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Ams|ter|dam [amstɐ'dam, auch: 'a…]:
Hauptstadt der Niederlande.
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Amsterdạm,
Hauptstadt der Niederlande (Regierungssitz ist Den Haag), in der Provinz Nordholland, an der Amstel sowie (durch zwei Unterwassertunnel verbunden) am Süd- und Nordufer des IJ gelegen, (1998) 718 200 Einwohner (mit den Randgemeinden über 1 Mio. Einwohner).Amsterdam ist kultureller Mittelpunkt der Niederlande. Unter den zahlreichen Bildungsstätten stehen die Königliche Niederländische Akademie der Wissenschaften (im Trippenhuis), die Universität von Amsterdam, die Freie Universität, die Akademie der Bildenden Künste sowie das 1910 gegründete Königliche Tropeninstitut im Vordergrund. Als Kunst- und Museumsstadt genießt Amsterdam Weltruf: Rijksmuseum (besonders niederländische Malerei), Rijksmuseum Vincent van Gogh, Stedelijk Museum (moderne Malerei), Rembrandthaus, Anne-Frank-Museum, Bibelmuseum, Tropenmuseum, Niederländisches Schifffahrtsmuseum und mehr als 30 weitere Museen, Concertgebouworkest.
Amsterdam ist eine bedeutende Handelsstadt. Die Amsterdamer Börse (gegründet 1611) zählt zu den wichtigsten in der Welt. Der See- und Binnenhafen ist mit (1991) 31,2 Mio. t Umschlagsleistung nach Rotterdam (einschließlich Europoort) der zweitgrößte des Landes; er ist durch den Nordseekanal mit dem Meer, durch den Amsterdam-Rhein-Kanal mit dem Hinterland verbunden. Der Luftverkehr wird über den internationalen Großflughafen Schiphol abgewickelt; er ist im Frachtverkehr der viertgrößte, im Passagierverkehr der fünftgrößte in Europa. Wichtiger als Einfuhr und Verarbeitung tropischer Rohstoffe (Tabak, Kaffee, Kakao, Chinarinde, Hölzer, Reis, Kautschuk, Gewürze) und Massengüter (Erdöl, Getreide, Kohle) sind heute Druckereien (Amsterdam ist das Zentrum der Buch- und Zeitungsverlage der Niederlande), Schiff- und Fahrzeugbau, Maschinenbau sowie Metallwaren-, Papier-, Nahrungsmittel-, chemische und Bekleidungsindustrie. Neben Antwerpen (Belgien) ist Amsterdam Hauptsitz der Diamantschleiferei. Mit jährlich etwa 10 Mio. in- und ausländischen Besuchern hat Amsterdam einen regen Fremdenverkehr.
Von der mittelalterlichen Ummauerung sind u. a. die Türme »Schreierstoren«, »Munttoren« (1490) und »Montelbaanstoren« (Anfang 16. Jahrhundert) erhalten. Den Mittelpunkt der Altstadt bildet der »Dam« mit dem monumentalen Königlichen Palast, 1648 nach Entwurf von J. van Campen als Rathaus begonnen, das Hauptwerk des niederländischen Klassizismus, der Einflüsse der italienischen Renaissance und des französischen Palastbaus des 17. Jahrhunderts verarbeitete, mit reichem Skulpturenschmuck. Dem Palast benachbart ist die Nieuwe Kerk, eine spätgotische Basilika (Ende 14. Jahrhundert begonnen, nach Brand 1645 wieder hergestellt); im Chor prächtiges Marmorgrabmal eines Admirals von R. Verhulst (1681). Die älteste Kirche ist die Oude Kerk, ursprünglich Hallenkirche (14. Jahrhundert, Turm um 1300), Anfang 16. Jahrhundert mithilfe eines imposanten Stützsystems aus Holz zur Basilika umgebaut.
Die erste nach der Reformation erbaute Kirche in Amsterdam ist die Zuiderkerk (1603-11) von H. de Keyser, ein Beispiel für den Typ der Predigerkirche. Ebenfalls von H. de Keyser und der Zuiderkerk im Grundriss sehr ähnlich ist die Westerkerk (1620 begonnen), die größte Renaissancekirche der Niederlande, mit dem höchsten Turm der Stadt (so genannter »Langer Jan«, 85 m hoch). Auch die Noorderkerk (1620-23) stammt vermutlich von H. de Keyser. Nahe der Oude Kerk ist in einem Wohnhaus (heute Museum Amstelkring) die so genannte Speicherkirche, eine typische, 1661-63 eingebaute »Versteckkirche« (Kirche, in der die Katholiken nach der Reformation geheime Gottesdienste abhielten) erhalten. Unter den Synagogen ragt die Portugiesische Synagoge (1671-75) mit originaler Ausstattung heraus. Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts sind die Mozes-en-Aaron-Kerk mit klassizistischem Tempelportal (1837-41) und die originelle neugotische »Vondelkerk« (1870-80 von P. Cuypers).
Die Häuser um den 1346 gegründeten Beginenhof stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Am geschlossensten ist die historische Bebauung mit zahlreichen schönen Bürgerhäusern an der Herengracht (angelegt 1585), Keizersgracht (1593) und Prinsengracht (1622) erhalten. Aus der Fülle wertvoller Profanbauten sind besonders bemerkenswert »Wijnkopersgildehuis« (1611), »Burgerweeshuis« mit reichem Renaissanceportal (1581), das monumentale »Trippenhuis« (1660-64) und das »Rembrandthaus« (1606). Im 19. Jahrhundert entstand im Neurenaissancestil u. a. das »Concertgebouw« (1888, 1985-88 völlig renoviert und mit gläsernem Anbau versehen). Am Anfang der modernen Baukunst steht die Börse (1898-1903; heute Kulturzentrum) von H. P. Berlage mit Jugendstilornamentik im Innern. Architekturhistorisch wichtig sind die Wohnviertel im Stil der »Amsterdamer Schule«, so Henriette-Ronner-Plein und Johannes-Vermeer-Plein von M. de Klerk, Mercatorplein und Transvaal-Viertel von H. P. Berlage u. a. In die Strukturen eines vorhandenen urbanen Umfelds fügt sich der von den Architekten Jan Bentheim und Mels Crouwel projektierte Anbau des Anne-Frank-Museums (1987) ein. Am Waterlooplein befindet sich der moderne Gebäudekomplex »Stopera« (Oper und Rathaus; 1978-87) von den Architekten W. Holzbauer und C. Dam. Große Bedeutung erlangte auch die Bebauung des ehemaligen Hafengeländes unter Beteiligung mehrerer Architektenbüros, u. a. Wohnblock von H. Kollhoff. Zu den repräsentativen Neubauten der Stadt gehören das Impulse Science & Technology Center (1994-97; Architekt: R. Piano) sowie der Erweiterungsbau des Van Gogh-Museums (1999 fertig gestellt; Architekt: Kurokawa Kishō. - Um den Stadtkern mit den ringförmigen Grachten gruppieren sich moderne Gartenstädte wie Slotermeer und Slotervaart mit neuen Grün- und Wassersportanlagen.
Anfang des 13. Jahrhunderts noch ein Fischerdorf auf dem Damm zwischen Amstel und IJ, erhielt Amsterdam um 1300 Stadtrecht und kam 1317 an die Grafen von Holland. 1367 trat es der Kölner Konföderation (Hanse) bei. Es entwickelte sich durch den Handel und Frachtverkehr mit Hamburg, den Orten der Ostseeküste und mit den Handelsplätzen Flanderns zu einer bedeutenden Handelsstadt. Die relativ ruhige Entwicklung wurde im 16. Jahrhundert durch die reformatorische Bewegung und den niederländischen Freiheitskampf unterbrochen, dem sich Amsterdam erst 1578 anschloss. Nach der Sperrung der Schelde und der Eroberung von Antwerpen (1585) durch die Spanier trat Amsterdam dessen Nachfolge als Handelsmetropole an. Die brabantischen Kaufleute ließen sich jetzt größtenteils in Amsterdam nieder. Schon vorher (1576) hatten portugiesische Juden, aus Antwerpen ausgewiesen, die Diamantschleiferei nach Amsterdam gebracht. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt mit dem Aufschwung der niederländischen Seemacht und dem damit verbundenen Aufblühen des niederländischen Kolonialhandels zur ersten Handelsstadt im Norden Europas. In dieser Zeit dehnte sie sich bis zum alten Festungsgürtel an der Singelgracht aus. Im 18. Jahrhundert ging die Bedeutung Amsterdams als Stapel- und Zwischenhandelsplatz weitgehend verloren, doch blieb die Stadt einer der bedeutendsten Handelsplätze in Europa. Die Besetzung durch französische Truppen (1795) und die Annexion durch Frankreich zerstörten Amsterdams Handel und Wohlstand. 1806-10 war Amsterdam Hauptstadt des Königreichs Holland unter Louis Napoléon; 1813 wurde es Hauptstadt des Königreichs der Niederlande. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Stadt mit der Eröffnung neuer Binnenwasserstraßen einen neuen Aufschwung. - Die Besetzung durch deutsche Truppen (15. 5. 1940) sowie den Zweiten Weltkrieg überstand Amsterdam ohne größere Gebäudeschäden; industrielle Demontage und die Deportation von Einwohnern, besonders jüdischen, trafen die Stadt bedeutend härter.
T. Koot: A. (41973);
E. Posthuma de Boer: A. (1974);
A. A. M. van der Heyden: Wunderbares A. (1976);
K. H. Bodensiek: A. (a. d. Niederländ., 1977);
Gemeente A. in cijfers. Jaarboek (Amsterdam 1982 ff.).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Handelsgesellschaften erobern die Welt: Kampf um die Märkte
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Ams|ter|dam [amstɐ'dam, auch: '- - -]: Hauptstadt der Niederlande.
Universal-Lexikon. 2012.