1Sịn|ga|pur […ŋga… , auch: …'pu:ɐ̯ ]; -s:
Staat auf der Halbinsel Malakka.
2Sin|ga|pur :
Hauptstadt von ↑ 1Singapur.
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Sịngapur
Fläche: 648 km2
Einwohner: (2000) 4,2 Mio.
Amtssprachen: Englisch, Chinesisch, Malaiisch, Tamil
Nationalfeiertag: 9. 8.
Zeitzone: 1800 Singapur = 1200 MEZ
[altindische »Löwenstadt«], amtliche Namen: englisch Republic of Singapore [rɪ'pʌblɪk əv sɪȖgə'pɔː], chinesisch (Mandarin) Xinjiapo Gongheguo [ɕɪndʒ-], malaiisch Repụblik Singapụra, Tamil Singapur Kudiyarasu, Stadtstaat und Inselrepublik in Südostasien, vor der Südspitze der Malaiischen Halbinsel; besteht aus einer Hauptinsel (587 km2) und 64 kleineren Inseln (davon 20 besiedelt), 648 km2, (2000) 4,2 Mio. Einwohner. Das eigentliche Stadtzentrum (City of Singapore, 97 km2) liegt im Süden der Hauptinsel. Gleichberechtigte Amtssprachen sind Englisch, Chinesisch (Mandarin), Malaiisch und Tamil; Hauptumgangssprache ist der chinesische Hokkien-Dialekt. Währung: 1 Singapur-Dollar (S$) = 100 Cents (c). Uhrzeit: 1800 Singapur = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Singapur ist seit 1965 eine unabhängige Republik im Commonwealth. Es gilt die Verfassung von 1959 (seither mehrfach, zuletzt 1996, revidiert). Staatsoberhaupt ist der auf sechs Jahre direkt gewählte Präsident. Seine Befugnisse wurden durch die jüngste Verfassungsänderung eingeschränkt (u. a. kann das Parlament nunmehr ein Veto des Präsidenten mit Zweidrittelmehrheit überstimmen, von der Regierung kann eine Volksabstimmung zu umstrittenen Gesetzen angesetzt werden). Das Kabinett unter Vorsitz des Premierministers wird vom Präsidenten ernannt und ist dem Parlament verantwortlich. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament, dessen 83 Abgeordnete für fünf Jahre teils in Einer-, teils in Mehrfachwahlkreisen gewählt werden.
Parteien:
Neben der dominierenden People's Action Party (PAP, deutsch Volksaktionspartei, gegründet 1954) spielen v. a. die Singapore Democratic Party (SDP, deutsch Demokratische Partei Singapurs, gegründet 1980) und die Workers' Party (WP, deutsch Arbeiterpartei, gegründet 1957) eine Rolle.
Von den (1993) 82 registrierten Gewerkschaften sind 75 (mit einer Gesamtmitgliederzahl von rd. 236 200) dem halbstaatlichen Dachverband Singapore National Trades Union (SNTUC) angeschlossen.
Das Wappen zeigt im Schild einen steigenden Halbmond und fünf Sterne, welche nach amtlicher Deutung Demokratie, Frieden, Fortschritt, Gerechtigkeit und Gleichheit versinnbildlichen. Als Schildhalter dienen ein Löwe und ein malaiischer Tiger. Das Schriftband am Fuß der Wappendarstellung enthält den Titel der Nationalhymne »Majulah Singapura« (»Vorwärts, Singapur«).
Nationalfeiertage:
Der 9. 8. erinnert an die Erlangung der völligen Unabhängigkeit nach Austritt aus der Föderation mit Malaysia 1965.
Es besteht eine Untergliederung in das Stadtgebiet Singapur und fünf weitere Verwaltungsbezirke ohne ausgeprägte Selbstverwaltung.
Das Recht beruht auf dem 1826 offiziell eingeführten, später weiterentwickelten englischen Common Law. Die Spitze der Gerichtsorganisation bildet der Oberste Gerichtshof, der aus einem Hochgericht, einem Appellationsgerichtshof und einem weiteren Appellationsgericht für Strafsachen besteht. Ferner gibt es allgemeine und Fachgerichte in unteren Instanzen.
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee beträgt rd. 70 000 Mann. Das Heer hat etwa 55 000 Soldaten, gegliedert ist es in drei aktive Divisionen (eine weitere in Reserve), eine luftbewegliche Brigade, eine Artilleriebrigade und mehrere selbstständige Bataillone. Die Luftwaffe verfügt über rd. 6 000, die Marine über rd. 9 000 Mann. Die Ausrüstung besteht v. a. aus etwa 350 leichten Panzern, rd. 700 Kampfflugzeugen sowie etwa 40 Kleinen Kampfschiffen.
Landesnatur und Bevölkerung:
Die Insel gliedert sich in drei geographische Einheiten: zentrale Bergregion aus Granitgestein (im Bukit Timah bis 177 m über dem Meeresspiegel); Südwestregion mit Schichtstufen und Tälern, aus Schiefern und Sandsteinen; Flachlandebene im Süden und Osten. Das Klima (136 km nördlich des Äquators) ist tropisch; Regenmaxima November bis Januar (Nordostmonsun). Die Jahresniederschläge betragen 2 400 mm im Durchschnitt, die Temperaturen 24-27 ºC; die Luftfeuchtigkeit durchschnittlich 85 %. - Die Hauptinsel ist durch einen etwa 1 km langen Brückendamm mit dem Festland verbunden, über den Straße, Bahnlinie und Fernwasserleitung (täglich über 1 Mio. m3 aus Johor, Malaysia) führen. Durch Neulandgewinnung (Aufschüttungen) wurde die Fläche der Hauptinsel stark vergrößert (1970: 543 km2).
Die geringe einheimische Bevölkerung wurde in der Kolonialzeit durch Zuwanderung rasch überlagert (1824: 11 000, 1881: 138 000, 1931: 560 000 Einwohner). Ethnische Zusammensetzung (1996): 77,3 % Chinesen, 14,2 % Malaien, 7,3 % Inder, ferner Europäer, Juden, Armenier, Araber u. a. Außerdem gibt es (1995) 300 000 ausländische Arbeitskräfte, zumeist aus Malaysia. Die Familienplanung ist sehr erfolgreich; angestrebt wird eine Begrenzung auf 3 Kinder (bis 1987: 2). Die Geburtenrate beträgt (1996) 15,4 ‰, die Sterberate 4,7 ‰.
Es besteht Religionsfreiheit. Rd. 54 % der Bevölkerung (über zwei Drittel der chinesischen Bevölkerungsgruppe) bekennen sich zu traditionellen chinesischen Religionen und Weltanschauungen (Taoismus, Konfuzianismus) und zum Buddhismus. Rd. 16 % sind sunnitische Muslime, v. a. der schafiitischen Rechtsschule; darunter nahezu alle Malaien und rd. 26 % der indischen Bevölkerungsgruppe. Über 12 % sind Christen: Rd. 4,4 % gehören der katholischen Kirche an (exemtes Erzbistum Singapur), rd. 7 % protestantischen Kirchen (Methodisten, Pfingstler, Presbyterianer, Baptisten, Brüdergemeine, Lutheraner u. a.), rd. 0,8 % der anglikanischen Kirche der Provinz Südostasien, deren Sitz Singapur ist. Religiöse Minderheiten bilden die Hindus (3,5 %), Sikhs (0,5 %), Bahais und die rd. 900 Mitglieder der jüdischen Gemeinde.
Es besteht keine allgemeine Schulpflicht. Nach einer dreijährigen Primarschulausbildung erfolgt (in Abhängigkeit vom Abschlussergebnis) die Überleitung in eine sechsjährige zweisprachige, eine achtjährige erweiterte zweisprachige oder in eine achtjährige einsprachige Ausbildungsstufe. Primar- und Sekundarausbildung erfolgt in den offiziellen Sprachen Englisch, Chinesisch, Malaiisch und Tamil. Die Analphabetenquote beträgt 8,6 %. Im Zentrum Singapurs (City of Singapore) gibt es die National-Universität (gegründet 1980) und eine technische Universität (gegründet 1981).
Presse: Offiziell besteht keine Zensur, laut Gesetz unterliegt die Geschäftsführung der Zeitungsverlage jedoch öffentlicher Prüfung, seit 1986 (verschärfte Bestimmungen seit 1990) kann auch die Verbreitung der Auslandspresse eingeschränkt werden. Die wichtigsten Tageszeitungen sind die englischsprachigen Blätter »The Straits Times« (gegründet 1845; Auflage 357 000), »The New Paper« (gegründet 1988; 88 000) und »Business Times« (gegründet 1976; 36 000) sowie »Lian He Zao Bao« (gegründet 1983; 183 000), »Shin Min Daily News« (gegründet 1967; 90 000) und »Lian He Wan Bao« (gegründet 1983; 85 000) in Chinesisch. - Rundfunk: Die »Singapore Broadcasting Authority« (gegründet 1994) hat die Aufsicht über das privatisierte Rundfunkwesen inne. Die »Singapore International Media« (SIM) ist Holdinggesellschaft für die »Television Corp. of Singapore« (betreibt drei Fernsehkanäle mit Programmen in Chinesisch, Tamil und Englisch), »Television Twelve« (zwei TV-Kanäle), »Radio Corp. of Singapore« (zehn Hörfunkprogramme) und »SIM Communications«. Hörfunkprogramme können ferner von der christlich orientierten »Far East Broadcasting Ltd.« sowie den kommerziellen Gesellschaften »Radio Heart« und »Rediffusion Singapore« empfangen werden. Hinzu kommen ein Satellitenfernsehprogramm und drei Pay-TV-Kabelkanäle.
Wirtschaft und Verkehr:
Singapur entwickelte sich nach seiner Unabhängigkeit 1965 zu einem der weltweit bedeutendsten Verkehrs-, Industrie-, Handels-, Finanz- und Dienstleistungszentren. Mit einem Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1995) 26 730 US-$ liegt Singapur weit über dem Durchschnitt der nichtarabischen Länder Asiens und vor einer Reihe von westlichen Industrieländern. Singapur zählt zu den Schwellenländern; die dynamische wirtschaftliche Entwicklung ist abzulesen an der durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP), die (1960-96) 8,4 % betrug, bei niedriger Arbeitslosigkeit (Arbeitslosenquote 1996: 2,0 %; 1980: 3,5 %). Auslandsschulden existieren seit 1995 nicht mehr. Der vergleichsweise hohe materielle Wohlstand fußt u. a. auf dem Zusammenspiel zwischen staatlicher Rahmenplanung und privatwirtschaftliche Initiative sowie auf attraktiven Standortbedingungen (hohe Arbeitsproduktivität, geographische Lage).
Die Landwirtschaft ist von untergeordneter Bedeutung. Sie beschäftigt einschließlich Fischerei (1996) 0,2 % der Erwerbstätigen und ist am BIP ebenfalls mit 0,2 % beteiligt. Abgesehen von Kautschuk- und Kokospalmenpflanzungen werden (1992) nur 0,7 % der Gesamtfläche (1970: 22,9 %) durch kleinbäuerliche Betriebe bewirtschaftet. Sie erzeugen v. a. Gemüse, Obst, Gewürze, Tabak. Ein Großteil der pflanzlichen Nahrungsmittel (v. a. Reis) muss importiert werden. Ein neuer lukrativer Erwerbszweig der Landwirtschaft ist die Zucht von Orchideen, die als Schnittblumen exportiert werden.
Singapur besitzt keine Bodenschätze, sieht man von Sanden und Granit für die Bauwirtschaft ab.
Im industriellen Sektor erwirtschaften (1995) fast ein Drittel der Erwerbstätigen 36 % des BIP. Das verarbeitende Gewerbe hat sich mehr und mehr auf hochwertige Produkte spezialisiert. Sein Aufbau wird entscheidend durch Auslandsinvestitionen (vorrangig aus den USA, den EG-Ländern und Japan), zunehmend in Form von Jointventures, gefördert. Die Industrie ist einerseits ganz auf die Einfuhr von Rohstoffen sowie von Halbfertigprodukten angewiesen, andererseits ist sie stark exportorientiert. Neben dem Bau von Elektromaschinen und -geräten erlangt die Elektronikindustrie, v. a. der Bau von Computern, immer größere Bedeutung (Anteil an der Gesamtindustrieproduktion 1995: fast 50 %). Zu den wichtigen Industriebranchen zählen ferner der Maschinen- und Schiffbau, die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Metallerzeugung und -verarbeitung sowie die chemische Industrie einschließlich Mineralöl- und Kunststoffverarbeitung. Die Werften arbeiten heute vornehmlich für die Erdölindustrie (z. B. Bau von Bohrplattformen für den Offshorebereich). Mit fünf Erdölraffinerien (Durchsatzkapazität 50 Mio. t pro Jahr) ist Singapur das größte Raffineriezentrum in Asien.
Im Dienstleistungssektor erwirtschaften (1995) über zwei Drittel der Erwerbstätigen 64 % des BIP. Besondere Bedeutung haben neben Handel und Gastgewerbe das Verkehrs-, Bank- und Börsenwesen. So ist Singapur einer der größten Warenumschlagplätze Asiens. Mit (1997) 154 Banken ist Singapur außerdem eines der wichtigsten Finanzzentren (v. a. Offshorezentrum) im asiatisch-pazifischen Raum.
Singapur ist nicht nur eines der bedeutendsten Kongress- und Messezentren Südostasiens, sondern hat wegen preisgünstiger Einkaufsmöglichkeiten und zahlreicher attraktiver Sehenswürdigkeiten (u. a. Sentosa Island mit Drahtseilbahn und Merlion-Aussichtsturm) auch eine starke Anziehungskraft auf den privaten Reiseverkehr. Die Mehrzahl der (1996) 7,3 Mio. ausländischen Besucher kommt aus Japan, Taiwan, Großbritannien und Australien.
Im Außenhandel werden seit 1970 stets Einfuhrüberschüsse registriert. Das Handelsbilanzdefizit wird mit (1996) 8,3 Mrd. US-$ ausgewiesen bei einem Einfuhrwert von 133,3 Mrd. US-$ und einem Ausfuhrwert von 125,0 Mrd. US-$. Mit einem Anteil der Einfuhr und der Ausfuhr am BIP von (1996) 133 % beziehungsweise 140 % zählt Singapur zu den Staaten mit der größten Außenhandelsorientierung. Exportiert werden v. a. Maschinen (33,1 % des Exportwerts), elektrische und elektronische Geräte (30,9 %) sowie Erdölprodukte (7,7 %). Haupthandelspartner sind seit Jahren bei der Einfuhr Japan (18,2 %), die USA (16,3 %) und Malaysia (15,0 %), bei der Ausfuhr USA (18,4 %), Malaysia (18,0 %) und Hongkong (8,9 %). Dem Passivsaldo in der Handelsbilanz stehen umfangreiche Mehreinnahmen aus dem Kapitalverkehr, dem Tourismus und der Schifffahrt gegenüber, sodass die Zahlungsbilanz einen Überschuss von (1995) 15,1 % Mrd. US-$ ausweist. Es besteht ein Freihandelsabkommen mit Neuseeland, 2002 wurde ein Freihandelsabkommen mit Japan unterzeichnet.
Verkehr:
Aufgrund seiner Lage am Schnittpunkt wichtiger Schifffahrts- und Flugrouten hat sich Singapur zu einem der bedeutendsten Verkehrszentren Südostasiens entwickelt. Über eine 26 km lange Eisenbahnlinie, die sich in malaysischem Besitz befindet, ist Singapur über die Johor Strait (1 km langer Johor Causeway [Straßen- und Eisenbahndamm]) mit dem Eisenbahnnetz auf der Malaiischen Halbinsel verbunden. Die Stadtschnellbahn »Mass Rapid Transit« im Bereich der Hauptstadt Singapur (Streckenlänge 83 km, weitere 20 km seit 1997 im Bau) wurde 1990 fertig gestellt. Das Straßennetz, das über die Johor Strait ebenfalls Anschluss an Malaysia besitzt, umfasst (1996) 3 072 km, davon sind 139 km als Autobahnen ausgebaut. Die Regierung versucht, durch hohe Gebühren und steuerlichen Belastungen den Straßenverkehr einzuschränken.
Der Hafen (Keppel Harbour) von Singapur, in den der 3 km lange Singapur River führt, ist gemessen am Warenumschlag von (1997) 327,5 Mio. t (vor Rotterdam) der größte Seehafen der Erde. In den vergangenen Jahren wurden besonders die Anlagen für den Containerverkehr ausgebaut. Singapur ist (1997) weltweit der zweitgrößte Containerhafen nach Hongkong. Die meisten der (1997) rd. 1 500 Schiffe mit insgesamt knapp 9 Mio. BRT gehören zu den »Billigflaggen«. Damit steht Singapur an 10. Stelle unter den Handelsflotten.
Für Singapurs Wirtschaft ist der Flugverkehr von entscheidender Bedeutung. Die nationale Fluggesellschaft »Singapore Airlines« ist mit rd. 70 Flugzeugen eine der weltweit führenden mittelgroßen Fluggesellschaften. Auf dem 1981 eröffneten internationalen Flughafen Changi wurden (1996) 24,5 Mio. Fluggäste gezählt (zum Vergleich Frankfurt am Main 1995: 30,1 Mio.). Seit Fertigstellung des zweiten Terminals (1990) zählt der Flughafen zu den größten und modernsten Asiens.
Im Rahmen der Stadterneuerung wurden nicht nur die ehemaligen Slums, sondern auch größtenteils die älteren kolonialzeitlichen, zwei- bis dreigeschossigen Stadtviertel abgerissen und durch moderne Bebauung ersetzt. Dadurch wurde besonders die traditionelle Lebensweise der Chinesen betroffen, die durch enge Verbindung von Wohnung, Geschäft und Handwerk charakterisiert war. Die Wohnbevölkerung wurde meist in Hochhauskomplexe und New Towns (Satellitenstädte) umgesiedelt. Der soziale Wohnungsbau und die Schaffung von Eigentumswohnungen genießen Priorität. Zu den New Towns gehören u. a. Woodlands, Jurong, Clementi, Queenstown, Telok Blangah, Ang Mo Kio, Toa Payoh, Tampines, Bedok. Repräsentativbauten entstanden entlang dem Raffles Quay (Wolkenkratzerfront), dem Shenton Way (Finanzzentrum) und Orchard Road (Hotelpaläste). Singapur gilt als die sauberste Stadt Asiens.
Im alten Stadtzentrum (Chinatown) am linken Ufer des Singapur River, wo sich einige alte Bauten erhalten haben, entwickelte sich zunächst um Saint Andrew's Cathedral (1856-61) ein lebhaftes Handelszentrum. Unter dem Einfluss der Briten wurde v. a. im Kolonialstil gebaut: National Museum (1886-87), Raffles Hotel (1899), Victoria Memorial Hall & Theatre (1856-62) sowie die City Hall (1926-29) mit mächtiger Kolonnade. 1996 wurde in einem kolonialen Neobarockbau das Singapur Art Museum eröffnet. Neu entstanden: u. a. Straits Trading Building (1973), OCBC-Turm, das Hochhaus einer chinesischen Bank (1975, von I. M. Pei), Shell Tower (1982), Guan Bee Building (1986, von Tange Kenzo), das runde Turmhaus Raffles City (1984-85, von Pei), ein »Habitat« (1984, M. Safdie), Bisham Institute of Technical Education (vollendet 1993, Akitekt Tenggara II), Temasek-Polytechnikum (1991-96, James Stirling und M. Wilford) sowie »Esplanade - Theatres on the Bay« (Singapur Arts Center), ein großer Kulturkomplex u. a. mit Konzertsaal und Musiktheater, von DP Architects und M. Wilford & Partners (Eröffnung 2002). Geplant sind weitere zahlreiche neue Museen und Kulturinstitutionen.
Die Stadt Singapur, schon im 13. Jahrhundert ein bedeutender Handelsplatz, wurde um 1365 von Javanern zerstört. Auf der Insel gab es bis zum 19. Jahrhundert keine größere Ansiedlung; sie diente v. a. als Fischerstützpunkt und Piratenunterschlupf. 1819 errichteten die Briten unter Sir Thomas Stamford Raffles (* 1781, ✝ 1826) eine Faktorei der britischen Ostindischen Kompanie. 1824 erwarb die Kompanie die gesamte Insel, die 1867 mit Malakka (Malaiische Halbinsel, Geschichte) und Penang Kronkolonie (Straits Settlements) wurde.
Nach dem Ersten Weltkrieg baute Großbritannien Singapur zu einer Marinebasis im Fernen Osten aus, konnte sie jedoch im Zweiten Weltkrieg nicht gegen einen japanischen Angriff behaupten. 1942-45 war Singapur von japanischen Truppen besetzt. Nach der Auflösung der Straits Settlements erhielt die Stadt 1946 den Status einer britischen Kronkolonie mit Selbstverwaltung. Die innenpolitische Entwicklung war zunehmend von den Problemen einer urbanisierten Massengesellschaft bestimmt (starke Immigration, Bevölkerungswachstum auf kleinem Raum). Am 3. 6. 1959 erhielt Singapur als »State of Singapore« volle innere Autonomie, am 31. 8. 1963 staatliche Unabhängigkeit. Am 16. 9. 1963 wurde es Gliedstaat der Föderation Malaysia. Maßgebend für den Austritt am 9. 8. 1965 waren ethnische Spannungen zwischen der chinesischen Bevölkerungsmehrheit in Singapur und der malaiischen Bevölkerungsmehrheit in den übrigen Teilen Malaysias sowie verschiedene wirtschaftspolitische Akzente (weltoffener Handel einerseits, Protektion der eigenen Wirtschaftsentwicklung andererseits).
Am 22. 12. 1965 wurde Singapur Republik. Als stärkste politische Kraft stellt die People's Action Party (PAP) seit 1959 die Regierungschefs. Einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Singapur unter dem patriarchalisch regierenden Premierminister Lee Kuan Yew (1959-90), der auch danach noch einflussreich blieb und den Goh Chok Tong 1990 im Amt ablöste (nach Parlamentswahlen 1997 als Regierungschef bestätigt). Nachfolger von Staatspräsident Wee Kim Wee (1985-93) wurde nach erstmaliger Direktwahl des Staatsoberhaupts (August 1993) der vorherige Vizepremier-Minister Ong Teng Cheong.
K. Schumacher: Polit. Opposition u. polit. Wandel in S. (1993);
J. Breuer: Standort S. (1994);
W. Jamann: Chinese traders in Singapore. Business practices and organizational dynamics (1994);
F. van Alten: The role of government in the Singapore economy (Frankfurt am Main 1995);
J. B. Tamney: The struggle over Singapor's soal. Western modernization and Asian culture (Berlin 1996);
R. Jordan: Migrationssysteme in Global Cities. Arbeitsmigration u. Globalisierung in S. (1997).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Südostasien: Die Folgen des Zweiten Weltkriegs
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1Sịn|ga|pur [auch: ...'pu:ɐ̯]; -s: Staat auf der Halbinsel Malakka.
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2Sin|ga|pur: Hauptstadt von 1↑Singapur.
Universal-Lexikon. 2012.