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Mennoniten
Mennoniten,
 
Alt|evangelische Taufgesinnte, nach Menno Simons benannte, im 16. Jahrhundert v. a. aus niederländischen und norddeutschen Täufergruppen hervorgegangene Religionsgemeinschaft. Die Mennoniten, die theologisch dem Kalvinismus nahe stehen, lehnen die Kindertaufe ab sowie jegliche Gewalt, staatlichen Zwang in Glaubensfragen, Kriegsdienst, Eid und Ehescheidung. Ihr Ziel ist die Nachfolge Jesu Christi im Sinne der Bergpredigt. Eine bestimmte Kirchenverfassung ist nicht vorgeschrieben; jede Gemeinde ist in sich selbstständig. Kirche wird als freie Versammlung verstanden, die sich durch die »Glaubenstaufe« der einzelnen Gläubigen (nach dem 14. Lebensjahr) konstituiert. Aufgrund ihrer Distanz zum Staat und ihrer pazifistischen Grundhaltung waren die Mennoniten häufig zur Auswanderung gezwungen: Ende des 18. Jahrhunderts in die Ukraine und nach Südrussland (Schwarzmeergebiet), wo unter dem Einfluss der Erweckungsbewegung und des Baptismus die »Mennonitenbrüdergemeinden« als ein eigener Zweig neben den Mennonitengemeinden entstanden; Ende des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert nach Nordamerika (USA, Kanada), wo bereits Anfang des 18. Jahrhunderts die ersten Mennonitengemeinden (u. a. die Amische) gegründet worden waren und heute noch die meisten der (2001) weltweit rd. 850 000 Mennoniten leben. In Südamerika bestehen größere mennonitische Gemeinden in Paraguay. In der Sowjetunion gab es 1990 etwa 50 000 Mennoniten, von denen die meisten inzwischen ausgewandert sind, zum Teil nach Deutschland. Die älteren deutschen Mennonitengemeinden haben sich 1990 in der »Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland« (AMG) zusammengeschlossen und repräsentieren mit ihren rd. 6 400 Gemeindegliedern ein knappes Viertel der in Deutschland lebenden Mennoniten; die Russlanddeutschen-Mennoniten bilden verschiedene Zusammenschlüsse. Die Mennoniten in Österreich haben sich in der »Mennonitischen Freikirche Österreich« (MFÖ) und der »Mennonitischen Freikirche Wien« (MFW) organisiert. In der Schweiz besteht als übergemeindliches Gremium die »Konferenz der Mennoniten der Schweiz«. Die meisten mennonitischen Kirchen sind Mitglieder der 1925 gegründeten »Mennonitischen Weltkonferenz« (Sitz: Straßburg). Die Mennoniten gehören zu den historischen Friedenskirchen.
 
Literatur:
 
P. M. Friesen: Die Alt-Evangelische Mennonit. Brüderschaft in Rußland (1789—1910) im Rahmen der mennonit. Gesamtgeschichte (1911, Nachdr. 1991);
 
Mennonit. Lex., hg. v. C. Hege u. a., 4 Bde. (1913-67);
 
Die M., hg. v. H.-J. Goertz (1971);
 J. Thiessen: Mennonite Low-German dictionary. Mennonit. Wb. (Marburg 1977);
 A. Lange: Die Gestalt der Friedenskirche. Öffentl. Verantwortung u. Kirchenverständnis in der neueren mennonit. Diskussion (1988);
 H. Penner: Weltweite Bruderschaft. Ein mennonit. Geschichtsbuch, bearb. v. H. Gerlach (51995).

Universal-Lexikon. 2012.