in Halle (Saale), 1709-12 auch Leibarzt Friedrichs I. und 1734 Friedrich Wilhelms I. von Preußen. Hoffmann war einer der führenden medizinischen Systematiker seiner Zeit. Den Organismus verstand er als eine Art hydraulische Maschine, gesteuert von einem »Nervenfluidum«, die Gesundheit als normale Spannung der Fasern (»Tonus«), die Krankheit als zu starke (»Spasmus«) oder zu schwache Spannung (»Atonie«). Danach richtete sich seine Therapie, in der er auch Mineralwässer und chemische Mittel, darunter die Hoffmannstropfen, verwendete. Hoffmanns chemische Kenntnisse befähigten ihn zu wegweisenden Forschungen über Natur und Wirkungen der Heilquellen, z. B. von Karlsbad und Bad Lauchstädt.
Ausgabe: Opera omnia, 11 Bände und Supplementband (1753).
6) Heinrich, Nervenarzt, * Frankfurt am Main 13. 6. 1809, ✝ ebenda 20. 9. 1894; Arzt und 1851-88 Direktor der städtischen Nervenheilanstalt in Frankfurt am Main, an der er als Erster eine besondere Abteilung für psychisch kranke Kinder einrichtete. Wurde durch seine Kinderbücher bekannt, die er auch selbst illustrierte; weltberühmt wurde »Der Struwwelpeter« (1845, endgültige Fassung 1847). Seit 1850 war Hoffmann Herausgeber des »Frankfurter hinkenden Boten«.
Weitere Werke: Gedichte (1842); Bastian der Faulpelz (1854); Prinz Grünewald und Perlenfein mit ihrem lieben Eselein (1871).
Ausgabe: Gesammelte Gedichte, Zeichnungen und Karikaturen, herausgegeben von G. H. Herzog u. a. (1987).
7) Hermann, seit 1921 Hoffmann-Fọ̈lkersamb, Jugendführer, * Straßburg 10. 1. 1875, ✝ Kiel 20. 9. 1955; begann als Student 1896 in Berlin-Steglitz mit Schülern zu wandern; wurde damit zum Begründer einer der frühesten Gruppierungen der Jugendbewegung, der K. Fischer 1901 den Namen »Wandervogel« gab.
8) Johannes, Politiker, * Landsweiler (heute zu Schiffweiler) 23. 12. 1890, ✝ Völklingen 21. 9. 1967; Journalist, lehnte seit Errichtung der NS-Diktatur in Deutschland (1933) die Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich ab; emigrierte 1935 nach Luxemburg, 1941 nach Brasilien. Von französischer Seite zurückgerufen, war Hoffmann 1945 Gründer, 1945-56 Vorsitzender der Christlichen Volkspartei (CVP) im Saargebiet; wurde 1947 Mitglied des Landtags Als Ministerpräsident (1947-55) trat er in engem Einvernehmen mit der französischen Saarpolitik für den wirtschaftlichen Anschluss des Saargebietes an Frankreich sowie für die politische Autonomie und Europäisierung seines Landes ein. - Hoffmann schrieb »Das Ziel war Europa« (1963).
9) Josef, österreichischer Architekt und Designer, * Pirnitz (bei Iglau) 15. 12. 1870, ✝ Wien 7. 5. 1956; Schüler und Mitarbeiter (1895-99) O. Wagners in Wien; besonderen Einfluss übten auf ihn ab 1900 die Arbeiten C. R. Mackintoshs aus. 1899-1937 lehrte er an der Wiener Kunstgewerbeschule. 1903 war er Mitbegründer der Wiener Werkstätte, für die er bis 1931 Entwürfe lieferte (u. a. für Schmuck, Leder- und Metallarbeiten). Er entwarf auch Möbel (meist für die von ihm errichteten Bauten) und Trinkgläser. Ab 1920 war er leitender Baubeamter der Stadt Wien.
Werke: Sanatorium Purkersdorf bei Wien (1903-06); Palais Stoclet in Brüssel (1905-11); Pavillons für die Ausstellung des Deutschen Werkbunds in Köln (1914), für die Weltausstellungen in Paris (1925) und Stockholm (1930) und für die Biennale in Venedig (1934).
J. H. designs, hg. v. P. Noever, Ausst.-Kat. Österr. Museum für Angewandte Kunst, Wien u. a. (München 1992).
10) Kurt, Filmregisseur, * Freiburg im Breisgau 12. 11. 1910, ✝ München 25. 6. 2001; Regisseur von Unterhaltungsfilmen.
Filme: Quax, der Bruchpilot (1941); Hokuspokus (1953, 1965); Das fliegende Klassenzimmer (1954); Feuerwerk (1954); Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1957); Das Wirtshaus im Spessart (1957); Wir Wunderkinder (1958); Das Spukschloß im Spessart (1960); Die Ehe des Herrn Mississippi (1961); Schloß Gripsholm (1963); Das Haus in der Karpfengasse (1964); Rheinsberg (1967).
11) Ludwig, Architekt, * Darmstadt 30. 7. 1852, ✝ Berlin 11. 11. 1932; hatte als Planer und Stadtbaurat in Berlin 1896-1924 Einfluss auf das Erscheinungsbild der Stadt. Er entwarf v. a. Verwaltungsbauten, Schulen, auch Hallenbäder u. a.
Werke: Reichsgericht in Leipzig (1887-96); Märkisches Museum in Berlin (1901-1907); Stadthaus ebenda (1902-11); Märchenbrunnen am Friedrichshain, ebenda (1913).
J. H. Reichhardt: L. H. in Berlin, Ausst.-Kat. (1986);
Volkmar Müller: Der Bau des Reichsgerichts zu Leipzig (1995).
12) Paul, Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter, * Wuppertal 25. 3. 1902, ✝ Wien 2. 12. 1990; spielte in Dresden, Stuttgart, 1950-57 dort künstlerischer Leiter des Staatsschauspiels, 1968-72 Direktor des Burgtheaters in Wien.
13) Reinhild, Tänzerin, Choreographin, Ballettdirektorin, * Sorau (Lausitz) 1. 11. 1943; übernahm 1978 mit G. Bohner (bis 1981) die Leitung des Bremer Balletts. 1986-95 am Schauspielhaus Bochum, seitdem freischaffend. In ihren Choreographien und Soloabenden setzt sie eine zum Teil speziell weibliche Thematik mit großer Bildkraft in Szene. Tanz ist bei ihr v. a. Fortbewegung (auch einfaches Gehen) und Übersteigern alltäglicher, normaler Bewegungsfolgen.
Choreographien: Solo mit Sofa (1976); Fünf Tage, fünf Nächte (1979); Unkrautgarten (1980); Callas (1983); Föhn (1985); Machandel (1987); Zeche 1 (1992); Zeche 2 (1993); Denn ein für alle Male ists Orpheus, wenn es singt (1994); Folias (1995).
14) ['hɔfmən], Roald, amerikanischer Chemiker polnischer Herkunft, * Złoczew (Woiwodschaft Sieradz) 18. 7. 1937; seit 1949 in den USA (1955 naturalisiert). Seit 1965 Professor an der Cornell University in Ithaca (N. Y.); Arbeiten zur theoretischen Chemie und chemischen Kinetik. Hoffmann entdeckte 1965 zusammen mit R. B. Woodward den Zusammenhang zwischen Molekülsymmetrie und dem Ablauf bestimmter organisch-chemischer Reaktionen und formulierte die dabei gültigen, als Woodward-Hoffmann-Regeln bezeichneten Regeln von der »Erhaltung der Orbitalsymmetrie«. Hoffmann erhielt 1981 mit K. Fukui für die (unabhängig voneinander) erstellten Theorien über den Verlauf chemischer Reaktionen den Nobelpreis für Chemie.
Universal-Lexikon. 2012.