Phi|l|ip|pi|nen <Pl.>:
Inselgruppe u. Staat in Südostasien.
* * *
Philippinen,
Fläche: 300 000 km2
Einwohner: (2000) 73,1 Mio.
Hauptstadt: Manila
Amtssprachen: Filipino, Englisch
Nationalfeiertag: 12. 6.
Währung: 1 Philippinischer Peso (P̶) = 100 Centavos (¢)
Zeitzone: 1900 Manila = 1200 MEZ
amtlicher Namen: Filipino (Tagalog) Repụblika ñg Pilipịnas [-Ȗg-], englisch Republic of the Philippines [rɪ'pʌblɪk əv ȓə 'fɪlɪpiːnz], deutsch Republik der Philippinen, Staat und Inselgruppe in Südostasien, im Malaiischen Archipel, mit 300 000 km2 so groß wie Italien, (2000) 73,1 Mio. Einwohner. Hauptstadt ist Manila; Amtssprachen sind Filipino (bis 1987 Pilipino) und Englisch. Währung: 1 Philippinischer Peso (P̶) = 100 Centavos (¢). Uhrzeit: 1900 Manila = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Nach der am 2. 2. 1987 durch Referendum angenommenen Verfassung sind die Philippinen eine demokratische und laizistische Präsidialrepublik. Präsident und Vizepräsident werden direkt für sechs Jahre gewählt; der Präsident ist nicht wieder wählbar, der Vizepräsident nur einmal. Der Präsident ist Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte und ernennt die Mitglieder des Kabinetts sowie andere hohe Staatsbedienstete. Die Notstandsbefugnisse des Präsidenten sind eng an die Zustimmung des Parlaments gebunden. Die Übertragung öffentlicher Ämter an Angehörige des Präsidenten ist untersagt. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament (Kongress), bestehend aus dem für sechs Jahre direkt und landesweit gewählten Senat (24 Mitglieder; seit 1995 wird jeweils die Hälfte von ihnen im Dreijahresrhythmus gewählt) und dem Repräsentantenhaus mit 204 direkt in Wahlkreisen für drei Jahre gewählten Abgeordneten und 50 vom Präsidenten nach Listen gesellschaftlicher Gruppen ernannten Abgeordneten. Kein Mitglied des Repräsentantenhauses ist für mehr als drei aufeinander folgende Wahlperioden wählbar. Gegen Gesetzesbeschlüsse des Kongresses kann der Präsident ein Veto einlegen, das durch Zweidrittelmehrheiten in beiden Häusern überwunden werden kann.
Parteien:
Das Parteiensystem ist bestimmt durch starke Orientierung auf Persönlichkeiten, fließende Übergänge zwischen den einzelnen Parteien und Parteienkoalitionen. Zu den einflussreichsten Parteien zählen derzeit die Lakas ng EDSA - National Union of Christian Democrats (Lakas - NUCD, gegründet 1992), die Laban ng Demokratikong Philipino (LDP, gegründet 1987), die Nationalist People's Coalition (NPC, gegründet 1991), die Liberal Party (LP, gegründet 1946), die Nacionalista Party (NP, gegründet 1907) und die People's Reform Party (PRP, gegründet 1991).
Größter Dachverband ist der Katipunang Manggagawang Pilipino - Trade Union Congress of the Philippines (KMP - TUCP, gegründet 1975), dem 50 Einzelgewerkschaften mit rd. 1,5 Mio. Mitgliedern angeschlossen sind.
Das Wappen (seit 1946) zeigt im Schildhaupt drei Sterne (Symbole für die Inseln Luzon und Mindanao sowie die Inselwelt der Visayas), an der Herzstelle einen aufgelegten ovalen Schild mit achtstrahliger »Freiheitssonne« (Zeichen für die Unabhängigkeit des Landes), im unteren gespaltenen Schildteil auf der heraldisch rechten Seite einen braunen Weißkopfseeadler (erinnert an die Kolonialherrschaft der USA), auf der heraldisch linken Seite einen goldenen Löwen auf rotem Grund, zum Gedenken an die spanische Herrschaft. Unter dem Wappen befindet sich ein Schriftband mit dem amtlichen Staatsnamen in Englisch.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 12. 6.
Administrativ ist das Land in 16 Regionen, davon vier mit Sonderstatus, gegliedert. Diese setzen sich aus 77 Provinzen und 60 Städten (»cities« - als »highly urbanized cities« provinzfrei oder als »component cities« Teil der jeweiligen Provinz) zusammen. Darunter bestehen über 1 500 Stadtbezirke/Kreise (»municipalities«), unter diesen rd. 42 000 Gemeinden (»barangays«).
Das Zivilrecht (Civil Code, 1949) ist ebenso wie das Strafrecht (Revised Penal Code, 1930) von spanischen Einflüssen geprägt. Daneben gelten regionale Stammesrechte, im Personen- und Familienrecht zum Teil auch islamische Rechtsgrundsätze (Code of Muslim Personal Laws, 1977). Durch die Einführung des Familiengesetzbuches (Family Code, 1987) wurde die Rechtsstellung der Frau verbessert. Das Staats-, Verwaltungs-, Wirtschafts-, Steuer-, Sozial- und Verfahrensrecht ist demgegenüber durch die angloamerikanische Rechtstradition (Common Law) beeinflusst. - An der Spitze der Gerichtsorganisation steht der Oberste Gerichtshof (Supreme Court), dessen Entscheidungen zum Teil gesetzesähnliche Wirkung haben.
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt rd. 106 000 Mann, die der paramilitärischen Kräfte etwa 45 000 Mann. Das Heer (rd. 68 000 Soldaten) ist im Wesentlichen in acht Infanteriedivisionen und eine leichte Panzerbrigade (etwa 40 Spähpanzer »Scorpion«) gegliedert. Die Marine hat etwa 23 000 Mann; sie verfügt über 11 Fregatten/Korvetten und 14 Patrouillenboote. In der Luftwaffe dienen rd. 15 000 Soldaten; sie verfügt neben 42 Kampfflugzeugen v. a. über Hubschrauber. - Nach dem Abzug der letzten US-amerikanischen Truppen 1992/93 wurde 1995 ein Gesetz verabschiedet, das die Modernisierung der Ausrüstung bei gleichzeitiger Reduzierung der Truppenstärke innerhalb von 15 Jahren vorsieht.
Landesnatur und Bevölkerung:
Die Inselgruppe liegt im nördöstlichen Teil des Malaiischen Archipels. Sie hat eine maximale Nord-Südausdehnung von 1 851 km und eine maximale West-Ostausdehnung von 1 107 km. Von den über 7 100 Inseln überschreiten jedoch nur 357 eine Fläche von 2,5 km2, 47 haben mehr als 100 km2 und 13 mehr als 1 000 km2. Allein auf die beiden Hauptinseln Luzon (104 688 km2) und Mindanao (94 630 km2) entfallen etwa zwei Drittel der Landmasse mit sieben Zehnteln der Bevölkerung; zusammen mit neun weiteren Inseln von über 3 000 km2 ergeben sich mehr als 92 % der Fläche und 94 % der Bevölkerung
Geographisch wird oft eine Dreiteilung des Landes vorgenommen: im Norden Luzon und benachbarte Inseln mit zusammen 141 395 km2, im Süden Mindanao und benachbarte Inseln mit zusammen 101 999 km2, dazwischen die Inselwelt der Visayas mit zusammen 56 606 km2. Gebirge, Hügellandschaften, Plateaus und die Kegel von über 100 Vulkanen (von denen heute noch 21 aktiv sind, darunter der 1991 erstmals nach über 600 Jahren wieder ausgebrochene Mount Pinatubo) lassen die Philippinen in erster Linie als Bergland erscheinen.
Gebirge prägen besonders die Hauptinsel Luzon (Reisterrassen in Banawe als UNESCO-Weltkulturerbe erklärt), die von mehreren meridional ausgerichteten Gebirgsketten, der Cordillera Central mit dem Mount Pulog (2 928 m über dem Meeresspiegel) und der waldreichen Sierra Madre im Osten, durchzogen wird. Ebenso sind auf den drei bevölkerungsreichsten Visayasinseln Panay, Negros und Cebu die zentralen, oft stark gegliederten Gebirgsketten (bis 2 465 m über dem Meeresspiegel) landschaftsbestimmend; eine ähnliche naturräumliche Struktur weisen auch die übrigen größeren Inseln Mindoro und die Inselgruppe von Palawan im Westen sowie Leyte und Samar im Osten auf. Dagegen bilden auf Mindanao weite Hochländer im Zentrum, ferner Hügellandschaften das bestimmende Formenelement. Neben dem vertikalen tritt das (wirtschaftlich weitaus wichtigere) horizontale Landschaftselement, die Tieflandebene, flächenmäßig klar zurück. Außer Luzon und Mindanao weist kaum eine Insel größere Ebenen auf. Daher bilden die Mündungstrichter der zahlreichen, meist kleinen Flüsse das bevorzugte Siedlungs- und Ackerland. Es gibt nur vier große Ebenen: die sich unmittelbar nördlich der Hauptstadt Manila bis zum Golf von Lingayen erstreckende »Zentrale Ebene« und das Cagayantal auf Luzon sowie die Täler von Agusan und Cotabato auf Mindanao. Erstere ist der wirtschaftliche und politische Kernraum des Landes. In der Hauptstadtregion und den südlich angrenzenden Provinzen Rizal, Laguna und Cavite leben über 20 % der Gesamtbevölkerung. Diese Region ist infrastrukturell bereits stark erschlossen. Im Übrigen wirkt sich die starke Zergliederung des Archipels nicht allein für den Verkehr, sondern v. a. wegen der in den peripheren Gebieten lebenden, sich sprachlich und ethnisch von Tiefland- und Küstenbewohnern sehr unterscheidenden Bevölkerungsgruppen für die Integration des Staates erschwerend aus.
Das Klima ist günstig für die Landwirtschaft. Da kein Ort über 100 km von der Küste entfernt liegt, ist das Klima durchweg maritim. Zudem bedingt die Lage der Inseln in den niedrigen tropischen Breiten geringe regionale, jahreszeitliche und tägliche Temperaturschwankungen. Die jährlichen Niederschläge sind mit etwa 2 000-3 000 mm in den wichtigsten Produktionsgebieten für den Anbau der Nutzpflanzen ausreichend. An der unteren Grenze des für den Anbau von Reis nötigen Niederschlags von 1 500 mm liegen lediglich Teile der mittleren Visayas (Cebu: 1 431 mm) sowie Südwest-Mindanao (Zamboanga: 1 524 mm). Ausgeprägte Trockenperioden, wie sie für die meisten Monsunländer in Süd- und Südostasien charakteristisch sind, treten auf den Philippinen nur selten auf. In den meisten Landesteilen sind die Niederschläge sogar über das ganze Jahr verteilt. Insgesamt ermöglichen diese Faktoren einschließlich der beachtlichen mittleren Luftfeuchtigkeit (>80 % im Jahr für die meisten Landesteile) zusammen mit den in den Hauptanbaugebieten sehr fruchtbaren Böden (u. a. auf vulkanischen Gesteinen) einen in den meisten Regionen durchgehenden Anbau mit zumeist zwei, bei zusätzlicher Bewässerung sogar drei Ernten im Jahr. Missernten verursachen die von Osten kommenden Taifune, von denen nur Mindanao (Ausnahme: Nordosten) verschont bleibt.
Ethnisch-linguistisch umfasst die Bevölkerung mehr als 50 Gruppen (Ilocanos, Tagalog [Tagalen], Cebuanos u. a.). Die ältesten Bewohner, die Aeta, gehören als Einzige nicht zu den Indonesiern. Sie sind inzwischen auf rd. 30 000 Personen dezimiert und teilweise aus dem ursprünglichen Lebensraum verdrängt worden. Später eingewanderte altindonesischen Stämme wurden wiederum von jungindonesischen, die den Grundstock der heutigen Filipinos bilden, zurückgedrängt. Von den Zuwanderern in den letzten Jahrhunderten spielen v. a. die Chinesen als zwar weitgehend integrierte, aber doch kohärente Gruppe eine erhebliche Rolle in der Wirtschaft.
Regional konzentriert sich die Bevölkerung besonders auf Groß-Manila und Umgebung. 1995 lebten über 38 % aller Einwohner in der Hauptstadtregion und den nördlich und südlich angrenzenden Regionen. Der landesweit hohe Anteil der städtischen Bevölkerung (1995: 53 %) deutet auf einen fortgeschrittenen Entwicklungsstand hin. Entwicklungspolitisch das gravierendste Problem der Philippinen ist aber das explosionsartige Wachstum der Bevölkerung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Blieb es von 1903 (7,6 Mio.) bis 1948 (19,2 Mio.) noch jährlich unter 2 %, so war die Zunahme 1948-80 mit fast 3 % im Jahresdurchschnitt ausgesprochen hoch. Das weiter anhaltende, durch den Widerstand der katholischen Kirche gegen künstliche Geburtenkontrolle mitverursachte sehr hohe Bevölkerungswachstum (1985-95: 2,3 %) stellt zunehmend eine wirtschaftlich-soziale Belastung dar. Es erschwert den Abbau von Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung und damit der noch weit verbreiteten Armut, führt aber auf der anderen Seite zu einer sehr jungen Bevölkerung (1994: 48,2 % aller Einwohner unter 20 Jahre alt).
Es besteht Religionsfreiheit. Traditionell nimmt jedoch die katholische Kirche eine herausgehobene Stellung im öffentlichen Leben ein. Rd. 95 % der Bevölkerung sind Christen: etwa 80 % gehören der katholischen Kirche an, über 6 % der »Philippinischen Unabhängigen Kirche«, rd. 9 % den insgesamt über 300 protestantischen (besonders Adventisten, Methodisten, Pfingstler, »Church of God«) und philippinischen unabhängigen Kirchen (besonders der evangelikalen »Iglesia ni Cristo«; gegründet 1914, rd. 2 Mio. Mitglieder) sowie der anglikanischen Kirche (»Episcopal Church in the Philippines«; rd. 100 000 Mitglieder). Die »Philippinische Unabhängige Kirche« (»Iglesia Filipina Independiente«) wurde 1902 als von Rom unabhängige katholische Nationalkirche gegründet und ist seit 1965 mit den Altkatholiken verbunden. - Rd. 4,6 % der Bevölkerung (v. a. die Moro) sind Muslime, mehrheitlich Sunniten der schafiitischen Rechtsschule. Daneben gibt es Bahais und Buddhisten sowie Anhänger traditioneller Religionen.
Allgemeine Schulpflicht vom 7. bis 10. Lebensjahr, in diesen vier Jahren unentgeltlicher Besuch der insgesamt sechsjährigen Primarschule; Unterrichtssprachen sind Filipino und Englisch, in den Sekundarschulen allgemein Englisch. Neben der praktischen (berufsorientierten) Sekundarstufe (ein bis vier Jahre) gibt es die allgemein bildende (vier Jahre) Stufe, wonach ein College besucht werden kann. Die Analphabetenquote beträgt 5,4 %. Universität, technische u. a. höhere Lehranstalten sind überwiegend privat.
Die erste Tageszeitung war »La Esperanza« (gegründet 1846). Seit der amerikanischen Besetzung dominieren Zeitungen in Englisch das Pressewesen. Auflagenstärkste Zeitungen sind das englisch- und filipinosprachige »People's Journal« (Auflage 350 000), »People Tonight« (gegründet 1978, 500 000) sowie »Philippine Daily Inquirer« (gegründet 1985, 285 000), »Manila Bulletin« (gegründet 1972, 260 000), »Tempo« (gegründet 1982, 250 000), »News Herald« (175 000) und die filipinosprachigen Zeitungen »Ang Pahayagang Malaya« (286 000) und »Balita« (gegründet 1972, 181 000). - Die staatliche Nachrichtenagentur »Philippines News Agency« (PNA, gegründet 1973) verbreitet den größten Teil der Tagesnachrichten. - Rundfunk: Die »National Telecommunications Commission« (NTC, gegründet 1979) beaufsichtigt alle privaten und öffentlichen Telekommunikationseinrichtungen. 1991 gab es 355 private und 31 staatliche Hörfunkstationen; Letztere werden von der »National Broadcasting Corporation« betrieben. Einflussreich sind ferner die »Philippine Federation of Catholic Broadcasters« mit 43 Hörfunk- und drei Fernsehstationen, das »Radio Philippines Network« mit 14 Hörfunk- und sieben Fernsehkanälen sowie das »Republic Broadcasting System«, das mehrere Hörfunk- und 38 landesweit ausstrahlende Fernsehstationen unterhält.
Wirtschaft und Verkehr:
Trotz nach wie vor starker landwirtschaftlichen Grundlage entwickeln sich die Philippinen langsam in Richtung »Schwellenland«. So trug 1995 der Agrarsektor nur noch 22 % zur Entstehung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bei, das verarbeitende Gewerbe aber bereits 25,3 %. Allerdings sind Landwirtschaft und Fischerei nach wie vor wichtigste Lebensgrundlage der Bevölkerung; 1995 waren 40,4 % aller Erwerbstätigen im Agrarsektor tätig, hingegen nur 9,2 % im verarbeitenden Gewerbe. Von dem wirtschaftlichen Tief, das die »Verschuldungskrise« 1983 auslöste, hat sich das Land unter Präsidentin Corazon Aquino (ab 1986) begrenzt und unter Präsidenten F. Ramos (ab 1992) beschleunigt erholt. 1995 wuchs das Bruttosozialprodukt (BSP) real um 5,5 %; die Inflationsrate konnte 1995 auf 8,1 % gesenkt werden. Ramos hat mit der Freigabe des Peso-Wechselkurses, einer weiteren Öffnung der Wirtschaft gegenüber dem Ausland, der Beseitigung von Monopolen in mehreren Branchen, einer beschleunigten Privatisierung von Staatsbetrieben u. a. die Basis für einen fortgesetzten wirtschaftlichen Aufschwung geschaffen. Das Volumen der »Schattenwirtschaft« wurde 1994 auf zusätzlich 40 % des BIP geschätzt.
1995 wurden 12,5 Mio. ha (knapp 42 % der gesamten Landfläche) landwirtschaftlich genutzt. Von dem Grundnahrungsmittel Reis wurden 10,5 Mio. t geerntet, die knapp den Bedarf deckten, von Mais 4,1 Mio. t. Führende Exportkultur sind Kokosnüsse (12,2 Mio. t); die Philippinen sind größter Kopraerzeuger der Erde. Zuckerrohr (18,7 Mio. t) hat durch eine verfehlte frühere Regierungspolitik nur noch geringe außenwirtschaftliche Bedeutung. Weitere wichtige Anbauprodukte sind Bananen, Kassava, Ananas, Mangofrüchte, außerdem Zitrusfrüchte, Kaffee, Kakao, Tabak, Kautschuk, Hanf, Gemüse, Gewürze. Die Nutztierhaltung ist relativ umfangreich: (1995) 2,7 Mio. Wasserbüffel, 2,0 Mio. Rinder, 2,8 Mio. Ziegen, 8,9 Mio. Schweine sowie Geflügel. Eine 1972 eingeleitete Bodenreform für Reis- und Maisanbauflächen und die 1987/88 aufgenommene allgemeine Bodenreform (CARP) sind erheblich hinter den Zielen zurückgeblieben. So wurden von der vom CARP betroffenen Gesamtfläche von 10,3 Mio. ha von 1987-95 lediglich 2,9 Mio. ha umverteilt.
1995 waren 15,9 Mio. ha (52,9 % der gesamten Landfläche) als Forste eingestuft. Bewaldet im engeren Sinn ist jedoch eine beträchtlich geringere Fläche. Infolge zunehmender Entwaldung durch Raubbau, Brandrodung u. a. hat die Regierung bereits mehrere Jahre vorher Schutzmaßnahmen eingeführt, durch welche der Holzeinschlag (hier: Rundholzvolumen) von 1987: 4,1 Mio. cm3 über 1991: 1,9 Mio. cm3 auf 1995: 605 000 cm3 zurückgegangen ist. Die wieder aufgeforstete Fläche schwankt von Jahr zu Jahr stark.
Die Philippinen gehören zu den wichtigen Fischfangnationen. 1995 wurden 2,7 Mio. Fisch u. a. Meeresfrüchte angelandet, darunter 926 900 t in der kommerziellen Fischerei und 825 400 t aus Aquakulturen. Unerlaubte Fangmethoden (Gift u. a.) haben stellenweise bereits schwere Schäden angerichtet.
Die relativ umfangreichen Vorkommen von Gold, Silber, Kupfer, Nickel, Blei und Chrom sowie in geringerem Umfang Zink, Kobalt und Mangan werden erst teilweise ausgebeutet (Produktion 1994 u. a. 14,7 t Gold, 29,6 t Silber, 112 075 t Kupfer, 6 052 t Nickel). Der Kohleabbau ist seit Anfang der 1980er-Jahre stark gestiegen (1994: 1,6 Mio. t). Die Erdölförderung (offshore vor der Insel Palawan) deckt den Bedarf und die Raffineriekapazität der Philippinen nur zu einem kleinen Teil.
Die Stromerzeugung, die noch einen gewissen Engpass für die weitere Industrialisierung bildet, erfolgt aus verschiedenen Energieträgern; 1995 entfielen von einer installierten Leistung von 9 696 MW 23,3 % auf Wasserkraft, 12,0 % auf Erdwärme, 8,8 % auf Kohle, 55,9 % auf Erdölprodukte.
Neben der Verarbeitung einheimischer Erzeugnisse spielt die Veredelung importierter Vorprodukte eine zunehmende Rolle. Ebenso hat die Produktion für den Export stark an Bedeutung gewonnen. Gefördert wird die Industrialisierung u. a. durch vier staatlich verwaltete Exportverarbeitungszonen und privat verwaltete Industriezonen. Außer der Nahrungs- und Genussmittelindustrie (Reis- und Ölmühlen, Zuckerraffinerien, Fabriken für Obst- und Gemüsekonserven, Kokosnussverarbeitung, Tabakwarenindustrie, Brauereien) sind die Textil- und Bekleidungs-, Papier-, Möbel-, chemische, Zement-, Reifen-, Glas-, Kunststoff-, Metallindustrie (einschließlich Stahlproduktion), Maschinenbau, Kraftfahrzeugmontage (darunter japanische und deutsche Modelle), Elektro- und Elektronikindustrie (darunter Herstellung von Computerchips) von unterschiedlicher Bedeutung.
Die touristische Infrastruktur ist gut ausgebaut, die Touristenzahl in stetigem Wachstum begriffen. 1995 erbrachten 1,76 Mio. Besucher aus dem Ausland (zur Hälfte aus Asien, knapp 20 % aus den USA, 13 % aus Europa) fast 2,5 Mrd. US-$ an Devisen.
Kennzeichnend ist ein chronisches Defizit in der Handelsbilanz (1995: - 8,96 Mrd. US-$), aber gleichzeitig eine durch hohe Überweisungen philippinischer Auslandstätiger, multi- und bilaterale Entwicklungszusammenarbeit sowie ausländische Investitionen in den letzten Jahren positive Zahlungsbilanz (1995: + 645 Mio. US-$). Sowohl die Ein- als auch die Ausfuhren steigen rasch (1995 auf 26,5 beziehungsweise 17,4 Mrd. US-$). In der Exportstruktur spielen die traditionellen Ausfuhren nur noch eine untergeordnete Rolle (1995: 1,99 Mrd. US-$, darunter Kokosnusserzeugnisse 826 Mio. US-$), die nichttraditionellen dominieren (1995: 14,97 Mrd. US-$, darunter allein 7,4 Mrd. US-$ durch elektrische und elektronische Geräte oder Teile und 2,6 Mrd. US-$ durch Bekleidung). Wichtigster Handelspartner sind die USA, gefolgt von Japan. Trotz hoher Auslandsverschuldung (1996: 37,9 Mrd. US-$) sind die Devisenreserven hoch (1996: 11,8 Mrd. US-$) und die Schuldendienstrate erträglich (1995: 15,1 %).
Verkehr:
Der Straßenverkehr und der interinsulare Schiffsverkehr sind die wichtigsten Verkehrsträger. Rd. 60 % des Fracht- und 80 % des Personenverkehrs werden auf der Straße abgewickelt. 1995 waren von insgesamt 161 009 km Straßen nur knapp 17 % asphaltiert oder betoniert. Der Eisenbahnverkehr (740 km Streckenlänge auf Luzon) ist relativ bedeutungslos. Die Schifffahrt transportiert etwa 40 % der Fracht und 10 % aller Passagiere. 1995 wurden philippinische Häfen in der Binnenschifffahrt von 197 237 Schiffen mit einer Nettotonnage von 72,7 Mio. t und in der internationalen Schifffahrt von 9 913 Schiffen mit einer Nettotonnage von 59,4 Mio. t angelaufen. Wichtige Häfen sind Manila und Cebu City, beide mit Containerumschlaganlagen. Auf den Luftverkehr entfallen rd. 9 % des Passagieraufkommens. Es gibt 87 nationale Flughäfen, darunter 3 größere für den internationalen Verkehr (Manila, Cebu City, General Santos); der ehemalige US-Militärstützpunkt Clark wird zu einem weiteren internationalen Flughafen für Manila ausgebaut. Fluggesellschaft ist die »Philippine Airlines«.
Das Gebiet der heutigen Philippinen ist seit etwa 10000 v. Chr. permanent besiedelt (um diese Zeit Ansteigen des Meeresspiegels um rd. 100 m auf etwa die heutige Höhe und Isolierung der einzelnen Inseln). In mehreren Migrationswellen wanderten verschiedene Völkerschaften vom asiatischen Festland ein, zunächst die Aeta (vor 30 000-25 000 Jahren aus dem Südwesten über die beiden Landbrücken der Sulu- und Palawaninseln, da sie keine nautischen Kenntnisse hatten), dann, mit dem Bau seetüchtiger Boote, seit etwa 4000-3000 v. Chr. die Altindonesier (früher Altmalaien genannt, Indonesier). Diese wurden seit etwa 200 v. Chr. durch die Jungindonesier (Jungmalaien; sie kamen ebenso aus dem Südwesten) aus den fruchtbaren Ebenen vertrieben. Lehnwörter in den philippinischen Sprachen sowie einige tradierte Kulturelemente deuten auf enge Kontakte mit dem indischen Kulturkreis hin, die in gewissem Umfang direkt (Südindien), in überwiegendem Maße aber durch die expansiven indisierten Großreiche Indonesiens vermittelt wurden (seit etwa 800 durch das Reich Srivijaya, im 13. und 14. Jahrhundert durch Majapahit). Sehr viel stärkere Nachwirkungen hatten die Kontakte mit dem chinesischen Kulturkreis; erste Handelsbeziehungen werden durch Porzellanfunde aus der Tangzeit in die Zeit um 800 datiert. Seit 1200 gründeten die Chinesen auf den Philippinen feste Handelsplätze. Mit dem Aufkommen des islamischen Reichs von Malakka (Melaka, um 1400 gegründet) erstreckte sich dessen politische und kulturelle Einflusssphäre bis zu den Philippinen. Von muslimischen Missionaren bekehrt, gründeten einheimische Fürsten auf den Suluinseln und auf Mindanao Sultanate, deren kulturelles Erbe bis in die Gegenwart spürbar ist. Dank ihrer straffen politischen Organisation vermochten sie den eindringenden spanischen Konquistadoren heftigen Widerstand zu leisten.
F. de Magalhães landete am 16. 3. 1521 im Golf von Leyte und nahm die Inseln für Spanien in Besitz. 1543 erhielt die Inselgruppe um Samar und Leyte - nach dem späteren spanischen König Philipp II. - den Namen »Islas las Felipinas«, der 1571 auf das gesamte Inselreich übertragen wurde. 1565 wurde auf Cebu die erste spanische Dauerniederlassung gegründet, von der aus die weitere Kolonisation des Archipels ihren Ausgang nahm. Wegen der feindlichen Haltung der einheimischen Bevölkerung und der ständigen Gefahr portugiesischer Überfälle verlegten die Spanier ihren Sitz jedoch nach Manila (1571). 1648 wurden die Philippinen im Westfälischen Frieden Spanien zugesprochen. Eine besondere Rolle bei der Eroberung und kolonisatorischer Erschließung des Landes spielte der spanische Klerus. Seiner oft rigorosen Missionstätigkeit war es zuzuschreiben, dass fast die gesamte einheimische Bevölkerung zum Christentum bekehrt wurde; auch förderte er Bildung und Wissenschaft (Gründung von Schulen und Universitäten, zunächst v. a. auf Cebu). Die Angehörigen der geistlichen Orden nahmen zudem in der nach spanisch-amerikanischem Muster aufgebauten Administration führende Positionen ein. Wie die spanische Aristokratie und die Stammeshäuptlinge gelangten auch sie in den Besitz riesiger Latifundien, auf denen die Einheimischen wie Leibeigene gehalten wurden. Ausbeutung der Steuerzahler, Einbehaltung von Abgaben und Nichtbeachtung religiöser Unterweisung durch die Großgrundbesitzer führten gegen Ende des 16. Jahrhunderts zur Abschaffung dieses Systems und zur direkten Kontrolle durch den vom spanischen König ernannten Generalgouverneur. Die vom spanischen Hof angeordnete drastische Beschränkung des philippinisch-mexikanischen Warenaustausches, ferner die unrationellen, veralteten landwirtschaftlichen Produktionsmethoden sowie die an der Konservierung feudaler Gesellschaftsstrukturen orientierte Haltung der Kirche waren nicht nur der Entwicklung eines liberalen Handels mit dem Westen abträglich, sondern ließen auch die Pläne scheitern, in Südostasien ein spanisches Kolonialimperium zu errichten.
Die Missstände, ausgelöst v. a. durch das hemmungslose Profitstreben weniger Privilegierter auf Kosten der Bevölkerung, waren die Ursache zahlreicher blutiger Bauernaufstände. Als sich die Filipinos ihrer rassischen Diskriminierung und wirtschaftlichen Benachteiligung bewusst wurden, entstanden überall im Lande Freiheitsbewegungen, die v. a. von westlich erzogenen Intellektuellen (besonders J. P. Rizal), von antiklerikalen Kräften und bäuerlichen Sozialrevolutionären (1892 Gründung der Katipunan-Bewegung durch Andres Bonifacio) getragen wurden. Die Aufstände mündeten in die Revolution 1896-98 (unter Führung von E. Aguinaldo) und die Proklamation der Republik der Philippinen am 12. 6. 1898 in Malolos durch Aguinaldo. Beim Ausbruch des Spanisch-Amerikanischen Krieges (1898) unterstützten die Filipinos die USA, die als Gegenleistung die staatliche Unabhängigkeit versprachen.
Nach dem Krieg musste Spanien im Frieden von Paris (10. 12. 1898 die Philippinen an die USA abtreten. Als diese die angestrebte Unabhängigkeit nicht gewährten, setzte die Aufstandsbewegung 1899 unter Aguinaldo ihren Kampf fort, musste jedoch die amerikanische Herrschaft über die Philippinen 1901 anerkennen. Bei den ersten Parlamentswahlen gewann die Nationalistische Partei unter M. Quezón 1907 die Mehrheit der Mandate. Mit der Verfassung vom 29. 8. 1916 verlieh die amerikanische Verwaltung unter Generalgouverneur Francis Burton Harrison (1913-21; * 1873, ✝ 1957), einem entschiedenen Gegner der imperialistisch motivierten amerikanischen Politik in dieser Zeit, den Philippinen weitgehende Autonomie.
Die Handelspolitik der USA gegenüber den Philippinen, besonders die zollfreie Einfuhr amerikanischer Industriewaren in die Philippinen sowie der Export philippinischer Rohprodukte (besonders Zuckerrohr) in den zolltariflich geschützten Markt der USA, hemmten den Aufbau einer Industrie und förderten - in Verbindung mit der wachsenden Konzentration des Landbesitzes in den Händen weniger - die wirtschaftliche Macht der Großgrundbesitzer, die sich zugleich zur politischen Führungsschicht entwickelten. Vor diesem Hintergrund kam es in den 1920er- und 30er-Jahren v. a. in Zentral-Luzon zu Aufständen.
Mit dem Tydings-McDuffie Act (unterzeichnet von Präsidenten F. D. Roosevelt am 24. 3. 1934) erhielten die Philippinen im Rahmen eines »Philippine Commonwealth« den Dominionstatus (in Kraft getreten am 15. 11. 1935). Entsprechend dieser gesetzlichen Vorgabe sollten die Philippinen nach Ablauf von zehn Jahren unabhängig werden. Seit dem 17. 9. 1935 war Quezón Staatspräsident, S. Osmena Vizepräsident. In der Übergangsperiode vertrat ein Oberkommissar die Regierung der USA in Manila.
Nach Beginn des Pazifikkrieges (7. 12. 1941 Zweiter Weltkrieg) landeten japanische Truppen seit dem 9. 12. auf den Philippinen. Nach Evakuierung der Regierung Quezón ins US-Hauptquartier nach Corregidor, 1942 in die USA, bildete sich ein japanfreundliches Executive Commitee (1942-43). Im Oktober 1943 errichtete die japanische Besatzungsmacht eine unabhängige philippinische Republik unter Präsidenten José P. Laurel (* 1891, ✝ 1959). Gegen Japan und die mit ihm zusammenarbeitenden philippinischen Kräfte bildeten sich eine bürgerliche, mit den USA sympathisierende Widerstandsbewegung sowie eine sozialistisch-kommunistische, die »Hukbalahap«; unter Anknüpfung an das traditionelle gesellschaftliche Konfliktpotenzial (v. a. in Zentral-Luzon) verband diese den politisch-militärischen Widerstand mit dem Versuch einer sozialen Revolution und enteignete in ihrem Machtbereich den Grundbesitz der Kaziken, einer einheimischen, während der spanischen Kolonialzeit entstandenen Oberschicht. Im Zuge der militärischen Niederlage Japans brach 1945 auch das mit ihm zusammenarbeitende Regierungssystem unter Laurel zusammen; Osmena, der bereits im Exil nach dem Tod Quezóns (1944) das Amt des Präsidenten des »Philippine Commonwealth« übernommen hatte, kehrte nach Manila zurück. Die von den Hukbalahap enteigneten Kaziken suchten unmittelbar nach dem Krieg - oft mit terroristischen Mitteln - ihre gesellschaftliche Vormachtstellung zurückzugewinnen.
Am 4. 7. 1946 entließen die USA die Philippinen in die staatliche Unabhängigkeit. Manuel Roxas (* 1892, ✝ 1948), im April 1946 als Kandidat der neu entstandenen Liberalen Partei zum Staatspräsidenten gewählt, akzeptierte die engen wirtschaftlichen und militärischen Bindungen an die USA. So mussten die Philippinen in einer Ergänzung zur Verfassung US-Bürgern dieselben Rechte bei der Ausbeutung von Naturschätzen zugestehen wie den Filipinos. Zudem erhielten die USA - auf 99 Jahre - zahlreiche Militärstützpunkte. Nach dem Tod Roxas' wählte die Bevölkerung (in einem in seinem Ablauf umstrittenen Wahlgang) Elipidio Quirino (* 1880, ✝ 1956; Liberale Partei) zum Staatspräsidenten. Unter seiner Regierung (1948-53) lösten die Hukbalahap 1949 einen Aufstand aus, in dem sich besonders die Unzufriedenheit der armen Landpächter zeigte. Mit amerikanischer Militärhilfe wurde der Aufstand niedergeschlagen. Ramón Magsaysay (* 1907, ✝ 1957), der dabei als Verteidigungsminister (1950-53) eine wesentliche Rolle gespielt hatte (Reorganisation von Armee und Polizei), wurde 1953 als Kandidat der Nationalistischen Partei zum Staatspräsidenten gewählt; seine Bemühungen um gesellschaftliche Reformen scheiterten. Nach seinem Tod folgten ihm Carlos P. Garcia (* 1896, ✝ 1971; 1957-61; Nationalistische Partei) und Diosdado Macapagal (* 1910, ✝ 1997; 1961-65; Liberale Partei).
Im November 1965 wurde F. E. Marcos als Kandidat der Nationalistischen Partei zum Staatspräsidenten gewählt; (1969 wieder gewählt); im Innern mit sich verschärfenden sozialen, ethnischen und religiösen Spannungen konfrontiert, schlug er zunehmend einen diktatorischen Kurs ein. 1972 verhängte er das Kriegsrecht: Oppositionelle Politiker wurden verhaftet, die Pressefreiheit eingeschränkt, das Streikrecht aufgehoben und die politischen Parteien formell aufgelöst. Er versprach eine Bodenreform. In mehreren Volksabstimmungen (Vorwurf der Manipulation) ließ er sich 1973, 1975, 1976 und 1978 im Amt bestätigen. In seiner Herrschaft sah sich Marcos zum einen der von B. Aquino geführten bürgerlichen Opposition gegenübergestellt, zum anderen mit der »New People's Army» (NPA), dem bewaffneten Arm der KP, konfrontiert. Darüber hinaus hatte im Süden der Philippinen, auf den Suluinseln, 1973 ein Aufstand der muslimisch orientierten Moro National Liberation Front (Nationale Befreiungsfront der Moro) begonnen. Nachdem Marcos 1980 unter innenpolitischem Druck das Kriegsrecht aufgehoben hatte, ließ er sich 1981 erneut zum Präsidenten (mit umfassenden Vollmachten) wählen. Die Ermordung des Oppositionsführers B. Aquino kurz nach seiner Rückkehr aus dem Exil (August 1983) löste eine schwere innenpolitische Krise aus. Anhaltende Proteste und Demonstrationen veranlassten Marcos, für den 7. 2. 1986 vorgezogene Wahlen anzuberaumen; für diese Präsidentschaftswahlen stellte die Opposition als einzige Kandidatin Corazon Aquino, die Witwe B. Aquinos, auf. Nach der (offenkundig manipulierten) Wiederwahl von Marcos musste dieser unter starkem innenpolitischen Druck (Kampagne zivilen Ungehorsams, Verweigerung jeglicher Unterstützung durch die USA) zugunsten von C. Aquino auf das Präsidentenamt verzichten und verließ das Land. Friedensgespräche mit der NPA 1986 erbrachten keinen dauerhaften Erfolg. Die eingeleitete Demokratisierung war von einer erheblichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation begleitet. Die bis in Regierungs-Kreise reichende Opposition gegen C. Aquino organisierte sich 1988 in der mehrere Parteien umfassenden Union for National Action (UNA); seit 1986 wurden mehrere Putschversuche gegen die Präsidentin niedergeschlagen. 1990 kündigten die Philippinen das Stützpunktabkommen mit den USA zum September 1991 auf; die Inkraftsetzung eines neuen scheiterte am Widerstand des Senats (1992 Räumung der Marinebasis Subic Bay als letzter amerikanischer Militärstützpunkt). Die Präsidentschaftswahlen im Mai 1992 gewann F. Ramos, der eine friedliche Lösung des Konflikts mit den verschiedenen Gruppen der islamischen Aufständischen auf Mindanao einzuleiten suchte. Nach Vereinbarung eines provisorischen Waffenstillstandsabkommens (1993) mit der Moro National Liberation Front (MNLF) unterzeichneten am 2. 9. 1996 Ramos und der muslim Rebellenführer Nur Misuari ein Friedensabkommen zur Beendigung eines Guerillakriegs, der in mehr als zwei Jahrzehnten über 100 000 Tote gefordert hatte. Durch diesen Vertrag wurde die Einsetzung eines »Südphilippinischen Rates für Frieden und Entwicklung« unter Führung der Rebellen für 14 Provinzen auf Mindanao und für 1999 ein Referendum über die Beteiligung der Provinz an einer geplanten autonomen Region beschlossen. 1997 wurde auch ein Waffenstillstand mit der »Moro Islamic Liberation Front« (MILF) ausgehandelt, die aber (nachdem sie die den Moro eingeräumte Selbstverwaltung auf Mindanao als unzureichend abgelehnt hatte) im Januar 1999 die Friedensvereinbarung aufkündigte und den Sezessionskrieg zur Errichtung eines eigenen muslimischen Staates »Bangsa Moro« wieder aufnahm. Daneben trat auf Jolo auch die kleine radikale Rebellengruppe Abu Sayyaf (»Träger des Schwertes«) mit terroristischen Aktionen in Erscheinung (u. a. Geiselnahmen, besonders spektakulär die Verschleppung ausländischer Touristen von der malaysischen Insel Sipadan im April 2000, die erst nach Zahlung hoher Lösegelder und Vermittlung durch Libyen Monate später größtenteils frei kamen). 1999 brachen auch wieder offen die Kämpfe zwischen der maoistischen NPA und der Armee auf Luzon aus. - Außenpolitisch setzte nach Schließung der amerikanischen Stützpunkte eine stärkere Orientierung nach Ostasien ein. Die Beziehungen zur Volksrepublik China wurden durch den philippinischen Anspruch auf einige Spratlyinseln belastet.
Nachdem 1997 Bestrebungen einer Bürgerinitiative, durch eine Verfassungsänderung eine Wiederwahl von Präsidenten Ramos zu erwirken, vom Obersten Gericht für unzulässig erklärt worden waren, fanden am 11. 5. 1998 Präsidentschaftswahlen statt, aus denen der bisherige Vizepräsident J. E. Estrada, der sich als »Anwalt der Armen« präsentierte, als Sieger hervorging (Amtantritt als Staatspräsident am 30. 6. 1998). Gegen ihn richteten sich bald innenpolitische Proteste, u. a. wegen seines Versuchs, durch eine Verfassungsänderung ausländischer Investoren größere wirtschaftliche Spielräume zu eröffnen und die Macht des Präsidenten zu stärken; daraufhin zog Estrada im Januar 2000 dieses Vorhaben zurück. Unter ihm eskalierte wieder der Konflikt mit den verschiedenen Rebellenbewegungen, gegen die er militärisch massiv vorging. Unter dem Vorwurf der Korruption und persönlichen Bereicherung leitete das Repräsentantenhaus gegen ihn im November 2000 ein Amtsenthebungsverfahren ein. Nachdem sich Militär, Kirche und führende Politiker des Landes von ihm distanziert hatten, wurde Estrada am 20. 1. 2001 durch anhaltende Massenproteste gestürzt (offiziell vom Obersten Gerichtshof für abgesetzt erklärt); seine Amtsnachfolgerin wurde die bisherige Vizepräsidentin Gloria Macapagal-Arroyo.
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Phi|lip|pi|nen <Pl.>: Inselgruppe u. Staat in Südostasien.
Universal-Lexikon. 2012.